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MMe Elb^eitullg. Amts- und Anzetgeblatt für das König!. Gerichtsamt und den Stadtrath zu Schandau und den Stadtgemeinderath zn Hohnstein. Dic „Sächsische Elb-Zeitung" erscheint Mittwoch n»d Sonnabend und ist durch alle Poganstaltcn, sowie durch die Erpcdtttou dieses Blattes sstr 10 Ngr. viertel jährlich zu beziehen. - Inserate siir das Mittwochsblatt werden bis Dienstag früh 0 Ilhr, für das SonnabcudSblaN spätestens bis Freitag früh 0 Uhr er- beten. — Preis siir dic einmal gespaltene CorpuSzetlc oder deren Raum I Ngr. — Auswärts werde» Inserate für die Elbzeitung angenommen in Hohnstein bei Herrn Hesse, in Dresden und Leipzig in den Annoncen-Bureaur der Herren W. Saalbach, Rud. Mosse und Haascustctn L Vogler. 1874. Schandau, Mittwoch, den 22. April Politische Weltschau. O Im ganzen deutschen Reich waren vorige Woche dic Augen auf die Vcrhandlnngen dcö Reichs tages gerichtet, welcher mit Annahme der siebenjäh rigen Fricdcnöpräscnz glücklich dic zweite Lesung dcö neuen Ncichömilitärgcsetzcö beendete. Das deutsche Reich ist ciuc noch zu ingcndlichc Macht, als daß mau deren Erstarkung nach Junen und Außen dem Zufall überlassen dürfte. Bon Außen drohen Feinde, dic nach jeder schwachen Seite spähen, wo sic dcn Hcbcl an- sctzcn können, nm das Reich ans seinen Fugen zu he ben. Jede Spur ciucS inneren Zerwürfnisses wird von Frankreich und der römischen Enric mit schaden frohem Jubel begrüßt; iu jedem Couflikt sicht mau das Steinchen, welches dic Füße dcö Niesen zerschmet tern soll. In solcher Lage ist cS dic erste Pflicht der Negierung, wie der Volksvertretung, an dic Sichcr- hcit dcö ncucu NcichcS zu denkcn. Diese Pflicht läßt sich um so gebieterischer vcrnchmeu, da unö neben den äußeren auch noch iuncrc Feinde gcgcnübcrstehcn, deren einziges Bestreben cö ist, die Entwickclnug dcö Ncichcö zn hemmen und die, vielleicht ohne cö zu wollen, den Plänen derjenigen zu dienen, welche dcn Stcin in Be wegung zu setzen suchen, der dcn Koloß nach der Prophczcihnng dcö Unfehlbaren zertrümmern soll. Entspricht nun dic Zusammcusctznng dcö NcichS- tageö dcu aus dieser Lage sich ergebenden Erforder nissen? Wir können leider diese Frage nicht unbedingt bejahen. Allerdings steht dic große Mehrzahl dcr Abgeordnete» zn Kaiser und Ncich. Aber diese rcichö- trcuc Mehrheit ist doch weit entfernt, in politischen Fragen eine einheitliche Partei zn bilden. Welch ein weiter Abstand ist nicht von dcu Kouscrvativcn bis zum linke» Flügel der Fortschrittspartei! Was aber diese letztere Partei betrifft, so zeigt sic sich nur allz» geneigt, einer abstrakte» Doctrin daö Ucbcrgcwicht zu gestatten über die Rücksicht auf die NcichSiutercsscn, die einem jeden Abgeordneten am höchsten stehen sollten. Unter diesen Umständen konnten dic Ultramontanen sich wohl dcr Hoffnung hingcbcn, daß es ihnen ge lingen werde, durch einen znr Schau getragenen fingir- ten Liberalismus die rcichStrcucu Elemente derartig zu zersetzen, daß daö Ccutrum selbst in dcu wichtig sten Fragen die Majorität gewönne und dadurch den Reichskanzler zum Rücktritt oder zur Auflösung des Reichs zwänge. Dcr Kompromiß bei 8 1 des Mi- litärgcsctzeö hat die nnö drohende Gefahr abgewciidct. Dic rcichötrcucn Parteien sind durch dcusclbcu unter einander und mit dcr Negierung ncn geeinigt worden. Die Fortschrittspartei befindet sich in dcr Auflösung, nicht dic Nationallibcralcn, worauf die Ultramoutaucu speculirt hatten. Damit ist denn endlich der Grund zu einer feste» Ncichspartci gelegt, a»f welche die Ne gierung sich verlassen kann; und in diesem Umstande erblicken wir ciuc dcr schönsten Früchte dcö Ausgleichs. Dic Mehrheit, welche für dic sicbcujährigc Präsenz stimmte, hat damit stillschweigend dic Verpflichtung übernommen, dic nationale Politik des Reichskanzlers energisch zu unterstützen und vor Allem ihm im Kampfe gegen dcn nltramontancn Fcind treu nud fest zur Scitc zu stchcn. Die Rcichsregicruug bedarf wahrlich