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polirilcke kunclsckau. Die Wirre« i« Rußland. * Auch während unsrer Weihnachtsfeiertage hat der Aufruhr in Rußland weiter getobt und besonders ist das alte Moskau der Schauplatz förmlicher Schlachten zwischen dem Miliiär und den Revolutionären gewesen, in denen es zahlreiche Tote und Verwundete gab. Im Keller des Rathauses daselbst explodierte eine Höllenmaschine, wodurch mehrere Beamte getötet wurden. Das Fiedlersche Gymnasium, in dem der Arbeiterrat seinen Sitz halte, soll von der Artillerie in einen Trümmer haufen verwandelt worden sein. Es laufen auch viele übertriebene und unkontrollier bare Meldungen mit ein, deren vollständige Wiedergabe sich nicht lohnt, da die Wirklichkeit schon entsetzlich genug ist. In allen Kämpfen blieb aber schließlich das Militär siegreich. — In den baltischen Provinzen hat sich die Lage noch keineswegs gebessert, vielmehr wird berichtet, daß in einigen Orten jetzt auch das Leben Reichsdeutscher bedroht sei. In Petersburg ist die Lage verhältnis mäßig besser. Zwar ist die Aufregung groß, aber die Petersburger Arbeiterschaft hat die Aufforderung, in den Generalstreik einzu treten, mit übergroßer Mehrheit abgelehnt. Die Not ist in den Arbeitermassen ohnehin schon groß genug, da nirgends ein ordnungs mäßiger Betrieb gesichert ist. — Im Bureau der Moskauer politischen Polizei wur den durch zwei Bomben die Wand, die Decke und das Innere zerstört. Der Revierausseher und ein Schutzmann wurden getötet und ein Soldat verwundet. *Jn Petersbmg ist am 26. d. (2. Weih« nachtsfeiertag) das neue Wahlgesetz ver öffentlicht worden; es wird sämtliche Steuerzahlerwahlberechtigt machen. "Die Verfassung soll am russischen Weihnachtsseste veröffentlicht werden, die Wahlen (auf breitester Grundlage und fast nach dem allgemeinen Wahlrecht) sollen Ende Januar, der Zusammentritt der Reichs duma im Februar statt finden. * Inmitten all' dieser aufregenden Ereignisse fand der Zar noch Gelegenheit, zu Ehren des scheidenden deutschen Botschafters Grafen von Alvensleben in Petersburg ein Prunk mahl zu geben. "General Lenewitsch, Kommandeur der Mandschureiarmee, depeschierte, die Hälfte der aktiven Armee habe sich empört. Die Reservisten verlangen sofortige Rückkehr in die Heimat; er vermöge gegen die revolutionäre Propaganda in seiner Armee nicht mehr an zukämpfen. * * * Deutschland. "In einem Danktelegramm an Kaiser Wilhelm für dessen Glückwunsch zum Namensfest hat, nach der ,Post', Kaiser Nikolaus auch der ernsten Lage in Ruß land gedacht und seinem Schmerze darüber Ausdruck gegeben. „Wir machen jetzt schwere Zeiten durch," soll Kaiser Nikolaus telegraphiert haben, „loch hoffe ich, daß die schwere Krise bald wieder vorübergehen wird, ohne dem Lande unheilbaren Schaden zuzufügen." "Wie das ,Memeler Damptboot' mitteilt, sei ihm berichtet worden, daß die Revolutionäre den Hase» von Riga gesperrt hätten. In Libau hinderten sie die Ausfahrt der Schiffe, bewarfen sie mit Steinen und feuerten auf sie. Ein deutsches H-lssschiff ist schon nach Memel zurückgekehrt, ohne deutsche Flüchtlinge zu bringen. — Der deutsche Konsul in Riga hat telegraphisch um die Entsendung zweier Kriegsschiffe gebeten. "Neuerdings ist wieder einmal gemeldet worden, daß die Bewilligung von Reichstags diät e n durch den Bundesrat bevocstehe. Der Berliner Berichterstatter der Münch. N. N.' will mit Bezug darauf an amtlichen Stellen den Bescheid erhallen haben, es sei noch keine Ent scheidung getroffen; die Angelegenheit stehe auf dem alten Flecke. Daß in neuester Zeit eine Sinnesänderung beim Kaiser eingetrelen sei, dafür habe man keine Beweise. Die.Germania' dagegen, die in dieser Angelegenheit möglicher weise doch bester unterrichtet ist, HSV die er wähnte Meldung