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Redaktioneller Teil. X« 45, 22. Februar 1924. Börsenblatt s. d. Dtschu. Tuchhandel. 2067 Redaktioneller Teil. (Nr. 27.) Die Preisentwicklung im Buchdruckgewerbe im Jahre 1923. Im Bbl. Nr. 196 vom 23. August 1923 war bereits eine kurz gefaßte »Übersicht über die Steigerung der Druckpreise seit 1. Ja nuar 1923« veröffentlicht worden. Wie damals, so sei auch heute auf den Aufsatz »Die Anschwellung der Druck- und Bindekosten im Jahre 1922« hingewiesen (1923, Nr. 32 u. 33), der auch eine Über sicht über die »Prozentaufschläge auf die Friedenspreise für Druck sachen seit 1. Mai 1915« enthält. Im Verein mit den nachstehen den Ausführungen, deren tabellarischer Teil eine Ergänzung bzw. Fortsetzung der in Nr. 196 veröffentlichten Tabellen darstellt, ver fügt man dann über eine lückenlose Übersicht, und eine Beurteilung der Dinge wird dann leichter fallen. Erläuternd sei vorausge schickt, daß der Deutsche Buchdrucker-Verein die Schlüsselzahl zur Errechnung der Preise auf Grund der 6. Ausgabe des Deutschen Buchdruck-Preistarifs (»Brauner Tarif«) ab 21. Juli 1923 ein führte, während die Schlüsselzahl zur Errechnung der Druckpreise aus Grund des Preistarifs von 1912 bereits ab 19. Februar 1923 zur Anwendung kam. Vor diesen Terminen erfolgte die Erhöhung der Drucksachenpreise durch prozentuale Aufschläge, wie aus der nebenstehenden Tabelle 1s hervorgeht. Inflation und Geldentwertung, sowie mancherlei sonstige wirt schaftliche und politische Einflüsse konnten selbstverständlich auch auf das Buchdruckgewerbe nicht ohne Einfluß bleiben; es mußte wie alle anderen Gewerbe sich den Dingen anpassen und die Druck- Preise fortlaufend erhöhen, über diese eiserne Notwendigkeit be steht kein Streit, wohl aber hat das Verlagsgewerbe allen Grund, zu behaupten, daß das Ausmaß der Druckpreiserhöhungen in dem stattgefundenen Umfange nicht notwendig war. Diese Über spannung mußte unbedingt zu einer bedeutenden Auftragsbeschrän kung führen, deren Hauptfolgen — wesentliche Zunahme der völligen Arbeitslosigkeit und der Kurzarbeit und dadurch verringerte Prospe rität der Betriebe — das Bnchdruckgewerbe heute noch empfindlich zu spüren hat. Das Organ des Deutschen Buchdrucker-Vereins, die »Zeitschrift für Deutschlands Buchdrucker und verwandte Gewerbe«, hat zu wiederholten Malen erklärt, daß das Druckgewerbe kein lebensnotwendiges Gewerbe sei. Das stimmt! Im grellen Widerspruch zu dieser Beurteilung steht aber die gleichfalls von diesem Organ stets — auch während des Krieges — vertre tene Auffassung, daß trotz des Auftragrückganges die dem Buch druckgewerbe noch verbliebenen Aufträge streng nach den Vorschrif ten des Preistarifs berechnet werden müssen. Das ist eine völlige Außerkurssetzung des erprobten kaufmännischen Grundsatzes, daß bei kleinstem oder kleinem Nutzen durch den erzielten größeren Um satz ein Geschäft doch gut bestehen kann. Man wird daher auch ohne jede Einschränkung folgendem Satze zustimnren, den das Bbl. in Nr. 5 d. I. in seiner Vorbemerkung zu dem Briefwechsel in der Frage der Preisgestaltung im Buchdruckgewerbe an die Adresse des Deutschen Buchdrucker-Vereins richtete: »Das Buchdruckgewerbe sollte sich auch viel ernstlicher die Frage vorlegen, ob es für seine