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Hinter den Uulsifen Roman aus der Gegenwart von Hans knan. (16. Forksehung.) Herr von Gandersheim war etliche Male im Zimmer auf- und abgegangen, jetzt blieb er stehen und richtete den Blick auf die Dogge, die vor dem Kamin lag und ihren Herrn nicht aus den Augen ließ. „Was, Wotan", sagte er lächelnd, „wir fürchten uns nicht, komm her, Alter!" Und er streichelte dem Hunde, der sich erschreckt erhob und an ihm langstrich, das glänzende, gelbbraune Fell. Dann trat er vor den Spiegel, betrachtete aufmerksam die ersten lichten Fäden, die sich in sein dunkles Haar mischten, und dachte bei sich: „So sieht also ein Bräutigam aus, der das zweite Mat den großen Schritt riskiert." Und an Emilie Lechner denkend, mit der er in vier Wochen das Gelöbnis der Ehe tauschen wollte, überkam ihn ein warmes Gefühl... So seltsam es schien, dieser kräftige und stolze Mann war jetzt oft von einem Schutz bedürfnis heimgesucht, das beim Anblick der zarten Ge stalt dieses kleinen Mädchens seine Befriedigung fand ... Noch an demselben Tage empfing der Baron ein Schreiben von dem Rechtsanwalt des Herrn Otto Deimichel. In diesem Brief war unter Hinweis auf einen gewissen Paragraphen jenes zwischen dem Baron und Deimichel in Gegenwart von zwei Notaren abgeschlossenen Kontraktes die Erklärung abgegeben, daß der Spekulant nach der letzten Besprechung mit dem Herrn Baron und der ihm bei dieser Gelegenheit zugefügten Beleidigungen es sich vorbehalte, von seinem Rechte Gebrauch zu machen und den Vertrag mit Herrn von Gandersheim zu lösen. Der Baron warf den Brief mit einem verächtlichen Lächeln beiseite und machte sich fertig, ins Theater zu gehen... Wollte dieser Prolet ihm etwa bange machen? ... Ihm, dem auf Lebenszeit, resp. so lange wie das „Lyrische Theater" bestand, angestellten Direktor? . . . Lächerlich! Absurd! . . . Aber schon auf der Treppe besann sich Herr von Gandersheim und ging noch einmal hinauf in seine Wohnung. Er nahm den Kontrakt aus seinem Schreib tisch und las ihn aufmerksam Wort für Wort durch. Und mit einemmal erweiterten sich seine Pupillen und blieben starr an den Worten hängen: „Sollten unvorhergesehene Fälle eintreten, die eine Handhabung der Direktion un möglich machen, so ist für eine geeignete Vertretung zu sorgen, so zwar, daß der Direktor selbst seinen Vertreter wählt, Herr Deimichel aber erst dann für die quest. Ver tretung sorgt, wenn der Direktor aus denselben Gründen nicht dazu imstande ist, die eine Änderung in der Theater leitung notwendig machen . . ." Herr von Gandersheim las diesen Paragraphen wieder und wieder. Jetzt erinnerte er sich auch, daß der Entwurf des Vertrages von dem Anwalt Deimichels zusammengestellt war . . . Aber dieser in der verklausu lierten Rechtssprache offenbar mit Absicht schwülstig und unverständlich gefaßte Paragraph konnte doch schließlich nichts anderes bedeuten, als daß er für den Fall seiner Erkrankung oder einer ganz unumgänglichen Abhaltung Zeitweise durch jemand anders ersetzt werden sollte! ! (Nachdruck verboten). Wie hatte er es denn nur übersehen können, daß diese „unvorhergesehenen Fälle" genau so festgelegt und spezi fiziert wurden, daß jede Mißdeutung ausgeschlossen war! . . . Denn zweifellos wollte dieser Deimichel, dieser Halunke, jetzt auf Grund des fraglichen Paragraphen seine Entlassung verfügen, und zwar wegen Unfähigkeit, das Theater gedeihlich weiterzuführen! . . . Den Kontrakt noch immer in der Hand, zerbiß der Baron, vor seinem Schreibtisch stehend, nervös seinen Schnurrbart. . . Hier war eventuell die Möglichkeit ge geben, daß er von ein paar Schurken mit einem Schlage um die Früchte seiner Arbeit, um seine beste Idee und um viel Geld gebracht wurde, die Sache war ernst genug, um sich ein wenig den Kopf darüber zu zerbrechen. . . . Aber schließlich, er konnte es sich doch nicht denken. . . und trotzdem... er hatte vor allen