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Beilage zu Str. 27 der Sächsischen Elb Zeitung. Schandau, Sonnabend, den 4. April 1874. Der Oftermor g e n. Du gold'ucr Morgen nah'st mit Sicgcölroucn; Sie strahlen in Anroras Pnrpurlicht. Dn koniinst vom Baler ans des Himmels Zonen, Wo Sternenglanz der Sphären Naum umflicht, Wo Hochbeglückte seiner Liebe wohnen, Wo civ'gc Klarheit jedes Dunkel bricht. Dn Morgen der Vollendung sei gepriesen! Laß uns den Quell des reinsten Segens fließen! Dn Frcndcutag! dir jubeln alle Znngen! Dir jauchzen alle Herzen fern und nah'! Der Herr, o trinmphircnd sci'S besungen, Der Herr erstand! der Allmacht Ruf geschah. Sein Leben, cö hat Tod und Grab bezwungen; Im Sicgcrlranz steht dein Erlöser da. Ans, schicke dich, recht dankbar ihn zn krönen; Sein Sieg will mit dem Vater dich versöhnen. Mein Christ, o schan in seiner Schöpfung Hallen; Sic flicht dcS Winters starre, dunkle Nacht. Selbst die Natur läßt Ostcrlicdcr schallen Und ist zu neuem, schön'rcm Sein erwacht. Sie möchte jubelnd zu dem Feste wallen Umkleidet mit der Hoffnung grünen Pracht. Sieh', deine Erde wendet sich znr Sonne Und feiert Auferstehung dir znr Wonne. Dn SicgcSfcst! dn AnferstehnngSmorgen! Sei froh begrüßt! du, uns'rcS Glaubens Lohn. Du nimmst hinweg der Herzen bängste Sorgen, Beglückst die Deinen mich hicnicden schon. O Glaube! der die Seelen treu geborgen, Führ' Alle hcnte zn des Höchsten Thron! Ans daß sic, wenn dic Osterglockcn schallen, Anbctcnd, Vater, vor dir nicdcrfallcn! Feuilleton. Ein cxilirter Jesuit. ckrMümig »ou Nocar (Sichler. (Fortsetzung.) Frauziökus fühlte, daß cS für ihn gefährlich sei, diesem fanatische» Menschen auf kem Gebiete weiter zu folgen. Bis zum Belenntmßnuuhe der Wahr heit war er noch nicht gereift; er begnügte sich des halb, hinzuwcrfen: „Weshalb will inan einen Un- schuldigen durchaus schuldig wissen? Das muß ich doch wenigstens erst durchschauen, daö Netz prüfen können, ehe ich zum Fange schreiten soll." „Kurzsichtiger!" entgegnete Ignatius. „Ich merke wohl, Du hast Dir in diesem Hause selber die Schlinge über den Kopf werfen lassen, bist eingewiegl in das behagliche kleinbürgerliche Leben und cö blieb Dic weder Zeit noch Lust, die großen Ziele des Ordens in der Welt zu verfolgen. So höre denn," fuhr der Bruder fort und seine Stimme nahm einen ge dämpften Klang an, als wäre zu fürchten, daß man sie belausche, — „höre, was mir der Ncctor als zuverlässig geschildert hat: alle Personen, die Du vorhin nanntest, sind dem hochwürdigsten Necior als geheime und offene Feinde der Kirche bekannt. Sm stehen mit den Führern der sog. Alikaiboliken am Rhein und in der Schweiz in Rapport. Dieses mo dcrnc Kehertbum darf in Oesterreich feinen Boden gewinnen. Noch ist die Kirche die Beherrscherin des Staates, denn sic bchcrrscht die Massen und diese geben den Ausschlag, nicht dic vcrmeintliche Quintesscnz der Intelligenzen, die sich in de,, liberalen und Vcr- fassungöpartcien niederschlägt. Traue mir, Franz, ich habe lange genug in der Welt gelebt: in Oester reich sind wir noch nicht verloren. Glaubst Du an dic aufrichtige Berfastungsfreundlichkeit der höchsten Würdenträger, der hervorragendsten Beamten? Wir wollen dafür sorgen, daß cs nur cwig ncue Schläuche sind, in welche bcr alle Wein umgegossen wird. Dic Verfassung ist nur