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Beilage zu Nr. 108. Dienstag, clen 17. September 1912. plogi. Während sein Herr, der entschlafene Kaiser von Japan, >ur letzten Ruhe geleitet wurde, hat sich General Graf Nogi, hat sich auch seine Gattin entleibt. So meldete der Draht. Kurz, knapp, einsilbig, als wollte er die Tat für sich sprechen lassen. Am nächsten Tage wurde Ler Telegraph gesprächiger. Er meldete: Nogi schnitt sich mit einem kurzen Schwert die Kehle durch, und seine Frau erdolchte sich in dem Augenblick, als die Kanonenschüsse den Auchruch des Trauerruges vom Palast ankündigten. Neben den Leichen wurde ein, wie es heißt, an den Kaiser gerichteter Brief gefunden. Auch diese breiter angelegte Nachricht gewährt unS noch keinen klaren Blick in das Grause der Tat, in die Beweggründe der Täter. Weder Tat noch Täter vermag der Europäer zu fassen. Nur wer das Wesen der Japaner aus persönlicher Beobachtung, aus eigenem Erleben kennt, wird sich zu dem erschütternden Ereignis äußern können und dürfen. Einer unserer Mitarbeiter, der eine Reihe von Jahren in Japan gelebt hat, äußert sich auf unser Ersuchen über den Doppelselbstmord in Tokio wie folgt: Als die ersten Kanonenschüsse verkündeten, daß der Trauerzug sich in Bewegung setzte, um den toten Kaiser Mutsuhito aus seiner Residenz heimzubegleiten, ergriff General Nogi, der Eroberer von Port Arthur, die Sakeschale, die ihm einstmals sein Kaiser verehrt hakle, richtete einen letzten Blick noch dem umflorten Bilde seines Fürsten, das an der Wand hing, leerte die Schale und griff dann zur Waffe. Der altjapanische Samurai pflegte zwei Schwerter im Gürtel zu tragen, einen langen schweren Zweihänder und ein Kurzschwert, mit dem er dem gefällten Feinde den Garaus machte, — diese Waffe diente ihm auch zum Harakiri, wenn er des Lebens über drüssig war, wenn der Konflikt der Pflichten so schwer wurde, daß er einen anderen Ausweg aus dem Wirrwarr dieser Welt nicht mehr fand. Der Selbstmord ist in Japan eine hochverehrte Tat. Studenten stürzen sich in den tosenden Wasserfall oder in das Flammenmeer des Vulkans, wenn sie daran verzweifeln, die Rätsel des Daseins zu ergründen. Als Zar Nikolaus ll. (damals noch Kronprinz) auf seiner Reise durch Japan in dem lieblichen Otsu von einem irr sinnigen Polizisten niedergeschlagen wurde, erschien am Orte der Tat eine weither gereiste Frau und schlitzte sich den Leib auf, um jene Untat zu sühnen. General Nogi sah die erlöschende Sorme, um die sein Leben sich bewegt hatte, sein Kaiser, dem er seit dem Bürgerkrieg von 187ä tteu gedient hatte, trat den Weg in die unbekannten Ge filde des Jenseits an, das Leben hatte keinen Wert mehr für ihn, nachdem der Fürst ihn selbst seines Eides ent bunden hatte. . . Das ist Japan. Ist eS Japan? Nein, es ist nicht das heitere, harm lose, lebensfrohe, sinnenlustige Japan, das Land der Gotter und der hübschen Mädchen, die ewig lächelnde, daseins- freudlge Libellen-Jnsel. Es ist China, das zopfige, von Philosophie starrende, düstere Land der Wertreibungen, das Land des Konfuzius, des gütigen, mißverstandenen Weisen. Treue gegen die Eltern, Treue gegen die Brüder, Treue gegen den Freund, die Gattin, den Lehnsherrn — alles prachtvolle Tugenden, die auch der Europäer kennt, aber alles übertrieben, bis zum Erzeß, mit gekünstelten Konflikten und mit dem schließlichen Ende der Selbst vernichtung. des sinnlosen, zwecklosen Heroismus um seiner selbst willen. Diese Moral ist in Japan eingedrungen, und in einer 250jährigen Friedensrat, da zu besserer Be tätigung im Landesinteresse keine