Rentabilität vorteilhafter ist, durch ständiges Anziehen des Preis tarifs im Sinne einer mechanischen Abwälzungstheorie immer mehr Auftraggeber zu verärgern und zu verscheuchen, oder ob nicht nach dem Grundsatz .großer Umsatz, kleiner Nutzen' Erhaltung und Besse rung des Beschäftigungsgrades besseren Gewinn bringen und gerade erst die vorhandenen Lasten ertragbar machen würden«. Rein, von diesem Grundsatz wollen die Herren Preistarifler lauf seiten des Deutschen Buchdrucker-Vereins, denen der Buchdruckerhumor das Prädikat »Preistarifboxer« verliehen hat, nichts wissen. Seit Jahr I und Tag lautet die immer und immer wieder herausgegebene Pa-I role: Lieber die Maschinen süllstehen lassen, als das Dogma des Preistarifs verletzen. Im Börsenblatt ist wiederholt betont wor den, daß diese Theorie unhaltbar ist und jeder kaufmännischen Er fahrung Hohn spricht. Die Folgen der kurzsichtigen Preistarifpolitik des Deutschen Buchdrucker-Vereins konnten natürlich nicht ausbleiben. Niemals sind, außer den vorhin bereits erwähnten Begleiterscheinungen, so abweichende Preisofferten abgegeben worden als gerade in den letzten Jahren. Wenn die Kreis-Berechnungsstellen und das Be rechnungsamt in Leipzig ihre diesbezüglichen Akten veröffentlichen würden, dann wäre der Beweis erbracht, daß die Erhöhung der Druckpreise in dem erfolgten Umfange nicht notwendig war. Und die Verleger können ja aus eigener Erfahrung den Beweis dafür antreten, daß die jeweiligen vollen Aufschläge auf den Preistarif von den allermeisten Firmen einfach ignoriert wurden. Wenn »Unterbietungen« seitens angesehener Druckereibetriebe von 30, 40, 50 und noch mehr Prozent Vorkommen, so ist das doch der beste Beweis für die Überspannung des Bogens. Von besonderem Interesse ist zudem, daß diese billiger arbeitenden Betriebe nach dem Urteil der Gehilfen sich oft genug hinsichtlich der Löhne usw. sogar entgegenkommender zeigen. Wir werden uns noch eingehend mit der Nichtberechtigung der Höhe der gegenwärtigen Druckpreise beschäftigen, möchten aber zu den Tabellenund zur Entwicklung der Druckpreise vorerst noch einiges vorausschicken. lg.) Entwicklung der Druckpreise auf Grund des Preistarifs von 1922. Zeitpunkt des Höhe des Mehr gegen Inkrafttretens Aufschlags den Vorpreis I. 1. 4250°/, 50°/o 29. 1. 7 520 o/o 75°/o 19. 2. 13200°/, 75°/, 4. 3. 16500°/, 25°/o 28. 4. 18000°/, tO°/> 15°/, 26. 5. 20700°/, 9. 6. 35000°/, 70°/. 23. 6. 61000°/, 75°/o 7. 7. 10.3500"/, 70°/o Ab 21. Juli Einführung der Schlüsselzahl, womit die Satz, des Preistarifs vom April 1922 zu vervielfachen sind. Zeitpunkt des Schlüssel Mehr gegen Inkrafttretens zahl den Borpreis 21. 7. 1850 78,5°/° 28. 7. 2 4M 30 H 4. 8. 5000 108 °/> 9. 8. 16000 220 °/o II. 8. 32000 100 7° 16. 8. 64000 IM 7> 23. 8. 96000 50 7, I. 9. 128000 337z 7° 5. 9. 160000 25 7» 8. 9. 240000 50 °/° 12. 9. 350000 45,5 °/, 13. 9. 480000 37,5 °/o 16. 9. 720000 50 7. 19. 9 1000000 39 7° 22. 9. 1600000 60 7, 28. 9. 2700000 69 7, 3. 16. 3600000 33jg7> 6. 16. 5 000 OM 39 7, 10. 10. 7500000 50 °/o II. 10. 19500000 160 9L 13. 10. 35000 OM 79,5 °/> 19. IO. 20. 10. 24. 10. 90 000 MO 300OM MO 600000000 157 7° 233 °/ ioo °z 27. IO. 700000000 16,7 °L I. 11. 1648 000 OM 93,5 7, Ab I. November 1923 Einführung der Goldmarkrechnung. 2V3'