sür richtig. * Eine Interpellation betr. den mangelhaften Schutz der Reichsdeutschen in den russischen Ostseeprovinzen durch die deutsche Reichsregierung wird nach der .National-Zeitung' von der rechten Seite des Hauses im Reichstag nach Neujahr eingebracht werden. * Die Ältesten der Berliner Kaufmannschaft hatten von der Entschließung, welche in der Versammlung am 17. d. zugunsten eines freund schaftlichen Einvernehmens zwischen Deutsch land und England gefaßt wurde, dem Fortis, der neue italienische Miniüerpräfidcnt. Reichskanzler Kenntnis gegeben und Haden darauf von demselben folgende Antwort erhalten: „Von der durch das Schreiben vom 17. d. über mittelten Resolution habe ich mit lebhaftem Interesse und großer Genugtuung Kenntnis ge nommen. Die zum Ausdruck gekommenen Gedanken und Bestrebungen find meiner wärmsten Sympathie gewiß. Der Reichskanzler, gez. Bülow." * Dem sächsischen Landtag ist ein Gesetzentwurf über die Zulassung der Feuer bestattung zugegangen. Frankreich. * In Marseille hat die Polizei dort zwei Deutsche als Spione verhaftet, namens Georg Wolf und dessen Sekretär Ludwig Wiege. Dieselben waren nach Marseille ge kommen unter dem Vorwande, ein Patent für Stickmaschinen zu verkaufen. Eine Haus« uchung, die in ihrem Absteigequartier vor- renommen wurde, führte zur Entdeckung von Dokumenten, durch die ihre Schuld klar er wiesen sei. Die Behörden bewahren über diese Angelegenheit das größte Stillschweigen. England. * Nach einer etwas phantastischen Londoner Meldung des Marin' soll Campbell-Bannerman beabsichtigen, die Mächte zu einer Konferenz einzuladen und ihnen einen noch auszu- arbeitenden Entwurf über die Einschrän kung der Flottenvergrößerungen vorzulegen. Da England über keine bedeutenden Landtruppen verfügt, beabsichtige die englische Regierung vorläufig nicht, die Vermindemng ;er Landarmeen zu beantragen. Sollten jedoch )ie üb igen Mächte dies wünschen, so würde England sich diesem Vorschläge nicht Wider etzen. Es heißt, die englische Regierung be absichtige, den Plan zuerst Deutschland zu unterbreiten, aber man befürchte, bei der deutschen Regierung auf energischen Widerstand zu stoßen. Italien. "Italien hat während der Weihnacht?» eiertage den Ausbau fernes neuen Mini« terrums vollendet, besten Premier der Libe rale Fortis ist. * In bezug aut die neuerdings viel erört-rte Frage betr. die Haltung des päpstlichen Stuhls gegenüber dem Gesetz über die Trennung der Kir ch e vom Staate in Frankreich wiw verstchert, daß der Vatikan die Katholiken Frankreichs auffordern wird, sich dem neuen Gesetz zu unterwerfen und es als das kleinere übel anzuuehmen. Wenn Schwierig keiten bei der Durchführung entstehen sollten und wenn man durch weitere Maßregeln darau hinarbeiten sollte, das Gesetz für die Katho liken unerträglich zu gestalten, dann wäre noch immer Zeit, neue Beschlüsse zu fasten. Spante«. "Die Marokkokonferenz wird nach übereinstimmenden Mitteilungen aus Pariser und Madrider RegierungSlreisen in Algeciras am 7. Januar beginnen und binnen 14 Tagen ihre Arbeiten erledigen. Deutschland, Frank reich und England seien darüber einig ge worden, daß dort keine über den deutsch-fran zösischen Pakt vom 28. September hinaus gehende Angelegenheit zu erörtern sei. Nur die dringendsten Zoll« und Finanzfragen will man erledigen und die Marokkofrage dann, für einige Zeit wenigstens, aus der ersten Linie der internationalen Politik verschwinden lassen, weil die europäischen Mächte wichtigerer Auf gaben gewärtig sein müssen, übrigens soll der Sultan von Marokko sich nicht mit Madrid an Stelle von Algeciras als Konferenz ort einverstanden erklärt haben. Balkanstaate». * Die Pforte hat den Botschaftern mitgeteilt, daß die nötigen Befehle zur Ausführung der gemäß dem Reglement erforderlichen