ein neues und sehr fades Gewürz in unserm Völker-Ragout, sonst nichts!" „Ich erstaune, Ignaz!" bemerkte dessen Zuhörer. „Wie kannst Du Dich so um Politik und weltliche Händel kümmern? Mir hat bas stets fern gelegen." „Darum bist Du auch so wenig bewandert in allen Dingen, die der Welt angehören. Hole bao nach, so bald als möglich, denn es ist ein wesent. licher Hebel zu unserm Fortkommen. Seid klug, wie die Schlangen! scheint der Apostel spccicll an unsere Adresse gerichtet zu haben. Merke nun wohl auf, wie Du Dich weiter nützlich machen kannst. Den zweiten Theil Deiner Mission solltest Du erst erfahren, wenn Dir die Verhältnisse hier etwas ge läufiger sein würden. Es ist eine delikate Angelegen heit und will zart angefaßt flin. Die kranke Frau von Ruland hier im Hause hat ein bcdemcnbcü Ver mögen und nur einen einzigen sehr lockeren Sohn, der als Leutnant einen ganz unverhältuißmäßigen Aufwand macht unv für den cö cin Unglück wäre, bekäme cr daö große Vermögen in die Hand. Der alte Hauptmann, bcr nur cm sehr, bcschcibcncö Gut eigcn nennt, angelt für seine Tochter nach dem Leut nant. Wir müssen einen Erfolg zu verhindern su chen. Daö geschieht am Besten, wenn Du Frau von Ruland zu bestimmen weiß», den größten Theil ihres Vermögens der heiligen Kirche zu testircn unk den lockeren Sohn nur auf den Pflichnheil zu sehen. Frau von Ruland ist sehr fromm, — cs wirb Dir keine große Schwierigkeiten machen, Bruder Fran ziskus!" Der Scholastiker cnlschtc sich vor dem Lichte, wel ches die Mitthcilung bcö Fraters in seine Seele warf. Er sollte bcn Erbschleicher, den Verräthcr spielen unv einen Hciraihsplan zerstören, um den Orden zu bereichern. Lange schwieg er und wog seine Entschließung ab. Ignaz ließ ihm dazu völlig Zeit, indem cr scheinbar thcilnahmloo cinige Blu men am Wege pflückte, alü erwartete er gar nie- malö, eine Antwort des jungen Scholastikers zu hö ren. Endlich machte sich die Empörung in der Brust Franzcnö Luft. „Eö ist unmöglich," stieß cr her vor, „ich bin zu solcher Handlungsweise völlig nn- gccignct. Mir fehlt die Erfahrung, fehlt die Ener gie. Warum Hai man eine solche schwere unv ge fährliche Mission nicht einem älteren Bruber anver- traui? Ich soll ctwaü ihun, was ich im Grund der Seele verabscheuen muß!" klagte bcr Jüngling. „Du sollst eö thun, weil Du cö mußt, cö blcibt keine Wahl. Kennst Du die höheren Zwecke bcö Ordens? Schweige unv gehorche, daö ist Alles, was Deinen Beruf auofülli," entgegnete Ignatius. „Wer weiß, ob nicht die hochwürdigen Vaiec Dir mit voller Absicht vicö schwere Probestück aufcrlegten, da — offen gesagt — dic Lautcrkeil Deiner Ordenötreuc m Verdacht gcrathen ist." „Wer wagt bas zu behaupten?" „Ich, Dein Freund, wie ich denke. Laß Dir freundschaftlich rathen: entsage Deinen Scrupeln und verbanne den eigenen Willen, sonst bist Du verloren hier und jenseits." Leiser fehle Ignatius hinzu: „Ich glaube wohl, daß cs Dir schwer genug fallt, den zweiten Theil Deines Auftrags auszuführcm Hermine ist .hübsch unv der Teufel cer Versuchung kann auch ein Jesuiicnhcrz in Flammen sehen." „WaS willst Du Vamit sagen?" „Nicht viel mehr, als was ich ahne. Verschwie gene Liebe ist egoistisch unv gönnt einem Anderen nimmermehr den Lesih der Geliebten. Es liegt in Deiner Hand, Dir diese süße Rache zu verschaffen und deshalb muß Dir der