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Zäch fische WMmlg. Amts- und Anzeigeblatt für das Königl. Gerichtsamt und den Stadtrath zu Schandau und den Stadtgemeinderath zu Hohnstein. Die „Sächsische Elb-Zeitung" erscheint Mittwoch und Sonnabend und ist durch alle Postanstalten, sowie durch die Erpcdiiion dieses Blattes Mr kO Ngr. viertel- jährlich zu beziehen. — Inserate sür das MiltwochSblait werden bis Dienstag früh 9 Ilhr, für das Sonnabendsblatt spätestens bls Freitag früh 9 Uhr er. beten. — Preis für die einmal gespaltene EorpnSzeilc oder deren Nanin I Ngr. — AuSwärlS werden Inserate für die Elbzeitnng angenommen in Hohnstein bei Herrn Hesse, in Dresden und Leipzig in den Annoncen-Bureaur der Herren W. Saalbach, Nnd. Mosse und Haasenstctn L Vogler. 17. Schandau, Sonnabend, den 28. Februar 8874. O U n ,q a r n. Verwandte Seelen finden sich bekanntlich zn Was ser nnd zu Lande, nnd so haben denn auch die ritter lichen Magyaren mit den stolzen Spaniern sich in der Eigcnthiimlichkcit znsammcngcfnndcn, daß ihnen nicht wohl ist, wenn nicht alle vier Wochen eine Minister krisiö zum AuSbrnch kommt. Die jetzt in Ungarn heranriickcndc Krisis ist so charakteristisch, daß wir ihr einige Aufmerksamkeit zuwcndcn wollen. Eö handelt sich hierbei nm eines der Prodncte lie derlicher, magyarischer Finanzwirthschaft — nm die ungarische Ostbahn — die nicht anSgcfiihrt werden konnte, weil das Geld der Aktionäre durch eine ge wissenlose Verwaltung an englische Spccnlautcn ver schleudert worden war. Um dem Unternehmen wieder auf die Beine zn helfen, hatte der Ministerpräsident Szlavy, welcher gleichzeitig daö Portefeuille der Fi nanzen inne hat, mit auswärtigen Kapitalisten unter seiner persönlichen Bürgschaft ein Abkommen getroffen, infolge dessen er als Vorschuß auf eine vom Parla ment zu genehmigende Anleihe die Mittel znr Fort setzung des Baues erhielt. Als er aber die betreffende Vorlage ins Abgeordnetenhaus brachte, sagte» die bie deren Deputaten guoci non nnd machten Miene, das Gesetz abzulchncn und die auswärtigen Darleiher mit dem Regreß an die Mitglieder des Ministerinmö ab Zuspeisen. Diese Gaunerpolitik würde vielleicht ancl durchgcführt worden sein, wenn sich Jemand gefunden hätte, mit solcher entehrende» Erbschaft die Nachfolge Szlavy'ö a»z»trctcn. Da aber hierzu sich vo» keiner Seite Mnth noch Lnst verspüren ließ, so war daö Ab- geordnctcnhalis schließlich doch so ehrlich, die Ostbnhn- Vorlage anznnchmcn, jedoch mir mit der schwachen Majorität von dreizehn Stimmen, welche dcntlich ge nug zeigt, ans wie schwachen Füßen daö gegenwärtige Kabinct steht. Allein mau hatte ja daö Ministerium schou bei seinem Amtsantritt mir für provisorisch betrachtet, da der Zerfall der dasselbe stützenden Deakpartci schou damals ein offcueö Gchcimuiß war, ihm also die compaktc parlamentarische Majorität fehlte. Dies kam bei mehreren Gelegenheiten znm Vorschein nnd der oben erwähnte Fall mit der ungarischen Ostbnhn ist nichts weiter, als das jüngste der äußeren Symptome einer innerlich unhaltbaren Lage. Wenn gleichwohl das Kabinct Szlavy bisher eben so wenig sterben als leben konnte, so liegt die Ursache dieser Erscheinung eben darin, daß cs nntcr allcn ungarischcn Partci- führcrn nicht einen einzigen Mann gicbt, der im Stande wäre, ein Kabinct zu bildcu, welches sich einer größeren nnd verläßlicheren Majorität zn erfreuen hätte. Kolomau TiSza und Ghyczy sind in dieser Be ziehung genau iu der gleichen Lage wie Scnnycy, Louyay und Szlavy selber. Unter solchen Umständen bleibt die Krisis, ob Szlavy abtritt oder nicht, in Permanenz, wenn nicht vielleicht eine NcichStagöausiösnng neue parlamentarische Partcigebilde hcrbeiführt. Da die jetzigen Mandats- inhabcr aber mit zärtlicher