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Umfärbung von Seidenstoffen. Ein in St. Etienne lebender Chemiker hat eine für Seidenfabrikanten sehr wichtige Erfindung gemacht Durch diese kann angeblich der Seide ihre Farbe vollständig entzogen werden, so daß man sie. ohne Beschädigung des Stoffes, in jeder beliebigen Nuance aufs neue färben kann. In groben Geschäften lagern gewiß nicht so selten Tausende von Metern Seidenstoffe, die gebleicht oder verschaffen find oder deren Farbe der herrschenden Mode nicht mehr ent spricht. Erklärlicherweise erwächst daraus den Fabrikanten und noch häufiger den betreffenden Händlern ein empfindlicher Verlust, der nun, wo die Umfärbung von Seidenstoffen angeblich so gut aus führbar ist, zum großen Teile wegfallen würde, da die umgefärbte Seide der neuen vollkommen gleichen soll. Vor läufig wird der betr. Prozeß noch geheim gehalten. Wahrscheinlich wird er früher oder später aber doch bekannt und von Seidenfabrikanten, -Händlern und — vorzüglich — von Seidenfärbern hoch willkommen geheißen werden. Eine neue Pspiersusnutrung. Die absorbierende Eigenschaft des Papiers beginnt man neuerdings zum Schutze der verschiedensten Dinge gegen Wasser und Feuer zu benutzen. Papier kann durch Sättigung mit Ölen, Harzen oder Teer völlig wasserdicht gemacht werden; so wird z. B. geteertes Papier hier und da schon jetzt zum Dichtmachen von Booten benutzt. Damit wird es vermieden, 'das ganze Boot teeren zu müssen, während gleichzeitig ein besseres Resultat erreicht wird. Beim Teeren von Booten mittels Bürste und ähn lichem ist es fast unmöglich, das Ent stehen von Blasen zu vermeiden, und wenn dann diese Blasen platzen, ist das Holz wieder freigelegt und der ganze Stutzen des Teerens illusorisch geworden. Von berukniten Leuten bin strenger Kritiker. Der große Komponist Rossini war ein sehr gerechter, aber strenger Beurteiler in allen musikalischen Angelegenheiten. — Ein .'teste des bekannten Komponisten Meyerbeer komponierte zum Andenken an seinen Onkel einen Trauermarsch. Dieser Neffe war absolut keine Musik größe. Er glaubte aber ein bedeutendes Werk geschaffen zu haben. Bei irgend einer Gelegenheit war es ihm möglich, Rossini seinen Trauermarsch auf dem Klavier oorzuspielen. Während des Spiels bemerkte der Komponist, daß Rossini sehr oft den Hut abnahm und sich tief vor dem Klavier verneigte. Nach beendigtem Spiel sagte der Komponist: .Verehrter Maestro, warum haben Sie denn so oft den Hut gezogen und vor dem Klavier eine Verbeugung gemacht?" — .Junger Mann', erwiderte ernst Rossini, .das tue ich stets aus Höflichkeit, sobald ich alte Bekannte der Frau Musika treffe. Und gerade bei Ihnen hatte ich soviel zu grüßen. Aber noch eins in allem Ernst. Wissen Sie. was mir lieber ge wesen wäre? Sie wären gestorben und Ihr Onkel, der selige Meyerbeer, hätte zu Ihrem Gedenken einen Trauermarsch komponiert!" Kunst UN<I Geschäft. Adelina Patti, die berühmte Konzert sängerin, war eine ebenso große Künstlerin wie Geschäftsdame. Sie forderte die höchstmöglichsten Honorare — und bat sie auch immer erhalten. Wo die Patti Konzerte gab, da wurde, wie heute bei Caruso, jeder verlangte Preis bezahlt. In den neunziger Jahren des 19. Jahr hunderts sollte Adelina Patti eine Konzertreise nach Amerika unternehmen. Die Reise sollte ein halbes Jahr dauern, jeden Monat sollten aber nicht mehr als zehn Konzerte stattfinden. Der Im presario war hiermit einverstanden, und bescheiden fragte er, welches Honorar die Künstlerin für jeden Konzertabend beanspruche. .20 000 Mark", sagte lächelnd die Patti. .Bitte", antwortete der Im presario, .ich habe wohl nicht recht ge hört!" — .Ich sagte es Ihnen ja schon", entgegnete seelenruhig die Patti. .20 000 Mark." — .Aber ich bitte Sie", rief er regt der Impresario, .das sind ja monatlich für zehn Abende 200 000 Mark Honorar. Soviel zahlt man nicht ein mal dem