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Ordnung- kil^t k»uskalten. Das ist ein alter Spruch, der aber in kurzen Worten eine tiefe Wahrheit in sich birgt. Wer nicht Ordnung halten kann, muß ständig das für alle Beteiligten unangenehme „große Reinemachen" ver anstalten. Damit das aber nicht zur zwingenden Notwendigkeit werde, muß man sich auch streng daran gewöhnen, nicht nur selber ordentlich zu sein, sondern auch die Kinder und Dienst boten streng zur Ordnung anzuhalten, damit stets jedes Ding nach dem Gebrauch an seinen Platz kommt. Es dürfen eben sowenig Tassen und Teller von den Mahlzeiten in den Zimmern stehen bleiben, wie Kleidungsstücke an Türen und Wänden herumhängen: Bücher und Zeitungen müssen ebensogut ihren Platz haben, wie jeder Topf und Kessel in der Küche: gebrauchte Wäsche darf nicht herumliegen, ebensowenig dürfen Fäden und Stoffreste bei der Näharbeit auf den Boden geworfen werden. Vor den Ofen müssen Aschenbehälter stehen, oder doch kleine Schaufeln und Besen in der Nahe angebracht sein, damit man Asche und Staub sofort beseitigen kann. Nie darf ein Kleidungsstück schmutzig oder zerrissen in den Schrank gehängt werden, sondern es ist möglichst gleich (im Freien oder bei offenem Fenster) Staub und Schmutz wegzubürsten oder der Schaden aus- zubefsern. Denn alle Arbeit, die man hinausschiebt, dünkt einen viel schwerer und kann leicht in Vergessenheit geraten. Nur wer in diesen kleinen Dingen recht gewissenhaft ist und die Ordnung im kleinen sich zur strengen Regel macht, wird leicht die vielseitige Arbeit des Haushaltes bewältigen und stets Sauber keit in seinem Heim haben, so daß die Ungemütlichkeit der Putz- und Scheuer tage nicht gar zu oft das trauliche Be hagen des Familienlebens störend unter bricht. Einkochen von Obst. Das zum Kochen bestimmte Obst muß vorher ordentlich gewaschen, alsdann mit sauberen Händen von Schale oder Kern befreit, nur im nötigen Falle nochmals überbraust und sofort in die inzwischen kochend gemachte, mit beliebigen Zutaten und Zucker bereits versehene Flüssigkeit gegeben werden. Bei möglichst schnellem Abkochen bleiben die Früaste am ansehn lichsten. Verkehrt ist es dagegen, die ab geschälten zerschnittenen Birnen und Äpfel ins kalte Wasser zu werfen und da, nur um die Früchte weiß zu er halten, eine Menge Saft herausziehen zu lassen! Das Obst bleibt auch weiß, wenn man es während des möglichst flinken und ununterbrochenen Schälens in einem mit Deckel oder Tuch verdeckten irdenen Gesäß vor Zutritt der Lust be wahrt und es gleich abkocht. Die Birnen- und Apfelschalen werden nicht fortge worfen. Man stellt sie, nachdem fauler Lu jugenUUck. Jedes weibliche Wesen möchte gern so vorteilhaft wie möglich erscheinen, ohne sich dem Verdacht auszusetzen, sich gewaltsam einen jugendlichen Anstrich zu geben. — Es gibt nun in der Tat be stimmte Farben und Formen, die nur die Jugend, die erste frische Jugend kleiden, weil sie den leuchtenden reinen Teint der jungen Knospe voraussetzen. Sie zeigen erbarmungslos das leichte Welken der reiferen Schönheit, den etwas zu kräftig gewordenen Hautton der vollerblühten Frau. — Zu diesen gefährlichen Farben gehören gewisse Nuancen von Blau und Rola, das reizende Himmelblau und jenes Rosenrot der Mairosen. Das erstere macht gar zu leicht fahl, das letztere zeigt schonungs los jeden noch so leichten Stich ins Gelbliche, eignet sich deswegen auch niemals für rotes Haar. Anderen Farben sagt man wieder mit großem Unrecht nach, daß sie solche Fanatiker der Jugend und Schönheit seien. Sie sind an sich neutral, gelten nur eine Zeitlang infolge Huer Modelaune für jugendlich oder alt und werden auch nur deshalb für kleid sam gehalten, so hauptsächlich lila. Weiß und Schwarz gehören zu den Farben, über deren absolute Wirkung sich noch die Gelehrten streiten. Schwarz steht unzweifelhaft jugendfrischen