zweite Thcil Deines Auf trags eigentlich eine angenehme Pflicht sein." Franz sah den hämischen Frater verächtlich an. „Hebe Dich hinweg, Versucher! so möchte ich auch Dir zurufcn. Ich hätte eine edlere Seele m Dir vermuihet. Verlaß mich! Mir ist der Kops zum Zerspringen voll. Sage dem Herrn Ncctor, ich werde mein Möglichstes Ihun, seinem Willen zu entsprechen und wenn meine Kräfte dem Vorfahr nicht genügen, so rechne cr bao dem Walten des Hiinmelö zu, ber in uns wuki und ichaffi nach Re geln, die wir nicht verstehen und nicht würdigen können". Der Koadjutor trat an den Sprecher heran und lüstene: „Franz, Du bist ein Schwächling, unfähig glin Guten, wie zum Bösen. Umsonst habe ich Dir die Entsagung, die Abtödiung Deines eigenen Selbst gepredigt. Aus Dir wird nie ein brauchbares Ordens- nitglirb werden. Ich gebe Dich auf. Goll erleuchte Dich!" Jgnatiuö wandte sich schnell zum Gehen und icß den Scholastiker stehen, in dessen Kopfe die Ge danken wirbelten. Scham kämpfte mit Furcht, Em pörung mit der Klugheit; die Grundsätze der na türlichen Moral lagen im Gefecht mit den ancrzo- gencn Theorien einer gefährlichen Philosophie, dic bcn Zweck über Alles stellt und keine höhere Autors- tä! anerkennt, als den Abgott der praktischen Nütz- lichkiit. Sein ganzes Lebcuoglück balanctric auf dem Faden; nach einer Seite mußte nun die Entscheidung fallen, denn sein Gewissen vermochte nicht mehr, die widerstreitenden Schwerpunkte bcr Pflichten im Gleich gewicht zu halten. Er war nicht der Mann, den man aus ihm zu formen suchte! Diese Uedcrzcugung befestigte sich in seiner Seele. Er warf sich in bas Gras und weinte bitterlich. Wie ein Kind, bao seine Eltern sucht, rief er nach Gott, dem aUwalten. den Vaicr, dessen Hülfe die beste bleibt. In die Arme seiner Barmherzigkeit sank der gcmißhandelte Sohn und strömte Alles, was ihn bedrückte, in hei ßen, innigen Worten zu den Ohren des Vaierü aus. AIS cr nach langer Zeit dem Hause zuschritt, war cr ein anderer Mensch geworben. Gottes Trost hatte sein Herz beflügel». Dic erste Person, welche cr im Flur »ras, war Hcrmine. Sie begrüßte beu Scholastiker frcunblich und fragte: „Wo haben Sic Ihren schwarzen Vc- glcitcr gelassen?" Franz antwortete mit jenem milden, heiteren We sen, daö ihm so wohl zu Gesicht stand: „Vermutb- lich hat ihn ber Eifer um bcn Orden und sein un bezähmbarer Wissensdrang wieder schleunigst in daö Noviziat geführt, nachdem er mir semcn Auftrag auögcrichtet. Er wollte die Zahl der schwarzen Gaste in diesem Hause nicht vermehren", Hermine lächelte. „Und ich befürchtete schon, er solle Sie ablösen. ES wird Sic überraschen, zu hören, baß der Leutnant von Ruland angekommen ist." „Warum überraschen? Ich kann eö nur natür lich finde», daß der Sohn dic kranke Mutier besucht und vielleicht auch dic glücklicherweise ganz gesunde Braut." „Wer wäre bas?" „So viel ich weiß: nur Sie, Fräulein Hcrmine. Eö ist daö ein öffentliches Geheimniß und ich bin schon lange Mitwisser desselben." Hermine machte cin verdrießliches Gesicht. „Man Hai dem Scheine zu viel veriraul. Eine Verbindung mag in bcr Absichi kco Hcrrn von Ruland gclegcn habc», — ich selbst habe kaum jemals daran gedacht". „Sic sollten eö doch ihun, beim man sag», Herr von Nulaiid liebt Sie wahr und innig. Er soll ci- ncn vortrefflichen Cbaractcr besitzen". Daö