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Amts- und Anzeigeblatt für das Königl. Gerichtsamt nnd den Stadtrath zu Schandau und den Stadtgemeinderath zn Hohnstein. Die „Sächsische Elb-Zcitinig" erscheint Mitttvvch lind Soiiiiabcud und ist durch olle Poskanskatten, sowie durch die Erveditio» diese» Blatte» ülr IO Ngr. viertel jährlich zu beziehe«. - Inserate sitr da» M i I t w o ch » b l a t t weiden bis Dienstag frrth 0 Nhr, ülr das So n n ab eud Sb Ia II spätestens bis Freitag früh t) tthr er beten. — Preis ftir die einmal gespaltene CorpuSzeile oder deren Naum > Ngr. - AuSwärw werden Jnseraie sitr die Elbzeitung angenommen in Hohnstein bei Herrn Hesse, in Dresden und Leipzig in den Annoneen-Bureaur der Herren W. Saalbach, Nnd. Mosse und Haascnstetn L Vogler. 1874. Schandau, Mittwoch, den 14. Januar Politische Wcltschau. (D Eine ziemlich aufgeregte Woche liegt hinter uns. Nicht nur in andern Ländern, anch in unserm deutschen Vaterlande erwartete man die Dinge, die da kommen würden, mit Ungeduld. Die Wahlen znm Reichstage sind vorüber, allein der Ausfall derselben läßt sich zur Stunde nicht im ganzen nnd vollen Um fange übersehen. Doch so viel steht Henle schon fest, daß die NcichSscindc — Ultramonlauc nnd Sozialisten — kein bedenkliches Schwergewicht in die parlamen tarische Wagschalc werfen werden. Die überwiegende Mehrzahl der >umc» Neichslagöabgcvrdnctcu gehört den liberalen, rcichsfrenndlichcn Parteien an, obwohl nicht geleugnet werden kann, daß namentlich die So zialistcn eine nicht zu unterschätzende Gegnerschaft durch die Wahlen docnmcntirt haben. Wo sic früher in verschwindender Minorität blieben, zeigte sich dies mal ein bcdcntcndcr Zuwachs für sic, so daß cö ihnen bcispiclswcisc in der Residenz unseres Landes gelang, ihren Caudidatcu Or. Joh. Jacoby mit über 3500 Stimmen in die engere Wahl zu bringen. Freilich ist anch die Bcthciliguug an den Wahlen im All gemeinen noch keineswegs befriedigend. Im Ganzen werden etwa 50 Prozent der Bevölkerung an den Urnen erschienen sein, also die eine Hälfte der Na tion. Die andere Hälfte ist leider noch immer geistig stnmpf genug, um gleichgültigen Blicks an den gro ßcu Aufgaben der Gegenwart vorübcrzngchen, wie dcr Sklave, der mir zwangSmäßigc Arbeit und leibliche Bedürfnisse kennt. DnS große Ideal der Einigkeit DcntschlandS, wonach nnscrc Edelsten vergeblich gc scnfzt, wovon Misere Dichter gcsnngen nnd wofür un scre Tapfer» geblutet, cS hat diese theilnamloscn Na turcn noch nicht aus dem politischen Wintcrschlafc zn erwecken vermocht. Der große Moment dieses Jahr- Hunderts finket noch immer ein kleines Geschlecht. Der alte Solon wollte Jeden mit dem Tode bestraft wissen, der znr Zeit bürgerlicher Eonfliktc nicht Par tei nähme. Jahrtausende später weiset das aufgeklärte Deutschland noch 50 Prozent Männer ans, die in different genug sind, von ihrem politischen Wahlrechte keinen Gebrauch zu machen. Das ist betrübend genug. Ju Oesterreich schickt sich die Linke des Abgeord netenhauses au, dem Kultusminister Strcmayr wegen der konfessionellen Gesetze schärfer zu Leibe zn gehen. Dieser ehemalige Demokrat zeigt sich in letzterer Zeit dienstbeflissener gegen die Klerikalen, als man von ihm jemals vcrmnthct Hütte. Biele Anzeichen deuten überhaupt einen erhöhten Einfluß der Römlinge in den Kreisen der Wiener Hofbnrg an. Ob die Nach richt über Ernennung eines Ministers für Böhmen damit im Zusammenhänge steht, mnß vorerst abgc- wartct werden. Wie richtig man in der Schweiz das Wesen des Ultramontanismns und die aus demselben drohenden Gefahren erkennt, davon gicbt folgende Stelle des Berner „Bnndcs" Zcngniß: „Schon seit Jahren be steht eine entschiedene Solidarität der Ultramontanen aller Länder; cs gicbt keine spccifisch schweizerischen Ultramontane, keine deutschen, keine französischen, son dern nnr Ultramontanc im Allgemeinen. In allen Ländern setzen sich diese Herren über daö Vaterland hinaus, iu