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als solchen und will Dir clnigc Fragen vorlegen, die für uns bezüglich des OrdenSwescuö wirblig sind. Zunächst also: hast Du keine geheime Mission, kei nen besonderen Auftrag?" „Zu dienen, hochwürbigcr Herr. Bei der Auf lösung des Conventö gab unö der hochwürdige Su perior die Losung mit, die wir überall in die Hände der Geweihten legen sollten: „Wachet und betet, daß die Raubvögel unschädlich gemacht werden; ein ja gender Falke bleibt immerhin ein Raubvogel". — Die Professen sahen sich einander an und nickten zum Zeichen des Verständnisses. Der Rector warf einen prüfenden Blick auf den Novizen und äußerte: „Hast Du darüber nachgcdacht, was unter diesem Bilde verstanden werden soll?" Franziskus wich der direkten Beantwortung vor- sichtig auS. „Eö ist mir nicht eingcschärft worden, den Doppelsinn zu ergründen, hochwürbigcr Herr, und ich bin zu unwürdig, die Geheimnisse dcö Or dens zu erfahren". „Üvno, bona!" murmelten die Professen. „Nun wohl", fuhr der Rector fort, „so hast Du aber doch von dem bedrängten Zustande der Kirche in diesem sogenannten deutschen Reiche gehört und kennst die Gefabrcn, mit denen unser heiliger Orden dort zu kämpsen hat?" „Nur in ganz allgemeinen Umrissen. Die ehr würdigen Väter mahnten unö zum Gebete für die gefährdete Kirche und wir haben gebetet. Daö Ucbrigc stellten wir dem Schuhe Gottcö und der Fürsorge der Väter anheim". „Leno, donv", murmelten wieder die Professen, nur der Rector schien nicht recht befriedigt zu sein. „So hättet Ihr Novizen nicht versucht, Euch von dem Gange der Dinge draußen zu unterrichten? Habt Ihr keine der verfluchten Producte deö Satans, — ich meine die glaubcnschändenden Zeitungen — in daS Noviziat eingeschmuggelt?" „Nein!" antwortete Franziökuö einfach. „Wahrheit will ich!" „Ich habe noch nie gelogen, ehrwürdiger Vater". „Was dünkt Euch?" fragte der Rector seine College«. „Entweder ist dies der Verstocktesten Einer, oder ein seltenes Spiel der Natur". „Er spricht die Wahrheit und hat ein ehrliches Gesicht", menue der Eine. „Ich Pflichte bei", der Andere. „Wenn Dir die Wahrheit über Alles geht, so wirst Du uns auch einen redlichen Bericht über Deine eigene Reise hierher geben. Ich sehe jedoch voraus, daß Du nichts Wesentliches zu erwähnen vergissest, sonst hätte ich wohl Mittel, von anderer Seite Mittheilungen zu erhalten". „Gewiß seid Ihr auf Eurer Reise die Zielscheibe deö SpotteS und der Verhöhnung oft gewesen, so lange Ihr im Keyerlanve wäret?" meinte einer der Professen. Er konnte sich nicht wundern genug, alö er den Bericht deö Novizen hörte, daß dieö nicht der Fall gewesen war. Franziökuö hielt sich völlig zur Offen heit verpflichtet und erzählte jcdeö Vorkommmß bis zu seinem Grenzübcrtritl. Hier erst stockte er ein wenig, da cö ihm peinlich war, deö Aufenthaltes im Manz'schcn Hause zu gedenken. Dem scharfen Jn- quircnten-Augc dcö Paters Anastasius entging diese Bewegung Nicht. „Du mußtest bereits vorgestern Abend hier im Noviziat cintreffcn, mein Sohn, wenn mich die Zcit- 76 berechnung nicht täuscht," sagte der Pater mit lauern dem Blicke. „Womit hast Du den gestrigen Tag auögcsülli und wo warst Du da? Daö Noviziat liegt ja kaum eine Meile von der Grenze." „Ein auöbrechcndcö Gewitter ließ mich ein augcn- blicklichcö Unterkommen wünschen; ich traf mit einem alten Herrn von vertrauenerweckender Persönlichkeit zusammen, der mir Gastfreundschaft anbot. Ich sah keinen Grund, diese Freundlichkeit zurückzuweiscn und habe die vorige Nacht und den größten Theil des gestrigen Tageö dort zugebracht. „Wie nannte sich der alte Herr?" „Eö war der pcnsioninc Hauptmann Manz in Waldbcrg." Der Pater Rector sah die Professen bedenklich