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ZächWe WMmig. Amts- und Anzeigeblatt für das König!. Gerichtsamt und den Stadtrath zu Schandau und den Stadtgemeinderath M Die „Sächsische Elb-Zeitung" crschclnl Mittwoch imd Sonnabend »nd ist durch alle Poüanüalte», sowie durch früh ^tthr er- jährlich zu beziehe». - Inserate sttr da- Mlllwoch-blat. werde» bis Dienstag früh » Nhr, für das Sonnabends la., beten. — Preis fiir die einmal gespaltene CorpuSzeilc oder deren Naum >0 Pf. — Auswärts werde» Inserate für die Elbzcitnng st Hesse, in Dresden und Leipzig ln den Annonecn.Bureanr der Herren W. Saalbach, Nud. Mosse und Haasenstei» >' og . 1875. Schandau, Sonnabend, den 13. Februar O Zur Charakteristik Noms. Der englische Missionar Samuel Ella von den LoyalitätS-Jnseln (einer der Siidscc-Jnscln) veröffcnt licht ein sehr lehrreiches Scitenstäck zu den Klage» de römischen Hierarchie über die Verfolgung nud Bcdrüc mig der katholischen Kirche in unserem Zeitalter. Seit dem Jahre 1849, heißt eö in diesen! trancrvollen Be richte, wird die protestantische Mission ans jenen In seln betrieben. Lange Zeit wirkten daselbst eingeboren Missionare mit gntcm Erfolge. Nachdem jedoch Fran reich im Jahre 1854 von den Inseln Besitz ergriffe hatte, faßte eine katholische Missionsstation unter einem Maristcnpricster auf Uvea, einer der Inseln, festen Fuß, und begann mit Hilfe einiger gewonnener ein heimischer Stämme, von den französischen Behörden kaum gehindert, znm Theil offen unterstützt, gegen die zmn Protestantismus Bekehrte» eine Reihe der ab scheulichsten und nnglanblichstcn Brutalitäten. So lange die Eingeborenen Heiden waren, bekümmerte sich die katholische Mission nicht um sic, sobald sie aber protestantisch wurden, begannen die empörendsten Ver folgungen, eine schreckliche Illustration der bekannten päpstlichen Worte von seinem Anrecht an alle Ge tauften. Der Bericht des ehrwürdigen Missionars Ella da- Urt vom Augnst vergangenen Jahrcö. Bis zu dieser Zeit haben mit Unterbrechungen die schrecklichen Ver folgungen gegen die protestantischen Einwohner gcwü- thct, die in der schlichten Schilderung Ellas in grauen hafter Färbung erscheinen. Männer nnd Weiber fal len dem Kampfbcil znm Opfer oder werden verbrannt, wenn sie sich nicht bekehren; Dörfer nnd Kulturen werden zerstört, der einzige Schlitz sind die Wälder. Vergebens sind alle Bitten des Missionars bisher ge wesen, der Gonvcrncnr möge diesen Verfolgungen ein Ziel setzen, sic frnchtctcn nichts. Nur eiumal rafflc sich die Behörde auf, oder wurde cs ihr zu bunt, als 1873 wieder eine Protcstautcnhctze durch die Anhänger der Papstkirche stattgcfundcn hatte und 22 gefangenen Franc», welche der Hunger ihrer Kinder in'S Feld ge trieben, die Hände auf großen Steinen mit dem Kampf bcil zerschmettert wurden. Der französische Resident in Lifu erschien ans Anrufen der Protestanten, nahm sechzehn der papistischcn Bestien gefangen und sandte sic znr Bestrafung nach Ncucalcdonicn. Dort blieben sie einige Monate und kehrten dann ans Verwendung des katholischen Bischofs an Bord des Missionöschoo- ners im Trinmphe zurück. Die von Ella geschilderten Scheußlichkeiten lassen die englischen Blätter einen sehr ernsten Ton anschla gen; so änßert sich z. B. der Independent: „Was man lange auch bei anderen für unmöglich hielt, ist eine gräßliche Thatsache. Die Papstkirche führt einen Maö- kcnzug von barmherzigen Schwestern und enthaltsamen Priestern vor unseren Augen vorbei, um desto unge störter in entfernten Gegenden ihr Höllenwcscu weiter zu treibe». Ihre» Tigcrdlirst nach Blut, den sie i» Spanien, ans das die Angcn der civilisirtcn Welt ge richtet sind, nicht zu stillen wagt, sättigt sic in Mexico und ans dcn Südsccinseln. Sic hat dabei die volle Billigung ihres Oberhauptes. Der römische Papst späht nach allen Richtungen der Windrose ans, nm neue Gegenstände seiner