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Vcrmis ch t e s. — Bezüglich des Wörtchens „machen", dessen sich dcr Dcntschc i» der Umgangssprache so überaus häufig bedient, sagte dcr verstorbene Rector Jlgcn in Schnlpforta: „Es ist mir in nnscrcr Sprache nichts widerlicher, als das Wort „wachen." Alle Schande einer nationalen Indolenz hastet an diesem Worte. Denn was sonst als Faulheit ist cs, daß man das Wort „mache»" für jedes andere Zeitwort substitnirt? Doch das wäre noch das Einzige, wodurch mau sich mit diesem armen Worte versöhnen lassen könnte: das Mitleid mit dem Schicksale desselben. Denn es i der Ncgimcnts-Pack- und Plack-Esel, dem alles Da nnfgcbl'irdct wird, was ans die Wörter „anzündcn, rci sen, eilen, öffnen, verschließen, arbeiten, zubcreitcn, vornchmc», sich befinde»," geimg, fast n»f alle Zeit wörter dcr Sprache vcrthcilt werde» müßte, wem, cs Recht »nd Gerechtigkeit gäbe. Das Herz möchte Ei ne»! breche», wen» ma» n»scrc schöne und reiche Sprache durch dieses Wort so verunstaltet sicht. Denn: Früh wenn cS Tag macht, macht sich der Bancr ans dem Belle heraus. Er macht die Kammcrthürc auf nnd macht sic wieder zu, nm sich an daö Tagewerk zu machen, dessen Anfang damit gemacht wird, daß man Fcncr macht, nm vor allen Dingen Kaffee zn machen. Das Weib macht indessen die Stube reiu nud macht Orduuug und macht sich die Haare. Wemi sic lange macht, macht ihr dcr Mann cin finstcrcö Gc- sicht. Daraus macht sic sich nun freilich nicht viel, aber gntcs Blut macht cs doch anch nicht, wenn einen immer die Bemerkung gemacht wird: Mache daö Dn Dich fertig machst; ich kann vor Acrgcr nichts ma chen. Als er sich endlich ans den Wcg machen will, nm auf den Buttstädter Jahrmarkt zn machen, macht cs cin so gräuliches Schuccwcttcr, daß er nicht weiß, was er machen soll re. — Ei so macht doch, ihr Deut sche, eurer verwünschten Machcrci cin Ende! Appell an die Handels- und Gewerbe kammern, sowie an sammtliche Gewerbe- Vereine. In der „Leipziger Zeitung" ist unter „Eingesandt" ein bcmcrkcnSwcrthcr Artikel enthalten, welcher die jetzigen mißlichen Gcschäftsvcrhältnissc zu ergründen sticht. Wir lassen ihn im Wortlaut folgcn: Im Anschluß au de», in Beilage dir. 17 der Leip zigcr Zeitung enthaltenen Bericht über die wirthschaft- lichc Lage in Süd- und Südwcst-Dcutschlaud kann im Allgemeinen von den Zuständen in Mittel- nnd Nord- Dcntschland dasselbe gesagt werden. Die in engster Verbindung mit der Börscukrisiö stehende Handels krisis äußert sich auf allen Gebieten dcr Industrie und wird noch verschärft durch die von Frankreich an Deutschland abgetretenen Ländcrgcbictc, deren Fabrikate den unserigen eine schwer zn überwindende Konkurrenz bereiten. Eine weitere Ursache dcö Darnicdcrlicgcns fast aller Geschäftsbräuche» dürfte die sei», daß die i» dcr Grüudmigspcriodc wie Pilze aufgcschosscnc» Etablissements durch Ucbcrproduktiou noch große Vor- rälhe anfgcstapelt haben, die erst Verwcrlhnng gefun den habe» müssen, bevor eine Belebung des geschäft lichen Verkehrs denkbar. Dies ist jedoch nm so schwie riger, als gerade Berlin durch den Bezug der zur Canalisation erforderlichen Eiscnröhrcn ans England docnmcntirt, daß Deutschland bezüglich dcr Prcisc sei ner Eisenfabrikatc mit dem Anölaude nicht Schritt zu halten vermag; cin Umstand, dcr ans die, infolge Vcr- thencrnng aller Lebensbedürfnisse