Leuten ein wenig mit dem neuen Stil geprahlt, den er in dem neuen Hause zur Geltung bringen wollte und der nun so wenig Anklang zu finden schien ... Es war immerhin nicht ausgeschlossen, daß irgend jemand diesen nenen Stil als ein unvorhergesehenes Ereignis auffaßte, das einen Direktionswechsel nötig machte . . . Und auf einmal gewannen alle diese für ihn schmerz lichen und widerwärtigen Möglichkeiten in seinem so variablen und leicht bestimmbaren Geiste feste Form. Es schien ihm plötzlich nicht nur möglich, sondern schon ganz sicher und unabwendbar, daß man den Prozeß gegen ihn anstrengte und gewann, und daß er eines Tages schimpf lich aus seinem eigenen Theater hinaus geworfen wurde. Der Baron verdeckte die Augen mit der Hand, er sah sich schon als völlig verarmten, verzweifelten Menschen, als Bettler, der noch dazu von allen verhöhnt und ver spottet wurde! . . . Der „Überbaron", wie ihn neulich das „fidele Gefängnis" genannt hatte, mit zerfransten Beinkleidern und Schuhen, aus denen die Zehen hervor sahen, die Sardinenbüchse an der Schnur um die Schultern gehängt und sein Elend in die Schnapskneipe tragend ... Denn schreiben konnte er dann auch nicht mehr, er brauchte heute schon einen gewissen Komfort zum Arbeiten, und war nicht mehr jung genug, um in der Dachstube mit knurrendem Magen Geist und Witz zu produzieren ... Und aufstöhnend sank er in seinen Schreibsessel . . . Draußen ging die Entreeklingel. Dann kamen leichte Schritte den Korridor entlang. Es klopfte, und da er, ganz in seine schmerzlichen Phantasien versunken, nicht öffnete, wurde die Tür leise aufgeklinkt, und einen Augen blick danach zogen ihm ein paar zierliche Hände die seinen vom Gesicht, und er sah in das lächelnde Gesicht seiner Braut, deren früher so matte Augen jetzt einen immer freudigeren, lebhaften Glanz bekommen hatten. „Was ist dir, Bern?" fragte sie, durch sein gram verstörtes Gesicht selbst ein wenig ängstlich. Und nun erzählte er ihr, zeigte ihr auch den Brief von Deimichel und den Kontrakt, der ihn mit solcher Sorge erfüllte. chÄA für MW Verantwortlich für Redaktion, Druck und Verlag: Arthur Zschunke in Wilsdruff 1912 brsüetnt wSckrnLltckx dreimal und zwar DimSkaq», Donner»»ag» und Sonnabends. Inserate werden tag« voche- Bezugspreis in der Stadt vierteljährlich 1,40 Mk. frri tnS HauS, abgeholt von der Expedition 1,30 Mk., durch die Post uud IS Hf-. Nv Kukespswn» SmvtSzeUK Außerhalb d«S AmtSg^richtSbezirk» Wilsdruff 20 Psg. - tzeitroubender und tabellarischer Satz mit 50 Prozent Aufschlag unck Umgegend Amtsblatt Mr die Lönigl. Nmtshauptmannschäft Meilsen, für das König!. Smksgrrichk und den Stadtrat m WUsdruL sowie für das Lönigl. Forstrentamt zu Tharandt. nMnkkch zu Goden fiM, werk sie nach Bedeutung ist wahrscheinlich astronomisch rückwärts hin ihn nicht mehr erhaschen und stammt aus Ägypten. Veranlassung dort kommenden auffangen kann. LuMe geschichtet! Hast du gelernt, was löblich ist, So üb' es auch zu jeder Frist. Willst du dich selber erkennen, so sieh, wie die andern es treiben. Willst du die andern verstehn, blick in Lein eigenes Herz. Geschenke kür Sie Lotterie. Die kleinen Sachen, die zum Aus- losen nach einer Gesellschaft bestimmt werden, kauft man gewöhnlich fertig. Viel mehr Vergnügen gewahrt es aber den Kleinen, wenn sie die für ihre Ge fährtinnen bestimmten Geschenke selbst anfertigcn dürfen. So sind z. B. be malte Eier sehr beliebt. Die Eier werden ausgeblasen und dann mit gewöhnlichen Tuschfarben bemalt; will man sie auf hängen, zieht man oben und unten durch die Löchelchen einen feinen Draht und kann sie dann irgendwo anbringen, wo sie vor dem Zerbrechen und Herunter fallen geschützt sind. Man kann die Eier auch bekleben, nicht bloß mit Papier, auch mit Spitzen, Bündchen usw. Für die Teile des Bildes, die ins Breite gehen, nimmt man die untere Hälfte des Eies, für die mehr zugespitzten, nament lich Kopfbedeckungen, die