Flüche zu finden, aber nicht einen Lant der Unzufriedenheit flüstert er über dcn Mord (des englische» Missionars Stephens durch ka tholische Priester) in Ahnalnleo. Fortwährend ekelhafte Schmähungen gegen diejenigen ausstoßcnd, die ihn ei nes von seinen Vorgängern znsammcngcstohlencn nnd zusammcngcschwindelten nnd von ihm zum Entsetze» der Welt regierte» weltliche» Besitzes berankte», hat er kein Wort dcö Mitleids für die Gemordete» auf de» Südscciuscl» mid kci» Wort des Tadels für ihre Würger. Das ist die Art, i» der „christliche Missionen" von Iden Spießgesellen dcö Manncö geführt werden, der Europa mit sciucn Klage» über Verfolgung erfüllt, weil er dasselbe nicht mehr bei sich zu Hause thun kann nnd aus Acrgcr darüber aus seinem Palastc mit de Tausenden von Zimmern, in dcn ihm von allen «e ten die Fülle dcö Goldcö gebracht wird, nicht mehr hcrauögchcn will. Es ist hohe Zeit, daß die Prote stanten, anstatt diese Dinge als greisenhaften Blödsinn zn belachen, sich ernst wider daö scheußliche Schauspiel auflchncn. Die Betrügerei mit dcn armen Katholiken, denen Stroh ans dem Kerker des Papstes zn hohe» Preisen angcschwindclt wird, sollte mit dcn richtigcn Worten bezeichnet werden; die Phrase „der Gefangene dcö Vaticanö" müßte eine Lüge genannt und die win selnden Dcnunciantcn gegen die deutsche Kirchcngcsctz- gcbnng müßte« iu ihrer gauzcu Heuchelei von That- fachen wie die obigen enthüllt werden." Die Briefe Ella'S werden ihre wohlthätige Wirl nag weit über Englands Grenzen hinanö und mich in unseren billig denkenden Katholikcnkrciscn zu äußern nicht unterlassen. Mögen die berichteten Thatsachcn nnS nicht zum Haß gegen unsere katholische» Brüder, wohl aber znr Achtung nnd Unterstützung der deutschen Politik führe», welche allein der richtige Weg ist, Chri sten aller Confcssioncn wie Inden in Frieden nnd Ein tracht ihre» wirthschaftlichcn Anfgaben nachgchcn und staatsbürgerlichen Pflichten obliegen zn machen. Wir Alle habe» diesen Frieden nöthig, denn die Noth des Lebens lastet schwer auf nnS. Wir wollen ihn uns durch eine machtgcwohntc störrische Klerisei auch nicht rauben lassen, unter dem edlen Vorwande, daß die hei ligsten Güter der Religion gefährdet seien. Gefährdet ist die angcmaßte Macht der Klerisei über das Staats wesen, nicht aber der Schatz des Glaubens in irgend eines Menschen Brust. Tagesgcschichte. Sachfen. Für die in diesem Jahre in Dresden 'tnttfmdmdc Gewerbe- mid Industrieausstellung für Lrzcngnissc ans dem Königreiche Sachsen sind die Anmcldmigcn äußerst zahlreich ciugcgangcu. Die Mit- thciluugcn, welche das „Dr. I." darüber veröffentlicht, geben einen erfreulichen Einblick in die Dimensionen, welche die Ausstellung annehmcn wird, und in das tauscndrädrigc, mmmichfaltige mid rege Getriebe un- ercs sächsischen GcwcrbflcißeS. Ans der Ausstellung vcrdcu 1184 Firmen vertreten sein, und zwar nach den verschiedenen Brauchen geordnet: 20 Firmen mit großen Maschinen, als Dampfmaschinen re.; 80 mit kleineren Maschinen, als Hilfs- und Werkzeugmaschi nen; 21 mit Maschinen für Weberei, Wirkerei und Spinnerei; 6 mit Maschinen für Lithographie und Druckerei; 8 mit Feuerspritzen und Fcucrwchrappara- tcn; 24 mit landwirthschaftlichcn Maschinen nnd Ge- räthschaftcn; 21 mit Brau- und Brcmiapparatcn; 6 mit Tafel- und Brückenwaagen; 17 mit Näh- und Strickmaschinen; 18 mit Bau- nnd Schlosscrarbciten; 8 mit Gewehren und Waffe»; 12 mit Gcldschräiikcn; 19 mit mechanische», physikalische», chirurgische» mid Uhrmachcrarbcite»; 41 mit Wirkereien; 81 mit Webe reien in Seide, Leinen, Wolle, Sammet re.; 19 mit Posamenten und Stickereien; 13 mit Scilcrarbcitcn; 11 mit Berg- nnd Hüttcnprodnktcn; 18 mit gegerb tem und lackirtcm Leder; 18 mit LnxnS- nnd anderen Wagen; 16 mit Sattel- nnd Gcschirrnrbcitcn; 72 mit Porzellan-, Thon-, Cemcnt-, Cajolith-, Marmor-, Ser pentin-, Terracotta- rc. Arbeiten; 65 mit