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(Achtstundentag, Ferien, mehr Feiertage, 8 616 BGB., Minder leistung, Steuern usw.) bis Ende des Jahres 1921 kalkulatorisch bereits sehr scharf umfaßt. Ein durchaus berechtigter Unwille aber wurde laut, als der Deutsche Buchdrucker-Verein ausgerechnet zu dem Zeitpunkt, als die Stabilisierung der Verhältnisse und ein allgemeiner Preis abbau einzusetzen begann, mit Wirkung vom 30. November 1923 ab die Druckpreise um weitere 25?L erhöhte. Der Divisor, durch den der »Braune Tarif« zu teilen ist und der seit 1. November 20 be trug, wurde auf 16 festgesetzt. Der Divisor für laufende Verträge auf Grund des berichtigten Friedenspreistarifs von 1912 erfuhr natürlich auch eine Änderung. Ab 30. November war für derartige Arbeiten der Berliner Dollarmittelkurs wie folgt zu teilen: für Formulare und Akzidenzen durch 2; für Kataloge, Preislisten und größere Druckarbeiten durch 2,1; für Werke, Zeitschriften und sonstige regelmäßig erscheinende Blätter sowie Zeitungen durch 2,2; für Qualitätsarbeiten durch 1,9; für Buchbinderarbeiten durch 2. Diese unglaubliche, völlig deplacierte Preissteigerung führte zu der Bekanntmachung der Vorstände des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler und des Deutschen Verleger-Vereins in Nr. 283 des Bbl., durch die den Mitgliedern empfohlen wurde, bis auf weiteres Druckaufträge nicht zu vergeben. Im Anschluß daran fand dann der bereits erwähnte Briefwechsel zwischen den vorgenannten Ver einigungen und dem Deutschen Buchdrucker-Verein statt, der in Nr. 5 des Bbl. veröffentlicht wurde und auf den wir zur Ergänzung dieses Aufsatzes verweisen. Der Erfolg des Vorgehens des Verlags gewerbes war, daß mit Wirkung ab 2. Januar die 25prozentige Erhöhung wieder aufgehoben wurde und der am 1. November fest gesetzte Divisor 20 wieder gilt, der selbstverständlich gleichfalls eine annehm bare Höhe-er Druckpreise ausschließt. Es darf sodann nicht unberücksichtigt bleiben, daß dem vorhergehenden Divisor 16 selbst in weiten Kreisen der Buchdruckereibesitzer heftigster Widerstand begegnete, ja, es wurde sich sogar über diese Erhöhung lustig gemacht und überall die An sicht vertreten, daß die »Preistarifboxer«, denen die Festsetzung der jeweiligen Schlüsselzahl oblag, in ihrer übergroßen Mehrheit wohl Banknotendrucker sein müßten, die selbstverständlich an einem Möglichst hochgeschraubten Druckpreis zur Erzielung guter Preise für den Banknotendruck ein begreifliches Interesse hätten. Was an die sem Geraune wahr oder nicht wahr ist, entzieht sich unserer Kennt nis, Tatsache ist jedenfalls, daß mit dem Abflauen des Banknoten drucks auch der ursprüngliche Divisor 20 um diese Zeit herum wieder in Erscheinung trat. Es ist dem Bbl. wiederholt übel genommen worden, daß es bei seinem Eintreten für die Verbilligung der Drucksachen auch auf Ge Hilfen stimmen zurückkam, bzw. auf das Gehilfenorgan, den »Korrespondent für Deutschlands Buchdrucker und Schriftgießer«. Wenn es sich darum handelt, den Buchdruckergehilfen gegenüber Arbeitgeberinteressen zu vertreten, so haben wir stets auf seiten des Deutschen Buchdrucker-Vereins gestanden. Aber es darf doch nicht übersehen werden, daß bis Ende des Jahres 1922 die Ge hilfen an der Festsetzung des Druckpreisetarifs teilnahmen, und es wird Wohl in keiner Weise bestritten werden — wir haben früher bei einer anderen Gelegenheit schon darauf hingewiesen —, daß unter den gewerkschaftlich organisierten Buchdruckern sich hervorragende Fach leute befinden (Direktoren, Prokuristen, Oberfaktoren, Kalkulatoren usw., sogar Prinzipale), deren Urteil über die Frage, ob der Preis tarif zu hoch oder zu niedrig ist, man nicht einfach mit einer Hand bewegung abtun kann. Im Gewerkschaftsorgan der Buchdrucker (»Korrespondent«) wie im Bildungsorgan dcrselben(»TYPographische Mitteilungen«) ist schon seit langer Zeit unter Beibringung eines ansehnlichen Zahlenmaterials der Nachweis geführt worden, daß die Sätze des Preistarifs zu hoch sind. Ein im Fortbildungswesen der im Verbände organisierten Buchdrucker sehr tätiges Mitglied hat sogar ein Lehrbuch für Drucksachenkalkulation herausgegeben, das seinerzeit auch im Bbl. besprochen wurde. Aber schließlich haben die gewerkschaftlich organisierten Buchdrucker ja auch heute noch Ein blick in die interneren Vorgänge auf preistariflichem Gebiete, denn dem Deutschen Buchdrucker-Verein gehören als Mitglied nicht nur bürgerliche Betriebe an, sondern auch sozialdemokratische, ja selbst kommunistische Betriebe, wie aus einer Kontroverse des Gehilfen organs (»Korrespondent«) mit der Kölner