Gestalten blendend, es hebt den rosigen Teint, macht schlanker. Anders aber bei der Frau in etwas vorgeschrittenem Alter. Diese macht stumpfes Schwarz entschieden Uutfrikclien d»ktkei«lener kleicler. Bastseidene Kleider, welche etwas an geschmutzt sind, kann man selbst waschen, so daß sie wieder wie neu aussehen. Man wäscht sie mit milder weißer Seife in lauwarmem Wasser und spült sie einige Male. Dem letzten Spülwasser setzt man etwas aufgelösten Zucker und zwei Tafeln weiße aufgelöste Gelatine zu, wodurch die Seide Glanz und Steife erhält. Dann hängt man das Kleid möglichst glatt zum Trocknen so lange auf, bis es nur noch so feucht ist, daß man das Kleid sogleich plätten kann. Ern versckiie8bsrer MÄsc^esAck. Eine ziemliche Qual ist es für den auswärts wohnenden Sohn oder auch gelegentlich für die Tochter, wenn das Waschepaket jedesmal erst kunstgerecht bergestellt werden soll, ohne daß die Post zu monieren hat oder die Gefahr vor handen ist, daß das Papier oder der Karton unterwegs reibt. Ein Wäsche sack ist hier das allerpraktischste. Man nimmt zu dem Beutel starkes graues Segelleinen, schneidet einen Boden im Durchmesser von 50 Zentimeter und einen Sackteil von 150 Zentimeter Breite und 90 bis 100 Zentimeter Höhe und näht den Sackteil mit doppelten Nähten an dem Boden fest. Den oberen Rand des Sackes versieht man mit einem breiten Saum, in den man vom Sattler Metallösen in je 10 Zentimeter Ent fernung einschlagen läßt. Durch diese Ofen leitet man eine 15 Zentimeter lang? Messingstange mit einem Messingbügel, den man durch ein gutes Schloß ver schließt. Dieser ungemein praktische Sack wird ohne weitere Verpackung von der Post angenommen und erleichtert das Versenden sehr. Will!»! Vomjsdmisrkl des cedcusWM läster, verleiht ihr unerwünschte Würde. I Deshalb ist es auch die Farbe der Welt- oerzichtung, der wirklich „alten" Dame. Weiß ist die traditionelle Farbe der Jugend. Aber auch sie bat ihre Wand lungen erlebt. Man sagt im allgemeinen, die Mode sei engherzig, nur auf die Jugend bedacht. — Das stimmt aber nicht so ganz. Wenn wir an Frau Mode von früher denken, die der ver heirateten Frau nur braun, dunkelgrau oder beige — bei besonderen Staats gelegenheiten noch das gute „Schwarz- seidene" gestattete, so müssen wir kon- statieren, daß sie heute sehr viel liebens würdiger geworden ist und auch der verheirateten Frau gestattet, sehr schön auszusehen und sich hell zu kleiden. Vie praktische Hausfrau und wurmiger Abfall gleich beim Schälen entfernt wurde, in einem irdenen oder porzellanenen Gefäß kühl, oder trocknet sie, ausgebreitet, an, und kocht alsdann aus dem Abfall eine Obstsuppe, die, mit Griebmehl verdickt, Zitronenscheiben, Zimt und Zucker gewürzt und mit einigen Korinthen angerichtet, sehr gut schmeckt. Bei Verwendung von rotschaligen Äpfeln steht die gewonnene Brühe leicht dunkel aus, man kocht daher diese Schalen mit Schwarzbrotresten recht lange, gibt alles durch ein Sieb, würzt und süßt beliebig und erhält eine gute Apfelbrotsuvve, die besonders Kindern immer gut schmeckt. Von süßen Äpfeln Mus zu kochen, ist nicht ratsam, da meist zu viel Apfel teilchen im Siebe zurückbleiben und nur wenig MuS entsteht. Nur saure Äpfel find dafür verwendbar, die süßen werden besser als Apfelschnittchen, aus denen man das Kerngehäuse entfernt, zube reitet. Bei den hohen Obstpreisen, be- sonders in großen Städten, ist eine der artige gründliche Ausnützung üeS Obstes sehr empfehlenswert. bllsläckutt im Limmer. Namentlich nach den Mahlzeiten hastet in den Zimmern noch lange ein unan genehmer Essengeruch, den man selbst durch das Offnen der Fenster nicht so schnell entfernen kann. Einen frischen, sehr angenehmen Dust kann man mit folgender, selbst herzustellender Flüssig keit im Zimmer verbreiten. Ein Liter Weinsprit, für zehn Pfennig französisches Terpentinöl und für eine