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Stnatcö durch dcu Dircclor der Schule, uud über solche Schulen, denen ein Direclvr nicht vorslcht, durch de» dem Schulvorstande angehörigen (Geistlichen, do fern nicht die oberste Schulbehörde diesen Auftrag wi- derruft oder von vornherein einer andern geeigneten Persönlichkeit überträgt, nuögcübt. Die der kirchlichen Obcrbchvrdc zustehcndc Aufsicht über den Religiouö- unterricht übt dcr OrtSgcistlichc als solcher, bcz. dcr höhere kirchliche Anfsichtöbcamte, aus. Durch die letzte Bestimmung ist nicht nur das Recht dcö Landcökonsi- ftoriumö znr Beaufsichtigung dcö Rcligionöuntcrrichtö in dcr Volksschnlc auch im Schulgcsctzc aucrkaunt, sondern auch die regelmäßige Ausübung desselben durch die Ortögcisllichcn uud die vom Kirchcnregimcut ciu- gesctztcu oder bcanflragtcu höheren kirchlichen Beam ten gewährleistet. Schon dadurch, daß dcr Pfarrer Mitglied des Schulvorstandes ist, wird demselben reich liche Gelegenheit gegeben, sich über den Stand dcr Schule bezüglich dcr religiösen Jngcndbildung jederzeit Kcuntniß zu verschaffe». Er wird fcrucr von dcr ihm zustchcudcn Bcfngniß, dcm RcligionSuutcrrichtc bcizu- wohncn, so oft, als cS ihm im Interesse des letzteren zn liegen scheint, Gebrauch mache», lieber etwaige Ausstellungen wird er sich dcm Lchrcr gcgcnübcr äu- ßcru oder sic nach Umständen im Schulvorstande, bez. bei dem Bczirksschnliuspcctor zur Sprache bringen. Nicht minder wird der Superintendent die Anssicht über den Religionsunterricht in dcr Schnlc handhaben. An dcr Debatte hierüber bcthciligcn sich: Leonhardi, Böhmcl, Opitz, Meurer, Meyer, Schmidt, Eckstein, Gesell, v. Erdmaunödorf, EultuSminister v. Gerber, worauf man beschloß: Die Synode wolle cü bei dcr empfangenen Mitthcilnng bewenden lassen in der Vor aussetzung, daß 1) das Kirchcnrcgimcnt dafür Sorge tragen werde, daß bei Aufstellung dcr in Aussicht gc- uommcucn speziellen Instruction allenthalben das Recht und die Pflicht dcr Kirche bei Ucbcrwachnug des Re ligionsunterrichts gewahrt werde, und 2. das Kirchen- regimcnt auf Herstellung einer Ordnung Bedacht neh men werde, durch welche Evmpctcnöconfliktcn zwischen staatlichen und kirchlichen Organen nach Möglichkeit vorgcbcugt werde. Die Pferde eines eleganten LandnncrS aus Dres den, dessen Insassen etwas angeheitert waren, sind vor mehreren Tagen scheu geworden und haben die in der Nähe dcr Schloßmühlc bei Dohna befindlichen Barrieren, welche die Straße von dcm tiefen Bett dcr Müglitz trennen, zertrümmert, worauf dcr Wagen sammt den Herren in die Muglitz stürzte. Dieselben haben erhebliche Contusioncu erlitten und auch dcr Wagen ist stark beschädigt worden. Die Pferde, welche die Deichsel abgebrochen, blieben infolge dessen auf der Straße uud wurden in der Nähe der Ehrlichtmühle wieder anfgcfaugcn. (P. A.) Dcr Sächsische Forstvcrcin hält in den Tagen vom 2. bis mit 4. Juli in Leipzig seine diesjährige Versammlung ab. Dcu hierzu reisende» Mitglieder» dieses Vereins wird in dcr Zeit vom 30. Ium bis mit 6. Juli gcgcu Vorzeigung dcr Mitgliedcrkarte auf dcu Sächsischem Staats-Eisenbahucu und dcn unter Staatsverwaltung stehenden Privat-Eisenbahnen bei Pcrsoncnzügen für Hin- uud Rückreise freie Fahrt be willigt. Zwickau, 19. Juni. Nachdem vor wenigen Tagen auf dem Segen-GottcS-Schachtc dcö hiesigen Erzge birgischcu StcinkohlcnbauvcrcinS ein Bergarbeiter durch hcruuterbrechcudcs Gestein erschlagen worden war, ist gestern Abend nm 6 Uhr auf dcmsclbcu Schachte ein ueucö Unglück vorgefallen. Es riß nämlich während dcr Auffahrt das Fördcrscil cincS Gerüstes, auf wel chem sich zwei Pfcrdcwärtcr