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Redaktioneller Teil. 54, 8. Mär» 1915. veröffentlicht worden ist. Der Absatz wird dadurch hier nicht geför dert. Wozu auch den Italienern gleich auf der ersten Innenseite des Umschlags zeigen, daß sie es mit deutscher Propaganda zu tun haben? Wenn es der Verleger unbedingt für nötig hält, es den Ausländern auch zu sagen, so läßt cs sich doch an einer unauffälligeren Stelle hineindrucken, wodurch Wirkung und Er folg nur gewinnen. Das Gleiche ist der Fall mit den Kriegsnach richten, die, um den französischen und englischen Berichten ent- gegenzuarbeiien, hier in italienischer Sprache von Deuischland aus verteili werden. An einer sofort sichtbaren Stelle erfährt man: die Sache geht von dem oder dem Verein zur Verbreitung der Wahrheit im Auslande aus. Die Wirkung auf den, der dem deutschen Wesen und der deutschen Offenherzigkeit fernersteht, wird dadurch gerade in das Gegenteil verkehrt. Gewiß, wir haben nicht nötig, uns und unsere Worte hinter Strohmännern zu ver stecken, aber im Interesse einer schnelleren und besseren Erreichung des Zieles, das diese Aufklärungsschriften erstreben, wäre eine diskretere Behandlung der Ursprungsbezeichnung nur von Vor teil. Ich glaube, daß diese Beobachtung nicht allein auf Italien zutrifft, sondern ebenso seine Berechtigung für die anderen neu tralen Länder haben wird. Weshalb wollen die Italiener Plötzlich nicht mehr viel von uns wissen, trotzdem sie doch eigentlich Deutschland und deutscher Arbeit einen großen Teil ihres nationalen und wirtschaftlichen Aufschwungs verdanken? Den Grund können wir in dem Hasse gegen uns finden, in einem Hasse, der bei den meisten nicht offen zutage tritt, sondern nur leise unter der Asche glüht und der seine Ursache einzig und allein in der Hochachtung hat, die unsere Stärke und Überlegenheit widerwillig abzwingen. Die Freude, die sich in der ersten Zeit in fingerhohen Titelüberschristen der Zeitungen über die vielen »Niederlagen« der Deutschen, über die mehrmaligen Selbstmorde ihrer Generale, über die Aufstände und Attentate in Berlin usw. kundgab, war ein beredtes Zeugnis für den tiefeingesressenen Haß. Eine so aufgewühlte Volksseele, die nach der einen Seite ihren ganzen Ingrimm entladet, muß natür licherweise zu ihrem inneren Gleichgewicht der anderen Seite ihre Zuneigung darbringen. Diese Sympathie konzentriert sich besonders auf Frankreich, nuf die »arme vergewal tigte Schwester«, weil Frankreich für bestimmte Kreise die Verkörperung des republikanischen Staatsideals ist, das durch den brutalen Imperialismus zertrümmert werden soll. In Wirklichkeit ist weder die Liebe zwischen Frankreich und Italien, noch die Achtung des Italieners vor dem Franzosen be sonders stark gewesen. Vor dem Kriege sah der Italiener den Franzosen nur über die Achseln an: »Sie sind unsere jetzt dege nerierten Abkömmlinge«, hieß es; und nun auf einmal weiß man nicht, wie man die lateinische Schwester ihrer verführerischen Augen wegen hoch genug in den Himmel heben soll. Alles nur Gefühlsduselei eines naiven Volkes, dessen seelische Verwirrung von routinierten Hetzern vergrößert und ausgenutzt wird. Gegen diese Liebäugelet des italienischen Volles mit Frankreich macht sich jetzt eine Reaktion der Denkenden kund. Die letzten vierzehn Tage haben uns zwei Bücher gebracht, die das ganze Sünden register der französischen Politik gegen Italien aufrollen und die hoffentlich den sentimentalen Schwärmern die Augen öffnen wer den, damit sie einsehen, was sie von einem Frankreich zu erwar ten haben, das sie überall zu demütigen suchte, das ihnen Tunis vor der Nase wegnahm, dem die nationale Einheit Italiens ein Dorn im Auge war, das ihnen indirekt den blutigen Tag von Adua verschaffte usw. Die beiden Bücher sind: CurLtulo, Ist-aucia e Italia. (Bocca, Turin, 4 L.) und Tusti, Italia e Ist-ancia. Schlag aus Schlag und Tatsachen nach Tatsachen geben die Verfasser. Beide Schriften sind starke Waffen gegen die Prediger der angeb lich aufrichtig gemeinten Liebe Frankreichs zu Italien und werden hoffentlich ihre Wirkung nicht verfehlen. Die Italiener werden sich wieder beruhigen und werden