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Ottendorfer Zeitung : 07.01.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-01-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Privatperson
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-190601075
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19060107
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19060107
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-01
- Tag 1906-01-07
-
Monat
1906-01
-
Jahr
1906
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 07.01.1906
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Mein! : In! !MiM > iereim rsteien i Msien, Wie ! -lshof, i ibäude üggen, c ein- e find o'ut o- asaüen »erren- rrmuS, urm,s, Däuser radien, , Wie glichen lorven. liegen Herren- Lettin e wird e von Beim Gehilfe zeiöiet. rprsng- Boa Baron rrichier können, mauert Sch'otz Schloß gerren- ft wor- hat die wollen, vungen Kreise ebrannt GutS- : G nter unoer« mdshof !ä>miUz. sich ill 'st die ionären Meldet, zehalteN oen sei. szsmber Lano- eäschert N. Anlaß !s al« ens am in den Prinz- m wett« nommen rher im figottes- cde ein nskopats m Dom Dr. von zu dem oesenden > diplo- nd ein« l waren, süc da« 4t Ge- sich der izöstscher cher und ten auS. nach der räch und der be- l arme- iS davon md mich, uch wirk» so sehr n." Annonce aten ab, studieren, nge end werden. aten die kweg an. erschuhen blonden, i Augen, ad ängst- icht. Sie lten Ber« r nannte. S'Ldtchen Papier- lige Lage sens hin- igs Pracht, r plötzlich i BaldS, enkoftüm, n moder« en unbe« Das Befinde« des frühsten Eiienbahn- »mifikrs v. Thielen, das sich eine Zeitlang etwas gebessert hatte, ist in den letzten Tagen wieder ungünstiger geworden. Alkohol und Rechtsprechung. Im ganzen Bezirk des Berliner Kammergerichts ist es sämt» lichen Beamten einschließlich der Rich'er unter sagt worden, in den Gerichtsgebänden während der Diensthunden alkoholische Getränke zu ge nießen. Gleichzeitig find sie auf die alkohol freien Getränke hingewiesen worden. Steckbrief. Der Staatsanwalt in Muri «ließ hinter den geflüchteten Warenhausinhaber Alfred Strunk einen S Eries wegen betrüge- rischen Bankrotts. Die von dem G flüchteten mitgenommenen Barmittel werden aut 50000 Mark geschätzt. Die aufaedeckren Betrügereien nehmen immer größeren Umtang an. Durch Kohteugas vergiftet. Als der Schmiedepeselle Wilhilm Kittler in Dresden- übmgen abends nach Hause kam, sand er seine aanze Familie an Kohler gas erstick, vor. Seine Frau, ein dreijähriger Sohn und eine neun- jäh'iae Tochter lagen leblos in der Küche. Ob ein Unglückstall oder Selbstmord vorliegt, ist noch nicht ftstaestell:. <»i« Ka»vs aus Lede« und Tod fand in Hanau Amtszimmer zwischen firm Kriminalkommissar Ziese und einem übel- bettumundeten Verhafteten namens Weingart statt. Bei der Vernehmung Weingarts, der sich in letzter Zeit wiederholt unsittliche Attentate gegen junge Mädchen hatte zuschulden kommen lasten, stürzte sich Weingart mt einem ge ladenen Revolver auf den Komm'ffrr. Hinzu- etlende Beamte verhinderten, daß eS zum äußersten kam. Im Afievetwah». Im Krankenhause in Berus ei stach ein junger Arbeiter im Wund- fieber seinen Wärter mit einem Taschenmesser und verwundere seine Pflegeschwester und mehrere Kranke. Bon der Rücksichtslosigkeit gewisser Bmomobiltahrer gibt ein trauriger Unglückstall Kunde, der fich am zweiten Weihnachtsfeiertage in Mölwicke (Kreis Olpe) ereignete. Das Automobil raste zwischen 9 und 10 Uhr abends durch das Dorf und übertuhr den diensttuenden Nachtwächter Ignatz Schneider. Der Über fahrene wurde bald