an. Diesmal kam kein Dano Gemurmel von deren Lippen. „Mein Sohn," begann der Rector nach längerer Ueberlegung wieder, „ich will zu Deiner Ehre an- nchmen, baß Du den zweifelhaften Ruf nicht kennst, in dem jenes Haus in Waldberg steht." Franziökuö riß die Augen auf. „Zweifelhafter Ruf?" wiederholte er. „Gewiß," bestätigte der Rector. „Manz ist ein Ungläubiger, ein Freigeist, der schon wiederholt die Strafen der Kirche auf sein schuldiges Haupt ge laden hat. Er und sein ganzes Hauö achten die heiligen Satzungen der Religion gering und daö Haupt der Familie widersetzt sich offen allen Vcr- suchen zum Heile seiner Seele. Wenn Du mit die sem ketzerischen Jrrlchrer in geistigen Eontakt ge kommen bist, so muß Deine Seele den Pesthauch der Verführung berührt haben. Beichte, Unglücklicher," setzte er mit erhobener Stimme hinzu, „waö lehrte Dich jener Mann, wovon sprach er, was fällte er über unö für ein Urtheil?" Franziökuö war erschrocken in die Knie gesunken und rief: „Beim allmächtigen Gott, er sagte nichts, worüber ich zu errölhcn oder er sich zu verantworten hätte. Wir sprachen nur wenig zusammen und was ich von ihm hörte, war nicht vom Bösen, co übcr- zeugic von der tiefsten Wahrheit." (Fortsetzung folgt.) Vermischtes. — Die „Chemn. Nachr." schreiben: Die alte Er fahrung, daß Sachsen das klassische Land der Un- glückosälle und Selbstmorde ist, .findet sich in einer statistischen Zusammenstellung für daö Jahr 1873, soweit sie den Regierungsbezirk Dresden betrifft, in vollem Maaßc bestätigt. Die Gesammtzahl der Selbstmorde betrug danach 239 oder 33 mehr als im Vorjahr, und zwar 187 männliche und 52 wc,b- liche Personen. Die meisten dieser Selbstcntteibungen kamen in Dresden vor (54). Die Gesammtzahl der Selbstmorde vcrlheilt sich mit 99 auf die Städte und 140 auf die Dörfer dcö Negierungöbezirkö. Die Gesammtzahl der Unglücksfällc, die indcß mchi jcdeö Mal den Tod zur Folge hatten, betrug 252 oder 75 mehr als im Vorjahr, und zwar 218 männ liche und 34 weibliche Personen. Auch hier kamen die meisten Fälle auf Dreöden (63). Die Gesammt- zahl der Unglücksfällc vertheilt sich mit 105 auf die Städte und 147 auf die Dörfer dcö Negicrungö- beziikö. — Der Tcplitzer Schloßgartcn wurde vor cini- gcr Zeit abgcsperrt. Wie nun die „Tcplitzer Ztg." meldet, geschah dies, weil von der fürstlichen Gütcr- inspertivn Anstrengungen gemacht wurden, um im Schloßgartcutciche warme Quellen aufzufindcn. Diese Bemühungen sollen durch ein überraschendes Resultat belohnt worden sein. Es wurde nämlich in einer Tiefe von 1" 3' unter der Schlammdcckc der Porphyr aufgcdcckt nnd eine Quelle angchaucn, welche bei ihrem ersten Auftreten pro Minute 5 bis 6 Kubitfnß Wasser — also in 24 Stunden mindestens 7000 Knbikfuß — geliefert haben soll. — Ans Köln meldet man, daß die dortige Bank firma Gcbr. Löwcudaal ihre Zahlungen eingestellt hat. Die Passiva betragen 1,300,000 Thlr. Kirchen-Nach richte». Parochic Schandau. Am Sonntag Oculi.. Vormitiagötcrt: 1. Petri 2, 2l—25. Nachmiiiagöicrt: Luk. 20, 9—20. Geboren: Dem Einw. u. Schiffm. C. G. Bierig hier ein S. — Dem Vürgerschullehrcr F. W. Held hier ein S. — Dem Einw. u. Schiffm. E. Th. Hopcr hier eine T. Parochic Ncinhardüdorf. Geboren: Dem Steinbr. u. Einw. F. A. Müller in Schöna ein S. — Dem Steinbr. u. HauSbcs. K. A. Ehrlich in NcinhardSdorf ein S. — Dem Bauergutöbes. I. F. Tr. Bräunling in Schöna ein S. — Dem Fleischer u. Einw. F. H. Hanitzsch in Krippen ein todlgcb. S. Parochic Königstein. Am Sonntag Oculi. Tert zum Vormittagö- gotteödicnst 1. Petri 2, 21—25. Geboren: Dem SteinbruchSmstr. u. Einw. K. A. Sturm in Niederrathen eine T. — Dem Maurer u. Einw. W. H. Gretzschel in Königstein ein S. — Dem