uud füuf andere Berg leute befanden uud dnö betreffende Gerüst stürzte mit den Mannschaften in das Schachtliefste. Vier dcr Verunglückten waren sofort lobt oder verschieden we nigstens noch in dcr Grube. Ein Fünfter starb noch auf dcm Wcgc iu das Krciökrnnkcnstist. Die beiden Andere», welche i» derselbe» Anstalt mitergcbracht worden sind, habe» zwar ebenfalls sehr erhebliche Ver letzungen erlitten, doch ist Hoffnung auf ihre Wieder herstellung vorhanden. Die Verstorbenen waren sümmt lich vcrhcirathct und hinterlassen außer ihren Wittwcn siebzehn zum Theil im zartesten Alter stehende Binder. In dcm Gasthaus zur sogcuauntcu „Thümmclei" zwischen Kottmarödorf und Ebersbach bei Löbau hat sich am 18. ds. ein Unglück ereignet, bei dem man nicht weiß, wer von dcn beiden Bcthciligten mehr zn beklagen ist, die überlebende oder die gctödtetc Per son. In diesem Gasthausc ist, wahrscheinlich als Schänkmädchcn, Franziska Hain anö Brüx in Böh men aufhältlich und war mit dcm Ebcröbachcr Flnr- schützcn Wilhelm, der oft dort ciukehrtc, befreundet. Am genannten Tage deö Nachmittags, als Wilhelm eben wieder vorsprach, um sich durch einen Trunk zn stärken, ergriff daö Mädchen in übcrmülhigcr Laune das an dcr Wand hängende Doppelgewehr Wilhelms, welches — wovon sic allerdings keine Ahnung hatte — geladen war, legte cs ans diesen an und rief noch munter: „Ich schießet" Im selben Augenblick krachte dcr Schuß und Wilhclm stürzte zusammen, die ganze Schrotladimg Ivar ihm in dcu Uutcrlcib gedrungcu. Dcr Zustand des beklngenöwcrthcn Menschen ist ein hoffnungsloser, der Znstand dcö Mädchens aber, die plötzlich dcu Tod ciucö Mcnschcu auf ihr Gewissen geladen, mag wohl auch ciu fürchterlicher sein; sic ward vom Bezirksgericht Löbau ciugezogcu. Preußen. Berlin, 21. Juni. Die neuesten Nachrichten aus Ems lauten dahin, daß Sc. Ma jestät dcr Kaiser sich fortdauernd dcö bcstcn Wohlscinö erfreut. Derselbe besucht regelmäßig die Brunnen- Promenade und nimmt täglich dcu Vortrag deö Ci- vil- uud Militärcnbinctö, sowie dcö gch. LcgationS- ralhö v. Bülow cutgcgcu. Dcr Kaiser von Rußland ist vorgestern Nachmittag 3 Uhr von Emö nach Jugen heim abgcrcist. Derselbe wurde von dem Kaiser Wil helm auf dcn Bahnhof bcglcitct, wosclbst die bcidcn Kaiser in der herzlichsten Weise sich von einander ver abschiedeten. Die zahlreich versammelten Curgästc be grüßten beide Majestäten mit enthusiastischen Zurufen. Bremen. Bei dem am 22. Juni vom Senate gegebenen Banket brachte der König von Sachsen einen Toast auf dcu Dcntschcu Kaiscr, dcr Kronprinz deö deutschen Reichs einen Toast auf den König von Sachsen und die anderen deutschen Fürsten aus. Dcr regierende Bürgermeister von Bremen brachte ein Hoch ans den Kronprinzen des deutschen Reichs anö, wel ches dcr Kronprinz dcö deutschen Ncichö durch ciucu Toast auf Senat und Bürgerschaft dcr Stadt Bre men crwiedcrtc. Italien. Nom. Am Abend des 21. Juni wurde zu Ehren des 28. Jahrestages dcr Throubc- stcignug dcö Papstes iu dcr St. Pctcrökirchc ciu feier liches Tcdeum abgchaltcu. Dcr Papst erschien an ei nem Fenster des Vaticans, und einige ehemalige päpst liche Gendarmen riefen: „Es lebe dcr Papst-König!" Die Volkomcnge crwidcrlc diesen Zuruf mit Pfeifen. Bersaglieri erschienen zur Aufrechterhaltung dcr Ord nung und verhafteten mehrere der ehemaligen päpst lichen Gendarmen, worauf die Volksmenge ruhig nuö einander ging. Feuilleton. Das verheimlichte Verbrechen. iloucklc von 3ul. vnngcc». (Fortsctznng.) (Vor Nachdruck wird gewarnt.) Da die alte Dame in ihrer Begeisterung selten rnhig blieb und stets ab- und zuwaudcrtc, um, wie sic sagte, immer wieder