daraus tot aufgefunden. Des rücksichtslosen Automobilfahrers konnte man leider nicht habhaft werden. Putverexplosio«. In Spittel (Lothringen) begaven fich mvigenS vier junge Bergarbeiter, die Silvester geleiert Haiten, gegen 5 Uhr in die Küche der elterlichen Wohnung, wahrschein lich um fich nach etwas Eßbarem umzusehen. Einer von ihnen fand einen Sock mit Pulver, aus dem einige Körner herauSrieselten. Der Unvorsichtige versuchte, diese mit einem Streich holz zu entzünden, und im nächsten Augenblick flog d'e gesamte Palvermenge auf. Die vier Bergleute wurden tödlich verletzt; der Sach schaden ist erheblich. Bei dem Brande einer hölzernen Baracke in dem luxemburgischen Dorfe Beles kamen vier Arbeiter in den Flammen um. Uder de« „Dievstaht" eines Dichters Wird aus London geschrieben: Wegen Ent wendung eines Blechtopfes wurde der Dichter Brrhur Andre zu vierzehn Tagen Gefängnis Verurteilt. Andre führte zu seiner Entschuldigung an, daß er den Tovf aus — Versehen mil genommen habe. Der Dichter gab jedoch -m, in sehr mißlichen Verhältnissen zu leben. Bei seiner Verhaftung wurden Briefe von König Eduard, Königin Alexandra, Lord Beresford uiw. in seinem Besitz gefunden, die an ihn adressiert waren. Ei« altes römisches Dorf ist in Eng land bei dem Dorie Vatchfield in Berkshire entdeckt worden. Man hat die Fundamente und Neste von Wohnstätten, ferner vi-ie Löp er- waren, Krüge, Flaschen, Ziegel, Nägel und andre Gegenstände gefunden. In einem Äasser- kmg lagen zwei Dutzend Münzen, meistens von dem sogen. Kaiser Alleolus. Der Erfinder der Petroleumlampe, James HinkS in Birmingham, ist rm Aller von fast SO Jahren gestorben. Im Jahre 1853 ist Ketter ist kostbar, wir werden Herne e.nen himmlischen Spaziergang haben. Sieh' mal l" uud dabei zog fie hastig ein ganzes Bündel »usammengebundener Briete hervor, »was ich habe, ist das nicht reizend?" Schneller war Mariechen gewiß noch nie mals zuvor fertig geworden. Arm in Arm wanderten alsdann die beiden jungen hübschen Rädchen eUlg dem Stadlparke zu. »Also du hast wirklich Antworten bekommen, Ella? Haft du dich nicht gebangt, dieselben auf der Post zu verlangen?" »Bewahre, Kindchen! Nun laß unS aber rasch dorr in jenen entlegenen Gang einmünden, ich sterbe sonst vor Neugierde I So, nun wollen wir immer einen aus dem Paket herausziehen, und dann zusammen lesen, daS macht am meisten Epaß." Eine Epistel nach der andern war nach und nach an die Reihe gekommen, sodaß jetzt nur votz zwei übrig waren. »So, von diesen beiden da bekommt jede von uns einen; hier, zieh' mal, Mariechen!' Hatten die Freundinnen bisher bei ihrer Lektüre hell und fröhlich aufgelacht, w wurden sie jetz mmwürdig still und nachoenllich. Wie immer brach die muntere Ella den Bann, indem fie das zaghafte Mariechen liebreich an fich zog und sragie: »Nun, Mäuschen, möchtest tu dich wieder einmal lieber ganz verkriechen? War steht denn in deinem inhalts- und schicksalsschweren Briete, »der darf man es nicht w sseu? Aber warte, ich werde mit gutem Beispiel oorangehen, Und dir zuerst Mitteilen, was der meinige ent hüll. Alio denl' dir nur, er ist von Herrn Frisch, ihm die erste Erdöllampe patentiert worden; später hat er seine Erfindung verbessert und schließlich die „Duplex"-Brennerlamv' erfunden. Sein Geschäft wurde im Jahre 1872 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Streik der Restaurateure. In der ita- liewichen Stadt Varese streiken die Eigentümer der Hotels und Restaurants, um gegen die Er höhung der städtischen Verzehrungssteuer zu protestieren. Am Neujahrstags sind alle öffent lichen