Rührung an ihren Par lamentssitzen, die Minister mit ebensolcher Nührnng an ihren Portefeuilles hängen, so ist die Maßregel der Auflösung unwahrscheinlich und dieser Umstand könnte vielleicht zu einem KoalitiouSministcrium füh ren, in dem Ghyczy und Koloman Tisza Platz fin den. Einstweilen verlegt man sich aufs Warten, bis der Kaiser Franz Joseph von Petersburg zurückkchrt, was Ende dieser Woche geschieht. Ais dahin sind daher anch alle Kombinationen müßig. Freilich kann auch der Kaiser die Sachlage nicht ändern nnd des halb wäre cö gar nicht unmöglich, daß daun die Fort dauer des Provisoriums uutcr der jetzigen Firma Szlavy dennoch beschlossen würde. Um aber von den inneren Gebrechen Ungarns nur eins zu berühren, erinnern wir an eine der jüngste Reden Szlavy's im Abgcordnctcnhansc, worin cr a Finanzmiuistcr bittere Klagen über Stcnerrückständc gerade in denjenigen Kreisen der bürgerlichen Gesell schaft führte, in' welchen dem Luxus und der Ver schwendung nach allcn Richtungen gehuldigt wird. Und waö geschah acht Tage später? Herr Szlavy selb erhielt Exccntion wegen Stcucrrüekständcn. Derartig Verhältnisse sind doch geradezu tragi-kvmisch. Dcr Herr Minister wirft mit Steinen um sich, und be denkt nicht, daß cr im Glashausc sitzt, bis die Scher ben auf sei» eigenes Haupt nicderfalleu. Tagesgcschichtc. Sachsen. Schandau. In einer am vcrgan- gcueu Montag Abend im Schützenbause abgebalicucu außerordentlichen Generalversammlung der hiesigen Schützcngilde wurde beschlossen, den Schützenhans- saal durch einen Anbau um rin Bedeutendes zu ver größern, wodurch einem längst gefühlten Bcdürfni abgeholfcn wird nnd dem Etablissement selbst ei steter Verkehr erhalle» wird. — Trotz der jetzt milde» Witterung scheint die Eisdecke, welche die böhmische Elbe hier und da noch bedeckt, nicht z» schmelze». Noch immer steht das Eis vo» HcrruSkrclschen bis Niedergrund, vo» Tobko- witz bis nahe vo» Großprießen und oberhalb Anßig von Wanowc bis oberhalb Sebuscin. Auch die Mol bau und Eger, wahrscheinlich auch die sogenannte ..kleine Elbe", oberhalb Melnik, tragen noch ihre Eisdecke. Diese Umstände behindern leider^ immer noch die Eröffnung dcr Pcrsonendampssclufffahrlen auf der Obcrclbe. Auf die Schlcppdampfschifffahrl zwischen Hamburg-Magdeburg-Dresden wirken die derzeitigen Stromverhalimsse weniger, fast gar nicht ein, weshalb dieselbe sich auch bereits i» Bewegung gesetzt hat. — Bis zum 7. Febr. waren an deutschen Ncichö- Silber-, Nickel- lind Kupfer-Münzen in den deutschen Münzstätten anüg-prägi: 4,872,906 Mark m 1-Mark- stücken und 2,472,794 Mark in 20-Pfennigstücken; 670,661 Mark 70 Pfennige in Nickelmünzcu (10 Pf.); 96,235 Mark 48 Pfennige in 2-Pfennigstücken und 14,964 Mark 75 Pfennige m I-Pfennigstücken. Also >7,236,876 Stück Silbermüuze», 6,706,617 Stück Nickclmünze» und 6,308,273 Stück Kupfermünzen, zusammen 30,251,766 Stück. Es kommt also außer dem Gold ans den Kopf der Bevölkerung noch nicht ein neues Neichügeldstück, auf vier Personen etwa drei Stück. In früher Morgenstunde ist am 23. d. M. im Dorfe Plauen bei Dresden ein Arbeiter räuberisch ingefallen, für tobt auf den Schiencnstrang gewor- cn, vorher aber seines Geldbeutels beraubt wor- den. Derselbe ist aber wieder zu sich gekommen nnd hat sich mühevoll nach seiner Behausung geschleppt. Leipzig. Das Nesnltai während des dieejähri- gen Karneval-Fcstzugs für die hiesigen Armen gesam melten Gelder beträgt nach einer dem „Lpzg. Tgbl." zugegangenen Mitlheilung nach Abzug der an die Willwenkasse dcr Polizeibcamten und Nathsdiencr gezahlten je 50 Thaler 851 Thlr. 7 Ngr. 2 Pf. — Wieder einmal ist ein Kassirer, dcr der Leip ziger WechSlerbank, ein junger Mensch von 26 Iah en, seit einigen Tagen, nachdem cr eine Summe von 