B. u. Schubmachcrmstr. F. I. Wiesenthal in Königstein ein S. — Dem Schiffm. u. Einw. H. H. Peschke in Kö nigstein eine T. — Dem Stellmacher u. Einw. F. L. Herrmann in Struppen, ein S. in Königstein. Gestorben: Karl Albin, K. E. Fleischer, Tagarb. u. Einw. in Königstein, chcl. S., 2 M. 4 W. IT. alt. — K. A. Weidner, Steuern:, u. HauSbcs. in Gohrisch, 45 Z. 5 M- 3 W. l T. alt. — I. Gerber, Tagarb. u. Einw. in Königstein, 44 I. 7 M. 3 W. 1 T. all. — Emanuel Friedrich, Th. N. Grunert'S, ConditorS u. Einw. in Niederrathen, chcl. S., ll M. 2 W. 2 T. alt. — Frau Johanne Christiane Mühle, geb. HilSbcrg, I. T. Mühlc'S, Tagarb. u. Einw. in Hütten, Ehefrau, til I. l W. 3 T. alt. — Friedrich Bruno, E. F. Wellcr'S, Schiffm. u. Einw. in Pfaffendorf, chcl. S., 6 M. 3 W. t T. alt. — F. t!. Herrmann'S, Stellmachers u. Einw. in Strupven, ebel. S. in Königstein sungctanfO, St. alt. — Frau Joh. Marie Fischer, vcrw. gew. Winkler, geb. Wagner, weil. K. G. Fischcr'S, gew. Steinbrucks- u. HauSbcs. in Thürms dorf, nachgcl. Wwc., 69 I. 3 M. 3 W. alt. Reifegelcgcttheitctt. S.-B. StaatS-Eisenbahn. Abfahrt von Krippe» (Schandau) nach Dresden: Früh 2 II. 58 M., 6 II. 30 M., Vorm. 8 U. 35 M., 10 U. 28 M. (Con- rierzug l. u. 2. Klaffe), ll II. 15 M-, Mittag 12 II. 50 M., Nachm. 4 II. 5 M., AbdS. 6 ll. u. 8 11. 40 M. Abfahrt von Krippen nach Bodenbach: Früh 2 11. 5 M., 7 U. 30 M., Vormitt. 10 11. 55 M., Nachm. 1 II. 45 M., 3 II. 30 M., 5 U. 25 M., AbdS. 8 II. 25 M., 811. 58 M. (Courierzug I. u. 2. Klaffe), u. Nacht- 12 ll. 35 M. S.-N. Dampf-Schifffahrt. Tagt, von Schandau früh 6 u. Nachm. 2V» nach Dresden, Borm- 107» 11. nach Leitmcritz. Pcrsoucnpostcn nach Sebnitz. Abgang v. Schan dau: 8 11. 30 Min. Vorm-, 2 11. 45 Min. Nachm. u. 9 11. 15 Min. AbdS. Ankunft in Schandau: 5 U. 30 Min. früh, 11 11. 45 Min. Vorm. n. 7 U. AbdS. Bekanntmachung. Im Crbgericht zu Kichtenhain sollen den 10. M ä r z tt. e. von Vormittags 10 Uhr an folgende im Forstreviere cmfbcreitctc Hölzer, alö: n) lV » t « I» o L si. 404 Stück Sparren, 10,2 und 11,^ Meter lang, 12 bis 22 Centn». Mittenstärke, 45 - buchene Klötzer, 3,4 bis 4,» - - 22 - 42 - oben stark, 1961 - weiche dcrgl., 3,4 - 4,5 - -18-67 - - 65 - Lcitcrbäume, 7,g - - 7 - 12 - - - b) IL r v >» 1» l» -s. 39 Raummeter buchene Scheite, 1 - aöpcne dcrgl., 151 - weiche 4 - harte Klöppel, 42 - weiche dcrgl., 28 - buchene Acste, 1 - aspcne dcrgl., 106 - weiche - einzeln und partienweise gegen sofortige Bezahlung und unter den vor Beginn dcr machenden Bedingungen an die Meistbietenden versteigert werden. Wer die zu versteigernden Hölzer vorher besehen will, hat sich an den mitnntcrzcichnctcn Ncvicr- verwalter zu Ottvnäorjfl zu wenden, oder auch ohne Weiteres in die genannten Waldorte zn begeben. Forstrentamt Schandau und Nevierverwaltung Ottendorf, den 26. Februar 1874. Gretschel. Brunst. iu dcu Abthcil- uugcn: Finstre Schlüchte nnd am Jcnschdörfcl Anction bekannt zu Holzversteigerung in der Comnmnwnldnng zn Ostrau. Sonnabend den 14. März d. I. Vormittags 10 Uhr soll der auf einer ca. 7 Acker Flächcnraum ansichcii- vcn über der Schaudaucr und Postclwitzcr Flurgrcuzc, Abtheilung in dcr Nähe dcS SeilerbäuschenS be- findlichcn Communwaloung, größienlhcils Kiefern« bestand auf dem Stocke, an Ort und Stelle parzellen- wcise ober auch im Ganzen versteigert werden. Versammlung am Säulerbäuöche». Näheres hierüber crthcill der Unterzeichnete. Ostrau, am 2. März 1874. «Karl Mutze, Gcmeindevorstand. ^uotion. Montag, den 0. Marz d. I. Nachmittags 1 Uhr soll gcrichisamtlichcr Anordnung gemäß im Hofe des hiesigen Königl. Gerichtöamles ein (brauner Wallache) gegen sofortige Baarzahlung meistbieiend versteigert werden. Königstein, den 5. März 1874. LiOttSv, Localrichtcr.