amerikanischen Präsidenten Gehalt." — .Na", entgegnete die Patti in aller Ruhe, .wenn Ihnen das zuviel ist. was ich verlange, dann würde ich Ihnen raten. Sie engagieren sich den amerikanischen Präsidenten für eine Konzerttournee; dann haben Sie es billiger." V G G Allerlei Lebensweisheiten. Arbeit ist das einzige, aber auch ein ausreichendes Mittel gegen alles Weh des Lebens. Wer nach einem großen Leid viel arbeiten muß, der hat den schwersten Teil desselben schon über wunden. * Es ist ein schöner Sinn, auch das Kleinste nicht gering zu achten. Die Natur bringt alles aus dem Kleinen hervor; aus Samenkörnern: Bäume und Wälder; aus Tropfen: Bäche, Ströme und Meere: aus Sandkörnern: die Erde. * Man tut, was man kann; man duldet, was man muß. Die Summe davon zu ziehen, ist uns selbst überlassen. Wenn man klug ist, so nennt man diese Summe: Glück. * Sprich nie etwas Böses von einem Menschen, wenn du es nicht gewiß weißt, und wenn du es gewiß weißt, so frage dich: warum erzähle ich es? * Das Grüßen soll immer, selbst bei näherer Bekanntschaft, ein Zeichen der Achtung, nie ein Zeichen der Vertraulich keit sein. Stets muß der Herr der zuerst Grüßende sein. Im Vorübergehen hat die Dame sich nicht zu verneigen, sondern nur den Kopf zu senken. ^kegenä« s-iscke sind gewöhnlich nicht sehr groß. Nach den Erfahrungen der verschiedenen Natur forscher erreichen diese Fische im Durch- schnitt eine Länge von 10—20 Zenti meter, und der Schwalbensisch von etwa 30 Zentimeter Länge gilt schon als Riese unter ihnen. Die Hübe, bis zu der sie sich aus dem Wasser zu erbeben ver mögen, wird sehr verschieden angegeben, jedoch scheint sie im Höchstfall 4—5 Zenti meter zu betragen, und zwar steigen die gröberen Fische um so höher auf. Was die Länge des Fluges durch die Luft betrifft, so sind Strecken von 100 bis 160 Meter beobachtet worden. Ein Naturforscher ist einmal Zeuge davon gewesen, daß ein fliegender Fisch außer halb deS Wassers beinahe 400 Meter zurücklegte. Ebenso wie für die Höhe des FlugeS, so sind auch für dessen Läng« und Dauer die größten Fischs begreiflicherweise am meisten befähigt, da sie die stärksten Muskeln zur Be wegung ihrer Flossen besitzen. kunstvoll« Spinnennester. Die Spinne besitzt eine besondere Kunstfertigkeit in der Herstellung ihres Nestes. Sie spinnt in zarten Fäden ihren Bau mit großer Geschicklichkeit und bessert mit emsiger Eile denselben aus. sobald er durch Menschenhand zer stört wird. In Deutschland ist das Nest der Hausspinne jedermann bekannt. Weniger bekannt dürfte eine in fast allen stehenden Gewässern zu findende Svinnen- art sein, die als die erste Erfinderin der Taucherglocke zu betrachten ist. Diese Spinne kann infolge ihres eigenartigen Nestbaues stundenlang unter Wasser bleiben, was sonst den Spinnen un möglich ist. Um dies ermöglichen zu können, hebt die Spinne ihren Hinter leib über den Wasserspiegel empor und hüllt denselben, alsdann untertauchend, in eine Luftblase ein, die wie eine Silberkugel aussieht. Jetzt läßt sich die Spinne in die Tiefe nieder, setzt diese Luftblase an irgendeiner im Wasser be findlichen Pflanze ab und steigt wieder zur Oberfläche empor, immer wieder neue Luftblasen holend und sie an der gleichen Stelle absetzend. Nun umzieht das Tierchen diese Luftblasen mit einem Gespinst seiner Fäden, das vollständig die Form einer Taucherglocke bat, und die Spinne benutzt alsdann diesen Naum als ihr Nest. Von hier geht sie auf Beute aus und bewahrt auch in ihrem silber glänzenden Wohnhaus, ihre Nahrungs vorräte auf. frriluftve»z«n. In Amerika gibt es auf verschiedenen Vorortbahnen immer einen Waggon für diejenigen Personen, denen die Luft in geschlossenen Coupes lästig ist. Die Wagen sind mit krssd ^.ir (frische Lust) bezeichnet, und beim Abgang der Züge stehen ihre Türen, Ventilatoren und Fenster wenigstens aus einer Seite weit offen. Die Mehrheit der in