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207, S. September 1912. Künftig erscheinende Bücher. Bürs-E.tt I. d. Dychn. Buch-ond-l. 10239 Verlag von Karl Prochaska in Teschen. Rost. Roman von Olga von Szende-DLrday. Broschiert ^ 4.20. Elegant gebunden ^ 5.20. „Rost" nennt die berühmte ungarische Schriftstellerin die dicke Schicht von Vorurteilen, die einem jungen Mädchen aus guter Familie verwehren, seinen Lebensunterhalt selbst zu erwerben, und es zu einem trübseligen Dahinvegetieren verurteilen, wenn der Glllcksfall einer standesgemäßen Heirat ausbleibt. Die sehr zahlreichen Figuren des Romans sind zum Sprechen nach dem Leben gezeichnet. Die Handlung ist lebendig und abwechslungsreich, die Szenerie wechselt sehr häufig und ist immer interessant. Die verschiedenen Gesellschaftsschichten, Nationalitäten und Interessen jagen sich in bunter Folge, und alles macht den Eindruck des Erlebten. Dieser Roman ist der erste, der von der in der ungarischen Gesellschaft gefeierten Schriftstellerin in deutscher Sprache erscheint, und da sie diese in gleicher Meisterschaft wie die ungarische beherrscht, so ist zu erwarten, daß ihr auch im deutschen Sprachgebiet ehrende Anerkennung zuteil wird. Der goldene Boden. Roman von Guido Glück. Broschiert ^ 3.—. Elegant gebunden „E 4.—. „Der goldene Boden" reiht sich den bekannten Romanen von K. H. Strobl, Heinrich von Schullern, R. H. Bartsch Emil Ertl u. a. an, welche sich die Darstellung österreichischer Kulturzustände, insbesondere des erbitterten Sprachen kampfes, zur Aufgabe gemacht haben. Wie eine kleine deutsche Stadt durch slawischen Ansturm erobert wurde, ist der Vorwurf des Romans. Das Milieu derselben ist treffend geschildert. Mit vorurteilslosem Scharfblick spürt der Dichter den Ursachen nach, welche den deutschen Gewerbetreibenden in der Regel so schlecht vor dem slawischen Konkurrenten bestehen lassen. Die flüssige amüsante Schreibweise, insbesondere die außergewöhnlich geschickte Behandlung des Dialogs, das tragische Schicksal der in die politische Handlung verwickelten Familien, wird nicht nur jeden Deutschen lebhaft inter essieren, sondern er wird auch in dem Spiegel, den der Dichter vorhält, manches finden, das Stoff zum Denken gibt. Dieser Roman ist ganz geeignet, die in den gemischtsprachigen Gegenden Deutschlands und Österreichs sorglos dahinlebenden Deutschen auszurütteln. Die politische Lyrik des Vormärz und des Sturmjahres Auswahl herausgegeben und mit Einleitung versehen von l)s. Otto Rommel. Sonderausgabe der Deutsch-Osterr. Klassiker-Bibliothek. (Am „Die Lyrik des Sturmjahres" vermehrt.) Elegant gebunden 1.50, in Liebhaber-Halbfranzband 3.50. Der vorliegende Band enthält eine reichhaltige und wohlerwogene Auswahl aus der politischen Lyrik des öster reichischen Vormärz und des Sturmjahrcs und ist die erste Sammlung dieser Art überhaupt. Die Gegenwart ist geneigt, über politische Dichtungen geringschätzig zu urteilen, mit Unrecht; auch politische Begeisterung kann künstlerischen Ausdruck finden, zählen doch die politischen Lieder aus der Zeit der Befreiungskriege zu den neuesten Erinnerungen des deutschen Volkes. Nicht minder teuer sollten, und ganz besonders den Österreichern, die Dichter sein, die in schwerer Zeit mit opfermutiger Begeisterung jene Forderungen gegen das vormärzliche „System" verfochten, auf denen das moderne Verfassungsleben beruht. Eine kurze Auswahl aus der überraschend reichen Lyrik des Jahres 1848 läßt das Sturmjahr in allen seinen wildbewegten Phasen, wie sie z. B. E. Ertls erfolgreicher Roman: „Freiheit, die ich meine" schildert, aus den sprechendsten Dokumenten jener Zeit lebendig aussteigen und bildet den organischen Abschluß dieser Sammlung. D.ese Erscheinung, einzig in ihrer Art, gibt dem Buchhandel Gelegenheit für guten Absatz, da sie nicht nur literarisch wertvoll, sondern auch für die Politiker aller Parteien gleichmäßig interessant ist. 1338»