F i n a n z - maßregeln in Mazedonien dem Ge« neralinspekior Hilmi Pascha erteilt seien, daß aber 3 Prozent Zollerhöhung als Garantie für die übernommenen Verpflichtungen unumgänglich notwendig sei. "In Saloniki fand unter dem Vorsitz des Generalinspektors Hilmi Pascha die erste Sitzung der mazedonischen Finanzkom mission statt, in der über die Gmndzüge des Budgets beraten wurde. Es scheint also, als ob nun wirklich ernstlich an Reformen ge arbeitet werden soll. "Die monteneqrinische Skupsch- tina beschloß, die Thronrede mündlich zu be antworten und dabei dem Fürsten ihren Dank sür die Gewährung der Verfassung auszudrücken. Afrika. "Die Anhänger des Marokkaners Bu Hamara haben die Zollstation in der Nähe der französischen Faktorei zerstört. Viele Familien find in das spanische Lager geflüchtet. Japa«. "Ein alter japanischer Soldat, namens Higuraschi, der beabsichtigt haben soll, den Ministerpräsidenten Katsura zu ermorden, wurde verhaftet. Higuraschi soll gestanden haben, daß er Bomben angefertigt habe, er habe in seinem Notizbuch eingeschrieben, daß er beschlossen habe, Katsura zu töten. Bei seiner Festnahme erklärte er, daß er Katsura als verantwortlich sür den Frieden betrachte, der eine Schmach sür Japan während eines sehr großen Zeitraumes sein werde. vle Revolution und die Schule. Ein vorzeitiger Schulschluß ist in Riga durch die revolutionären Unruhen herbeigefühlt worden; die traurigsten Ferien find der lernen den Jugend ausgezwungen. Vergeblich waren die deutschen Lehrer bemüht, die Politik von der Schule fernzuhalten und die jugendlichen Gemüter vor jenen giftigen Ideen zu bewahren, die wie ein verheerendes Feuer weiter fressen. Eines Morgens sammelte sich eine Rotte von halbwüchsigen Burschen, verstärkt durch Arbeiter unter Führung roa Studenten und Studen tinnen, und verlangte sofortigen Schluß des Unterrichts. Die der Mehrzahl nach aus deutschen Kreisen stammenden Schüler und Schülerinnen der städtischen Knaben-Realschule und der höheren Töchterschule zeigten keine Neigung, mit den Freiheitsaposteln gemeinsame Sache zu maüen. Au- Anordnunq der Duektoren wurden Türen und Fenster verrammelt und sämtliche Nebeneingänge geschlossen. Im übrigen setzte man ruhig den Unterricht fort, unbe kümmert um die das Gebäude umlagernde Menge. Inzwischen hielten die Herren Revo lutionäre Kriegsrat ab, drohten mir geballten Fäusten und Revolvern zu den Femtern hinauf und schlugen mit Steinen uud Axten dröhnend gegen daS feste Haupttor. Wieder verging eine angstvolle Stunde, während der die Zahl der Belagerer mit jedem Augenblick wuchs. Man hatte an den Gouverneur und Polizeimeister um Hilfe telephoniert. Jedoch vergeblich! Zwar sianden Kosaken uud andre Soldaten auf der Straße. Aber nichts geschah zur Vertreibung der Aufrührer. Im Gegenteil! Man bemerkte, wie die Soldaten sich Geld und Zigarren zustecken ließen, und bald darauf sah man sie lachend abziehen. Kaum waren sie verschwunden, so ging die Rotte mit Beilen und Knütteln zum Angriff über. Ein Loch wurde in die Tür geschlagen, Stinkbomben hin durch geschleudert und mit Revolvern die Lehrer bedroht. Falls sie nickt sofort die Schüler ent ließen, so würde man sie „umlegen" — (dos ist der technische Ausdruck für töten) und über die Schüler herfallen. Was blieb da anders übrig, als die Schulen zu schließen. Dank der völligen Untätigkeit von Polizei und Militär hatten die Banden ihren Willen erreicht. Später wurde noch ein Versuch gemacht, mit dem Unterricht wieder zu beginnen, aber durch den neuausbreckenden Generalstreik sah man sich zu endgültiger Schließung genötigt. Das war der Erfolg des Schuljahres 1905. Das traurigste aber ist, daß diese ganze Schülerbeweoung hervorgerusen ist durch die planmäßige Agitation gewisser Lehrerkreife, die