wissen, mit wem sie zusammenzugehen haben, genau so wie es die anderen Völker auch tun werden, die, ohne unsere direkten Feinde zu sein, uns doch heute mit feindseligen Augen ansehen. Dem soeben veröffentlichten Hmnuario statisticv für 1912 und 1913 entnehmen wir folgendes für uns Interessante: 312 Die Einfuhr von Papier und Büchern nach Italien betrug im Jahre 1912 für 46 019 WO L., die im Jahre 1913 47 025 000 L. Die Ausfuhr dagegen an Papier und Büchern belief sich 1912 auf 20 009 000 L., 1913 aus 22 476 000 L. Tafelwerke, Lithogra phien, Plakate und geographische Karten wurden 1912 im ganzen für 3 499 050 L. eingeführt, davon allein von Deutschland für 2 298 000 L., von Österreich-Ungarn für 187 450 L. Italien führte an diesen Gegenständen im Jahre 1912 für 2 289 750 L. aus, den größten Teil davon nach Südamerika und Ägypten, nach Deutsch land nur für 99 500 L., nach Österreich-Ungarn für 272 500 L. Benedetio Croce hat seine in den letzten zwölf Jahren in der von ihm geleiteten Zeitschrift »La vritica« veröffentlichten kritischen Literaturauffätze in vier Bänden gesammelt. Zwei Bände liegen bereits vor (Benedetio Croce, La letteratura ckella nuova Italia. Laterza L Figli, Bari, ä L. 6.50). Die anderen beiden Bände sind im Druck und werden in der nächsten Zeit er scheinen. Das Werk bildet eine wichtige Ergänzung zur italienischen Literaturgeschichte, besonders weil es sich mit den Schriftstellern und Dichtem Italiens nach 1870 kritisch beschäftigt. Die vorlie genden Bände enthalten 42 Aufsätze, darunter sehr interessante über Tommaseo, de Amicis, S. Farina, de Sanctis, Carducci, Arturo Graf, Ada Negri u. a. Klarer, schöner Stil, Schärfe der Urteilskraft und Frische der Darstellung zeichnen wie seine anderen Werke auch diese Arbeiten Croces aus. Für die Kollegen, die für Bibliotheken und Institute die er schienene Kriegsliteratur sammeln, gebe ich nachstehend die Titel der wichtigsten Veröffentlichungen auf diesem Gebiete bekannt. Die Broschüren sind meist bei Buchdruckereien erschienen und deshalb nur mit Hilfe der Zwischenhändler zu erlangen. Die Preise sind in Lire beigesetzt: Angeli, Heims e il suo Martina (1.—); Barzilai, valla Iripüce Llleanra al conkütto europeo (3.50); Boffi, u psnsierv pvütico cki Lntonio Salanära (1.—); Curatulo, vrancia s Italia (4.—); Emmaedeni, I-a guerra eurogea e le sue conseguenre; Farinelli, viusta Sierra g atrvee ckemenra (—.50); Fortis, viritti e äoveri cksll'slleanra nei riguarcki ckell'Lustria (20.—); Fraccaroli, I-L presa cü veopoli (Lemberg) (3.50); lüuerra ä'inäipenckenra (—.50); Vuerre monckiale 1914 gar uo äoeteur eu Sciences koli- tigues ck'une Ilniversite Leige (2.—); Jllyricus, Valmaria e Italia (1.—); La grancke guerra (Lieferungswerk ä Lsg. —.30): I-a guerra äelle narioni nei 1914—15 (Lieferungswerk L Lfg. —.50); La guerra monckiale (Lieferungswerk a Lfg. —.50); I-c origini ckella guerra (—.50); l.'Italia 8 la guerra (—.50); l.'Italia nel conkütto eurogeo (2.—); v'Italis et la grancke guerre (1.25); Luraghi, U äovere ä'Italia (1.—); Maniegazza, 8toria ckella guerra monckiale, vol. I (8.—); Mazzinghi, 6Ii awenimenti navali nel conkütto eurogeo (bis jetzt 3 Bände a 2.—); Morasso, I-a nuova guerra (4.—); Nulli, I-L dermania e le leggi ckella guerra (1.—); Preziosi, I.a dermania alla conguista ckell'Italia (1.50); Prinzivalli, dli stati belügeranti (1.—); Saldo, va guerra, la neutralita ä'Italia 8 dugüelmo II (1.—); Scattolini, v'Lnstiia lia r»gione (—.20); Tusti, Italia e vrancia. Rom, Anfang März. Walter Dette. Konkursstatistik. IV. Vierteljahr 1914. (Die ersten 3 Vierteljahre 1914 siehe Börsenblatt 1914, Nr. 118, 183 u. 243 > Der Einfluß des Krieges auf die Zahl der Konkurs eröffnungen macht sich auch weiter bemerkbar. Der Schutz, den die Gerichte jetzt in der Kriegszeii schwachen Schuld nern angedeihen lassen, die verschiedenen wohltätigen Maß nahmen des Bundesrais zur Verhütung von Konkursen durch Anordnung einer Geschäftsaufsicht usw., wie wir sie im Eingang zur Konkursstaiistik des 3. Vierteljahrs 1914 im Bbl. Nr. 243 des vorigen Jahres ausführlich angeführt haben, sind von wesentlicher und andauernder Wirkung auf die