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Welt im Bild eSLLLLLSLLLLS<-^LLLSLSe:TSLLr:SSLLLLLLSSS» durch den wirbelnden Staub der kahlen Chaussee ... zu ihm und dachte: „Latz mich nicht zu spät kommen — latz mir diesen nicht auch sterben!" Klaußens Tür war verschlossen. Auf ihr Klopfen kam keine Antwort. Und den noch wußte sie, datz er daheim war. Sie war nicht mehr Herr über sich. Sie bettelte vor der verschlossenen Pforte. „Oeffnen Sie . . ich bin es . . Dora Littekind. Ich bringe Ihnen den Frieden." Wie lange sie gestanden hatte, ehe ihr Einlaß wurde, wutzte sie nicht. Nur, daß sic endlich in das dunkelverhangene Zimmer stolpern durfte ... zu ihm hin . . Er sah totenblaß und sestentschlossen aus, wie einer, der von der Schwelle des Todes fortgerissen, im nächsten Augenblick doch wieder dahin zurücktaumeln muß . . . Sie empfand das auch . . hatte darum das Tröstliche aller zarten Vorbereitungen vergessen und stieß hervor: „Ich lomme von Jutta von Lobecks Totenbett mit ihren letzten Grüßen für Sie. Sie glaubte nicht, daß sie sterben müsse — hier, dieser Brief zeugt davon." — Er nahm ihn mit Blicken, die fernab schweiften, entgegen, riß ihn auf und be gann zu lesen: „Dora Littekind ist bei mir. Durch sie weiß ich endlich, warum Sie nicht zu mir gesprochen haben. Ich bin unaus sprechlich glücklich, denn ich weiß ferner, datz Sie nun bald bei mir sein werden. Eine kurze Zeit freilich wird noch ver gehen müssen, weil ich ein wenig matt bin. Aber nicht mehr lange. Dann will ich Dir sagen, daß ich niemals aufhörte, mich nach Dir zu sehnen, so viel mein zerquälter Stolz auch dagegen rang und daß ich Dich, nachdem ich alles, alles weiß, liebe wie zuvor. Jutta." Als er zu Ende gekommen war, zitterten seine Lippen, als ob er ihr etwas sagen wolle . . . Aber sie hörte nichts, außer seinen keuchenden Atem ... sah keine Träne — keine jammernde Verzweiflung — nur eure grenzenlose, müde Stumpfheit. Und sie sagte sich in Staunen und Not: „Wenn er sie noch geliebt hätte, müßte er jetzt doch weinen . . ." Ihre Hände preßten sich über der Brüll zusammen, weil sie zu ihm strebten und »etzt nicht Metz'- zu ihm finden dursten . . . Sein Kopf sank auf den Tisch, vor dem er saß . . und sie fühlte: es ist alles umsonst gewesen — du hast ihn auch mit diesem nicht errettet . . ." — Da fragte er sie plötzlich etwas. — „Warum haben Sie das sür mich getan?" Sie wollte sagen. Aus Dankbarkeit. . als Mutter. . . Aber sie konnte es nicht. Da hob er den Blick zu ihr und stieß her vor: „Gehen Sie jetzt . . . Ich will nicht, daß Sie mir länger Ihr Mitleid sür meine Liebe geben . . denn Sie mußten wissen, wie es um mich steht und datz das andere weit — weit hinter mir liegt . . ." Da sagte sie mit einem leisen, scheuen Wehren: „Ich wußte es nicht . ." Verdämmern dieses Sommer abends fanden sic endlich zueinander. Aber eine bange Frage drohte das schwer errun gene Glück des Mannes von neuem zu zer- schlagen: „Ich kann nicht auf dem alten Wege weiter . . . hilf mir doch!" Sie verstand ihn. Ihre Hand lag in der seinen. Ihre Wange an seinen Lippen, damit endlich der Schrei der Qual verstummte. „Du nimmst deinen Abschied als Richter — und dann — erringen wir uns gemein- sam, wo du willst und wo wir es vermögen, unsere Zukunft." Er hörte nur eins: — „Wir — wir gemeinsam —" Und er richtete sich kraftvoll empor und atmete tief auf, Weil er neben ihr die reine, frische Luft auf diesem Wege zur Zukunft bereits empfand. «MH- Silvester. Skizze von F. van Treeck. chleppenden Ganges durchschreitet Frau Camilla ihres Mannes Zim- mer und läßt sich in den tiefen Ledersessel, gleiten. Mechanisch nimmt sie ein Buch voin Schreib ¬ tisch und blättert nervös darin. Eine un endliche Wehmut breitet sich über ihre feinen Züge. Mit tränenfeuchten Augen schaut sie ins Leere. Das Buch entgleitet ihren schlanken Händen und fällt auf das ! weiche Bärenfell zu ihren Füßen — sie merkt es nicht. Nein, heute kann sie keine Sammlung finden. Eine innere Unruhe treibt sie von einem Zimmer ins andere; hier, wo er ge weilt, wo sein Wesen sie umgibt, hofft sie zur Ruhe zu kommen; hier spricht er zu ihr, hier kann sie ganz seiner Erinnerung leben! Ein Zittern geht über ihre schlanke Ge stalt; mit beiden Händen preßt sie die Schläfen; sie kann es noch immer nicht fassen, daß schon sechs Monate verflossen sind, seit sie ihm die lieben Augen