sich nicht gescheut haben, die Jugend zu Vor kämpfern ihrer revolutionären Ideen aufzurufev. Russische und lettische Volkserzieher find es ge wesen, die die Parole ausgaben: „Ihr müßt gegen Eltern und Lehrer kämpfen, um Durch- sührurg unsres Programms." Kann es einen da wunder nehmen, daß unter dem Einfluß dieser sogenannten Kultur träger alle natürlichen Bande sich gelöst haben? Ein Vater, der seinen Sohn aus solch einer Schar herausholen wollte, erhielt die bezeich nende Antwort: „Es fällt mir nicht ein zu kommen, deine Politik reicht nicht weiter als deine Nasenspitze!" Auf dem letzten Meeting der Schüler erscholl der Ruf „Nieder mit den Eltern und Lehrern!" — So ist es von Stufe zu Stufe abwärts gegangen. Von un6 fern. Begnadigung. Der 1894 zum Tode ver urteilten und zu lebenslänglichem Zuchthaus be- gnadigten Kindesmörderin Pienczak wurde vom Regenten des Herzogtums Braunschweig, Prinzen Albrecht von Preußen, der Rest der Strafe auf dem Gnadenwege erlassen. Borläufig aus der Haft entlasse«. Der wegen der Spremberger Eifenbahnkatastrophe zu einem Jahr vier Monat Gefängnis (wovon vier Monat auf die Untersuchungshaft ange rechnet wurden) verurteilte Stations-Assistent Stullgys wurde auf Antrag des Rechtsanwalts keuscher, der das Gericht bat, den Ange klagten zum Weihnachtsfest seiner Familie zmück- Mgeben, sofort aus der Hast entlassen und von einem Bruder, einem Berliner Kaufmann, mir Küssen empfangen und zu seiner Familie geführt. Racheakt gege« eiue« Schutzmann. Einem Racheakt ist in Stachwalde bei Herrnhut ein Schutzmann zum Opfer gefallen. Auf einem nächtlichen Patrouillengange begriffen, wurde er plötzlich von Hinte« niedergeschlagen und derartrg verletzt, daß er fast bewußtlos von alarmierten Feuerwehrleuten in seine Wohnung geschafft werden mußte. Eiue Acetyle«-Explosion ereignete sich in Hobenhausen bei Bremen. Durch dieselbe wurden zwei Personen getötet und ein Strom wärter lebensgefährlich verletzt. Die Ursache der Explosion ist unbekannt. O Vie Vruern-Lrunkiläe. 17) Erzählung au« d. bayrischen Bergen v. M. N«al. cS«rUi»«ng.) Damit entfernte sich der Gendarm im Bewußt sein, seine Eigenschaft als Kriminalbeamter in glänzendem Lichte gezeigt zu haben. Kaum Hatte er daS Zimmer verlassen, als Guntherer auf Traudl eindrang uud sie eine dumme SanS um die andre nannte. „WaS muaßt denn dem Greana alles auf d' Naj'n btnd'n? Dö G'schicht' mit da Bären« Wirtin HLtt'st gar uet sag'« brauch'», Schaf, dummes! Dös geht do' an Schandarm nix Ml Müaff'u ma den« in die Sach' 'neizog'n wer'n! Aba natürli', so an WeibatS liegt 'S Herz imma auf da Zuug' und 's Maulwerk geht wia a Mühlrad!" Trmdl wußte nicht, wie ihr geschah. „I moanat, mir sollten alle dazu helfen, daß der schlechte Mensch, der m Friedl um- briuga hat woll'u, an G'setz übaliefert wird." „Dö soll'« st'n um selb« suach'n," wÄete Guntherer. „Sie sm ja gar so sichest, de Werst» 's scho' stausfindeu, oda aa uet." Dieses Verhör war aber Guntherer doch auf die Nerven gefallen. Wie von etwas Unbestimmtem getrieben, ging' er umher. Alle fühlten »S, mit de« Bauer war etwas vor gegangen, mm wußte um nicht, was ihn so auseinander gebracht haste. Mm schob eS ms das VorkemmniS zwischen Gottfried und der Traudl und ms die Nachwehen seiner Krank heit. Je mehr sich Guntherer aber beobachtet fühlte, desto unruhiger wmde er. Alles dieses überlegte er jetzt, als er schlaf los mf seinem Best lag. ES war so dunkel, daß er kaum die Hmd vor dem Gesicht sehen konnte. Nur das bläuliche Aufleuchten der Blitze, die daS sich verziehende Gewitter noch durch die Nacht sandte, erhellte ab und zu die kleine Kammer. Guntherer dachte m den, der oben im Zimmer mf seinem Krankenlager stöhnte, und m sie, die ihn während der ganzen Wochen über gepflegt hatte. Wenn