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Spktrenmocie. ES ist merkwürdig, daß die Spitzen, die beute fast ausschließlich als Frauen schmuck Verwendung finden, ihr Auf kommen der Männermode verdanken. Als Lie Spitzen sich zuerst aus Stickerei, arbeiten entwickelten, trugen die Päpste und die hohen Kirchenfürsten sie an Altarkleidern und überwürfen und be günstigten die Erzeugung dadurch, daß ne Hobe Preise dafür bezahlten. Später wurden Spitzen eine fast unentbehrliche Ausschmückung für die Halskrausen, für Kragen, Gürtelbinden und Strumpf bänder, bald darauf auch für die Staats schuhe der Männer. Rubens trug weit mehr Spitzen als seine Gattin, und man braucht nur die Porträts von Velasquez, Franz Hals oder Van Dyk zu betrachten, um zu sehen, wie viele Spitzen damals die Männer an sich trugen. Unter den StuartS wurde Las Sammeln von Spitzen zur reinen Leidenschaft der Hof kreise, und Edelleute waren häufig wegen ihres Besitzes von solchen weit und breit ebenso bekannt, wie etwa wegen ihres Besitzes kostbarer Malereien oder wertvcckler Juwelen. Angeblich sollen später auch so lange Handkrausen ge tragen worden sein, daß sie die Hände völlig bedeckten, um . . . beim Karten spiel leichter betrügen zu können. — Heute trägt die elegante Frau die Spitzenkrausen über die Hände, um diese kleiner erscheinen zu lassen. Jedenfalls ist in all Len Jahren Lie echte Spitze wohl nie aus der Mode gekommen. 8ckl»ngenbiss«. Es gibt zwei Arten von Schlangen gift. Das Gift der Cobra (Brillen schlange), der Bungarus und anderer Schlangen 'des Ostens hat eine starke Wirkung auf das Nervensystem, während das der Cerasten, der Klapperschlange, Otter (Natter, Viper) nur einen örtlich beschränkteren Einfluß äußert. Ein alter Irrtum soll es, trotz der gegenteiiigen Angaben anderer Naturforscher, sein, daß das Schlangengift nur dann tödlich wirke, wenn es in die Blutadern gelange. In den Magen in hinreichender Menge ausgenommen, übt es eine sehr mächtige Wirkung aus, und das Aussaugen des Giftes aus einer Schlangenbißwunde ist nicht ohne ernstliche Gefahr. Ein anderer verbreiteter Irrtum ist der Glaube, daß die Schlangen immun (unempfänglich) für das Gift anderer Schlangen wären. Versuche, die bekannte Naturforscher an gestellt haben, zeigten, daß Klapper schlangengift Cobras tötet, und daß die Schlangen im allgemeinen nur für das Gift anderer ihrer eigenen Art un empfänglich sind. Bald nach einem Bifle injiziert, haben gewisse Chemi kalien, wie übermangansaures Kali, Goldchlorid, Chlorkalk und Chromsäure, einen unleugbaren Wert als Gegengifte. Adgerlcktetr Elefanten. Obwohl der Elefant kein fleisch fressendes Tier ist, kann er zuweilen doch recht gefährlich werden. Will man einen solchen Dickhäuter z. B. lehren, auf dem Kopfe zu stehen, so muß man recht vor sichtig zu Werke gehen. Man legt ihm dann Ketten um die Hinterschenkel, dann wird er mittels Flaschenzugs in die Höhe gewunden und das so oft wieder holt, bis er begreift, was von ihm ver langt wird- Den gewaltigen Tieren beizubringen. Laß sie eine besondere Stellung einnebmen, ist überhaupt eine /schwierige Ausgabe. Eine wohlbekannte / Stellung ist u. a. die, wobei sich ein Elefant mit den Vorderbeinen auf den Rücken eines anderen stützt, während er den Rüffel in der Luft umherschwenkt. Um ihn das zu lehren, muß ihm eine Kette um den Nacken und eine zweite um den Rüssel gelegt werden. Die Gehilfen ziehen nun an der Nackenkette, bis das Tier dadurch gewürgt wird. Es erhebt sich dann auf den Hinterbeinen, um atmen zu können. Darauf wird die Rüflelkette angezogen und der andere Elefant, auf den der erste die Vorder beine legen soll, ihm unter diese ge schoben. Merkwürdigerweise wollen die Elefanten