zuge drückt! Heiß steigt es ihr in die Augen, und verzweifelt ringt sie die Hände. Heute kommt es ihr wieder so recht zum Bewußt sein, was ihr das verflossene Jahr ge raubt! Ein Gefühl unendlicher Einsamkeit ! durchkältet sie. Sie erhebt sich und tritt ans Fenster; ihre hohe dunkle Gestalt lehnt sich leicht an die Marmorbank. Weich fallen die Falten des schwarzen Gewandes an ihr herab. Sie starrt auf das bunte Treiben auf der Straße — aber ihre Augen sehen es nicht. Sie denkt an ihre einsame, öde Jugend und ein bitterer Groll erfüllt ihr Herz. Kaum dreijährig war sie schon Waise und hat im Hause des strengen Vormunds ihre erste Kindheit verlebt — sonnenlos! Dann kam sie von einem Pensionat ins andere, und nach vollendeter Erziehung von einem Verwandten zum anderen — immer ruhelos — heimatlos! Das sichere, süße Gefühl, das die Heimat verleiht, hat sie nicht gekannt, bis der starke, stolze Mann sie in sein Haus führte. Dann folgten zehn Jahre des ungetrüb ten Glücks, des wohligen Geborgenseins! Wie hat er mit seinem sonnige-:- iV Herz erwärmt und sie umgeben mit seiner zarten Liebe, ihr jeden Wunsch erfüllt, be vor sie ihn noch aussprach . . .! Ein seliges Erinnern kommt über sie. Dahin . . .! Dahin . . .! Verlassen . . .! Wieder heimatlos . . .! Ein heftiges Klingeln an der Korridor tür läßt sie zusammenfahren. Fröhliche Kinderstimmen werben laut. Wie ein elektrischer Schlag geht's durch die schlanke Frau. Sie wendet sich. Stürmisch wird die Türe aufgerissen und drei blonde Kinder mit frischen, von der kalten Winterluft geröteten Wangen umrin gen jubelnd die junge Mutter und schmie gen ihre Köpfchen zärtlich an sie. Ein wehmütiges Lächeln verschönt die ernsten Züge der Frau. Forschend schauen die sehenden Kinderaugen ihres Aeltestcn sie an. „Mutti, nicht traurig sein! Warte nur, bald bin ich groß, dann weinst du nie mehr! Nicht!" Ein leiser Seufzer zittert durch den Raum — sie schmiegt sich in den Sessel, zieht den achtjährigen Tröster an ihre Brust und drückt einen Kuß auf die reine Knaben stirn. „Ja, dann weine ich nie mehr, Hans." Klein-Acnny kommt eifersüchtig ange trippelt, lehnt sich an Mutters Knie und schaut sehnsüchtig zu ihr empor. „Acnny is au da," lallt der zweijährige Kindermund — er spricht noch die süßen Laute aus dem Kinberland, die nur ein Mutterohr versteht. - Frau Camilla beugt sich herab und zieht die Kleine auf ihren Schoß. „Und du, dicker," fragt sie den kleinen Fünfjährigen, der abseits steht, die Händ chen in den Hosentaschen und mit zwei Aeuglein — wie die Sterne — in die Welt schaut, „hast du mir gar nichts zu erzählen?" Gemessenen Schrittes kommt der kleine Philosoph näher, seine Aeuglein funkeln geheimnisvoll. Es dauert noch ein Weil chen, dann sagt er langsam und bedächtig mit dunkler Stimme: „Jsch hab' einen Esel gesehen!" „Och, Walter, das war gar kein Esel war ja 'n Maulesel," belehrt ihn Hans, der kleine Professor. „Jsch weiß nisch, was ein Maulesel is, weißt du's Mutti?" Frau Camilla lächelt, sie fürchtet, daß der kleine Professor ihr in der Naturge schichte Uber ist und bemerkt ablenkenS: „Seht mal, wie der Mond ins Zimmer scheint, gerade auf Aennys Lockenköpschen! Hans, bitte Fräulein, daß sie Licht macht! ' „Schon Licht? Da müssen wir wohl bald ins Bett? Och, Btutti, Fräulein hat ge sagt, heut' wär' Silvester — dllrsen wü dann ein bischen aufbleiben?" „Ja," gewährt Frau Camilla, „fünl Minuten länger als sonst!" Fünf Minuten sind für die jugendliche» Begriffe eine Ewigkeit. Die Kinder jubeln! „Mutti, darf ich mal wieder aus Vaters Bücherschrank das große Bilderbuch holen?' bettelt der kleine Professor. Die Mutti nickt und läßt Klein-Aenn" aufs Bärenfell gleiten — schrumm, sitzt s"' da, wie ein kleiner Kobold und lacht. Ungestüm zieht Hans die Mutter mit sich fort. Seine kleinen Hände wissen den Weg zum Bücherschrank. „Sich, Mutti, das hat Vater mit mir immer besehen!" Er schleppt den großen Folianten «ui den Diwan, kniet davor nieder und ziel» die Mutter, deren Stirn sich immer mehr erhellt, zu sich herab. . „Guck mal, das 's ein Löwe und das " leine ihr ü Mutt Schal Mani wie z ermul matia schau! mir I überll ja aß dumil Schl Wack« rück,« ">W Wiel len W weis« chen I aufUW doch I rust I was I nur Dicke händ! Drml Dickel ümn! süll Hauß HänZ merll Da kleine mit j vier! da ss ruhe! dem diese! Aben Mini der sein^ die « die I mußl komi» Gel die ll