Etablissements geschloffen geblieben, der Streik ist vollständig dmchgsführt. Soldaten und Karabimeri sind nach der Stadt beordert worden. Selbstmord« Der Adjutant des Komman dierenden des Warschauer Militärbezirks von Erzherzog Karl Franz Joseph. Der älteste Sohn des kürzlich so sckwer erkrankten Erzherzog« Otto von Österreich, Erzherzog Korl F a- z Josepd, hat beim EiSloußn -inen recht be denklichen Untall erlitten. Ec brach fich den Unter- schenkel und wurde zunä-^st nach dem AugartenpalaiS gebracht. Von hier erfo'gte seine Überführung in ein Sanatorium, wo der verletzte Fü-K mit Röntzen- strablen un'ersubt wurde. Erzherzog Ka l Franz Joseph ist Leutnant im Ulanen-Regiment Erzherzog Otto Nr. t in Wien und Ritter des Orden- vom Goldenen Vl-es. Meyer hat fich erschossen: er soll durch den Bankkrach kein ganzes Vermögen verloren haben. Die Kolonisatiouspläue der H ils- armre haben neuerdings ein io lebhaftes I tter, sie in Kanada erweckt, daß die dortige Regierung beschlossen bat, sie kräftig zu för dern. Sie hat dem General Booth 250 000 Acker Landes angeboten, damit er auf ihnen seinen Plan in die Tat umsetzen kann. Außer dem hat die Regierung von Ontar-o beschlossen, die jährliche Unterstützuna, die fie der Heils armee zahlt, von 16 000 aut 40 000 Mk. zu erhöhen. Der Leiter der kanadischen Heilsarmee wird in London mit dem General Booth kon ferieren und man hoff:, im neuen Jahre vor läufig 10 000 Anfiedler von England nach Kanada befördern und dort anfiedeln zu können. Der Premierminister Sir Wilftied Laurier ist ein ei'riger Förderer deS AuSwandererplanes und wird in seinen Bemübungen wann von der Puffs unterstützt, die fich von der Durchiührung deS Planes die größten Vorteile für ihr Land verspricht. Ratte« »nd Rsfe». Die Wissenschaftlichen deS Ackerbaudeparremenls der Vereinigten Staaten baden ein neues probates Mfttel ge funden, um Ratten zu fangen: Rosen! Brot rinden, Kitte, Speck chwa ren vermögen als Köder süc die ästigen Nrgettere mit den Rosen nicht zu konkurrieren. Der Duft des ältesten Kittes hat, so zeigen die wissenschaftlichen Experimente, nicht annähernd die Anziehungskraft, wie der Dutt der Roft; die Rutten haben einen aus gesprochen „schöngeistigen* Geruchssinn. Sie unterscheiden noch feiner: fie heben Lieblinge unter den Rosen, nämlich die weißen Braut rosen uud die Nephitos-Rose. Fallen, die mit den ordinären, bisher gebrauchten Ködersorten versehen find, werden von den aus Rokenduft »ersessenen Ratten mit verächtlichem Nasen- rümpsen stehen gelassen, woh'Ngeqeu eine Falle, in welcher eine stark duftende Rose als Köder befestigt war, geradezu unwiderstehlich auf die Tiere wirkt«. Die Ratten find bislang als gierige Fresser verschrien gewesen. Man hat fie gründlich verkannt. Sie find ästhetisch ver anlagt, fie fressen die Rosen nicht; fie laben fich an ihrem Duft und verschmähen gemeine Genüsse, wie Sveck und Käse. Ihr Schönheits- dranq führt rettungslos ihren Untergang herbei, da fie dem betörenden Duft der Königin der Blumen nicht zu widerstehen vermögen. Ein Schimmer von Romantik breitet fich über die dem Tode geweihte Ratte. Die prosaischen Wissenschaftlichen des Ackerbaudepartements emvtehlen den Anbau weißer Rosen als Ratten- kö^er. GeincktskaUe. Frankenthal. In d-m WeinfLlsLunp?Prozeß wurde der Angeklagte Reib-taa-abg. SartorivS zu em-r Geldstrafe von 3000 Mk. verurteilt. Der Staatsanwalt Latte drei Monat Gefängnis und 3000 Mk. Geldstrafe beantragt. Sartorius bat g^en das Nrieil beim Reichsgericht Revision an melden lassen. Hirschberg i. Schl. Der Reisende Anders hatte der Firma