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^ 141, SO, Juni 1908. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 6803 streichen«. Dieses Amendement forderte also Aufhebung des Postdebits, war also die erste Etappe zu der Sekretierung des Börsenblatts, die später beschlossen worden ist und so verhängnisvolle Folgen gehabt hat; es wurde mit großer Majorität angenommen. Interessant ist auch der latente Kampf zwischen dem Börsenverein und der Delegiertenversammlung der Kreis- und Ortsvereine, der Nebenregierung, der durch das Statut von 1887 und durch die Einordnung der Kreis- und Octs- vereine in den Börsenverein endgültig zu Gunsten des letzteren entschieden ist. Auch der Feindseligkeit, die in den Verhandlungen zwischen dem Provinzialbuchhandel und den Zentren, nament lich Leipzig, aber auch Berlin, zum Ausdruck kommt, mag hier Erwähnung geschehen, und dies um so eher, als auch diese Gegensätze sich entweder ausgeglichen haben, oder wenigstens der Ausgleichung immer näher kommen. Haben die gemeinsamen Kämpfe doch der Provinz zum Bewußtsein bringen müssen, daß auch in Leipzig und Berlin das Sor timent nicht auf Rosen gebettet ist und hart um seine Existenz ringen muß, häufig härter als der Provinzialkollege. Dies sind die Punkte, die ich herausgreifen wollte, nicht um das Lesen der interessanten Veröffentlichung unnötig zu machen, sondern gerade um dazu anzuregen und recht viele zu veranlassen, zu dem Buche selbst zu greifen. Den weiteren Bänden darf mit Interesse entgegengesehen werden, und ich hoffe, daß ihr Erscheinen nicht allzulange auf sich warten lassen wird. Bis dahin wird man ein endgültiges Urteil verschieben müssen: erst dann wird man die ganze Bewegung in ihrem Entstehen, ihrem Werden, ihrem Ergebnis würdigen und zusammenfassend betrachten können. Einen Wunsch möchte ich noch den Herausgebern ans Herz legen: dem Schiußbande ein Schlagwortregister beizu- geben, das die wichtigsten Gegenstände mit Hinzusügung der Seitenzahlen verzeichnet. Die Benutzung wird dadurch erleichtert werden. Zur Geschichte der Buchdruckerkunst in England. Würde man immer dem gedruckten Wort Glauben schenken können, so dürste man Oxford als die Stadt in England ansehen, innerhalb deren Mauern die Druckkunst zuerst ausgeübt wurde. Dem Kolophon der »llxposioio Lauoti äsronimi in simbolum ^postoloruw» zufolge wurde das Werk, dessen Verfasser in Wirklichkeit Tyranntus Rufinus von Aquilea ist, im Jahre 1468 in Oxford gedruckt. Allgemein bekannt ist aber, daß Frühdrucke des öfteren falsch datiert wurden, entweder absichtlich oder (meist) unabsichtlich, der Druckfehler entstand eben mit der Druckkunst, und es wird auch bei diesem Werk vermutet, daß eine X weggeblieben ist. Es wird aus ver schiedenen Gründen angenommen, daß man 1468 noch nicht in England gedruckt habe und daher die Angabe falsch sei. Bei Madan*) findet man die Gründe pro und oovtra unparteiisch aufgeführt. Ganz so sicher, wie manche Bibliographen annehmen, ist die Sache aber kaum entschieden, sie ist eben immer aus Voraussetzungen und Hypothesen gestützt. F. Madan, zweiter Bibliothekar der koälsian llibrar^, eine Autorität auf dem Gebiete der Oxforder Drucke, hat im zitierten Werke ein bibliographisch aufs genaueste bearbeitetes Hilfsmittel geliefert. Anläßlich des sünfundzwanzigjährigcn Jubiläums von Horace Hart als Leiters der Oxforder Universitätsdruckerei hat Madan eine für weitere *) lilaäan, kV: lös 8arl^ Oxkorä kross. ^ Liloliograpb^ ok kriutivg anä kablisking at Oxkorä -1468« — 1640. IVitb llotes, ^ppoväioss anä Illustrations. 8". VIII, 365 pp. anä illustr. Olotb. 