solchen Wagen fahrenden Personen entscheidet darüber, ob die bei kaltem Wetter viel leicht wünschenswerte Dampfheizung be nutzt werden soll oder nicht. Wer diese Wagen zu kalt findet, dem steht es Kei. in einem anderen Wagen des Zuges Platz zu nehmen. Übrigens hat auch jeder Wageninsasse das Recht, das ihm zunächst gelegene Fenster zu schließen, dagegen kann er nicht verlangen, daß andere Fenster oder die Lüftungs öffnungen geschlossen werden. ArteNkekr Srunnen. Ein Brunnen in Sidi Amram gibt ein treffliches Beispiel dafür, welch un- erschöpfliche Wassermengen artesische Brunnen liefern können. Aus seinem Innern gibt er in der Minute 6000 Liter Wasser ab, ein zweiter artesischer Brunnen, der 1887 in Sidi Sliman gebohrt wurde, gibt in der Minute 4000 Liter Wasser. Im Süden von Algerien Haden die Franzosen zahlreiche artesische Brunnen gebohrt, wobei das Wasser, als es aus der Erde hervorkam, gleich mehrere Meter in die Höhe geschleudert wurde. Die ersten artesischen Brunnen wurden im 12. Jahrhundert in der französischen Grafschaft Artois gegraben. Diese natür lichen Springbrunnen sind besonders in heißen Länderstrichen von unschätzbarem Wert. Nicht immer ist eine artesische Quelle mit Leichtigkeit zu erschließen. So brauchte die Bohrung des artesischen Brunnens in Grenelle einen Zeitraum von sieben Jahren. MM fm WIM Arsche«»» wbck«tll«v dreimal und zwar Dlen-iag». Donnerst«-» und Sonnabends. Inserate werden tag» vor-e» di» mittag« l l Uhr angenommen. Drt»g«»rri4 in det Stad« vierteliährNch l,4O Mk. frei inS -Hm»«, adgehol« von der Erpedifion I,Z0Mk . durch di« Potz und unsere Landaueträger d«zogen lL< Ml, unck Umgegenä, Amtsblatt I«sevr1on«vref» IS Aq Vw Hnlaefhafkve Außerhalb de» Amt»gericht»be»i'k» Wilsdruff 20 Pf-. Hei klaubender und tabellarilcher To» mit SO Prozent LuffchliP» «Zeder Anidrnch ansAobatt erlischt, wenn der Petrng dur^ Viag« ein gezogen werde« muß od. der Auitrnggrberl« Kontur« gerät» Fernsprecher Ar. S — Teseyramm.Adresse: Amtsblatt Wilsdruff. für die Lönigl. Nmtshsuptmann schalt Meissen. Mr da» Lönigl. Amtsgericht und den Stadtrat fu wilsdrull sowie Mr das Lönigl. Forstrentamt zu Tharandt. ^r-114^ Verantwortlich für Redaktion, Druck und Verlag: Arthur Zschunke in Wilsdruff i-ir (3. Fortsetzung.) Im nächsten Moment jedoch gewann ihre gesunde Vernunft die Oberhand; sie wies jeden Gedanken einer abergläubischen Furcht weit von sich und ergriff Herberts sinnige Gabe, um ihre Lippen auf die duftenden Blüten zu drücken. Dann versank sie in süße Träumerei, das Bukett noch in Händen und vollkommen die Gegenwart der Zofe vergessend. Diese, eine junge Französin mit scharfem Auffassungsvermögen, entfernte sich unhörbaren Schrittes und dachte bei sich, daß es wohl bald auf Broadwood eine Hochzeit geben würde, und daß ein armes Kammerkätzchen von einer solchen Gelegenheit nur profitieren könne. So stieg Mademoiselle sehr gut ge launt zur Küche hinab, um den Tee für ihre junge Herrin zu holen, und machte dann das Morgenbad für sie zurecht. Der Herzog hatte der Gelegenheit zu Ehren für seinen Liebling verschiedene elegante Toiletten aus Paris kommen lassen, und Jane wählte Mr den Vormittag ein reseda farbenes Sammetkostüm mit reichem Guipürebesatz. Mit gerechtem väterlichen Stolz blickte der Herzog auf Vie elegante Erscheinung seiner Tochter, als diese ihm ivie gewöhnlich eine Wange zum Morgenkuß darbot. Mit dem Kusse zugleich ikamen innige Segensworte von seinen Lippen; er wünschte seinem geliebten Kinde das größte Glück des Lebens, ungetrübt von Sorge und Kummer. »Darf ich denn hoffen, von den Widerwärtigkeiten deS Lebens ganz verschont zu bleiben?" fragte Jane tiefbewegt. »Ich meine, es muß jeder Biensch seinen Anteil von Leid und Trübsal auf sich nehmen, und ich bin bis heute stets so unendlich glücklich gewesen, daß ich beinahe fürchte, es könnte bald einmal anders werden. Aber nicht