Ruppert in H rischdorf 33 000 Mk. unterschlagen. D e Strafkammer verurteilte ihn d-für zu anderthalb Jahr Gefängnis und zwei Jahr Ehrverlust. Neujahrsgejchenle in alten Zeiten. Nur in Frankreich hat fich heute noch die Sitte erhalten, zu Neujahr Geschenke zur ver teilen, und die Zahl und die Kostbarkeit dieser N uiahrsgeschenke wird von Jahr zu Jahr größer; ein ganzes kleines Heer von findigen Köpfen ist daS Johr über beschäftigt, zur Jahres wende originelle neue Überraschungen für diesen Zweck herauszubttngen. In allen andern Ländern ist hierin das Weihnachtsfest an die Stelle des Nsujahrstages getreten, und allein die Neujahrskarte, mit der allerdings auch ein immer größerer Luxus getrieben wird, und die Trinkgelder erinnern daran, daß einst Neujahr allgemein der Tag war, an dem man einander mit Geschenken überraschte. Die Sitte der Nsujahrsgeschenke hat eine lange Geschickte. Sie führt zurück in das alte Rom, wo das neue Jahr überhaupt mit großen Festlichkeiten begrüßt wurde. Aber die NeujahrS- oeschevke der alten Römer hatten einen andern Charakter, als bei uns gewöhnlich Geschenke haben Während bei uns vor allem der Reichere dem Nlmeren, der Herr dem Diener Geschenke gibt, mußte fie im alten Rom de: Klient seinem Patron darbrsrg-m, und ganz besonders ent- w ckftte fich in der Kaiserzeit der Brauch, am Neujahrstage den Kaiser mit Geschenken zu überschütten. Späterhin wurden fie togar zu einer regelrechten Abgabe, die die Senatoren dem Kaiser zu leisten hatten. Auch die NeusahrS- wünsche wurden im alten Rom zunächst den Beamten dargebracht, und erst allmählich ver allgemeinerte fich diese Sitte und ging auf die christlichen Gemeinden über. Auch in Deutschland war früher der Brauch der Nevjahrsgeschenke allgemein. Man wünschte fich Glück zum neuen Jahr; man tauschte seit dem 15. Jahrhunhert auch schon GratulationS- karten, schön in Holz geschnitten oder in Kupfer gestochen, aus; man sand mancherlei Anlaß zu ausgelassenen Scherzen, Maskeraden und Tanz vergnügungen, und man beschenkte fich gegen seitig. So war Neujahr besonders für die Kinder ein frohes Fest. D'e Kinder gingen zu ihren P tten, sag en ihren Glückwunsch au! und erhielten von diesen dafür ein Gescheut. Zicker- und Backwerk, aber auch Kleidungsstücke und silberne Löffel waren die beliebtesten Neujahrs- geschenke. Oft sangen die Kinder auch bei Leuten, mit denen üe nichr verwandt waren und forderten dann 'hre Geschenke, so daß wiederholt Klagen über Belästigung laut wurden. Im Jahre 1681 unftim Eleven, ber bei Onttl bre WnüttMl er lernt; ist das nicht merkwürdig? Und das komischste dabei ist, daß er offen erzählt, eine junge Dame, die fich als Gast im Hause seines Lehiherrn zurzeit aushält (und das kann ja nur rch selbst sein) unendlich zu verehren, fich für dieselbe aber viel zu arm und unbedeutend >ühle. Trotzdem strebe er ehrlich danach, sein Wissen und seine Anschauungen im schriftlichen Verkehr mit einer gebildeten Frau zu erweitern und zu veredeln, damit er im Umgang mit jener Dame nicht gar so abstoßend wirke. Ist das mcht gerade rührend von ihm?