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ich sage Ihnen, eine Bombennatur gehört dazu. Jetzt natürlich müßte man ihn fort- schaffen. Bleibt er in den alten Verhält nissen, hat der alte Zietelberg in Jahresfrist den. sechsten Hügel auf dem Gottesacker." „Wieviel Geld wäre Wohl dazu nötig?" fragte Dora Wittekind zaghaft. Der alte Mann fuhr noch härter auf, weil er solche überflüssigen Fragen haßte. „Wollens Sie's vielleicht von Ihren Paar Kröten bezahlen?" Sie kannte ihn schon und wußte genau, wie tief und warm er mit jedem Bedürf tigen empfand. . . und daß er augenblicklich nur empört über sich war, weil er keinen Ausweg wußte. Darum sagte sie ganz sanft: „Sie wissen, daß ich das leider nicht kann, aber trotzdem, drei bis vierhundert Mark schaffe ich schon zusammen, wenn es sein muß . . ." Er sah sie prüfend an. Sein Grimm minderte sich, als er sie so zuversichtlich und tapfer sah. „Da wäre ich aber wirklich begierig." Sie aber blieb schweigsam. „Verraten kann ich leider noch nichts. Aber wenn Sie sich etwa eine Woche gedul den wollen." . . . Als diese Woche begann, fand sie Dora Littekind in vollster Arbeit. Ueberall dort, wo sie von einem behäbigen Wohlstand wußte, klopfte sie an und trug ihr Sprüch lein vor. „Ich komme als Bittende für einen, der selbst keine Mittel besitzt. Er hat eine schwere Krankheit überwunden und soll fort, um sich zu kräftigen." Und überall flog ihr, mit einem mitlei- digen Lächeln über das nutzlose Unterneh men, der verschwiegene Name entgegen: „Für Zietelbergs Julen. Selbstverständ lich! Aber Schwester, dem hilft ja doch nichts mehr. Seine Mutter und die andern sind ja auch schon an der Schwindsucht ge storben . ." Sie konnte ihre zornige Ungeduld kaum meistern. „Ja, ja . . ich weiß Wohl, aber er ist trotzdem ganz gesund. Nur in guter, reiner Lust und unter andern, verbesserten Lebens- bedingungen muß er eine zeitlang leben. „Als ob unsere Luft hier schlecht wäre," ereiferten sie sich dann regelmäßig. „Unser Großvater ist achtzig geworden und dessen Mutter . . ." Dora Littekind konnte nicht weiter zu hören. Sie stand schon wieder auf der Straße und eilte zu dem nächsten Hause. Pastors gaben auch ein reichliches Schers- lein. Desgleichen der Apotheker. Hundert Mark waren zusammen. Woher aber sollte der Rest kommen? Sie ging die nächsten Tage mit hängen dem Kopf und betrübtem Gesicht einher. Aber sie gab die Hoffnung noch nicht gänzlich auf. Zu Klaußen ging sie nicht, weil sie wußte, um welchen Preis der schon das Leben seiner Mutter erträglich machte, und wie er sich selbst so gar nichts gönnte. — Nachdenklich und versonnen sah sie eines Mittags unter den blühenden Linden und ließ sich von den Bienen umsummen. Da legte sich, von der Gartenpforte her, ein langer, behender Schatten zu ihren Füßen nieder. Als sie aufsah, gewahrte sie den Referen dar Rosenow, der inzwischen einen längeren Urlaub für das Doktorexamen und eine militärische Uebung genommen hatte, und nun den letzten Monat am hiesigen Gericht zubrachte. Persönlich waren sie sich nicht nahe ge kommen. Darum erschrak Dora Littekind ein wenig, als er jetzt den Hut vor ihr zog und sie ansprach. „Nehmen Sie noch ein Scherslein für Ihren Schützling entgegen, Schwester?" Sie stand aus und nickte ihm erfreut zu „Soeben saß ich in Ratlosigkeit und Jammer, wie ich das Begonnene fortsetzen sollte. Nun kommt schon wieder Hilfe. Ein Zeichen, daß ich nicht erlahmen soll. Dars ! ich Sie einen Augenblick Hereinbitten?" — Er saß ihr in dem dämmerigen, niede ren Stüblein gegenüber und sah auf den Teppich nieder, wo die Sonne den Schatten der Lindenblätter umherhllpfen ließ. Sie wartete geduldig und dachte dabei: „Wie seltsam ec ist . . Warum zögert er noch?" Vielleicht schämte er sich plötzlich, daß er 'M Moderner Pfefferkuchen. Zur Kirmes. nicht mehr zu geben hatte, denn ihr war ge sagt worden, daß seine Familie in engen Verhältnissen lebe. Seine Befangenheit aber hatte einen an dern Grund. Das versiegelte Päckchen, das er endlich zu ihr hinüberschob, wog schwer in ihrer Hand. Sie erschrak. . „Das alles soll ich dazu verwenden?" Seine Antwort