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m V sW M ^ikcbgedräucbe. Die Unterschiede bei den zivilisierten Nationen in den Tifchgebräuchen zwischen einst und jetzt find nicht grob. Die Herren im blauen Frack, zuweilen noch mit Allongeperücke, die Frauen im bauschigen Rock, die Haube auf dem ge türmten Haar. Ein wenig mag sich der Habitus der Tischgäste und daS äubere Bild ihrer Tafelfreuden seither geändert haben. daS Wesentliche aber ist sich gleich geblieben. Und auch der Unterschied zwischen der Grob- und Kleinstadt ist heute wie damals nur ein Unterschied im Kostüm der Etikette; wie immer man sie «uSstaffierte, sie war eS doch stets in eigener Person, die die sogenannte .zwanglose Geselligkeit" der wohler zogenen Menschen nach ihren hochnot peinlichen Regeln beherrschte. Sie ist bis zum heutigen Tage der unsichtbare Kommandierende unserer Tafelrunden, der feudalen Luncheons. Diners und Soupers sowohl, als des Festmahls mit Baumkuchen und Schlagsahne, zu dem Herr und Frau Soundso die ganze Ver wandtschaft und Freundschaft geladen haben. In früheren Jahrhunderten herrschte in der Aufmachung der Gast- mähler eine gewisse Uniformität. Stets hat sich der Ehrgeiz der Wohlhabenden angestrengt, wenigstens bei besonderen festlichen Anlässen die Umgangsformen und Sitten der Mächtigen und Reichen nachzuahmen. Konvention ist alles. Auch dort, wo die europäische Kultur nicht herrscht, bestehen unverletzliche Lischgesetze. Der Chinese, der die vor gelegte Speise mit einem Stäbchen auf- spieht, führt dieses Instrument ab wechselnd rum eigenen Munde und zu dem deS Ehrengastes an seiner Seite. Zu den Eigentümlichkeiten der deutschen wie der französischen Gastgesellschaften vor einem Jahrhundert gehörte der fast niemals fehlende Kartentisch. Auch darin hat sich wohl wenig verändert. Dab man die Gastlichkeit, alles in allem, vor hundert und mehr Jahren viel liebe voller behandelte, als heute, nicht wie jetzt, hauptsächlich den Ehrgeiz hat, durch Aufstapelung von möglichst viel Glanz und Luxus zu imponieren, vielmehr auch beim Tafelschmuck auf künstlerische Eindrücke bedacht war, — das bezeugen viele Stimmen jener Zeit. glätter Eln« bomptlrierte ^urmukr ist zweifellos die der Kathedrale von Beauvais; angeblich besteht sie aus 2200 einzelnen Stücken. Ihre zweiundfünfzig Zifferblätter zeigen die Stunde, den Tag, die Woche und den Monat deS be treffenden JahreS, ferner di» Mond phasen, die Zeiten der Ebb« und der Flut, die genaue Zeit in den wichtigsten Hauptstädten der Erde und daneben noch eine Reihe sonstiger irdischer und astro nomischer Erscheinungen. Die Einfassung der Uhr besteht auS geschnitztem Eichen. Holz und hat bei einer Höhe von acht eine Breite von fünf Metern. Wenn die Uhr schlägt, erscheint daS ganz« Bauwerk in Bewegung. d krk»n eo» ranklbSlrer. Versuche mit den Halmen gewisser Gräser und Getreidearten haben ergeben, dyb diese sich zur Herstellung von Zünd hölzchen recht gut an Stelle des HolzeS eignen. Die Halme wurden dazu durch Maschinen zu Stücken von fünf Dezi- meter Länge zerschnitten, dann in Waraksin aewtten. getrocknet und zur Bildung des ZündköpfchenS in Lie be kannte Mischung von chlorsaurem Kali, arabischem Gummi usw.'eingetaucht. Im großen angewendet, würde dieses Ver fahren den ungeheuren Verbrauch von Holz zu dem gleichen Zwecke stark herab- setzen und auch bei geringeren Unkosten ein besseres Zündhölzchen mit den Eigen, schäften der bekannten Wachszündkerzchen liefern. Poesie-Album. Llebe. WaS rlngS um dich dir deine Blicke zeigen, Was alldurchwallend die Natur bewegt; Was droben dort in jenem heil'gen Schweigen Des AtherS, drunten sich im Würmchen regt; Und in der Welle spielt, und in den Zweigen Der Fichte rauscht, und dir im Herzen schlägt. Und dir im Auge, jetzt von Tränen trübe. Jetzt freudetrunken himmlisch glänzt, ist — Liebe! Herder. Kin rkrwüräiger Vrangendsum befindet sich in dem Park von Versailles. Dieser alte Veteran unter den Bäumen zählt nicht weniger als 600 Jahre, denn er ist im Jahre 1411 zu Pamplona in Navarra gepflanzt worden und hat einen so bedeutenden Umfang in seinen Zweigen, daß man ihn durch Stahlstäbe und Drahtseile bat stützen müssen. Mit der Wende des Jahres 1800 kam dieser Riese unter den Orangenbäumen als Geschenk an Ludwig XU., Len „Vater des Volkes", wie ihn die dankbaren Fran zosen nannten (gestorben 1515): es war der erste Orangenbaum, den man in Frank reich sah. und bei seinem Transport strömten die Leute aus den umliegenden Gegenden