obere; man wählt auch gern Bilder, bei denen Gold und Silber anzubringen ist, z. B. bei einem Türken- oder Offizierskopf. — Auch ein Bienenkörbchen ist leicht herzu stellen und eine hübsche Überraschung. Auf ziemlich starken Draht werden gelbe böhmische Glasperlen gezogen und hierauf der Draht in sich verengenden Kreisen so übereinandergelegt, daß er die Form eines Bienenkorbes bekommt, also oben geschlossen ist. Die den Bienenkorb umschwärmenden Bienen werden von kleinen Rosinen hergestellt, mit „Perlaugen", die man aus feine Drähtchen spießt, diesen eine mehrmalige Drehung gibt und sie mittels Wachs an den Bienenkorb befestigt. Durch die Drahtwindungen bekommen die daran gesteckten Rosinen eine zitternde Be wegung, was der Darstellung zustatten kommt. ' Wenn jemand schlecht von deinem Freunde spricht, und scheint er noch so ehrlich, glaub' ihm nicht! Spricht alle Welt von deinem Freunde schlecht: mißtrau' der Welt und gib dem Freunde recht! Nur wer so standhaft seine Freunde liebt, ist wert, daß ihm der Himmel Freunde gibt! waren die damals bekannten 7 Planeten. Daher die Woche von 7 Tagen und die Heilighaltung des 7. Tages bei den Juden als Sabbat, bet den Christen als Sonntag. Die Dreizehn ist die eigent liche Unglückszahl. Von einer Tisch- Zu einem schädlichen Auswuchs gestaltet sich die Sache, wenn:das Kind sich un angenehm zeigt, sobald einmal eine Gabe ausbleibt, wenn es glaubt, sein vermeintliches Recht auf ein Geschenk ertrotzen zu müssen, wenn es vielleicht an der Geringfügigkeit des Geschenkes Anstoß nimmt; alsdann ist es Zeit, das Mitbringen einer Gabe einzustellen. Sonst würde die Begehrlichkeit nur neue Nahrung erhalten, das anspruchsvolle Wesen würde Steigerung erfahren. Erst wenn wesentliche Besserung eingetreten ist, wenn sich ein bescheidenes, zurück haltendes Wesen zeigt, empfiehlt es sich, dem Kind eine kleine Aufmerksamkeit zu gönnen. Mas Katt clu mktgebrackt? Das ist Lie Frage, die sehr häufig aus Kindermund zu hören ist, wenn Onkel, Tante oder auch wohl Vater und Mutter nach kürzerer oder längerer Ab wesenheit zurücktehren. Wie die Frage entstanden ist, dürfte leicht zu finden sein. Das öftere Beschenken bei der Rückkehr ist zur Gewohnheit geworden; wie auch Teil in seinem Monolog von sich selbst sagt: „Sonst, wenn Ler Vater auszog, liebe Kinder, war ein Freuen, wenn er wiederkam; denn niemals kehrt er heim, er bracht euch etwas." Ist es La zu verwundern, wenn die Kinder schließlich darauf rechnen und diese in ihrer naiv kindlichen Weise fragen: „Was hast du mitgebracht?" Ist doch auch dieser Wunsch leicht zu erfüllen und mit geringen Mitteln Freude bereitet, sowohl dem Geber wie dem Nehmer. Wie alles, so kann auch Lies ausarten. Vas erkte pkerck »uk cler Löhne. Corneilles Tragödie „Andromeda", welche im Jahre 1650 zum ersten Male in Paris über die Bretter ging, erheischte einen Pegasus, den man durch ein wirk liches Pferd, dem man Flügel angeklebt hatte, darzustellen beschloß. Um nun aber das Dichterroß recht mutig und feurig erscheinen zu lassen, bediente man sich folgenden Kunstgriffes: Man ließ es erst recht hungern und als es auf der Bühne erschien, wurde ein Statist in die Kulissen gestellt, der Hafer schwingen mußte. Das Pferd gebärdete sich nun ganz nach Wunsch und soll durch die musterhafte Durchführung seiner Rolle nicht wenig zum Erfolge des Stückes beigetragen haben. Das war das erste Pferd auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Unter seinen Nachfolgern sollen wenig gewesen sein, die in ihrer Rolle so ganz „an ihrem Platz" waren. Vie böten Laklen. Der auf die Zahlen sich beziehende Aberglaube ist zwar uralt und hat im Mittelalter seine praktische Betätigung in Len Hcxenverfolgungen gefunden — aber noch heute spukt er vielfach in unseren Köpfen und drängt sich ost fast unbewußt in den Kreis unserer Vor stellungen ein. So werden u. a. noch jetzt den Zahlen drei, sieben und dreizehn