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Mch ffche Gbjeituilg lM. Schandau, Sonnabend, den 25. April Staatsgewalt in Preußen durch die Verhältnisse zum cclatantcn Bruch mit Nom und seinem Unfehlbaren getrieben ist, steht nichts mehr zn befürchte». Wir können der Entwicklung der Dinge ruhig zuschaucu, welcherlei Zwischenfälle auch noch cintrctcn mögen. Der Protest, den der Vatikan gegen die Absetzung Lc- dochowski's noch zn erheben beabsichtigt, gleicht einem Handschlag in den Decan, dessen Wogen ruhig weiter rauschen. Er wird zerschellen an dem „Felsen des Staates", der sich nachgerade doch von härterer Struk tur zeigt, als der Fels der römische» Kirche. > Mathilde und Maric. Dcr König wurde von dem , brausende» Hurrah dcr Znschaucr und der gruppen , empfangen; er begrüßte die letzteren und sofort bc- , gaun die Abreitnng dcr Fronten; und zwar dcö ersten . Treffens von rechts nach links, des zweiten Treffens von links nach rechts, wobei die Mnsikchörc dcr ci»- zclncn Trnppcuthcilc während dcö Präscntircnö dcn übligcn Paradcmarsch spielten. Hierauf begann dcr erste Vorbeimarsch oder das Dcfilircn und zwar dcr Infanterie in offenen Eolonncn mit Eompagnicfront, dcr Eavalcric in halben Eöcadrouö, der Artillerie in Battcricfront nud dcr Traiu-Abthcilung in halbcr Eompagnicfront. Dcr zwcitc Vorbeimarsch geschah Seitens dcr Infanterie bataillonöwcise in ZngScolonnc. Soviel man beobachten konnte, wurde» alle Excrcitic» dcr Truppen mit vollständigster Präcision aiiögcführt und Sc. Majestät schienen sichtlich mit den Leistungen seiner Truppen befriedigt. Nach Verabschiedung von dcn Truppen verließ dcr König auf dcm bereits z»- ruckgclcgtcu Wege dcn Paradcplatz, von den Hochrufen dcr Soldntcn begleitet, während die ciuzclen Musik- chörc „den König scgnc Gott" anstimmtcn. Die Truppen legten ebenfalls dcn Rückmarsch in ihre Ca- scrncu, rcsp. Quarticrc, auf dcn bereits bemerkten Straßen zurück. — Die Einführung einer vierten Wngcnclasse ist ans dcn Staatsbahncn ciugcleitet. Es soll damit nach nud nach vorgcgangcu werden und zwar so, daß mit den in Chemnitz cinmündcudcn Liuic», sowie dcr Zwickau-Schwarzcubcrgcr Bahn der Anfang gemacht wird. In Leipzig sind in den letzten Tagen nach dem „Tagcbl." falsche preußische Fricdrichsd'ors mit dcr Jahreszahl 1796 vorgckommcn, welche sehr geschickt nachgemacht sind nnd bei näherer Prüfung sich als Mcssingstücke erwiesen. Auch falsche 20-Pfe»nigstückc solle» i» Umlauf sei», welche iudcß au dcr matte» Prügmig des Reichsadlers, dcr Dümihcit »»d dcm schlechte» Kla»gc leicht zu crkcuucu sind. Auö Schwarzenberg meldet man einen bedauer lichen Vorfall. Am 19. d. Al. Nachts brannte zn Raschau ein Wohnhaus ab. Die Feuerwehr Schwar zenbergs, ihren Hauprmnnn an dcr Spitze, kam schnell zur Hilfe. Als aber diese unterwegs war, stürzte sich die Gattin des HanptmaunS, in einem Anfalle von Geistesstörung, in das nngcschwollcnc Schwarzwasscr und fand dort ihren Tod. Am 20. wurde die Leiche gerichtlich aufgehoben. Auf dcr Süchsisch-Baicrischc» Bahn (Bcicrödor- cr Flur) fand man dcn Leichnam dcö SchmicdcmstrS. Zicgncr ans Renmark auf. Dcr Kopf war total vom Körper getrennt. Ob Zicgncr verunglückt ist oder dcn Tod selbst gesucht hat, wird wohl die von dem Werdauer Gcrichtöamt vorgcuommcne Untersuchung ergeben. Preußen. Berlin, 23. April. Dcr Rcichö- tag »ahm hcutc nach sechsstündiger Debatte ß 1 deö Gesetzes, die Anöwcisnng und Jntcruirmig von Kirchen dienern bctr., mit einem Anträge des Abg. Or. Meyer- Thorn an, welches letztere gestattet, gegen die J»tcr- liruugs- nnd AuSweisungövcrfügnng dcr obrigkeit- ichcn Behörden binnen einer Frist von acht Tage» Berufung auf richterliche Entscheidung über die dcr Maßregel zu Grunde liegenden Thatsachc» cmzulegcm — Ucbcr den Rcichötngöschlnß verlautet auö Reichs- agölrciseu, der Kaiser erwüuschc dcu Reichstag pcr- öulich zu schließen. Sollte sich dieser Wunsch rcali- ircu