er nun gestorben wäre! Dann vielleicht hätte sie nach Überwindung des ersten Schmerzes seine Bewerbung nicht zurückgewiesen. Warum hatte er in jener Nacht so schlecht getroffen! Hatte er das Schießen verlernt, er, der den Vogel im höchsten Fluge herunterholte, hatte auf diese wenigen Schritte daS Herz eines Menschen gefehlt. Aber seine Hand hatte gezsttert, als er ab- drückte, der Atem war ihm schier vergangen. Er erinnerte sich genm daran, wie er auf Gottfried mlegte, und dann beim Abziehen des Drückers die Augen schloß. Und nun sollte sein schlimmster Feind wieder gesund werden, er sollte sie, nach der daS Ver langen wie ein verzehrendes Feuer in seinem Innern brannte, als sein Weib heimsühren. Er grub seinen Kopf in ohnmächtiger Wut in die Kiffen, er hätte am liebsten gerade hinaus mögen. Wäre sein Anschlag nur ganz geglückt, das war der einzige Wunsch, der ihn jetzt im Augenblick erfüllte. Dmn war eS ihm, als packte ihn eine eis kalte Hmd an der Kehle und drückt« st« immer' enger zu. Und jemand flüsterte ihm ins Ohr: Mörder! Mörder! Immer eindringlicher, immer entsetzlicher. Kalter Schweiß trat auf sein« Stirn. Seine Glieder warm gelähmt. Wem mm ihn ent deckte, wenn man ihn festnahm — — md schaudernd malte er sich Wester mS, waS mit ihm geschehe« würde. Und so verlebte er jede Nacht. Dieser Zu stand schien ihm unerträglich und wiederholt war er entschlossen, der Sache ein Ende zu machen und sich selbst dem Gericht zu stellen, dann hätte er doch wenigstens nachts Ruhe. Aber wenn es Tag wurde, verließ ihn der Mut, der alte Trotz kam zum Vorschein. Diese furchtbarm Qualen verließen ihn lange nicht, bis sich endlich auch seiner der Schlaf erbarmte. Freilich ein gesunder, stärkender Schlas war eS nicht, denn schwere Träume störten ihn, Träume, die ihn laut ausschreien ließen, die ihn in der sonderbarsten Vermischung die schrecklichsten Dinge erleben ließen. Er sah Gottfried, aus dessen Brust Blut rmn, mit einem Messer mf sein Bett zu- kommen, um sich an ihm zu rächen, dann wieder kamen die Gendarmen, um ihn ins Gefängnis abzuholen. Jetzt war eS ihm, als lohte der gmze Himmel in einer Feuersglut, md dazu ein Lärm, als sei der jüngste Tag angebrochen. Guntherer riß-erschrocken die Augen mf. Was war das? Die Kammer war hell erleuchtet, als ob draußen ein großes Feuer brannte. Dabei ein Knistern und Knattern. Rasch sprang Guniherer vom Bett auf und stürzte an das Fenster. „Barmherziger Gott!" schrie er mf. Der ganze Dachstuhl seines Hauses fimw iu Flammen. Nur mit der Hose bekleidet, eilte er ms der Kammer hinaus inS Freie, wo sich bereits ei«« große Menschenmenge eingesunken hatte, di» dem Brande ratlos zusah. Die Feuergarben loderte« zum nächtliche« Himmel empor und sandte« Tausende vo» kleinen Funken hinauf, als wollten sie das Firmament mit neuen Sternen besäen. DaS HauS brannte an allen vier Ecke». Der Wind trieb die schwarzen Rauchwolk« langsam gegen die Berge. Guntherer war wie betäubt, er konnte nicht einen einzigen vernünftigen Gedanke« fassen. , Andre hatten unterdessen das Vieh mS dem Stalle geiührt. An den Kranken oben iu» Zimmer und an Traudl dachte niemand. Jetzt rückte die Feuerwehr des OrteS m, aber gegen die Gewalt des Feuers, das gierig weiter und weiter fraß, war sie machtlos. Schauerlich tönte daS Sturmläuten, in daS sich die dumpfen Töne des Feuerhorns mischten. In wenigen Minuten war ganz Sacharang Mf den Beinen und nach dem Brandplatz geeilt, wo mau mit den mangelhaften Lösch geräten sich darauf beschränken mußte, die Nebengebäude zu schützen. Guntherer stieß plötzlich einen furchtbare« Schrei MS. Ihm war Traudl eingefallen. „Mei' Kind, helft'?, mei Kind — — es kimmt ja im Feuer um l" Wie ein Rasender wollte er in das HauS eilen, aber man hielt ihn zurück. Es war ja