wahr, du wirst mir zur Seite stehen, wenn Gott ein Unglück über mich hereinbrecheu läßt?" Mit leisem Grauen gedachte sie wieder ihres Traumes und schmiegte sich fast furchtsam an die Brust ihres Vaters. »Törichtes Kind!" sprach dieser, sie zärtlich an sich drückend; »weshalb solltest du wohl nicht glücklich sein und bleiben dürfen? Du hast nichts Böses getan." »Aber es ist doch nicht gesagt, daß nur schlechte Menschen vom Unglück heimgesucht werden, Papa. Wie siele edle Naturen mag es geben, denen nicht vergönnt ish glücklich zu sein." Fast erschrocken beobachtete der Herzog das nachdenk liche, immer ernster werdende Antlitz seines sonst so fröh lichen Kindes. »Ich bitte dich, mein Liebling", begann er in sanft vorwurfsvollem Tone, »gib dich nicht derartigen Grübeleien hin. Du bist viel zu jung, um über das menschliche Leben im allgemeinen und das deine im speziellen philosophische Betrachtungen anzustellen. Ich könnte fast annehmen", schloß er scherzend, »du hättest zum ersten Male ein Ge heimnis vor deinem Vater." »O Papa!" rief das junge Mädchen heftig errötend, (Nachdruck verboten.) »wie kannst du nur so etwas sagen! Ich weiß gar nicht, was du damit meinst." »Nun, weshalb wirst du denn so rot? Es muß doch wohl etwas dahinter stecken. — Aber da kommt Herbert", unterbrach sich der Herzog; »soll ich ihm erzählen, daß -u " »Papa, wenn du das tust, habe ich dich kein bißchen mehr lieb." „O du böses Kind, du drohst deinem Vater? Warte, ich werde —" »Recht gut, lieb und gehorsam sein an meinem Ge burtstage, Herzensväterchen", fiel ihm Jane ins Wort, feinen Mund mit einem Kusse schließend. »Bedenke", fuhr sie dann neckisch fort, »daß ich heute majorenn geworden bin und dich sofort verlassen kann, wenn du mich schlecht behandeln willst." »Gut, daß du kommst, Herbert!" rief der also Be drohte lachend dem jungen Manne entgegen. »Schütze mich vor diesem rebellischen, undankbaren Mädchen. Ich weiß gar nicht, was mit Jane heute vorgegangen ist; sie fängt tatsächlich an, mir Opposition zu machen. Es wird Zeit, daß ich sie einem Jüngeren abtrete, denn ich kann nicht mehr mit ihr fertig werden." Jane preßte krampfhaft ihres Vaters Arm. „Papa, wenn du jetzt nicht sofort aufhörst, laufe ich davon. Du bist heute wirklich zu garstig!" »Nun komm, mein Herz, ich will dich nicht mehr kränken", sagte der Herzog zärtlich und führte sie an den mit Blumen und kostbaren Geschenken überladenen Ge burtstagstisch. Er nahm ein wundervolles Perlenhals band und legte es um ihren Nacken. »Hier, mein Kind", sprach er mit tiefer Bewegung, »trage dies zum Andenken an deine selige Mutter. Möchte der Busen, auf dem diese Perlen jetzt ruhen, ebenso rein und treu bleiben, wie der jener Heiligen, die sie vor dir getragen hat." »Gott gebe es!" antwortete Jane ernst und ergriffen. Dann wandte sie sich zu Herbert, der darauf wartete, seine Glückwünsche ebenfalls darbringen zu können. Er über reichte ihr ein selten schönes Armband und einen Korallen schmuck von zartestem Rosa, den er selbst für sie in Rom ausgesucht hatte. Mit Janes Erlaubnis schloß er den Armreif um.ihr schlankes Handgelenk, und sich schnell herabbeugend, drückte er einen Kuß darauf. Jane erschauerte seltsam bei dieser Berührung. Sie trug das Armband den ganzen Tag, und hin und wieder, wenn sie sich unbeachtet glaubte, preßte sie es mit scheuer Innigkeit an ihre Lippen. Einmal ertappte Herbert sie dabei, und im Augenblick wurde sie so rot wie die Rosen in der neben ihr stehenden Vase. Hiernach vermied sie eS, dem jungen Manne zu begegnen, und obgleich sich Herbert alle erdenkliche Mühe gab, ein Alleinsein mit dem geliebten Mädchen herbeizuführen, wußte Jane es immer wieder zu verhindern. Mit der ihrem Geschlechte eigenen Inkonsequenz sehnte sie sich danach, das Geständnis der Liebe von seinen Lippen entgegenzunehmen, und im selben Fremde Schuld Roman von Marie Rüstau