1895. Kreise berechnete Schrift herausgegeben*), die sich sowohl durch sorgfältige Ausstattung, als auch durch billigen Preis auszeichnet. Was aber noch besonders hervorzuheben ist, der Verfasser Hot das an sich spröde Material geschickt verarbeitet und weiß manches recht hübsche Histörchen, wie solche oft alten Büchern anhängen, zu erzählen. Obwohl die Universität schon im Jahre 1373 Bestimmungen die Buchhändler betreffend erließ, wodurch vor allem die Lokal händler geschützt und der Verkauf wertvoller Werke nach aus wärts verhindert werden sollte, war es doch erst im Jahre 1585, als die Universität sich ernstlich der Druckerei annahm und I. Barnes IVO ^ zur Errichtung einer Druckerei vorschoß. Freilich haben schon die früheren Drucker in enger Beziehung zur ^Iwa watsr gestanden, möglich ist auch, daß Th. Rod aus Köln auf Veranlassung Gelehrter nach Oxford kam; doch fehlen gerade sür die Jahre 1463—1505 die Register der Universität und somit das wichtigste Material für die Geschichte des Buchdrucks und Buchhandels jener Zeit. Wie schwungvoll der Buchhandel Anfang des sechzehnten Jahrhunderts gewesen sein muß, zeigt uns das Journal des Buchhändlers Tonne, das zufälligerweise noch er halten ist und das Madan 1885 sür die Oxkorä Ilistorical Looiot^ herausgegeben hat. Die Oxkorä llnivorsit^ kross hat im Lause der Zeit ost eine hervorragende Rolle gespielt; ich will aus der »Lriok Kistorz'» noch einige Punkte herausgreifen. Die älteste noch existierende Zeitung »lös llonäon Oarotto» erblickte in Oxford das Licht der Welt; sie hat es bis jetzt aus die stattliche Zahl von 26 134 Num mern gebracht. Im Jahre 1665 kam der König nach Oxford (Charles II.), und am l5. November 1665 erschien die erste Nummer, damals unter dem Titel »lös Oxkorä Oaxotto». Erst mit der 22. Nummer wurde die »Oarstto» nach London verlegt, da inzwischen auch der Hof dahin zurückgekehrt war. Ferner sind die Olarenäon kross lloopsalros (Erinnerungsblätter) bemerkenswert. Dadurch wurde und wird noch der Besuch hervorragender oder hochstehender Persönlichkeiten gefeiert. Das früheste ist datiert vom 30. September 1640. Kurioserweise wurde aus diese Art 1696 das Jubiläum der Einführung der Buchdruckerkunst in England durch Corsellis im Jahre 1459 gefeiert, veranlaßt durch das Werk von R. Atkyns,*) das, da jede weiteren Belege für die dort auf gestellten Behauptungen fehlen, nun schon längst als Fälschung angesehen wird. Der Zweck dieser Schrift geht klar aus dem Titel hervor."*) Interessant ist ferner die Geschichte der »Oaxton Llsworial liiblo-, die anläßlich der Oaxton Lxbibition im Jahre 1877 inner halb 12 Stunden gesetzt, in 100 Exemplaren gedruckt (1052 Seiten) und in 10 Exemplaren fertig gebunden wurde. Überhaupt ist die Herstellung von Bibeln eine Spezialität der Onivorsit^ kross. Diese Abteilung wurde erst unter Horace Hart mit der sogenannten Gelehrten (»llearneä») - Druckereiabteilung eingerichtet. Die hohe Bedeutung der Bibel-Abteilung wird durch die im Jahre 1905 versandte Anzahl von Exemplaren (1 120 000) gekennzeichnet.*) Das auch außerhalb Englands einen guten Ruf genießende »Inäia kapor» wird in Woloercote, zwei Meilen von Oxford, hergestellt. Die Onivsrsitz: kross wird auch oft »Olaronäou kross» genannt, nach dem Olarenäon krinting llouss, das größtenteils von dem Profit der »8istor^ ok tbo llo- bellion b/ kärv. klzllo, kirst klar! ok Olarenäon» (erschien 1702 bis 1704) gebaut wurde, und sür welches Werk die Druckerei noch heute alle Druckrechte besitzt. Das Koptische Neue Testament von Wilkins erschien 1716 und im April 1907 wurde das letzte Exemplar davon, und zwar zum Originalpreis von *) brisk llisto:ok tbo Onivorsitzr kross at Oxkorä vvitü Illustrations rogotbor evitb a Ovart ok Oxkorä krinting bz^ kalooner Llaäan. 8w. 4t» Vlll, 40-fi7 pp. (29 Illustr.) 2 sü 6 ä. *) ^tlr^ns, k.: Tüo Original anä Orovvtb ok krinting, eollootsä out ok llistorv anä tllo kocoräs ok tbo Xingäows: ^vborein is also äowoustratsä, tbat, krinting appsrtaiuotb to tbs krorogativo Illoyal, anä is a klover ok tlls Orovn ok Lnglanä. 4tc>. llonäon, b/ 3. Ltrsatsr. 1615. **) Ausführlich beschrieben bei Ilorno, Tb. 8.: L.n Introäuotion to tllo Ltuäx ok Libliograpb^. 2 vols. 8". 1814. p. 178 st segu. *) Siehe auch: Oaxton Nagaxins, Oktober 1901 und Börsen blatt 1901, Seite 9063; — Oatbaw, 8.: Oxkorä Lilllos anä krinting at Oxkorä. 1868, 1870. 885*