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Mclt im Bild :SSS« gebung, Ruhe und Leben finden könne, wenn sie ihm verziehe! Er erinnerte sich deutlich, dntz er dies alles in wilder Raserei während seiner Krankheit herausgefchrieen hatte, darüber zur Besinnung gekommen war und nun auch im Wachen weiter darum gewinselt hatte. Nur eine, die kein Götzenbild, sondern ein warmherziges, anschmiegendcs Weib war, wußte davon. . . Diese Eine, die neben ihm dahinschritt, den Acrmsten diente — kein Schaudern und Erzittern, sondern nur das Mitleid kannte. Diese Eine und Einzige, die er liebte als Mensch und Mann. Sobald er ihre Nähe fühlte, hatte er vergessen, daß er der , große Sünder war — hatte sogar einen Tag voll Sonnenschein und Wärme tollkühn zu hoffen gewagt — damals, als er sie fragte, ob sie an die Vergebung der andern glaube, weil sie selbst ebenso empfände. Und war ohne Antwort geblieben! — Ihm Antwort genug! Sie konnte nicht darüber fort, trotz allen Mitleids und Erbarmens, weil sie ihn nicht liebte! Seit diesem Tage wußte er, daß es nur eine Sühne für ihn gab. Und nun hielt sie ihn auf. Ihr Kind hinderte ihn. Ein Zittern überfiel ihn. Wieder kroch die scheue Hoffnung — totwund — durch sein Empfinden. .... „Wenn es doch sein könnte . ." Sie riß ihn näher zu dem Kinderbett hin . . . faltete seine Hände . . . Aber ebenso plötzlich wie dies Anklammern und Hoffen über ihn gekommen, versank es auch wieder. Er sah klar. Sie wollte eine Schuld abtragen — ihm das Leben verlängern — ihn vielleicht gar durch diese gewaltsam erzwungene Frist er retten — durch ihr Kind! Tun, wie er ihr getan, um sich ihm dankbar zu erweisen. — Die Stunde, in der er das Kind aus Kälte und Wasser ins Leben getragen, er stand ihm. Er grübelte, was er damals in ihrem Stübchen neben dem Sanitätsrat ge betet hatte. Es fiel ihm nicht ein. Er stürzte zu dem Knaben und riß ihn aus den Kissen. Das Kind weinte nicht, sondern lächelte ihn mit ihren Augen und ihrem Mund an. — An dies reine, vertrauende Lächeln wollte er denken, wenn er es tun würde! Unter den jagenden Wolken rauschte das schwere reifende Korn weiter auf den Fel dern und die Sichel eines kleinen Mannes lief dazwischen mit feinem Klingen über ein geschenktes Fleckchen Grabenrand, weil sein Tug einem strengen Herrn gehörte. Dora Littekind war wieder daheim! Sie stand auf der Schwelle ihres Stübchens und dachte, daß sie den schwersten aller Sama riterwege nicht ausschieben dürfe.' Es war Spätnachmittag und die Luft atmete schneller. Unbarmherzig schüttelte sie ein trockenes Schluchzen. Sie fühlte, daß sie ihre ganze Kraft zusammennehmen müsse, um sich diese kurze Zeit nicht zu verlieren, denn sie hatte von Hohenhonnef aus bereits dem alten Pastor dort geschrieben, daß sie nur noch ein Weilchen in Wörlitz bleiben könne, weil ihr in der großen, Hellen Heil ¬ stätte eine leitende Tätigkeit angeboten sei. da mußt ich mich gleich fertig machen . . Sie ertrug das hier nicht länger. Eine ich glaub' wohl, daß er wieder krank wird." Angst fieberte in ihr, daß sie sich doch eines ! Dora Littekind riß ihr Kind an das Tages verraten könnte. j^Herz und zwang sich zu denken. Nicht heute und morgen — aber . . wenn j „Gottlob, daß ich dich gesund wieder der Alltag wieder in seinen Bahnen schlich . . habe, mein Liebling . . ." und sie merkte, daß Klaußen leben wollte . . i , 7— Jetzt mußte sie zu ihm und niemand würde ! Aber ihre Gedanken irrten zu dem Ein- Äckmenrvenaessen. Welche weltbewegenden Gedanken wögen dnS Hirn des Philosophen ans - unserem Bilde kreuzen. Denkt er daran, das; sich auf Erden auch ein Brunnen ausschöpfen licht? Jedenfalls nicht. Er sieht nickt so aus, als wenn man ihm so etwas Wässeriges zuirauen könnte. Vielleicht schwelgt er in den Kombinationen des Liedes: „Wenn ich einmal der Herrgott wär' rc-l" Auf alle Fälle ist dem Maler des Bildes die Wiedergabe dieses „EchmerzvcrgZßnen" so gut gelungen, daß man bei seinem Anblick ordentlich Durst bekommt. es wagen, sie wegen dieses Weges zu ver- samen, der in diesem Augenblick nur noch leumdcn. Denn ihr Leben gehörte der Pflichten gegen sich hatte und rangen und Barmherzigkeit! weinten um ihn . . Aber es kam etwas, das sie aufhiclt! „Bleiben Sie noch ein Weilchen bei dem Frau Wandermann brachte ihr das Kind Kind," bat die Frau, „ich habe einen eiligen zurück. Weg vor." „Herr Amtsrichter hat Sic ankommen — Sie hastete die lange, schmale Straße ß helt. Schwesterken," sagte sie leise, „lind hinunter, an der feiernden Mühle vorüber —