Verbindung mit den Gleichgesinnten der übrigen Nationen; sie Alle gehorchen »nr dem einem Befehle, der von Nom aus kommt. DaS Interesse der römischen Herrschaft ist cs, das sie pflegen und hegen, möge cs daun dem Vatcrlandc znm Nutzen oder Scha den gereichen, wenn cö nnr dem großen politischen Kirchcnthnm nützt. Daher ist ein erfochtener Sieg für sie ein allgemeiner, ein universeller, wie anch die Mittel znm Siege von der ganzen Partei geliefert werden. Der Sieg des Don Earloö in Spanien wird nicht erfochten von den Spaniern selbst. Die Ultramontanen des Erdkreises liefern die Mittel dazu, die schweizerischen Ultramontanen nicht ausgenommen. Ja, noch mehr, selbst wo daö Vaterland in^Gcfahr ist, stellen sich diese Herren ans Seite des Feindes. Bor dem Interesse der Kirche, sagen sic, tritt daö Jntcrcssc für das Batcrland zurück. Der Staat hat für sic mir so weit Wcrth, als cö der römischen Des potie nützt. Wo aber der Kosmopolitismus anfäugt, hört der Patriotismus auf; diese beiden Standpunkte sind sich feind." Ans Italic» wird jetzt eine merkwürdige Ge schichte bekannt. Papst Pinö soll eine Bnllc erlassen haben, worin er alle bisher für die Papstwahl be stehenden Gesetze und Gebräuche umwirst. Diese Bulle wurde dieser Tage von der „Kölnischen Ztg." veröffentlicht. Nun sagt aber die „Germania," cö bestehe allerdings eine ans die Papstwahl bezügliche Bnllc, aber cs sci nicht dic von der „Köln. Ztg." vcröffcntlichtc. Dic echte Bnllc werde im päpstlichen Archiv vom Scerclair Mcrcnrclli geheim gehalten. Ucber die Geschichte der unechten Bnllc erzählt nun die „Germania" Folgendes: Dic deutsche Gesandtschaft in Rom habe für den Preis von 10,000 Franks ein Individuum gcduugcu, um eine Abschrift der betreffen den Bulle zu erlangen. Da dieses Individuum aber Nicht iu den Besitz der ersten Bnllc gelangen konnte, so sci cine Fälschung von ihr gefertigt und der Ge sandtschaft überbracht worden. Hier aber habe man an der Abschrift nicht genug gehabt, sondern die von McrcurclliS Hand geschriebene Bulle verlangt. Der Fälscher habe nun irgend ein Aktenstück mit Mcren- rcllis Handschrift nusgctrieben, darnach die Schrift nachgcahmt nnd das nunmehr doppelt gefälschte Akten stück als daö angebliche Original abermals der Ge sandtschaft zngcstellt. — Wir begnügen nnS einfach mit dieser Darstcllnng, ohne natürlich ein Urthcil uns über den wahren Sachverhalt zu gestalten. Sollte aber die „Germania" Recht habcn, dann möchten wir den deutschen Gc;andteu in Rom nicht beneiden. In Frankreich hat das Ministerium Broglic seine Entlassung cingcreicht, weil die Nationalversammlung die ErncnnnngSfragc der Bürgermeister bis nach Bc- ralhnng des Muuicipalgcsctzes zn vertagen beschloß. Mac Mahon nahm die Entlassung nicht an, verlangt vielmehr eine nochmalige Abstimmung, da in jener Sitzung mehrere Abgeordneten fehlten. Allerdings ein sehr merkwürdiger Gebrauch mit parlamentarischen Rechten. Schlimmer indcß als dieser häusliche Zwist ist für Frankreich seine Stellung zu den auswärtigen Mächten, dic sich infolge der von der Regierung in direkt begünstigten klerikalen Bestrebungen von Tag zu Tage schroffer gestaltet. Dic Hirtcnbricfc cinigcr frauzvsischcu Bischöfe und ihre maßlosen Ausfälle ge gen Demschland haben allerdings den Kultusminister Fourton zu einem Rundschreiben veranlaßt, in wel chem den Bischöfe» mehr Mäßigung empfohlen wird, allein die Beziehungen zn den Siegern von 1870 sind darum nicht um das Geringste freundlicher geworden. Ebenso ist die Revision der sogenannten „lateinischen Münzkonvlmtion," so wenig diese Angelegenheit auf de» ersten Blick mit der Kirchcnpolitik zu thuu hat, ein nicht zn unterschätzendes Ereigniß. Als Frank reich ans der Höhe seiner Macht stand, schloß cs jene Konvention mit Italien, Belgien und der Schweiz. Sie erwies sich nachträglich als ein vorzügliches Mit tel, nm den französischen Einfluß auf jene Staaten zn bcthätigcn. Nnn ist mit der