* »Überhaupt ist er ein tüchtiger Mensch, so tüchtig und fleißig. Onkel kann ihn garnicht genug loben, er läßt ihn ganz selbständig win- schatten und behandelt ihn wie einen Sohn. Daß er arm ist, das ist wahrl'ch nicht seine schuld und auch kein Verbrechen; dafür bin ich wohl reich zu nennen, was aber ebenso wenig mein V rdienst ist. Ach, Mariechen, j.tzt erst fühle ich so recht, wie gut ich ihm bin und wie unendlich lieb ich ihn habe! Siehst du, wer keine Eltern und Geschwister hat, wie ich, ber ist sür wahre Liebe und Freundschaft so dankbar. Um mich seiner Achiung und Liebe auch wirklich würdig zu machen, will ich fort an meine volle Kraft etnsetzen!" Einige Minuten hing jedes der jungen Mädchen seinen eigenen Gedanken nach. Dann aber umschlang Fräulein Ella Bald in zärt licher, liebevoller Welse die jüngere Fieundin, und sragle in sau mütterlich teilnehmendem Lone r »Und du, Mariechen, Haft du mir denn gar nrch.K anzuoerlrauen?" „Ser mir nrchi döie, Ella, ich mochte über den Inhalt meines Brieses nicht iprechen; du ver stehst mich, nicht wahr, und verlangst ihn nicht zu lesen? Es wird ja k->in Unrecht sein, wenn ich ihn ausbewahre? N emand wird jemals erfahren, wer ihn geschrieben hat, oder der Empiänger war," fügte die Kleine ganz ängst lich und beklommen hinzu. „Kleines Närrchen, wer könnte dir wohl zürnen? Na ürlich sollst du schweigen dürfen, wenn du so willst, nur eines versprich mir, zu mrr kommen zu wollen, solltest du jemals meiner Hilfe oder meines Rates bedürfen! Und nun ganz schnell nach Hause, sonst ist Tante Anna schlechter Laune und erlaubt uns nie wieder zusammen spazieren zu gehen!" * * * Der zafte, jungfräuliche Reiz deS Frühling? hatte längst der reichen Pracht des Sommers weichen müssen und schon winkte der nahe Herbst mit seinen mannig-achen Gaben. Erhitzt und müve, trotzdem aber mit einem Ausdruck vollkommenen Glückes und innerlicher Zufriedenheit keyrt der junge Ehemann und Gutsbesitzer Willi Frisch nach anstrengender, fleißiger Emteaibeit in jein trautes Heim zmück. Frohlockend hält sein junges, blühendes Weib chen einen Brief ihm entgegen mit den Worren: »Rat mal, Schatzi, von wem der ist und welche Neuigkeit er enthält?" »Ja, mein Liebling, das ist schwer zu sagen. Außerdem ist rmen nicht meine starke Seite, wohl aber zuhören, wenn mein F auchen mir den Inhalt des Schreibens mitteftl!" erging sogar in Mülhausen im Elsaß ein Ver bot, die K oder zu Neujahr in die Häuser zu schicken und das „Gut Jahr" zu holen, „weil es ein unerträglich Geläuf war." Ebenso wie die Kinder sangen Handwerksbmschen und andre arme Temel vor den Häusern der Reichen bis tief in die Nacht hinein uud erwarteten em freundliches Geschenk. . . Eine große Rolle spielten die Neujahrs« geschenkt im alten England, und hier halten fie merkwürdigerweise denselben Charakter wie im alten Rom. Neujahrsgeschenke erhielt in erster Linie der König; fie hielten alle streng am die Beachtung des alten Brauchs, am energischsten wohl die Königin Elisabeth. Hosbeamte, die VairS und ihre Gemahlinnen, Bischöfe, Ritter, Edelleute und die Untertanen jedes St an-es, fie alle mußten der Königin ihren Tribut zollen und fich durch die Annahme ihrer Geschenke aufs höchste geehrt fühlen. Von niemaud nahm die Königin eine Entschuldigung an, und es wird berichtet, daß fie sogar von ihrem Müll« fuhrknecht ein Neujahrsgeschenk forderte und er hielt. Und was sür Geschenke Las sein mußten l Schatullen, besetzt mit Edelsteinen, kostbare Armbänder, Halsketten und Ringe, schwere Seiden-und Atlasftoffe, gestickte Mäntel, Unter röcke, zierliche Fächer und Spiegel — kurz, alles, was nur der Eitelkeit dieser anspruchs vollsten unter allen Königinnen dienen konnte. Eins dieser NeujahrSgeschenke bat auch ein historische» Interesse; z« Neujahr 1561 wurden der Königin „ein Paar schwarze, seidene, ge strickte Strümpfe von ihrer Seidenhändlerin Mrs. Montague geschenkt." Das war etwas ganz Neues, und diese Gabe gefiel ihr-r Majestät so, daß fie von da ab keine andern Strümpfe mehr tragen wollte. „Queen Beß" war auch keineswegs darüber erhaben, von