überstürzte sich in Hast und Verlegenheit. „Vor einigen Tagen erhielt ich dies Geld von einem reichen Onkel zu meiner ersten Sommerreise. — Ich wollte nämlich nach London rüber. Da sah ich den jungen Zietelberg heute vor dem Haus in der Sonne sitzen und hörte nun auch seine Ge schichte. Jetzt kann ich nicht mehr fahren. Bitte, behalten Sie es für ihn. — Aber ver raten dürfen Sic mich hier zu niemand." — So kam der hochaufgeschossene Schmalbrüstige nun doch zu seiner Erholung. Langsam und eintönig schlichen diese Sommertage durch Glut und Stille. Klau ben hatte auf die Gerichtsferien verzichtet und arbeitete Tag und Nacht. So oft Dora Littekind von dem Abbau, wo sie eine schwerkranke Wöchnerin zu pfle gen hatte, die Chaussee entlang nach Wörlitz ging, sah sie in dem großen Eckzimmer des Ritterkrugs Klaußens kleine, grünverhan gene Arbeitslampe schimmern. Manchmal war auch eine Begegnung mit ihm unvermeidlich. Lief zum Beispiel ihr Kind an ihrer Hand, dann kam sie nicht mit diesem stummen, gequälten Gruß an ihm vorüber. Es riß sich von ihr los und stürmte ihm entgegen. Und sie gingen dann, den Krauskopf in der Mitte, ein Stückchen Weges miteinander. Dabei gewahrte sic, daß die Frische jener schnell beschlossenen und ausgeführten Er- holung schon längst wieder aus seinem Ge sicht verschwunden war . . . daß seine Schläfe eingesunken und seine Augen wie erloschen schienen. Und ihr Bangen um ihn wuchs! Je mehr er sich ihr verschloß, desto siche- rcr empfand sie, daß langsam ein starker Entschluß in ihm reifte. — Lange lag er ihr in Rätseln. Aber dann — eines Tages — ein schweres Gewitter hatte die Luft reingefegt — standen sie sich plötzlich in einem, der engen Tannengänge der verwilderten städti schen Anlagen gegenüber. Der Himmc. war von hartem Blau und die Sonne leuch tete hell über dem noch ungctrocknetcn Glit- zern, ohne zu brennen. Da sah Dora Litte kind in ihrem Schein, daß sein volles Haax an den Schläfen gebleicht war. Er fühlte ihren Blick und hob die Hand, als wolle er das Silber fortstreichen, ließ sie aber auf halbem Wege wieder sinken und sagte tonlos: „Es geht mit meiner Mutter zu Ende." Da löste sich ihr alles Dunkel in Ver stehen. Er hatte es schon eine Weile ge wußt und darum . . Aber dann durchfuhr sie eine neue heiße Angst. Konnte denn ein Sohn, der feiner Mutter solch Opfer gebracht, so sehr um sie leiden? Wäre es nicht menschlicher gewesen, wenn er leise aufgeatmet und sich befreit gefühlt hätte? Ihr Tod muhte also mehr sür ihn bedeu ten. Und in dem nämlichen Augenblick, der ihr dies zum Bewußtsein brachte, wußte sie auch, was jetzt in ihm vorging . . . verstand seine Worte von damals, daß es noch eine Weile um seine Mutter so wcitcrgehcn müsse. . . . verstand die eingesunkenen Schläfen und das gebleichte Haar .... Das schon seit langen: halb er loschene Leben der alten Frau löste sich ein paar Tage später sanft und klaglos auf und Klaußen fuhr zu ihrer Bestattung. Dora Littekind lief am Morgen, als diese Kunde wie ein Lauffeuer durch das Städtchen eilte, zu Frau Wandermann hinaus. — Sie mußte wissen, ob er es sogleich tun wollte. . Diese Angst wurde von ihr genommen. Er würde zurllckkehren — scheinbar ruhig hier mancherlei Unvollendetes zu Ende bringen und dann . . . Sie kannte ihn zu gut. Niemals würde er seinen Posten verlassen, ehe nicht alles sorglich geordnet war. Die Schwäche, die seit der letzten Begeg nung ihre Gedanken gehemmt, wich lang sam, um sich ein wenig später noch lastender auf sie herabzuscnkm. durch a / ihrem r Ein Erstgebc blieb dc grig sei Trost u vergessen Sie Mannes seinen n immer e gen Ta^ Gartenpl verstärkt! Botschaf Aber Zietelbci ten seins lieh. Dl wollte il inne wul Nachschrl ter. Gel liegt diel Zaun st« Halle fehl denn vol drin wie! Herrn 9W noch vo! Sie sah I ich glaub! Ich al stark in I mich hieH und we» Rat, wen! ver u eii 1/ nach zens esse, deter Jun Auf d^ Mehr We> Mort; es Unverheir! ders nah! Hauptfach» Fcicrkläna der aus » dankerfülll dischen H So Hai bald nach! begonnen,! »erhängni! für den ten hegen.! Nesercndal funden, dl gegenwartl »Leider scl Und ihm I hohen Fesl scheu Faml