Einführung des NotenzwangSeonrscS in Frnntrcich eine HanptvoranS ctznng hinfällig geworden, auf der jene Konvention wrnhlc und die Schweiz empfindet große Lust, sich der pccuuiürc» Bcrbiuduug iu Zukunft zu entziehen. Hört aber die Schweiz ans, nach Paris hi» zu gra- vitireii, so muß sie sich Berlin nähern, uni so mehr, als sie diesen natürlichen BnndcSgciwssen im Kampfe gegen Nom nicht ganz cntrathcn kann. Die Revolution i» Spante» hat ihren Nund- gang vollendet; vor vier Jahren begann sic mit Ser rano nnd Topete, jetzt soll sic mit denselben Na men abgeschlossen werden. Ob dies gelingt, hängt lediglich davon ab, wie Serrano mit den Karlistc» nnd den Rebellen dcö Südens, mit den Karthägenicu- scrn und Genossen fertig wird. Mittelst Staatsstreich beseitigten beide Männer Eastclar sammt seiner Kortcö- versammlnng. Der Generallapitü» Pavia von Madrid rückte mit einigen anfgeprotztcn Kanone» vor de» Pa last der BolkSvcrtrctcr, schickte eine Eompagme Gciiö- darmcu i» de» Saal und ließ de» Herre» sage», sic möchte» sich anflöscn und ohne Weiteres »ach Hanse gehen. Mit bewnndernswcrthcr Eile, die man eben so gut Feigheit neunen kann, wurde diesem Befehle entsprochen. Serrano ist nun wieder Herr im Lande; derselbe Serrano, welcher als junger Licutnant der Liebling Isabellas war und von dem daö Gerücht geht, daß er die Mörder gedungen habe, deren Ku geln Prim's Lebenslicht nnsbliescn. Die Republik, obgleich den Namen nach bestehend, ist mit Serrano an der Spitze ein Ding der Unmöglichkeit; dic Ein führung dcr Monarchie nnr eine Frage der Zeit. Ob cö Serrano gefallen wird, selbst de» Kö»igöma»tcl nm seine Schultern zu werfen, oder ob er seine Freun din Isabella rcsp. deren Sohn Alphou zurückholt, wer will dies heute wissen? Aber eine dieser Evcu- tnalitätcn wird sich in nächster Zeit vollziehen. TagcsgeschichLe. Sachsen. Schandau. I» unserm (8.) Wahl- kreis Hai der bisherige Abgeordnete Herr Akvecat Eysoldt in Pirna die meiste» Stimme» (gstst'm Ufert aus Weimar, dcr dedeutc»v i» der Minorität klick) erhalle». X Dreöd cn, 11. Januar. Der Fortgang dcr Landiagsverhankliingcn scheint auch im neue» Jahre daö alle schleppende Tempo keiziikehallen, keim die I. Kammer haue iu dcr vergangenen Woche gar keine, die II. Kammer nnr zwei Sitzungen. Sic kc- wistigtc in denselben 3-15,00) Thlr. znr Elkstrom- eorreknoii und Neguliruug der Elknser innerhalb Dresdens mil dcr Maßgakc, daß auf dic gegeii- warlige Flnauzpenode von dieser Summe nur 145.000 Tblr. cingesteltl werden solle». Soda»» genebmiglc die Kammer zum Ankauf von Bauareal für die zu errichtenden Justizgebalire 300,000 Tblr. für Chem- «ch, 64,000 Tblr. für Leipzig, 150,000 Tblr. für Freiberg und 33,864 Tblr. 15 Ngr. für Zwickau, während die für Döbeln geforderte Summe von 55,000 Thlr. akgelehnt wurde. Ju derselben Sitz ung fand noch die Erhöhung der Civillistc Sr. Ma- jestäl des Königs auf 950,000 Thlr. statt. Eine der wichtigsten Erfindungen wurde von Hrn. F. Alken Tippner ,» Pvtichappcl bei Dresden gemacht. Derielke arbeuel bereus seil 9 Jahren an einer selkstlbätige» Maschine, welche ohne Dampf Wasser und Lust in Beineb gesetzt wird und haupl- sachlich in Fabriken und Eisengießereien, wosctkst Ge blase oder Benlilalore» gekraucht werden, zu ver wenden. Die Maschmc ist zu jeder keliekigen Kraft herzustellen und sind die Koste» derselkc» ganz unbe- ecuieiid, wenn man bedenkt, was der Consum an Koh len beträgt, die bei dieser Maschine nicht nölhig sind. Einc solche Maschine ist jitzl im Kleine» gekaut und Hai vollstäudig befriedigend gearkeilel, roch wird dcr Erfinder dergleichen Maschine» in Kürze bis zu 4 Pferdekraflcn baue». Die Arbeiler eer mechanische» Weberei von Hein rich Schmieder und Sohn in Meera n c stillte» am Mittwoch Vormittag dic Arbeit ei», da ihnen dic geforderte Erhöhung des Lohnes um 25 Proc. an gesichts deö flamm Geschäftsganges nicht bewilligt wurde. Die meiste» dcr Arbeiter habe» jedoch, wic