cingctrctcucn Erhöh ung dcr Arbeitslöhne znrückzuführcn ist. Sind dies Rachthcile, unter denen vorzugsweise die Großindustrie zu leiden, so ist dies erst recht der Fall im Klciuvcr- kchr, als unmittelbare Folge der uuumschrünktcn Gc- wcrbefrciheit. Als cin wahrer, die Entwickelung eines gcsnndcn Dctailgeschästcö hemmender Krebsschaden ist der Hansirhandcl anznschcn, dcr vorzugsweise den Ge ¬ schäftsmann kleiner Städte schädigt. Mag van Hans aus scitcu der Gesetzgebung bei Frcigcbnug desselben die wohlmeinende Absicht Vorgelegen haben, Jedem in seinem Gewerbe freien Spielraum zn lassen, so ist doch Thatsache, daß hierdurch dem Handel eine beträchtliche Summc von Elementen zugcführt worden ist, die dazu angcthan, dem GcschüftSlebcm vollends den Boden dcr Solidität zn cutrückcn. Eine große Anzahl dieser Hnnsircr rckrutirt sich ans den Reihen dcr Arbcitö scheuen, deren Absehen darauf gerichtet, sich vorcr eiucu Ercdit zu erschwindeln, nm sodann den Gläi bigcrn das Nachsehen zn lassen. Hansircnd von Stadt zn Stadt, von Dorf zn Dorf werden sic zur wahrcn Landplage, denn nicht mir, daß sic durch unverschämte Zudringlichkeit jedem einzelnen lästig werden, halten sic auch außerdem daö Dienstpersonal vielfach von der Arbeit ab, worüber vom Landmann Klage zu verneh men man täglich Gelegenheit hat. ES ist augenschein lich, daß, bei dem immensen Ucbcrhnndnchmcn dieser Individuen, dcr Landmann derartig mit Waarcn über legt wird, daß cr schließlich nicht mehr nöthig hat, seinen Bedarf in dcr Stadt zu decken, wodnrch selbst redend kleinere Orte, die hierauf angewiesen, verar men, die Existenz dcö solidcn Gcschäftömauncö, mit dcsscn Ehre cö unverträglich, sich glcichcr Absatzwege zu bediene», aber vollständig in Frage gestellt wird. Insbesondere verdient noch hcrvorgchobcn zn werden, daß dnrch den Hansirhandcl der Gaunerei nur allzu sehr Vorschub geleistet wird, wnö schon daraus hcr- vorgcht, daß verschiedene Blätter cs sich zur löblichen Aufgabe machen, daö Publikum vor dcu Ankauf vcr- chicdcncr, sich dcr Bcurthciluug des Laicu cntzichcu- )cr Artikel, besonders dcr Manufakturwanrcubranche, als Lcincnwnarcu, Nock- nnd Hoscnzcngc n. s. w. zn warnen. Von ebenso verderblichem Einfluß, daö Dctailgc chäft vollständig zn Grunde richtend, sind, mit nn crcn süddeutschen Leidensgefährten zu rede», die so- zcnanntcn Waudcrlagcr. Dieselben sind wcitanö auö einem ans Betrug basirtcu Kaufvertrag hcrvorgc- gangcu, bei welchem der Käufer die Waarc nutcrm Wcrihc acguirirt, während dcr Verkäufer nach Ein heimsung der Zahlnng unter Zurücklassung eines bc- dcntcndcn DcfieitS für seine Gläubiger daö Weite sucht. Daö Lager wird hierauf in einem beliebigen Orte, un ter allerhand marktschreierische» Reklamen ins Geld gesetzt, daö Publikum, auf dessen Lcichtglänbigkcit gc- rcchuct, mit Ausschußwaarcn betrogen, dcr einheimische Geschäftsmann in seinem Erwerbe beeinträchtigt nud der Fremdling verschwindet als dunkler Ehrenmann ans Nimmerwiedersehen, um iu einem ander» Ort a»sö diene wieder alifMauchcn. Nach Darlegung dieser Verhältnisse erübrigt nur noch zu bemerken, daß cö gerade der dnrch dieselben beeinträchtigte Geschäftsmann ist, dcsscn durch seine Lcbcuöstcllnng bedingter Aufwand bei dcr Stcucrab- chätznng häufig den falschen Maßstab für den Gc- chäftöumsatz rcsp. Einkommen abgicbt, so daß cr darauf ;in häufig uuvcrhültnißmäßig