9—10,000 Thlr. unterschlagen hat, aus Leipzig flüch- tig geworden. Crimmitschau. Wie der ,,Cr. A." berichtet, ist vergangenen Sonnabend Mittags gegen 12 Uhr an der vom Crimmitschauer Wochcnmarkt kommen den Baucrfrau S. auf dem von hier nach Lauen- )ain führenden Fußwege ein frecher Naubanfall ver- ibt worden. Ungefähr auf der Hälfte dieses Weges ist die S. von einem ihr unbekannten Menschen über laufen worben, dessen verdächtiges Aussehen sie in große Furcht versetzt Hai; da jedoch auf einem Felde in der Nähe ein Knecht beschäftigt gewesen, ist sic getrosten Schrittes weiter gegangen, Hai abcr ihr Portemonnaie auf dcr Brust verborgen. Da, in unmiticlbarcr Nähe deö Dorfes, kommt dieser Mensch, in der einen Hand ein geladenes Pistol und in der andern ein langes Messer, plötzlich wieder auf die S. zu und fordert ihr mit den Worten: „Daö Geld ober daö Leben!" ihre Baarschaft ab. Nachdem die S. ihm ihre einzelne Münze (ungefähr 12 Ngr.) auö ihrer Rocktasche überreicht, nöihigi sic der Räu ber zum eiligen Fortgehen und ruft ihr nock die Worte nach: „Wenn Du Dich umstehst, schieße ich Dich nieder!" Waldheim. Daö Messer, mit welchem der Sträfling Künschner daö Attentat auf den Anstaltö- direklor Schilling auöfühne, Hai sich als dasje nige herausgcstclli, welches Künschner bci seiner Beschäftigung, dcr Anfcrtiguug von Tuchschuhcn, brauchte. Bci seiner Vernehmung von dem Staats anwalt zeigte der Verbrecher die allergrößte Frcch- >cit. In dcr Nacht vom 23. zum 24. d. M., ist die Spinnerei deö Herrn Th. Müller in Kirchberg mit sammt de» Maschinen und dem aiigrenzenden Wohn- Haus ei» Raub der Flammen geworden. Zwei Kin der konnte» nur mit Mühe dem Flammentode ent rissen werden. Aue. Ain 24. Februar Abends gegen 10 Uhr wurde dcr an dcr Eisenbahn Chemnitz-Auc-Adorf zu erbauende Tunnel von beiden Sciicn durchbrochen, io daß sich die Arbeiter von beiden Stollen gegen seitig Vie Hände reichen konnten. Adorf i. V. Vor einiger Zeit hat ein Dorf- krämer in dem bci Adorf gelegenen Dorfe Obcrgcucn- grün ein Schwein geschlachtet und solches pfundweise an die Eiuwohtier von Ober- und Unlergeltengrüu verkanfl. In Folge deö Genusses dieses Fleisches ind bis jetzt etliche vierzig Personen erkrankt, auch wrcus 3 gestorben. Nachdem der Bezirks- und auch der Gerichisarzt daö Fleisch des Schweineö, sowie ms dcr verstorbenen Mensche» untersucht hatte», gellte sich heraus, daß bas Fleisch massenhaft mit Trichinen gefüllt war. Während einer Schlägerei, die der 23jährige Weber Gciskorf in Hüttengrunv bei Hohenstein am Abend deö 23. Februar in sciuem Wohnhause iit seinem Stubcnnachbar und dcm Hauswirth haue, i er mit einem Scheit Holz von dem Suibcnnach- >ar K. über de» Kopf geschlagen worden. Geio- >orf ist iii der Nacht, jedenfalls an ben erhaltenen Zerlegungen, verstorben, obschon cr anfänglich nicht o arg bciroffcn gewesen sei» kann, da cr allcin zu Bett ging, Dcr Stubcnnachbar und der Hauswirth ind beide in Haft gebracht. Am 22. d. M. fand auf dem Bahnhofc zu Kratzau bei Zittau ein Zusammenstoß zwischen ei nem Personcnzuge und der Locomoiivc eines Güter zuges stall. Letztere halte auf dcr Wasserstaiion Lasser eingenommen und konnte dem cinfahrendim lersoncnzugc nicht schnell genug aucweichcn, wo- urch dcr letztere an erstere anfuhr. Zum größte» Glück ist dem Vernehmen nach Niemand verunglück», nur die Maschinen sind beschädig». Mrettßen. Berlin, 24. Februar. Daö Ab- gcoroneienhauö hat in seiner heutigen Sitzung daü Civilehegesetz in der Fassung deö Herrenhauses ge gen die Summen der Pole» und deö Cemrumö an genommen. — DaS Herrenhaus und daö Abgeordnetenhaus laben die vom Ministerium beantragte Vertagung deö Landtags bis zum 13. April angenommen. Posen. Am 24. Febr. ist dcr Erzbischof Lebo-