herbei, um ihn zu sehen, und zwar in so großer Anzahl, daß die französischen Chroniken diesen Einzug des ersten Orangenbaums als eine denk würdige Sache erwähnen. Man nennt ihn allgemein mit Lem Namen „der grobe Bourbon", und er ist alljährlich mit Tausenden von Blüten und Früchten übersät. Erübeer-Dimberren. Die Kunst unserer Gärtner hat neuer dings eine Kreuzung von Erd- und Himbeeren auf Brombeeren zuwege ge bracht. welche den Wert der Brombeeren noch erhöhen. Die Blätter dieser Frucht sind von sehr dekorativer Wirkung. Den fast heckenrosengroßen schneeweißen Blumen folgen die goldgelb leuchtenden Früchte mit brombeerartigem Geschmack. Die Tragfähigkeit des Strauches erstreckt sich über den ganzen Sommer bis zu den Frösten. Auch die roten Sorten sind empfehlenswert. Noch wertvoller ist di« sogenannte Loganbeere, eine enorm groß« Brombeere mit herrlichem Him beergeschmack, die auch in der Farbe der Himbeere gleicht. Sie ist außerordentlich fruchtbar, so daß selbst Pflanzen von nicht höher als 10 bis 16 Zentimeter bereits Früchte in groben Büscheln her- vorbringen. Auch zur Fruchttreiberet in den Kalthäusern eignet sie sich. In 2Vr zöllige Töpfe gepflanzt, bringt sie bereits im Januar die ersten Früchte. Ferner besitzt sie die gute Eigenschaft, keine Ausläufer zu bilden und nicht die Beete mit ihrem Wurzelwerk zu durch ziehen. Im übrigen ist sie vollkommen winterhart, x Interessantes tA» Warum trägt man Ohrringe? Diese Frage läßt sich mit einer all- gemeinen Regel nicht einfach abtun. ES fehlt nicht an Gegnern der Ohrringe, die in ihnen einen barbarischen Schmuck er blicken und ihnen jede Existenzberechti gung absprechen. Andere, und deren Zahl ist Lie bei weitem gröbere, ver teidigen die Sitte, Ohrringe zu tragen, und sind der Ansicht, daß Ohrringe einem schönen Frauerantlitz einen Reiz binzufügen. Selbstverständlich darf ein« Frau mit groben Ohren ebensowenig Ohrringe tragen, wie eine Frau mit häßlichen Händen auffallende Ringe. Auch wertlose Ohrringe sollten nicht als Schmuck behandelt werden. Dagegen mag die glückliche Besitzerin kleiner, wohlgeformter Ohren diese getrost mit einer kostbaren Perle, einem schönen Brillanten oder einem farbigen Steine schmücken, sie wird sich hierdurch nicht dem Verdachte barbarischen Geschmacks aussetzen. Die Freunde des Ohrringes können auf die Tatsache Hinweisen, daß schon die kultiviertesten Völker des Altertums, insbesondere die Griechen, der in Rede stehenden Sitte huldigten. Als eine beklagenswert« Unsitte muß es nur bezeichnet werden, kleinen Kindern die Ohrläppchen zu durchstechen, insofern diese „Operation" zumeist von Laien mittels einer Ohrlochmaschine ausgeführt wird, bei der von einer genügenden antiseptischen Behandlung nicht die Rede sein kann. Es ist deshalb dringend zu empfehlen, daß die an sich geringfügige Operation von einem Arzte vorgenommen wird. Eine der vornehmsten Pflichten des Arztes ist ja die, Krankheiten nicht bloß zu heilen, sondern auch zu ver hüten. Sinnestäuschungen. Zuweilen werden wir von unseren Sinnen in merkwürdiger Weise betrogen. Ein Blitzstrahl erleuchtet unsere Um- gebung eine Milliontelsekunde lang, uns scheint er dagegen weit länger zu dauern. Das erklärt sich damit, dab der Eindruck davon in unserm Auge, genauer auf dessen Netzhaut, reichlich eine Achtel sekunde oder vierundzwanzigtausendmal länger nachwirkt, als der Blitz selbst dauerte. In dunkler Nacht scheint ein Schnellzug, der mit der Geschwindigkeit von 90 Kilometern in der Stunde dahin saust, wenn er von einem Blitz beleuchtet wird, völlig still zu stehen, obgleich er in der Achtelsekunde, wo wir ihn zu sehen glauben, über drei Meter weiter gerollt ist. Tatsächlich sehen wir ihn freilich nur eine Milliontelsekunde lang, in der er sich nur um ein Viertelmillimeter fort bewegt hat. Zarte Umschreibung. Wirt: .Ja, wie kommt denn das, Herr Inspektor? Seit Ihrer Verheiratung sind Sie noch einmal zum Kegeln gekommen und dann nie wieder?" — Inspektor: »Ach, wissen Sie, das eine Mal war es so spät ge worden und seitdem mache ich mir nichts mehr aus dem Kegeln." Unwiderstehlich. Erster Leutnant: „Na Kamerad, auf dem gestrigen Kam- manbeursball viele Herzen jebrochen?" — Zweiter Leutnant: „Trat in den Saal und war sofort ein Raub der Flammen." Katz und Maus. Junger Ehemann (des Morgens nach einer ziemlich aus gedehnten Jubiläumsfeier in Freundes kreisen): „Nun, Maus, warum weichst du mir denn heute so aus?" — Di« junge Frau (humorvoll): »Die MauS fürchtet den Kater."