musikalischen Jnstrnmcntcn (BlaS- n. Strcichinstrnmcntcn);-32 mit Kanofortcs; 46 mit Knnst- und Bautischler-, Billard-, Zarqnct- uud Holzbildhaucrarbciten; 10 mlt Drcchö- crarbeiteu in Holz, Perlmutter; 21 mit diverse» Holz- fabrikatcn; 5 mit Dekorateur- und Tapezierarbcitcii; 32 mit Blccharbciten; 12 mit Papier- und Pappfabri- katcn; 33 mit Carlonagc-, Buchbinder- nnd Lcdcr- nrbcilcn; 53 mit Photographie-, Lithographie-, wie sonstigen graphischen Arbeiten; 32 mit Bronze-, Gold-, Silber- nnd Ncnsilbcrarbcilcn; 14 mit Lehrmitteln; 4 mit Bürsten- mid Pinsclarbciten; 47 mit Bctlci- dungögegcusländcn; 15 mit Blumen- mid Strohar- bcitcn; 36 mit Nahrungsmitteln, als Bier (Fclscn- kcllcr, Plaucuschcr Lagerleiter, Hofbranhans, Gambri- nns), Mehl, Chololaden, Conditorwaarcn, Senf, Ci garren, Mineralwässer rc.; 53 mit Chcmikalicu, Dro- gucu rc.; 123 mit divcrscn Gcgcnstündcn. Hierzu würden noch die LicfcraMcn dcö in Aussicht gciwm- uicncu Königspavillons kommen. Bcthciligcn werden sich 203 Orte, wovon Leipzig 85, Chemnitz 76, Dres den 356, Ane 13, Bautze» 16, Crimmitschau 48, Cunewalde 10, Döbeln 17, Freiberg 25, Leisnig 17, Mittweida 11, Markneukirchen 46, Meißen 29, Oederan 10, Pirna 16, Großröhrsdorf 26, Zittau 12, die audcrcn Orte unter 10 Aussteller cmgcmeldct haben. Hiernach wird die Dresdner Ausstellung jedenfalls die größte werden, welche bis jetzt in Sachsen zu Stande gekommen ist. Meißen, 10. Fcbr. Gestern Nachmittags gegen 4 Uhr ist in der Sichcrhcitözünderfabrik von Bickford und Co. nm Goldgründe allhicr vcrmnthlich in Folge einer Pnlvcrcxplosion Fcncr anögcbrochen und cS sind dadurch die Fabrikgebäude mit ihrem reichen Inhalt an Brennstoffen zerstört worden. Daö Schrecklichste dabei ist aber, daß die in dieser Fabrik beschäftigten Arbeiterinnen, meistens Frauen, fast alle dabei verun glückt sind. Mit Brandwunden am Körper bedeckt, st es zwar einer größeren Zahl, vielleicht 10, ge- lnngcn, in'S Freie zu kommen — wobei einige durch L>priugcu aus de» Fenstern noch Arm- und Bein brüche erlitten haben —; ein Theil aber, von denen gestern Abend noch 3 uud heute 2 Leichname, aber unkenntlich, gefunden worden, sind im Gcbünde ver brannt, da sic jedenfalls so schwer verwundet gewesen 1nt>, daß sic nicht von der Stelle gekonnt haben. Von den im Krankcnhausc anfgcnommcncn, 10, znm Theil entsetzlich verbrannten Franc» sind bis heute früh 2 gcstorbcu, einige andere liegen hoffnungslos, eine sicht noch dazu ihrer Niederkunft entgegen. Die bcdaucrnö- wcrthcn Vcrwnndctcn boten auf dem Transporte in's Krankcnhanö ein Bild lauten Jammers. Die Flam men hatten reichliche Nahrung nnd loderten haushoch, dichte schwarze Rauchwolken voranscndcnd, in die Lnft. Ein Feuerwehrmann ist durch eine während des Bran- dcö stattgefilndciie Explosion am Kopfe verletzt worden. — Als ein Glück ist cs noch dabei zu betrachten, daß mehrere Arbeiterinnen Fastnächten wegen die Arbeit nicht wieder ausgenommen hatten, denn leicht wäre dann das Unglück noch größer geworden. — Vor Schlnß des Blattes geht uns noch die Nachricht zn, daß bis jetzt im Ganzen 11 Arbeiterinnen gctödtet oder an dcn Vcrlctzungcn gestorben sind. „ . (M- T.) Im GcrichtSamt Leisnig wnrde am 4. Fcbr. die erste Civil-Ehc zwischen einem Israeliten mid einer Protestantin in Gegenwart der Familie der Verlobten geschlossen. Ein unmenschliches Weib, eine mmatürlichc Mutter hat vor einigen Tagen in Leipzig vor Gericht gc- tandcu nnd ihren gerechten Loh» (3 Jahre Zuchthaus) >avongclragcm Eine imvcrchcl. Haudarbcitcriu hat hrc» kleiue», hübsche», vo» Alle», die ih» kannte», geliebte» 4jährigen Kuabc» mit rafsinirtcr Bosheit dnrch unansgcsctztc Mißhandlungen (sic hat daö arme Kind Tagc lang Hunger leiden lassen, im Hemde in der grimmigsten Külte vor die Thürc gestellt und ihm logar Brandwunde» verursacht) zmu Tode gebracht, ^ic Bcwcnaufnahme ergab wahrhaft haarsträubende