Mark Eau de Eologne, wie man sie ausgewogen in einer Drogenhandlung kauft, werden in eine Flasche gegossen, beim Gebrauch vorher umgeschültelt und mit Benutzung eines Zerstäubers verteilt. Lur Reinigung «ler Wänste. Weinsteinsäure oder auch kristallisierte Zitronensäure sind ganz vorzügliche Mittel, jegliche Spuren einer wirtschaft lichen Tätigkeit von den Händen zu ent fernen. Sie müssen aber erst angewendet werden, nachdem man die Hände gründ lich mit Seife gereinigt bat. Nach dem Händewaschen taucht man die Finger spitzen in die aufgelöste Weinsteinsäure und bürstet mit der Nagelbürste die Nägel sauber. Dunkle Stellen am Zeige finger bestreiche man mit der Säure und reibe sie mit Bimsstein. Wer es probiert, wird erstaunt sein, wie alle Flecke, z. B. vom Rübenschaben oder Kartoffelschäler!, sowie alle Obststecke sofort schwinden. Dabei werden weder Nägel noch Haut spröde. Sollte letzteres im Winter der Fall sein, so gieße man vor dem Ab trocknen ein paar Tropfen stark ver dünntes Glyzerin in die Handstäche, verreibe und trockne es dann ab. Zwiebel geruch entfernt man von den Händen, indem man sie über die Herdflamme hält. Heringsgeruch schwindet durch Übergießen mit Brennspiritus, während man die Hände seist. Humor au; dem fcauenleben Der galante Johann. Gräfin: „Um Gottes willen, jetzt hab' ich mein Taschentuch zu Hause liegen lasten?!" — Johann, sein riesiges rot und schwarz kariertes Schupftuch aus der Tasche ziehend: „Gnä' Frau, darf ich mir er lauben?" Immer modern. Gnädige Frau: „Ach, liebste Baronesse, Sie kommen ja direkt von Paris, sagen Sie mir, was ist denn jetzt daS Allerneueste in Krank heiten?" - WMM für MMff unä VImgegenä.! Verantwortlich für Redaktion, Druck und Verlag: Arthur^schunke in WilSdruff^^ ^r.151 i-ir (13 Fortsetzung.? 11. Aufmerksam hörte der Justizrat Bentin zu, als Frau von Hartmann die Geschichte ihres Lebens ihm zu er zählen begann: Solange ich denken kann, habe ich Lothar von Hartmann geliebt. Die Güter unserer Eltern grenzten aneinander. Dasselbe Gitter, das unseren Park abschloß, diente auch dem Hartmannschen an einer Seite als Ein friedigung. Der Teich, auf dem wir ruderten und Schlitt schuh liefen, Schwäne fütterten und Hunde apportieren lehrten, war auch der Schauplatz unserer gemeinsam ver lebten Jugend. Drüben waren zwei Jungen, hüben zwei Mädchen. Lothar und sein jüngerer Bruder Wolfgang wurden von einem Hauslehrer unterrichtet, meine jüngere Schwester Heloise und ich von einer Erzieherin. Der alte Herr von Hartmann war Kammerherr am Hofe König Georgs von Hannover, eine Charge, die ihm stets nur kurze Zeit für das Gut und seine Kinder ließ. Mein Vater hatte, nachdem er im schleswig-holsteinschen Feldzug invalide geworden, als Oberst seinen Abschied nehmen müssen. Beide alten Freunde traf fast zu gleicher Zeit das Geschick, Witwer zu werden. Sie trugen es auf recht ver schiedene Weise. Während mein Vater ausschließlich unserer Erziehung und der Bewirtschaftung des Gutes lebte, suchte der Kammerherr 00^ Hartmann Zerstreuung und Ersah des zerrissenen Familienlebens in Hannover, indessen die beiden Knaben der Obhut des Hauslehrers und einer Cousine des Kammerherrn anvertraut blieben, die beide die wilden Jungen nicht bezwangen und schließ lich um des lieben Friedens willen alles gehen ließen, wie es wollte. Sie folgten hierin übrigens nur dem Bei spiel des Hausherrn. Wie oft sah ich meinen Vater über die vernachlässigte Wirtschaft den Kopf schütteln. Verschiedene Male beob achtete ick auch, daß auf einen Eilbrief aus Hannover eine Geldsendung an die Adresse des Kammerherrn ab ging. Inzwischen waren wir sorglose Kinder, spielten tag täglich zusammen und kannten keine andere Vorstellung als die, daß es immer so bleiben werde. Hatten d e Jungen zerrissene Anzüge, so war es selbst verständlich, daß diese bei uns gestickt wurden, hatte eine