gewisse übernatürliche Wirkungen zu geschrieben. Die Drei ist die eigentliche heilige Zahl. In verschiedenen Religionen kommen 3 Hauptgottheiten vor, so in der ältesten indischen, wo Agni, Indra und Varuna, Feuer, Luft und Himmel dar- stellcn. Im späteren Brahmanismus sind es Brahma, Vischnu und Siwa. Auch bei den alten Griechen gab es 3 Haupt götter usw. Im Christentum tritt die Dreieinigkeit aus. Im Volksglauben spielt die 3 ebenso eine grobe Rolle. Man malte früher 3 Kreuze an die Tür zum Schutz vor Hexen und Geisterspuk; 3 Kreuze gelten noch heute als Unter schrift, und brennen 3 Lichter in einem Zimmer, so ist das ein Zeichen, daß im Hause ein Mädchen Braut wird. Sieben ist die magische Zahl und kommt fast in ebenso mannigfacher Weise vor, als die Drei. Der Ursprung ihrer magischen gesellschaft von 13 Personen muß nach allgemeinem Glauben noch in demselben Jahre eine sterben, und zwar diejenige, die beim Nennen der Zahl erschrickt, oder die unter dem Spiegel oder in der Ecke sitzt, oder zuletzt aussteht. Man hat den Grund dieses Aberglaubens auf die 13 Personen des Abendmahls (Christus und die 12 Apostel) zurückgeführt, von denen Judas noch in demselben Jahre sich erhängte. Andere bringen ihn in Zusammenhang mit den 13 Göttern der Walhalla, von denen Baldr dem Tode geweiht war. Die Zahl kommt übrigens auch als Glückszahl vor, indem nach dem Volksglauben zur Erzielung einer glücklichen Brut 13 Eier vonnöten sind. Eine Kobe Versickerung. Der am höchsten versicherte Mann der Erde ist wahrscheinlich L. Rodman Wanamaker aus Philadelphia, der von der bekannten Mutual eine über acht Millionen Mark lautende Police besitzt und auch noch in andern Gesellschaften versichert ist. Wanamaker erwarb an fänglich, in seinem 34. Jahre, von der Mutual eine Police über 800 000 Mark. Mit seinem 36. Jahre erhöhte er den Betrag durch zwei Zusatzpolicen über 400 000 und über zwei Millionen Mark. Fünf Jahre später nahm er noch zwei Zusatzpolicen über vier Millionen und über 800 000 Mark, das ergibt eine Ver sicherungssumme von acht Millionen Mark, wofür er eine Jahresprämie von 252 SOO Mark zu entrichten hat. Vie Eckläkerin. Die Schläferin setzt sich unter einen Baum oder in eine von Gebüsch um gebene Grotte und schließt die Äugen, während sich ihre Gefährtinnen im Garten oder Wald verstecken. Haben sich alle untergebracht, so ruft eine, den Ton eines Vogels nachahmend. Die Schläferin erwacht und spricht: Ich schlief so sanft und fort sind die Gefährten. Verlassen steh' ich nun allein: Wo such' ich euch, nur einen Laut laßt hören. Und ich will wieder bei euch sein. Von allen Seiten kommen nun Vogel rufe der Versteckten, verstummen aber wieder, sobald sich die Suchende nähert, und lassen sich dort, von wo sie entfernt ist, vernehmen, bis sie endlich die Ver steckten nach und nach gefunden und ihnen einen Schlag mit dem Plumpsack gegeben hat. Wer zuerst gefunden wurde, ist dann Lie nächste „Schläferin". Vas Reiten spiel. Am besten kann man das Spiel bei windstillem Wetter vornehmen, weil dann die Reifen recht hoch fliegen. Man umwindet die Reifen mit Band ab wechselnd in zwei Farben, die gut zu einander paffen müssen, damit sie hübsch aussehen, aber auch, um nicht mit der scharfen Holzkante beim Auffungen die Hand zu verletzen, wogegen außerdem Querstöckchen schützen. Der Stock wird von außen in den Reifen gelegt und mit guter Berechnung so abgeschnellt, daß er in schön gewölbtem Bogen an dem be stimmten Ziele ankommt. Die Auf fangenden dürfen ihm nicht entgegen laufen, weil er sich zu früh senkt oder über ihre Köpfe wegfliegt und dann ge- / können, was immer eine unangenehme / Unterbrechung Leim gemeinsamen Spiele /ist. Gewöhnlich stellt man sich im Kreise ^auf, wenn nicht zwei allein spielen, und hat ebenso viele Reifen wie die Zahl der Spielenden ausmacht, damit, wenn der Reifen nach links geworfen, man sich gleich nach rechts wenden und den von