gerade von diesem, gar nicht allzu schwierigen Kunststück nichts wissen und greifen nach einer Unterrichtsstunde nicht selten ihren Lehrmeister ernstlich an. Sprüche der Weisheit. Mär' auch die ganze Welt mit Dornen rings umstellt. Ein Herz, das Liebe fühlt, bleibt stets ein Rosenfeld. * Welse Freunde bleiben Stets das beste Buch des Lebens, Weil sie durch Belehrung würzen Ihres Umgangs Lieblichkeit. * Sei hochbeseligt oder leide, Das Herz bedarf ein zweites Herz; Geteilte Freud' ist doppelt Freude, Geteilter Schmerz 'ist halber Schmerz. * Nimm mir die Liebe, was bin ich? Der Ärmste unter den Armen! Lab mir Lie Liebe, ich bin reicher als Könige sind. * Wunder gibt es, deren Wirken Nie zu Ende wird geschrieben: Menschengeist mit seinem Forschen, Menschenherz mit seinem Lieben. * Was sind dieses Lebens Güter? Eine Hand Voller Sand Kummer der Gemüter. SLLS Von der Frau für die Frau. Vie kancke <ter v»ustr»u. Es wird viel darüber diskutiert, ob es sich vereinigen läßt, eine tüchtige Haus frau, die nicht nur die Zügel in der Hand hält, sondern selbst mitarbeitet, und gleichzeitig dabei eine sogenannte Salon dame zu sein. — Vielen wird es nur möglich, eins oder das andere zu sein: andere werden beides vereinigen können. Und die Kunst dieses letzteren ist nicht schwer: man muß nur wollen, ein wenig aus sich herauszugehen, und muß das Aschenputtel abstreifen können. So stehen ,. B. auch viele Frauen auf dem Stand punkt, daß man nicht über wohlgepflegte Hände verfügen kann, wenn man überall mit anpackt. Sie gehen sogar so weit, zu behaupten, daß eine rissige, verarbeitete Hand mit kurz ab geschnittenen Nägeln den schlagendsten Beweis für die häus lichen Tugenden ihrer Besitzerin liefere. Das sind die Frauen, die aus praktischen Gründen ihre sämtlichen „alten Taillen" im Hause auftragen, die das Haar glatt von den Obren zurückstreichen und hinten zu einem ganz festen Knoten drehen, „weil es so bequem ist", und die auch Lie allerharmlosesten Verschönerungs mittel als Vorspiegelung falscher Tat sachen voller Entrüstung zurückweisen. Die Einfachheit und Sparsamkeit in allen Ehren, aber sie können übertrieben und falsch angewandt werden. Man braucht nicht Len Händen anzusehen; Laß sie heute Mohrrüben geschabt und morgen gescheuert haben. Gewiß ver fügt nicht jede Hausfrau über einen dienstbaren Geist, der ihr die unsauberen Arbeiten abnimmt, aber so viel Zeil bleibt auch der Vielbeschäftigten, um sich allabendlich ein paar Minuten der Pflege ihrer Hände zu widmen. Außerdem kann man auch beim Verrichten von groben Arbeiten oder Schälen von Kartoffeln und Gemüse ein Paar alle Glacehandschuhe anlegen. Blank polierte Nägel oder weiße Hände kann natürlich nicht jede Frau haben: aber saubere, frei von Rissen und Schäden, — über solche Hände kann sie verfügen, ohne Auf wendung an Zeit und Kosten. ^anUerbilts kratvattennackel. Der amerikanische Millionär langweilte sich einmal in den Spielsälen eines be kannten Seebades, als er plötzlich die Entdeckung machte, daß seine Krawatten nadel, eine Perle im Werte von 40 000 Frank, verschwunden war. In übler Laune schilderte er sein Mißgeschick einem mit der Überwachung des Kasinos betrauten Geheimpolizisten: die Nadel, sagte er, sei ihm ein teueres Andenken gewesen, und er würde dem. der sie ihm wiederbrächte, gern eine hohe Belohnung geben . . . Zehn Minuten später er schien der Geheimpolizist mit einem vor nehm gekleideten Herrn, der den Ameri kaner um eine Unterredung unter vier Augen bat. Vanderbilt folgte dem Fremden in den Garten, und der Gentleman nahm hinter einer Taxus- wand aus der Innentasche seines Smo kings wohl ein Dutzend Krawatten nadeln, die er in aller Rube dem Millionär vorlegte, indem er sagte: „Entschuldigen Sie, mein Herr, ich er innere mich nicht mehr ganz genau . . . Hier sind meine Nadeln von heute abend. Wenn Sie die Güte haben wollten, sich Ihre herauszusuchen?!" Vanderbilt sah den Meisterdieb voll auf richtiger Bewunderung an und hatte eine Minute später seine Perle wieder. Sut pariert. Anläßlich eines Fest mahles in Philadelphia wollte es der Zufall, daß ein Erzbischof neben einen Rabbiner zu sitzen kam. Gerade wurde als zweiter Gang ein delikater gekochter Schinken aufgetragen. Mit leichter Wendung gegen seinen Nachbarn fragte der Erzbischof, der auch einem Scherze nicht abhold war: „Mein lieber Rabbi, wann darf ich Ihnen ein Stückchen dieses prachtvollen Schinkens anbieten?" Mit witziger Schlagfertigkeit entgegnete lächelnd der Rabbiner: „An Ihrem Hoch zeitstage. Hochehrwürdenl" (Bekanntlich verbietet das Speisegesetz den Juden, Schinken zu essen.) G V V UuNStungen »us voriger Kummer» 1. Verschieberätsel: "" Logglau Bosnien eule nburg Natalie Lechfeld Mesmerismus (Goethes Faust.) L Zahlenrätsel: Domitian Oliver Maria > Juli L Tizian « Joseph Alicante Nikolaus. O n L-L An. v« w T* v. rs L-r >20 4-F o -IoiS V cs 20 S2 oc» ro »s-V2 « v'LtS c» <2L' MM fm MM unck vmgegenä. v»t»,»»'«I» t» d-r Stadt vierteljährlich «t Kei K» »kdentüch dret»sl rmb zwar DienStaqS, Danner«luW» und Sovnadend». Inserate werden tag» vorher btt toittag» II Uhr angenommen. Uukerdakb btt «mtSgerich^bezl'I« Wilsdruff S0 Ps^ ' ^itraudenber »ab tabellarischer mit SV Vrozeat A«>Wa^ ' LLU S S >n,. d.,« m.» /Lm 1SV ÄIb 7"" '777^7 ^»nser« Landaueträger bezogen l^S Ml. Heralprrcher Rr S. — r»l»qra«m.Ubrrüe. VmlTblaN WUSbrnff. Lr die Lönial. Amts Hauptmann schäft Weihen, für das König!. Amtsgericht und den Stadtrat ru WilsdruK sowie für das König!. Forstrentamt zu Tharandt. Verantwortlich für Redaktion, Druck und Verlag: Arthur Zschunke in Wilsdruff 1912 Fremde Schuld Roman von Marie Rüstau (12 Fortsetzung.) .Armes, kleines Ding! Arme Jane!" murmelte der Herzog und streichelte liebkosend mit der Hand den dunklen Kopf auf seinem Schoß. „Ich hätte dich um nichts weniger geliebt, wenn ich alles gewußt hätte. Aber bist du auch ganz sicher, daß man dich nicht getäuscht hat?" „Mrs. Norwood schwor es mir, als sie in den letzten Zügen lag. Sie konnte nicht sterben, ohne mir zu beichten — ich wünschte, sie hätte es nicht getan! John muß ge lauscht haben, denn er weiß alles, obgleich seine Mutter ihm nichts gesagt hat. Er verfolgte mich und suchte in grausamer Weise Geld von mir zu erpressen. Er wußte, daß ich dir das Geheimnis verbergen wollte, weil ich für deine Gesundheit fürchtete, und er ließ mich sein Schweigen sehr teuer erkaufen." „Ich tadele dich deshalb nicht, mein armes Kind. Es war ein schwerer Schlag für dich ... du hast unbarm herzig leiden müssen. . . aber, Jane, du hast ihn nicht getötet?" Es lag ein so qualvolles, banges Zweifeln in der entsetzlichen Frage, daß das junge Weib zusammen- fchauerte. Grob und klar richteten sich die schönen, in Tränen schwimmenden Augen zu ihm empor. „So wahr ich hier vor dir knie, mein guter Vater, ich habe nie an ein so schreckliches Verbrechen gedacht. Es ist wahr, ich würde kein Bedauern über seinen Tod empfunden haben, aber niemals hätte ich etwas getan, um diesen herbeizuführen. Du glaubst mir, nicht wahr? Du zweifelst nicht an meiner Unschuld?" „Ja, ich glaube dir . . . du hast mich nie belogen... aber, Jane, warum ist es so kalt ... so dunkel . . .?" Das letzte Wort klang fast wie ein Schrei, der in einem halb erstickten Seufzer an Janes Brust erstarb. Sie war aufgesprungen und hatte beide Arme um den sich vorwärts neigenden Oberkörper des alten Mannes gelegt. „Geliebter Vater", flüsterte sie innig, „es wird alles