lassen, so würde der Schluß am Sonntage im vcißcn Saale dcö Schlosses, andernfalls durch Del brück am Sonnabend im Neichötagösaalc erfolgen. Spanien. Der carlistische Eommandaut von Gnipnzcoa, Ceballos, hat die Städte St. Sebastian, Ncntcria und Jrun in Blokadczustaud erklärt und be droht Jeden, welcher diesen Orten LcbcuSmiltel zuführt, mit dcr Todesstrafe. O Die Absetzung Ledochowski's. Es ist eine eigcuthümliche Ironie des Schicksals, daß gerade derjenige Erz-Bischof, dcr in dcr vor vatikanischen Zeit, obwohl dcr größte Fanatiker im preußischen Episkopat, am Berliner Hofe am »leisten Liebeskind war, zuerst vou dcr Schürfe der Gesetze gc- troffcu werden mußte. Ucbrigcus ist die Geschichte des Bankcrottö dcr von Friedrich Wilhelm IV. incmgurir- tcn nnd unter seinem Nachfolger bis vor Kurzem fort gesetzten Kirchcnpolitik reich an solchen Ironien. Man kann unr froh sein, daß durch die neue Wendung dcr Dinge dcr Stoff dazu endlich anszngchen beginnt. Das großmächtigc Preußen hat jetzt erst gcthan, was ihm die kleine Schweiz längst vorgcmacht. Der Erz bischof Lcdochowöki vou Posen nud Gncscn, welcher zu Ostrowo in wohlmöblirtcn Gcfängnißzcllcn eines billigen Martyriums Pflegt, ist durch dcn königlichen Gerichtshof für Kirchcuangclcgcuhcitcu abgcsctzt wie sein Kollege Lachat von Basel und Mcrmillot von Genf, um welche letzteren in ihren respektive» Diöcescn außer ciuigcii alten Betschwestern männlichen wie weiblichen Geschlechts kein Hahn mehr kräht. Wird Graf Lcdochowski, der sich vermaß, so gut wie dcr König von Prcnßcn selbst seinen „Thron" von Gottes Gnaden zu habe«, einer gleichen Ver schollenheit anhcimfallcn? In dcn vorderen Reihen dcö UltramoutaniömuS ist über daö Kapitel von dcm Einfluß dcr Bischöfe auf daö Volk so viel getrommelt und Lärm gcschla- geu worden, daß man allerdings hätte glauben können, dcr gcsammtc katholische Theil der dcntschcu Bevölker ung würde sich wie Ein Mann erheben, wenn irgend welchem geistlichen Würdenträger nnr an die Soutane (langer Leibrock) gerührt werde. Allein mehr als zweijährige Erfahrung hat bewiesen, daß das katho lische Volk in Deutschland bei Weitem nicht so mit seinen Priestern nnd Bischöfen znsammcugcwachscn ist, um sich besonders zu echauffircu, wenn den Herren wegen ihres gesetzwidrigen Treibens nicht blos ans die Finger gesehen, sondern auch darauf geklopft wird. Die Ultramontaucu wußten dies auch wohl und darum erhofften sic bis in die letzten Tage hinein im Stillen immer noch mehr von Oben, als von Unten. Aber mit dcm Ausgleich iu dcr Militärfrage ist auch die letzte dcr nach Oben führenden Brücken, die sie ins Auge gefaßt hatten, abgebrochen. In dieser Bezieh ung ist die Amlöcntsctznng Ledochowski's für sie ein deutlicher Ruf: „Bis hierher und nicht weiter!" Freilich wird die Komödie, welche zn spielen dcr Staat dcm EpiScopat bis jetzt immer noch leicht ge nug gemacht, noch eine gute Weile fortgcheu und Herr Lcdochowski dürfte voraussichtlich wohl dcr erste aber nicht dcr letzte Abgcsctzte bleiben. Bei der Gleich gültigkeit dcr ungchcurcn Mehrheit der Katholiken einerseits und andererseits bei der Stärkung, welche die NcichSrcgicrnng durch den Militärkompromiß er fahren, wird jedoch die Verwirrung, welche allerdings in den Diöcescn der Abgcsctztcn vorerst entstehen mnß, keine weiteren Folgen haben, als daß die über die Verwaltung vacantcr Diöcescn noch zn crlasscndcn ge setzlichen Bestimmungen mit nm so mehr Befriedigung ! werden ausgenommen werden. Die Ultramoutaucn, namentlich die Heißsporne dieser Partei, dürften frei lich wohl versuchen, da nnd dort alte Weiber nud Schulkinder anfznhctzcn und sie dadurch iu die Hände ' deö Strafgerichts liefern; aber von einer Volksbe wegung, oder gar einer Volkserhebung zu Guusten renitenter Priester und Bischöfe kann trotz dcr Rodo- montadcn dcr „Gcrmania," trotz dcr Unglücköprophc- zcihuugcn dcr „Kreuzzcitung" und ähnlicher Blätter