Rauferei ihnen Beulen und Wunden eingetragen, so kurierten sie sich auf unserem Gute aus, ohne daß auch nur eine besorgte Nachfrage von Düsternkamp aus erfolgt wäre. Wo sollten sie sein? Natürlich auf Berurode. Waren sie heil, kamen sie von selbst nach Hause. Lothar zählte nur ein Jahr mehr als ich. Meine ganze Charakteranlage machte mich schon früh zu seiner Beraterin. Unbewußt, nur geleitet von der mir ange borenen Ordnungsliebe, suchte ich ihn aus mancherlei Schäden in der Wirtschaftsführung des Düsternkamper Inspektors aufmerksam zu machen. Mein Bestreben ging .dahin, Liebe und Interesse für das alte Familiengut in vmgegenck. . bi« »iNLH« ll Udr angenommen. - . Estnmßnzder Sa» «st SO Hrsz^t Amtsblatt' ' unsere Landaueträget bezogen lMl. ^ernsperckur Mr R. — ^eke^ramm-Ubei^e. UmSEßlON kür die Lönial. LmtsbauptmsnnschaN Meißen, für da» Lönigst Amtsgericht und den Sladtrat zu WUsdruk sowie für das Lönigl. Forftrentamt ;u Tharandt. Di*e lelLte Sübne Koman aus dem Leben von Erika Riedberg. fNachbruck verdaten.? ihm zu wecken, jedoch fast jede solcher Vorstellungen rief nur ein gleichgültiges: .Das ist mir alles gqnr gleich gültig. Ich will Soldat werden!" hervor. Zuweilen, wenn ich dringlicher wurde, sagte er auch wohl: „Du bist ein liebes Mädchen, Lotte, ich heirate dich ganz sicher, aber du mußt nicht alles besser misten wollen." Dann schwieg ich, und er setzte etwas gönnerhaft hinzu: „Du weißt, manchmal bin ich wirklich klüger als du." Dieser noch halb kindliche Ausspruch: „Du mußt nicht alles besser wissen wollen", ward mir zur Richtschnur für mein Benehmen gegen ihn, und doch wollte das Schicksal, daß ich stets als handelnder Teil unser Leben in die Hand nehmen mußte. — Lothar war siebzehn, ich war sechzehn, da kam die Trennung. Wolfgang Hartmann ging nach England zu Verwandten seiner verstorbenen Mutter, meine Schwester Heloise sollte noch ein paar Jahre ein Institut in Hannover besuchen, und Lothar erreichte das Ziel seiner Wünsche, er trat als Junker in eins der hannoverschen Eliteregimenter ein. Ich blieb allein zurück und auch gern. Denn mehr und mehr war ich die rechte Hand meines Vaters geworden. Wochenlang fesselten ihn ost Schmerzen in der alten Wunde an das Zimmer: dann verhandelte ich selbständig mit dem Inspektor, fuhr mit ihm und dem Verwalter durch die Felder, lernte Buchführung, kurz alles, was mir auch hier auf Niederloh zustatten kam und meine jetzigen Nachbarn so sehr in Erstaunen setzte. Oft, nicht allein während des Urlaubs, auch an Sonntagen, kam Lothar von Hartmann zu unS heraus. Wir waren nicht öffentlich verlobt, aber nichts in der Welt erschien uns natürlicher, als daß wir Brautleute waren. Von seinem Vater wußte er immer nur wenig Erfreuliches zu berichten. Der alte Herr lebte in einem bedenklichen Trubel, kam eigentlich nie so recht zur Be sinnung und vor allem nie zur Klarheit über seine Ver hältnisse und seine Existenzmittel, übrigens machte sich hierüber auch Lothar wenig oder gar keine Gedanken. Die Sache ging eben, solange sie ging. Inzwischen verheiratete sich meine Schwester mit einem höheren Regierungsbeamten. Wir richteten die Hochzeit auf Bernrode aus, und wenige Tage, nachdem das junge Paar abgereist, erkrankte mein Vater. Eine Woche später nahm ihn die Familiengruft auf — den Letzten der Bernrode. Nun war ich allein — die Erbin und Herrin des Stammgutes, nur Miß Skopp, meine Erzieherin, blieb als Gesellschafterin und Freundin bei mir. Mein Leben hieß fortan Arbeit, aber eS war eine Arbeit, die an einer herrlichen Zukunst baute. Nur eins bedrückte mich, die Zustände auf Düsternkamp. Immer mehr stellte sich heraus, daß der Kammerherr das Gut nicht weiter zu halten vermochte. Man konnte die Zeit voraussehen, in welcher es unter den Hammer kommen und in fremde Hände fallen mußte. An einem der lebten warmen Herbsttage, wir feierte»