ein frisches Auge für die Arbeit ihres Sohnes zu haben, so war das junge Paar öfters allein; aber dort drüben hinter dcm nicdcrgclasscncn Roulcnn saß Fran Braun und ihr Blick ficl authcilö- voll und nicht ohne tiefe Bewunderung auf daö lieb liche Mädchen, welches iu ciucm weißen Kleide, einen Blumenkorb in den Händen, dcu blau bcbäudcrtcn Strohhut am Armc, wie das Bild dcö Frühlings auösah. Schr geduldig war übrigcuö daö schöne Modell nicht und Leo mußte schr oft Pauscu machen, in wel cher sic „wieder ein Bischen cmfathmcn wollte," wie sic sich nuödrücktc, im Zimmer hcrumlicf, die an dcu Wändcu bcfcstigtcu Skizzen und Gemälde betrachtete imd mit dcm unbewußten Interesse der Eifersucht überall umhersuchte, nm irgend etwas zu finden. Bei einer dieser Gelegenheiten öffnete sic auch vielleicht zum huudcrtstcn Male, eine große Mappe, welche ihr Leo schon öfters ans dcr Hand gcnvmmcn hatte, noch ehe sie dieselbe vollständig untersuchen konnte, heute war er so mit seiner Arbeit beschäftigt, daß er eö ruhig geschehen ließ und sich sogar über Gcroldiuens an- mulhigc Fragen in Bezug dcr Bildcr amüsirtc. Jetzt erst sah Gcroldiue das Blatt rccht au, wel ches sie iu dcr Hand hielt, dasselbe war au dcu Ecken zerknittert, als ob cs loögcrisseu worden wäre, aber cö war ein wundervoller Mädchenkopf darauf mit ci- ncr'Fülle schwarzen Haarcö uud ciucm sanften, fast mc- lancholischcu Ausdruck der Augcu; indessen zeigte sich doch cin entschlossener Zug um Mund und Kinn, daß Eharaktcr und Energie diese Snnftmnth zügele. Im selben Momente, als Gcroldiue aufmerksam das Bild betrachtete, sah sic Frau Braun an dcu Fcn- stcru dcö „Stndio" vorüber iu dcn Gartcu schleichen; schleichen war dcr richtige Ausdruck, dcuu dic gcbücktc Haltung, dcr wankcudc Gang uud das vor jcdcr Zug luft verhüllte Gesicht zeugten von dem noch nicht ganz geschwundenen Unwohlsein dcr Gesellschafterin. Gcroldiue war schnell der älteren Freundin nach- gccilt, nm ihren ersten AuSgang zn begrüßen. Fran Braun entgegnete, daß cö auf Audrängcn der Gräfin und nur für einige Minuten geschehen sei uud mahnte daö junge Mädchen, dic Sitzung nicht zu unterbrechen. Diese aber lächelte schelmisch uud sagte, daß sie schon unterbrochen sei, indem sic Leo'ö künst lerische Schätze visitire. Dabei hielt sic daö Blatt hin nnd war so von dcr Schönheit des Bildeö begeistert, daß sic dcu Schrecke» dcr Gesellschafterin gar nicht bemerkte. „Nicht wahr, cin reizendes Antlitz?" sagte Geral dine eifrig. Fran Braun fragte mit zitternder Stimme, wen cö vorstclle, und da dic junge Dame dies nicht nu- gcbcn konnte, sprang sic wieder zurück, dcu Künstler zu befragen. Dieser aber wurde glühend roth als die Frage an ihn gestellt ward, dann sagte er etwas mürrisch: „Eine Studie, uichtö weiter, nahm daö Bild heftig aus Gcroldiucuö Händen nud zerriß dasselbe in viele Stücke. Daö junge Mädchen schrie laut auf uud sagte: „Ach, wie schade, cö hat mir so uucudlich gefallen; wie konnten Sic das thun, Lco?" Dcr vorwurfsvolle Tou ließ dcu Grafen erkennen, daß er zn weit gegangen; cr lenkte wieder ein nnd wußte so licbcuöwürdig zu sein, daß Gcroldiue dcn kleinen Zwischenfall bald wieder vergaß. Uebrigcnö war Leo'ö beste Eigenschaft die Freude an seiner Kunst, die cr wirklich besaß. Wie oft betrachtete cr daö Por trait mit freudigem Stolze und keine Ahnung sagte ihm, daß cr cö nie vollcndcn werde. Und so verging dic Zeit, aber obgleich dcr Spät herbst herbcikam, war die Luft noch ungewöhnlich milde und dcr Himmcl wölbte sich in ungetrübter Bläue über traurige nud glückliche Herze». ES war einer jener schölten Herbst- und Spätsommer, wie