kommunistischen Druckerei Börsenblatt f. den Deutschen Buchhandel. »1. Sohra«»,. (»Sozialistische Republik«) und der sozialdemokratischen Hamburger Verlagsgesellschaft deutscher Konsumvereine in Hamburg hervor geht, die, nebenbei bemerkt, den Aussperrungsbeschluß des Deutschen Buchdrucker-Vereins und des Arbeitgeberverbandes für das Deutsche Zeitungsgewerbe ihren Buchdruckern gegenüber in Anwendung brachte, was erklärlicherweise bei der organisierten Arbeiterschaft und im »Korrespondent« die heftigsten Angriffe auslöste. (Siehe »Korrespondent« Nr. 6, 7, 11 und 14, 1924.) Eigentümlicherweise haben der Deutsche Buchdrucker-Verein wie auch sein amtliches Organ, die »Zeitschrift«, es bis jetzt immer vor- 'gezogen, in ihren Erwiderungen von einer gleichfalls auf Zahlen material beruhenden Gegenbeweisführung Abstand zu nehmen. Man hat allgemeingehaltene Ausführungen vorgezogen, angeführt, was nicht alles dazu beigetragen hat, daß die Drucksachen heute noch über 50°/° gegenüber den Vorkriegszeiten teurer sein müssen, usw. (Der »Korrespondent« hat übrigens sogar eine Verteuerung, von 65°/° errechnet.) Es ist anzunehmen, daß die zahlenmäßig« Gegenbeweissührung deshalb unterblieben ist, um gewisse Interna, die Einblick in die einzelnen Phasen des Preisaufbaues geben könnten, nicht preiszugeben. Auch das ausgiebige Zahlenmaterial, das in Sachen des Buchdruck-Preistarifs im Börsenblatt bisher ver- öffentlicht wurde, hat der Deutsche Buchdrucker-Verein in seinem Organ kaum berührt. Wir haben bei früherer Gelegenheit das Zustandekommen der Grundlagen kritisiert, auf die der Preistarif 'aufgebaut wurde, und die doch sehr wahrscheinlich nicht von den zurückgebliebensten Druckereien und unfähigsten Besitzern, bzw. lei tenden Persönlichkeiten stammen. Ferner haben wir seinerzeit be hauptet, daß beispielsweise auf 50 versandte Fragebogen behufs preistariflicher Ermittlung der Gestehungskosten auch fünfzigerlei verschiedene Antworten bzw. Berechnungen eingegangen sein müßten. Das ist auch gar nicht anders denkbar, denn die einzelnen Betriebe weisen derartige Unterschiede in ihrer wirtschaftlichen und tech nischen Leistungsfähigkeit auf, daß die Theorie des »alles über einen Leisten schlagen« vollständig versagen mutz. Es konnte somit bei Aufstellung der sogenannten »roten Tabellen«, die die Ge stehungskosten im einzelnen enthalten, nur ein »Destillationsprodukt« unzuverlässigster Art Verwendung finden, und daher wankt und weicht auch das »stolze Gebäude des Deutschen Buchdruck-Preis- tarifs« in allen Ecken und Fugen. Der gesunde Wettbewerb läßt sich nun einmal durch preistarifliche Dogmen nicht in Fesseln legen, selbst wenn öffentlich noch so oft aufgefordert wird, »sich streng nach den Sätzen des Preistarifs zu richten«. Das Buchdruckgewerbe mit feinen vielen tausenden Betrieben, bei denen die mittleren und kleineren bei weitem überwiegen, ist nun einmal nicht mit einem Syndikat zu vergleichen, wo wenige Personen dirigieren, deren Beschlüsse verbindlich sind für einige Werke bzw. Konzerne. Was alles den Preisunterschied im Buchdruckgewerbe zu beein flussen in der Lage ist, wurde im Börsenblatt wiederholt in der ausführlichsten Weife besprochen, sodaß wir heute von einer Be sprechung dieser Einflüsse Abstand nehmen können. (Schluß folgt.) Neuregelung der Ortszuschläge im deutschen Buchdruckgewerbe. (S. auch Bbl. Nr. 38.) Zwischen dem Deutschen Buchdrucker-Verein und den beiden Gc- hilfenorganisationen (Verband der Deutschen Buchdrucker und Gutcn- berg-Vund) fanden vom 31. Januar ö. I. bis 10. Februar Verhand lungen statt, um die Neuregelung der Ortszuschläge vorzunchmen. Aus der langen Dauer der Verhandlungen ist schon zu ersehen, mit welch großen Schwierigkeiten diese verknüpft waren. Zur Erläuterung sei zunächst vorausgeschickt, daß die Ortszuschläge sich zwischen 0—25"s> bewegen (0, 21L, 5, 7-4, 10, 12)4, 15, 17-/-, 20, 22-/- und 2S°/°). Um diese Prozentsätze sind in den einzelnen Druckorten die Löhne abge- stust. Beispielsweise ist der gegenwärtig gültige Spitzcnlvhn (27Gold- mark) wie folgt auf Grund der vorhin angeführten Ortszuschläge abgc- stuft: 21.60, 22.14, 22.68, 23.22, 23.76, 24.30, 24.84, 28.88, 25.92, 26.46 und 27 Goldmark. Es kommen also 1t Ortszuschlagssätze in Frage, die um ie 2l4st> voneinander abwcichcn. Es liegt nun in der Natur der Sache, baß die Gehilfen bestrebt sind, die Ortszuschläge möglichst hoch zu schrauben, da dann der Lohn entsprechend höher ausfällt. Andrerseits haben die Arbeitgeber ein wesentliches Interesse daran, daß aus Billiglkeits- und Gcrechtigkcitsgründen nur Ortszuschläge 264