ihren gelreuen Untertanen Geld anzunehmen. Vom Erzbischoi von Canterbury erhielt fie 800 Mt., der Erzbischof von Park kam mit 600 Mk. davon, andre Bischöw hatten ihr 200 bis 400 Mk. zu „schenken", und ein welt licher Pair war auf 400 Mk. taxiert; so be trugen die Geldgeschenke zu jedem Neujahr gut 24000 Mk. Wer fich bei der Königin besonders in Gunst setzen wollte, machte ihr geradezu fürst liche Geichenke. So erhielt die „jungfräuliche Königin" am 1. Januar 1571 von Lord Le erster »ein Armband auS Goid, schön m t Rubinen und Diamanten besetzt, mit einer Uhr in der Schließe, an deren Vorderseite ein schöner rautenförmiger Diamant fitzt, von dem ein rundes Schmuckstück mit Diamanten und Perlen im Gewichte von 11 Unzen herabbängt"; der kostbare Schmuck lag in einem Kästchen auS purpurrotem samt, das ganz mit venezianischem Gold bestickt und mit grünem Samt getüftelt war. Dafür schenkte die Königin ihren Unter tanen Silbergeschirr. Im übrigen waren in England in diesen guten alten Zeiten beliebte NeujahrSgeschenke Handschuhe und Nadeln, die damals recht teure Gegenstände waren, da fie häufig aus Silber hergestellt wurden. Als Sir Thomas More Grobkanzler von England war, erhielt er zu einem Neujahr von einer MrS. Croaker, zu deren Gunsten er in einem Streittalle entschieden hatte, ein Paar Handschuhe geschenkt, in die 40 goldene Engelstaler gesteckt waren. Der feinsinnige Humanist schickte ihr daS ur w llkom- mene Neujahrsgeschenk sofort mit folgendem Briefchen zurück: »Mistre«, da eS gegen die guten Sitten verstoßen würde, wenn ich Ihr Neujahrsgeschenk zmückweisen wollte, nehme ich Ihre Handschuhe mit Dank an; aber daS Futter muß ich entschieden zmückweisen." (Aus der .Saale-Ztg.-) Kuntes Allerlei. Gi« gastliches Haus. Erster Vagabund: „Woher kennst du denn den fernen Henn, den du so freundlich wüßtest?" — Zwetter Vaga bund : »Wir wohnten zwei Jahre lang unter einem Dach!" — Erster Vagabund (ungläu^g): »Der bei brr?" — Zweiter Vagabund: „Nnn, ich bei ihm, er ist nämlich Zuchttzaus-Direuor." tMch. Jahrh.-) „So machst du's doch »mme, du Ueoer, alter Faulpelz dul Also denke dir nur, Mariechen hat fich verlobt und wird fich wahr scheinlich roch in diesem Jahre verheiraten. Dr. Schneid, ihr Verlobter, hat eine feste An stellung mit gutem Gehalt am städtischen Krankenhaus in St. erhalten, also ganz in unserer nächsten Nähe. Mit diesem wertvollen Schreiben in der Lasche ist er sofort zu Tante Anna gegangen und hat bei ihr um Mariechen angehattem Das liebe Ding ist io glücklich und dabei w unendlich bescheiden und arftpmchsloS, daß man ihr nur von ganzem Herzen alles Glück und Gute für die Zukunft wümchen kann. Be dient hat fie's längst; ihr Leben war bisher nicht eben leicht, obgleich fie jetzt schreibt, Tante Anna wäre seit ihrer letzten Krankheit viel milder und gütiger geworden. Jedenfalls scheint Fräulein Scharf ganz entzückt zu sein von Dr. Schneid, dessen geschtck er, au op'er der Behandlung, im Verein mft Mariechens un ermüdlicher, hingebender Pflege, sie ihr Leben zu verdanken scheint. Und weißt du auch, mein Herzensmrnn, aber dies ist ein großes Ge heimnis, das du unter keinen Um iSnden ver raten darfst, wer der eigentliche Begründer, auch dieser Verlobung ist? Meine damalige Annonce in der Berliner. . . .! Jener er re Brief führte doch, auf mein dringendes Zu reden hm, zu einem gegenseitigen driefl chsn Gedankenaustausch, dann am Krankenbette oec Tame zu einem persönlichen Verkehr und zuletzt zu einer glücklichen Verlobung!" «B -v Ende. chen, da-
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