hoch bestcucrt wird, wäh- rcud dcr Hausircr cincn zu sciucm Umsatz in keinem Vcrhällniß stehenden, kaum ucuneuSwcrtheu Steuersatz zii zahle» hat. Greller tritt dieser Eontrast hervor, vcim mau erwägt, daß die Inhaber gedachter Wandcr- ugcr, so lauge von allen kommnnischcn Abgaben be reit bleiben, alö ihr Aufenthalt die Dauer von 3 Mo- laten nicht übersteigt; erst von da ab können sic zn dcnsclbcn hcrangczogcn wcrdcn. Selbstverständlich wird noch vor Eintritt dieses Zeitpunktes das Domi- cit gewechselt, nm so für daö ganze Jahr die kom- munlichcn Abgaben zn umgehen. Eö ist dies eine Vergünstigung, welche man dieser Klasse von HnndclS- trcibeudcn zugcstandcn, die sich nur damit entschuldigen äßt, daß wir in einer Ucbcrgnngöperiodc leben, wo ich die Verhältnisse erst nach nud nach klären müssen. n dcr Zeit ist cs abcr, daß sich die Gcwerb- und HaudclStrcibcudcu unter cin Banncr schaarcn nud dnrch Gründung von Vcrcincn zur Wahrung ihrer Interessen diesen Mißständen nbzuhclfcn suchen, sowie cö Sache der Handels- nud Gcwerbckammcru, iuglcichcu aller Gcwcrbcvcrciuc sein wird, sich dieser Angelegenheit warm nnzunehmcn, sic in den Bereich ihrer Erörter ung zu ziehe» »»d dara»f hinznwirkcn, daß diesen für die Dauer unhaltbaren Zuständen Einhalt gcthan werde. Mögen diese Woric nicht verhallen, ohne ans fruchtbare» Bode» gefalle» z» sei», und daz» beitra ge», eine bessere Z»kuufl hcraufznbcschwörcn! «Kirchen-Nachrichten. Parochic Schandau. Am Sonntag Jnvocavit. VormittagS-Tcxt: Joh. 5, 5—18. NachmittagS-Tcxt: 2. Kor. 6, 1—10. Geboren! Dem Guwbes. N. Seifert in RatbmannS- dorf eine T. — Dem Lehrer C. A. Protze in Postelwitz ein todtgeb. Knabe. Getraut: A. Lehmann, Einw. u. Tagarb. hier, mit A. H. Richter von hier. Gestorben: Fran Auguste Clementine Liddy, des A. E. Götz, B. u. Schneiders hier, Ehcfr., 28 I. 7 T. alt. — Frau Christiane Caroline, des I. G. A. Krebs, Steuern:, u. SegelmacherS hier, Ehcfr., 62 I. 2 M. alt. — Gustav Georg, dcS G. A. Schinke. Einw. u. Schifsb. hier, ehel. S., I M. I7 T- alt. — Ernst Emil, des H. H. Hoppmann, ans. B. u. Maur, hier, ebcl. S., 3 M. alt. — 3tlf- Emil Otto Richter, deö F. A. Richter, Königl. Steinbruchöauss. in Postelwitz, ehel. S.. 23 I. 3M. I0T. alt. — Jgs. Carl Gottlob Petersen, Einw. u. Schneider hier, 65 I. I M. alt. — Frau Johanne Karoline verw. Hänel, ErblchnrichtcrS in Rathmannsdorf, nachgcl. Wwe„ 76 I. l M. alt. Parochic Königstein. Am Sonntag Jnvocavit predigt Vormittags Hcrr Pastor Harlcustcin übcr Joh. 5, 5—18; Nachmittag« Hcrr Or. Schnlthciö übcr 1. Cor. 13. Geboren: Dem Fabrikarb. u. Einw. K. E. Bauer in Königstein eln S. — Dem ans. B. u. Baugcwcrkc E. G. Kügler in Königstein ein S. — Dem Bahnhofsarb. u. Einw. K. F. W. Knauthe in Königstein ein S. — lieber- dies austcrehcl. cin Mädchen in Königstein und cin Mäd chen in Hütten. Getraut: H. I. M. Birkholz, Tischlermstr. u. Einw. n Königstein, mit D. E. Kämpfe ebendaher. — F. I. Zlach, Schiffm. u. Einw. in Prosten, nnt K. A. Tasche ebendaher. — W. H. Oehme, Schiffm. u. Einw. in Prosten, mit A. B. Horn aus Gcistng. — F. H. Lohse, Schiffm. u. Einw. in Pfaffendorf, mit A. A. Donath von da. — Jgs. E. F. Keller, MechanikuS i. Krippengrund, mit Jgsr. M. K. Höntsch ans Hütten. — Jgs. K. A. Tappert, Schiffm. u. HauSbcs. in WalterSdorf, mit Jgfr. K. A. Böhme von da. — A. W. Günther, Steucrm. b. d. Dampfschiffs..Ges., u. Einw. in