Mädchen sah ke» Redner erstaunt und zweifelnd an. „Ist cs möglich? Daö sagcii Sie, den cr so schwer beleidigt Hai?" „Daö sage ich, denn ich deiikc längst nicht mehr an diese Beleidigung, die durch jugendlichen Ucbcr- muih veranlaßt war. Nulcmd kann ei» großes, ed les Herz im Busen tragen unv ich hoffe, daß er Sie so glücklich macht, alö Sie es verdienen". „Sprechen Sie im vollen Einst, Franz?" frug Hcrmine mit dem Ausdrucke maßlosen Stauiicnö. (Fortsetzung folgt). Literarisches. Soeben ist die April-Nummer der neuen Moden zeitung: „Neueste Moden" aus Leipzig sVcrlag von A. H. PayneZ cingetrvffen mit dem dritten eolorirten Mode- kupfer, daö an Feinheit deö Geschmacks und Sauberkeit der Ausführung die zwei vorangegangencu sogar noch übertrifft. Die Modebiider im Tert stehen ganz auf ent sprechender Höbe und sind begleitet von vielen den wirk lichen Bedürfnissen entgegenkommenden Schnittmustern. — Dieö alles ist für >0 Sgr. vierielsahrlich zu haben. Ist cS nicht geradezu eine wohlthuende Erscheinung, inmitten der Zeit, wo AlleS so theuer geworden ist, einem nütz lichen Blatte zu begegnen, das für so wenig Geld das selbe, wenn nicht mebr und Besseres dielet, wofür inan früher das Geld thalcrwcise auSgeben mußte? — Wenn es nur alle Ellern und Erzieherinnen recht zu Herzen nehmen inöchteu, daß der Besitz und dic regelmäßige Lec- lüre dieses Blattes bei den Heranwachsenden Töchtern den Trieb rege macht, sich ihre Garderobe selbst anzufcrtigen, oder mindestens unter ihrer Leitung aufcrtigcn zu lassen. Wenn erwachsene Töcbter dies im Staude sind, so ist das ein Capital, das namentlich, wenn sie Frauen und Mütter werden, hundertfältig Zinsen tragt! Damit Resseetantinnen tu den Besitz der richtigen Modenzeitung kommen, sei ihnen hiermit empfohlen, außer dem Tilel: „Neneste Moden" noch den Namen des Verlegers A. H. Papne in Leipzig bei Bestellung mit anzugcben, welche letztere von allen Buchhandlungen und auch von allen Post-An stalten angenommen werden. Zum Abonnements-Beitritt ist setzt gerade wieder die geeignetste Zeit, weil mit der eben erschienene» Aprilnummer cin neues Quartal beginnt. Weil'schc Dreschmaschinen. — Nicmnls "t ciiic Maschine constrnirt morde» für den Laiidwirth, vclche solch rapiden Ahsutz nnd damit so anßcrordcnt- lichc» Beifall gefunden hat wie diese. — Zahlen alö Beleg dafür sind folgende: 1872—1873 wurden gc- auft bei der Firma Moritz Weil zu», in Frank furt a. M. Drei Tausend sechshundert Hand dresch Maschinen, Ein Tausend zweihundert Gö- pcldrcsch-Maschincn für 2 Pferde. Eines weiteren Zeugnisses für diese Maschine bedarf cS nicht. — Be zogen können dieselben werden durch briefliche Bcstcl- lnug bei obiger Firma. N r i so g c l c g e ii l) e i t c ». S.-B. Staatö-Eiscnbahn. Abfahrt von Krippen («ch an da ul nach Dresden; Früh 2 U. 58 M., st U. 30 M., Vorm. 8 N. 35 M-, 10 II. 28 M. (Cou- rierzug l. u. 2. Klasse), ll II. 15 M., Millag 12 II. 50 M., Nachm. 4 II. 5 M., AbdS. 6 II. u. 8 U. 40 M. Abfahrt von Krippen nach B od e n b a ch: Früh 2 ll. 5 M., 7 II. 30 M., Vorniitt. lO II. 55 M., Ngchm. 1 ll. 45 M., 3 N. 30 M., 5 ll. 25 M., AbdS. 8 ll. 25 M., 8II. 58 M. (Couricrzug I. u. 2. Klasse), u. Nachts 12 ll. 35 M. S.-B. Dampf-Schifffahrt. Tägl. von Schandau früh 6, Vorm. lO u. Nachm. 2"/, nach Dresden, Vorm. tO'/, ll. nach Leitmeritz.