nm so weniger jcnialö die Rede sein, je energischer der Staat auftritt. ! Das deutsche Volk katholischer Koufcssioncllität hat i bereits die Probe bestaube»; mid nachdem auch die l Tagesgeschichte. Sachfen. Schaudau gehört zu dcu bevorzug ten Städten Sachsens, die unser geliebter König mit seiner Anwesenheit öfters beehrt. Deshalb wnrde auch daselbst dcr Geburtstag dcö nllvcrchrtcu Monarchen ganz besonders gefeiert; außer dcr stattgcstmdcmm Ncvcillc waren nicht nnr sümmtliche öffentliche Ge bäude festlich beflaggt, sondern auch viele Privatleute hatten ihre Häuser mit Flagge» gcschmückt. Zur Er- iuucrnug au diese» Tag wurde im Garte» Zinn Forst- hauöhotcl a» dem Platz, wo dcr König bei scincm Hiersein stets gern verweilt, eine Eiche gepflanzt, zn welchem Fcstactc sich viele Herren cingefnndcn hatten, die, nachdem Herr Bürgermeister Harlmig die Wcih- rcdc gehalten, sich an dcm daselbst stattgcstmdcncn Fest mahl bcthciligtcn, bci welchem nach Eröffnung dcr Tafcl Herr Ncutamtmanu Gretschel in erhebenden Worten dcn Toast ans Sc. Majestät dcu König aus- brachtc. Auch im Dampfschiffhotel fand am Abend ein Festmahl statt, an dem sich viele sächsische nnd österreichische Beamte und Bürger bcthciligtcn. Dresden. Vom prächtigsten Wetter begünstigt, fand am Donnerstag Mittags die zu Ehrcu Sr. Ma jestät dcö Königs Albert aubcfohlcue Parade ans dem Alauuplatzc statt. Schon zeitig bewegte sich das Pu- bliknm in Masse zu Fuß und Wagen dem Paradc- platzc zn. Die zahlreichen, zur Aufrechterhaltung dcr Ordnung commandirten Ncitcr-Chaincpostcn, sowie die Organe dcr Polizei hatten alle vollauf zu thun, dcu kolossalen Andrang zu bewältigen, und Alle in dcn Schrankcn dcr vorgcschricbcncn Ehainclinic zu haltcu. Dcr Aufmarsch dcr Truppen erfolgte ans drei verschiedenen VcrkchrSstraßcn. Während sümmt- lichc Infanterie durch die Alauustraßc marschirtc, be wegte sich das Gardcrcitcrrcgimcut dcr Königöbrückcr- strnßc entlang nnd Artillerie und Train nahmen ihren Weg auf dcr Markgrafcnstraßc und Waldgassc. Die Paradcanfstcllnug erfolgte in zwei Treffen; die iu weißen Pantalons, sowie mit den Noßschweifen ad- jnstirtc Infanterie, daö Leibgrcnadierrcgimcnt Nr. 100 und daö Grcnadicrrcgimcnt Kaiser Wilhelm, König von Preußen, das Schützcnrcgimcnt, sowie die aus Meißen nnd Freiberg zngczogcncn Jügcrbataillvne bildeten das erste Treffen, welches Generalmajor von Abendroth commandirtc. Im zweiten vom Ge neralmajor von Carlowitz commaudirtcu Treffen, stand daö Pionnicrbataillon, daö Gardcrcitcrrcgimcnt, zu dcm die zwei iu Pirna garnisonireudcn Schwadronen jerzugezogcn waren, die Corps- und DivisiouSartillcrie, owie zwei Train-Compagnien. Die ganze Parade icfehligtc Gencrallicutcnant Nchrhoff v. Holdcrbcrg. Am rechten Flügel stellte sich eine Suite vonÄffizicren, zu Pferd und Fuß auf, zu dcr '/2I Nhr der Prinz Hcorg stieß. Bald nach 1 Uhr erschien auf dcm Zaradcplatze Sc. Majestät mit einem glänzenden Ge- olgc, dcn Kricgöministcr an dcr Spitze, I. M. die Königin zn Wagen, die Prinzessin Georg, k. H., in apcrngrüncu Ncitklcid zu Pferde, in einem weiteren Wagen die Kinder des Prinzen Georg, Prinz Fried rich Angnst, welcher fortwährend an seiner Soldatcn- mützc das Honneur machte, nnd die Prinzessinnen Amts- und Anzeigedlatt für das Königl. Gerichtsamt und den Stadtrath zn Schandau und den Stadtgemeinderath zn Hohnstein. Die „Sächsische Elb-Zeitung" erscheint Mittwoch und Sonnabend nnd ist durch aste Postanstal,cn, sowie durch die Expedition diese- Blatte- für 10 ^str- jährlich zu beziehen. - Inserate für da- Mittwoch-blatt werden bis Dienstag früh 0 Uhr, kür da- Sonnabend-bla,, spatesten- bw Freitag nnh O I lo deten. — Preis für die einmal gespaltene CorpuSzcile oder deren Naum I Ngr. — Auswärts werden Inserate für die Elbzeitung angenommen m ^»ohnttclii Hesse, in Dresden und Leipzig in dcn Aunonccn-Bureaur der Herren W. Saalbach, Nud. Mosse und Haasenstciu 1 og er.