sie zwar selten erscheinen, aber daun auch dcn schönsten Theil dcö Jahrcö bilden; nur dic Nächte warm zuweilen schon etwas stürmisch nnd dann rauschten dic alten Bäume dcö Pnrkcö und dcr Wind peitschte die Wellen, daß sie um dic spitzcu Ufcrfclscn schäumten und sich dort brachen. Ruhig schlummerte dic Gräfin, ihre Seele war so sorglos, wie sie cs seit vielen Jahren nicht gewesen. Sah sie doch schon im Geiste des Sohnes Zukunft in jcdcr Hinsicht an dcr Seite einer Fran wie Gcrol- diuc, gesichert. Ruhig schlummerte auch diese, ihr rei ner Sinn träumte von keinem andern Glück, als täg lich so wie jctzt um dcn gclicbtcn Freund zu sein, für ihn sorgen, für ihn leben zu dürfen. Lco Wolföcck war mit scincm Talente nnd seiner idealen Schönheit ihrem romantischen Geiste ciu Wcscn höherer Art ge worden, nur hier nud da tauchte ciuc Sorge für Felix Audar iu ihr auf, sie sah im Geiste seine traurigen, ernsten Augen auf sic gerichtet; aber mit dcm Egois mus dcr Jngcud und dcr Licke verscheuchte sic dicscö Bild und beeilte sich, an zwei feurige Augensterne zn deuten, welche sic anö Lco's geistreichem Antlitz mit verzehrender Bewunderung anblitztcu. Aber cS gab auch schlaflose Bewohner auf Schloß Wolföcck. Wie manche Nacht ging Graf Lco rnhcloö in scincm Zimmcr auf und ab und dachte an sein Schicksal, au seine Vergangenheit, an seine Zukunft. Sollte cr daö liebliche Mädchen, welches täglich an seiner Seite lebte und ihn offenbar zu lieben schien, in sein Schicksal verstechten? Ein großes Vermögen lag zn seinen Füßen, cr brauchte mir die Hand dar nach auözustrcckcn, uud hundert Mal schwor cr sich in dcr Stille dcr Nacht zu, cö thun und kein solcher Thor zn sein und sich vor einem Blendwerk zu fürchten; und dann, wenn cr ciuschlicf, trämntc cr von Gcrol- dincn und sah sie ihr goldenes Haar ausbreiten und chüttcln und cin Ncgcn von Gold ficl herab; er streckte uc Hand anö, da packte ihn eine eiserne Fanst, ein drohendes Antlitz neigte sich über ihn. Lco stöhnte im Traume, kountc sich aber dcm ciscrucu Griffe nicht entwinden. Und kam dann dcr Morgen, konnte er m Angedenken einer solchen Nacht kein bindendes Wort zu Gcroldiue Audar reden. Es war noch cin Herz auf Wolföcck, das baug uud muthloö dcu nächtlichen Hcrbststürmc» lauschte uud nicht zur Ruhe kommen konnte. Frau Braun, die Gesellschafterin, saß an dcr gcöffuctcn Balkonthür, ah in dcu Park hinaus und auf die brausenden Wellen )cs Flusses uud wünschte die lange, endlose Nacht herbei, wo sic still im Grabe liegen nnd die Ruhe iir ihr gequältes Herz finde» möchte! (Forts, folgt). Kan-wirthschaftliches. (Wirkung dcr Sonne auf das Mehl.) Hän ig beschuldigt man Waizcn- und Noggeumchl dcr Ver- ülschung, weil cö klumpige Suppe, bröckligen Teig md glitschigen Kloß gicbt, obgleich nichts Fremdarti ges darin nnchzuwciscn ist. Sobald das Korn längere Zeit feucht gewesen ist, besitzt daö Mehl regelmäßig dic eben angcführtcu Eigenschaften. Waizcnmchl, daö ür das beste Mehl galt, wollte cbeufallö keinen bin- icndcn Teig geben. Dcr Verkäufer meinte, daß diese chlechte Eigenschaft daher rühre, daß die Sonne beim Transport auf die Mehlsäcke geschienen habe. Cö wurden Versuche cmgcstcllt, uud iu dcr That kann das Waizcnmchl den Einfluß dcr Sonnenstrahlen nicht ver tragen, selbst wenn dieselben auch nicht unmittelbar darauf fallen. Es geht eine Veränderung dcö Klebcrs vor sich, sobald dnö Mchl von dcr Sonne beschienen wird, ähnlich dcr Vcräudcnmg, welche dcr Kleber durch Erhitzung iu dcr Mühlc crlcidct. Dieselbe Eigenschaft, wic aus feucht gewesenem Getreide bereitetes Mehl, nimmt daö reine Waizcnmchl au, wcun eö zu frisch