einer solchen zuverlässigen Mehrheit. Dcr königliche Ge richtshof für kirchliche Angelegenheiten sprach dieser Tage die Amtöcntsetznng dcö Erzbischofs LedochowSky'ö auö; noch aber ist weder dic Gcsctzcövorlagc über dic Verwaltung erledigter Diözesen vom preußischen Land tage berathcn, noch daö RcichSstrafgcsctz gegen reni tente Amtsanmaßung der Kirchendiener dnrch dcn Reichstag genehmigt. Für beide Vorlagen »lacht sich eine bcschlcttnigte Erledigung dringend nolhwendig; sie werden dic letzte Arbeit dcö Neichstagcö und die erste Arbeit dcö prcußischcu Landtages sein. In Oesterreich habe» die konfessionellen Gesetze nun auch die Genehmigung dcö Herrcnhanscö erhalten. trotz aller Opposition dcr Kirchcnfürstcn. Ucbcr die Reden, dic ans beide» Seite» gehalten wurden, läßt sich nicht viel sagen. Dcr Gegenstand ist längst schon breit getreten, als daß er noch Neues böte. Am beste» war die Majorität vertrete», iu welcher immcntlich der greise Freiherr v. Lichtcufelö eine brillante Ver- thcidigimg dcr Joscphinischcu Grundsätze über Kirche und Staat lieferte. Dic Minorität bewegte sich im anögcfahrcnen Geleise derjenigen Argumente, die man täglich in ultramoutaucu Zeitungen lesen kann. „Bis marck ist dcr Urheber alles kirchlichen Unheils; in Oesterreich will man ihn copircn und dic Geistlichen zu Staatsdicucrn hcrabwürdigcu" — so klang cö anö allen Reden dcr Kirchcnfürstcn. Daneben spielten Unglücköprophczcihnngcn für Oesterreich und dic Kün digung dcö Staatögehorsamö seitens dcö katholische» Volkcö eine Nolle, worauf jedoch von dcr Ncgicrungö- bnnk ans mit Bestimmtheit erklärt wurde, daß man einem Kriege, dcn die bischöflichen Hetzer gern ent zünden möchten, mit allen Mitteln entgegen treten werde. — Daö Abgeordnetenhaus hat mit 148 gegen 21 Stimmen den Antrag des Abgeordneten Fux: „die Negierung anfznfordcru, dem Ncichörathc einen dic Ausweisung dcr Jcsnitc» und dcr ihnen affiliirtcn Ordens-Kongregationen betreffenden Gcsctzcntwnrf znr vcrfassnngömäßigcn Behandlung vorzulcgcn," zur Vor- berathuug au dc» koufessiouelleu Ausschuß verwiese». Für de» erste» Augenblick könnte eö scheinen, als wolle daö Haus dic Scharte wieder anöwctzcn, welche cs sich in dcr Angclegcnhcit dcr Jnnöbrnckcr Thco- logcn-Falknltät zngczogcn. Allein 166 Mitglieder, darunter die große Oppositionömchrhcit, fehlten gänz lich. Und so sicht dieser Fux'sche Antrag wie eine recht geschickt angelegte Ucbcrrnmpclung dcö Hauscö auö. Dic Münster verließen vor dcr Abstimmung dcn Saal, indcm sic als Motiv angabcn, cö sci übcr- hanpt nicht Gewohnheit dcr Ncgicrnngövcrtrctcr, über Ncsvlutioncn abzustimmcn. Einige Beamte folgten dem Beispiel dcr Exccllcuzeu. Italic» crfrcnt sich einer bcucidcnöwcrthcn poli tischen Windstille. Anch anö Frankreich ist unr wenig mitznthcilcn. Dieö Wenige bezieht sich ausschließlich auf die von dcr lcgitimistischcu Partei ncncrdingü eingenommene ag gressive Haltung. Jene Lilicnvcrchrer treten mit ei ner Rücksichtslosigkeit nud Keckheit auf, als sei Eham bord bereits iu dcr Nhcimscr Kathedrale gekrönt. Ja mau behauptet sogar vou gewisser Scitc, Chambord sei mit «ack und Pack von Frohödorf anögcrückt, nm einen Staatsstreich zu versuchen. Wir geben diese Nachricht ebenso nnr mit Reserve wie jenes andere Gerücht, dem zufolge Eugenie in dcr vergangenen Woche in Paris gewesen nud ciuc Unterredung mit den Hünplern dcr bonapartistischcn Partei — Nouhcr nnd David — gehabt haben soll. Was sonst noch zu melden wäre, berührt lediglich die fanatischen Wühle reien dcr katholischen Vereine — ein Kapitel, welches unö noch oft Gelegenheit zu Betrachtungen bieten wird. — Admiral Nibourt ist als Bevollmächtigter der Nc- giernug nach Ncu-Calcdonicn abgcrcist und hat strenge Wcisnngcn mitgenommen. Die dort weilenden Com- munards werden nun für Rochefort und Genossen mit zn leiden haben. In England treten dic heimischen und indischen Mißstände von Tag zn Tag mehr in dcn Vordergrund und durchkreuzen die schönsten Kombinationen