Blasewitz, mit E. P. Klöser aus Grohschirma. — K. H. Kunze, Maur. u. Einw. in Pfaffcndorf, nnt M. P. Reichelt von da. — Jgs. W. Th. Schwerdtner, Fabrik arb. n. Einw. in Königstein u. Chr. K. Büttner von da. — T. L. Weller, Schiffm. u. Einw. in St. Wehlen, mit E. P. Johne aus Niederrathen. — F. A. Rüffel, Zimmerm. u. Einw. in Pirna, mit Jgsr. A. E. Hänsel aus König stein. — K. A. Th. Lehnert, Tagarb. u. Einw. in ThllrmS- darf, mit Chr. I. Uhlemann auö Görisch. Gestorben: Frau I. N. Kopprasch, weil. K. G. Kopprasch'S, gcwes. HauSbcs. u. Waldarb, in NickolSdorf, nachgcl. Wwc., 60 I 3 M- alt. — Otto Richard, G. A. Hauswalds, Tagarb. u. Einw. in Porschdorf, ebel. S., M. 2 T. alt. — Hormann Clemens, F. H. Schiffels, Schiffm. u. Einw. in Königstein, ehel. S„ 2W. 5 T. alt. Confnm-Vereitt Vorwärts. Vcrkaufsstcllc» sind eröffnet bei: Kaufmann Ernst Gnst. Junker am Markt, Flcischermstr. Carl PrätoriuS Prvdlietcnhändlcr Moritz Hegenbarth, Poststr., GlaSwaarenhändler Licbcrnickel, Badstr., Produetenhandler E. A. Mutze, - Kohlenhändler Emil Landet am Markt, Klempner E. Vollmann, Zaukcnstraße, Bäckermstr. Grahl, - Dälkermstr. Carl Friedrich Lorenz, Badgaffe. Bäckermstr. Ernst Häntzschel in Postelwitz. Die Kan-fparkaffe zn «Königstein (Kass.-dicnd. Nabis) ist geöffnet Sonntag, de» 14. Februar 1875 Nachin. von 2—4 Uhr. Weka n n 1 m a ch u n g. Vom Gesetz- nnd Vervrdnnngsbkatt für das Jahr 1875 ist das 1. Stück erschienen, enthaltend: Nr. 1) Verordnung, polizeiliche Maßregeln bei dcr Näudekrankheit dcr Schafe betreffend, vom 2. Januar d. I.; - 2) Bekanntmachung, die Ausgabe verzinslicher Schatzanwcisnngcn im Betrage von 15 Millionen Mark betreffend, vom 5. Januar d. I.; - 3) Bekanntmachung, die Verlegung dcr Wcibcr-Corrcctionsanstalt betreffend, vom 5. Januar d. I.; - 4) Bekanntmachung, die Ausstellung von UncntbchrliclMtSzcngnisscn für einzeln stehende, dcr Ncscrve oder Landwehr angehörige Schullehrer betreffend, vom 7. Januar d. I.; - 5) Bekanntmachung, die Nichtmigölinic dcr dic Fortsetzung der Südlansitzcr Staatöbahu bildenden Eisenbahn von Sohland übcr Ncnstadt nach Pirna, soweit sic nicht mit dcr Pirna-Nadcbcrgcr Bahn znsammcnfällt, betreffend, vom 9. Jannar d. I.; - 0) Verordnung, die in BrandvcrsichernngS-Angclcgcnhciten zn gebrauchenden Schriften- nnd Tabellcnformnlarc betreffend, vom 8. Jannar d. I.; - 7) Gesetz, dic Ucbcrtragung dcr Verpflichtung zn Unterstützung bedürftiger Familien von znm Dienste cinbcrnfencn Mannschaften dcr Reserve, Ersatzrcscrvc und Landwehr ans die BczirkSvcrbändc betreffend, vom 15. Jannar d. I.; - 8) Verordnung zn AnSführnng dcö nntcr dir. 7 bcmcrktcn Gesetzes, sowie dcö durch die Verordnung wegen Einführung preußischer Militnirgcsetze im ganzen Bundesgebiete vom 7. November 1867 ciugcführtcn kömgl. prcuß. Gesetzes, betreffend dic Unterstützung dcr bcdürftigcn Familien znm Dienste cinbcrnfcncr Reserve- und Landwchrmannschaften, vom 27. Februar 1850, und deö Gesetzes, dic Unterstützung der bcdürftigcn Familicu zum Dicnste einbcrnfcucr Mann- schaftcn der Ersatzrcscrvc betreffend, vom 8. April 1868, vom 15. Jannar d. I.; - 9) Verordnung, die neucrrichtcte Jrrcn-Sicchcn-Austalt Hochwcitzschcn betreffend, vom 2. Jannar d. I. und liegt zn Jedermanns Einsicht in unserer Expedition aus. Schandau, am 11. Februar 1875. D e r S t a d t r tt t h. Hartung.