wieder gut werden; gräme dich nicht so sehr!" Aber der Herzog war bereits jenseits von Gram und Sorge; sein letztes Wort war sein letzter Atemzug ge wesen. Im Glauben an die Unschuld seines Kindes hatte er seine Seele ausgehaucht. Jane erinnerte sich später mit einem Gefühl innigen Dankes, daß er ohne Zweifel an ihrer Reinheit hinübergegangen war. Jetzt jedoch war nichts imstande, ihren namenlosen Schmerz zu lindern. Sie konnte nur den einen Gedanken fassen, daß der Teure, von dem sie jeden Kummer fernhalten wollte, von ihr ge gangen war, und daß sie es sein mußte, die seinen Tod veranlaßt hatte. 11. Kapitel. Inspektor Wittkord war einsichtsvoll, wenn auch nicht weichherzig. Er ließ mit sich reden, und da ihm Herbert auf sein Ehrenwort versprach, daß er keinen Versuch machen würde, Jane durch eine Flucht dem Arm des Gesetzes zu entziehen, gestattete er eine kurze Frist, damit (Nachdruck verboten.^ sich das schwer geprüfte junge Weib von dem ersten, furchtbaren Schreck erholen konnte, ehe er sie fortführte. Man sagt, daß ein großes Unglück einem andern gleich darauffolgenden den bittersten Stachel nimmt. Ein schwerer Schlag betäubt eben und läßt die Wucht eines zweiten Schlages kaum noch empfinden. Es gibt ein Maß für jedes menschliche Leid; darüber hinaus tritt Un empfindlichkeit ein. Jane war wie benommen, erstarrt, fast gefühllos. Das so plötzlich und in doppelter Gestalt über sie herein gebrochene Unglück war zu gewaltig. Sie saß jetzt kerzen gerade aufgerichtet in Herberts Armen; eine starre, un heimliche Ruhe war über sie gekommen. Das schöne, bleiche Gesicht erschien wie aus Stein gemeißelt. Herbert fürchtete bereits für ihren Verstand, als plötzlich ein Zucken durch ihren Körper ging. Das Gesicht an seine Schulter bergend, brach Jane endlich in heiße Tränen aus. „O Herbert", schluchzte sie, „was soll ich ohne dich anfangen? Wie kann ich es ertragen, wenn du nicht bei mir bleibst? Gott hat uns zusammengetan, wie dürfen die grausamen Menschen es wagen, uns zu tronnen!" jammerte sie in herzzerreißenden Lauten. „Mein geliebtes Leben, wir werden bald wieder ver einigt sein", tröstete Herbert, obgleich ihm selbst das Herz zu brechen drohte. „Du mußt versuchen, tapfer zu sein um meinetwillen", flüsterte er mit bebenden Lippen und küßte die bleiche Stirn mit den wirren Locken. „Ich will es", antwortete Jane, sich gewaltsam fassend. „Er glaubte an mich, und du tust es auch, warum soll ich mich darum grämen, was die übrigen Menschen denken? Es ist furchtbar, es ist grausam, ein armes, hilfloses Weib des Mordes anzuklagen. Ich soll einen Mann getötet haben und bin doch nicht imstande, dem kleinsten Insekt ein Leid zu tun!" rief sie in neu ausbrechendem Schmerz und Empörung. „Der Verdacht ist nur unglücklicherweise auf dich gefallen, da man für den Tod jenes Menschen keine andere Erklärung finden kann. Nach meiner Ansicht ist es durchaus nicht ausgeschlossen, daß Norwood selbst Hand an sich gelegt hat. Trunkenbolde sollen oft in sehr deprimierter Stimmung sein, und es kommt häufig vor, daß ein passionierter Trinker in einer plötzlichen An wandlung von Lebensüberdruß einen Selbstmord begeht." „Aber John war an jenem Tage durchaus nicht in niedergedrückter Stimmung", sagte Jane trostlos. „Es ist ja nicht erwiesen, daß er an dem Tage, an welchem du ihn zuletzt sahst, gestorben ist." „Er ist aber nachher nirgends mehr gesehen worden wie du weißt, und da er die Taschen voll Geld hatte, wird er sicher nicht ans Sterben gedacht haben." „Sollte Norwood nicht Feinde besessen haben? Er war ein so widerwärtiger, prahlerischer Geselle." „Ich glaube wohl. Die Dörfler haben sich ost bei mir über ihn beklagt. Man müßte aber mehr beweisen können als das."