Dis racli's ans dem Gebiete dcr auswärtigen Politik. Zn dem Strikc dcr Kohlcuarbcitcr in Staffordshire ist neuerdings die Arbeitseinstellung dcr ländlichcn Arbei ter in den Grafschaften Cambridge und Suffolk ge treten. Dic Nachrichten auö Indien sind sehr bedroh lich; dcr Nothstand wird jcdocl^seiucn Höhepunkt erst in dc» Monaten August uud L>cptembcr erreichen. In Dänemark hat die gcsammte Bevölkerung dcr Hauptstadt bci dem feierliche» Begräbnisse cincö preu ¬ ßischen Offizicrö, dcr zum Ostcrfcstc »ach Kopenhagen gekommen, dcr Lcbcuörcttcr eines kleinen Knaben ge worden nnd selber dabei ertranken war, ein schönes Zcngniß dafür abgelegt, daß zwischen Dänen nnd Deut sche» durchaus kciu Natioualhaß besteht. Dcr König, dcr Kricgömiuistcr, dcr kommaudirendc General, die Spitzen der Behörden, Militär nnd Civil erwiesen dem hochherzigen Frcmdcn, Richard Günther anö dcr Provinz Poscu, die letzten Ehren. Die spanischen Wirre» werde» täglich größer, die Zahl dcr Sicgcönachrichtc» Serra»o'S vo» dem Kriegs schauplätze vor Bilbao wird täglich kleiner. Dic Kar- listcu sind bcrcitö so sicgcösichcr, daß sic ihren bcsrcuu- dctcn Parteigenossen in Portugal Veranlassung ge be», amh ihrerseits dc» Kampf gegen dic bestehende Regierung zu beginnen. Tagesgcschichte. Sachsen. Schandau. I» allen Orten Sach sens rüstet man sich, dcn ersten Geburtstag Sr. Maj. dcö Königs Albert seit seiner Thronbesteigung festlich zu begehe». Auch unsere Stadt wird nicht Zurück bleiben, uud dcu Tag, dcu 23. April, würdig zn fci- cru bcstrcbt sciu. In dcu letzten beiden Nummern dieses Blattes wurde bereits durch ciu Inserat zu ei nem Festmahl im Forsthauöhotcl öffentlich cingcladcn. Anch dnrch äußerlichen Schmuck wird die hiesige Stadt sicherlich seiner Thcilnahmc Anödruck verleihen nnd durch Beflaggen dcr Häuser seine Liebe nud Treue für seinen Hcldcnkönig Albert zu erkenne» geben. — Wen» einem von unseren vielen Vereinen sein sich vorgcstcckteö Ziel warm am Hcrzcn liegt, so kann man cö mit Recht von unserem Gcwerbögchülfcn-Fort- bildnngövcrcin sagen; trcn folgend seinem Wahlspruch: „Fortbildung nud Frohsinn," sticht er stets mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln sich cmporznschwingen nnd seinen Mitgliedern die dem bürgerlichen Leben nöthigc Bildung dnrch Gcwinnnng geeigneter Kräfte befördern zu helfe». So beabsichtigt den» auch wie der Hr. Schuldirektor Dreßler künftigen Freitag Abend 8 Uhr einen Vortrag über Berechnung verschiedener Fläche» und Körper znm Nutzem dcö VcrciucS zu gcbcu, wozu auch Gäste Zutritt haben. — Vergangenen Sonntag hielt der Verein sein zweites Vergnügen in dem geschmackvoll dccorirten Saale des Hcgenbarlh'- chen Etablissements ab, verbunden mit Tanz uud olcnucr Tafel, gewürzt durch sinnreiche Toaste, thcils reu geehrten Herren Lehrern, welchen der Verein bis jetzt seine frenndliche Mithilfe verdankt, sowie dcr ahlrcich erschienenen Damenwelt nnd einigen dcu Wauderstab crgrcifciidcu Mitgliedern geltend. Möge dcr Verein stets in dcr bisherigen Weise grünen und erblühen nnd sich eines steten Wachsthnmcö zu erfreuen haben. — Dic vom kvuigl, statistischen Bureau angefcr- tigtc Uebcrsicht über Ein- uud Rückzahlungen bci dcn sächsischcn Sparcassc» im Monat März 1874 legt wicdcrum Zcngniß von dcr Sparsamkeit in Sachsen ab. ES erfolgten 21,426 Ein- und nur 10,681 Rück zahlungen; mittelst jener flossen den Sparkassen 800,642 Thlr. zu, mittelst dieser wurden ihnen ü!3,173 Thlr. entnommen. Im ganzen ersten Vierteljahre von 1874 betragen die Einzahlungen nicht weniger als 7,400,433 Thlr., die Rückzahlungen 4,220,09ü Thlr. Es ist wesentlich dcr kleine Mann, der seine Erspar nisse dcn städtischen Sparkassen znträgt. Besser jeden falls, sie daselbst gcgen geringe Zinsen sicher anzulc- gcn, als sic in hohe Zinsen versprechende Börsen papiere zn stecken! Dresden, 17. April. Nach dem „Dr. Jonrn." wird dcr sächsische Landtag am 27. April wieder zn- sammentrctcm. — Im Monat Mai sollen die vom Minister dcö