Gelegenheit war, wurde sie zur Subtilität ausgebildet. Nogi war als starre Soldatennatur bekannt. Eine javanische Skizze über ihn bezeichnet ihn als den „soldaten- haftesten Soldaten, vielleicht zu streng und spartanisch für unsere weichliche und genußfrohe Zeit/ Seine Mißerfolge sprachen vielleicht noch klarer als seine berühmten Taten. Als er nach verdienstlichen Taten in den Bürgerkriegen und nach der ersten Eroberung von Port Arthur im Jahre 1895 nach Japan zurückkam, wurde er zum General gouverneur von Formosa ernannt. Das war die aller unglücklichste Wahl, die die japanische Regierung treffen konnte, um die neu erworbene Insel mit einer aus Chinesen und unkultivierten Wilden bestehenden Be völkerung an Japan zu ketten, mit Japan zu versöhnen. Er versagte vollständig und wurde schleunigst zurück berufen, um wieder in den militärischen Dienst zu treten. Im Jahre 1900 ließ er sich pensionieren und gedachte wie ein Cincinnatus oder Diocletian in Ruhe seinen Kohl zu bauen, aber das Jahr 1904 rief ihn wieder zu den Waffen. Er wurde nochmals der Sieger von Port Arthur, der Überwinder Stössels. Ein genialer Feldherr hätte die Festung schon im Februar, als der Krieg ausbrach, ge stürmt, denn sie war ja fast wehrlos und die Japaner wußten eS. Aber Nogi ging systematisch vor, wie er eS von dem preußischen General Meckel gelernt hatte; Zug um Zug, wie ein Schachspieler, schloß er die Stadt von der Landseite ein, während die Flotte Togos den Hafen sperrte, langsam rückte er näher, stürmte er Schanze auf Schanze, zog er den eisernen Ring um die belagerten Russen fester und fester, bis schließlich die Übergabe er- folgte. Er entschied immerhin durch die Eroberung der Festung daz Schicksal des Krieges, denn anderenfalls, wenn er noch länger mit seinen zähen Truppen und seinen starken Belagerungskanonen im Süden festgelegen hätte, wäre die Schlacht von Mukden ein Sieg der Russen ge wesen! Aber es hatte ebenso in seiner Hand gelegen, den Krieg statt in zwei Jahren in zwei Monaten zu beenden. Ein Weltruhm war ihm in den Schoß gefallen, das Ausland ehrte ihn fast noch mehr als sein Vaterland, höher konnte er nicht steigen, 63 Jahre war er alt, Lie beiden Söhne waren im Feldzuge geblieben, jetzt starb sein Kaiser — da bot ihm das Lebm nichts mehr. Er diktierte seiner Frau, die neben diesem starren Krieger gewiß ein freudloses, liebeleeres Dasein geführt hat, und sich selbst den Tod, und vielleicht hat die Japanerin williger zum Dolche gegri sen als er selber. Der Dolchstoß in die Kehle ist immerhin ein Zugeständnis an die Neuzeit, gemessen an dem gräßlick en, qualvollen Verfahren des angestammten Seppuku. X. , Politische Kunälckau. Deutsches R.eich. 4- Der.Bundesrat wird wahrscheinlich noch in diesem Jahre eine Verordnung über die Herstellung von Zigarren in der Hausarbeit erlassen. Ein diesbezüg liches Gesetz ist schon im Jahre 1907 vom Reichstage be raten, aber nicht verabschiedet worden. Es sollte die schweren Mißstände beseitigen, die sich bei der Zigarren- Heimarbeit herausstellen, das ist einmal die Gefährdung der öffentlichen Gesundheit und dann die Gesundheits schädigungen der Zigarrm-Hausarbeiter selbst. In der Zigarren-Hausindustrie soll es nicht zu den Seltenheiten gehören, daß Krebs- und Lupuskranke sowie Tuberkulöse allwöchentlich tausend bis zweitausend Zigarren un fertigen. Die daraus entstehenden Nachteile treffen in erster Linie den Raucher. Andererseits sind die Schädigungen der Tabakgifte und des Tabakstaubes bei den Hausarbeitern so groß, daß die Krankheits- und Sterbeverhältnisse der Zigarrenarbeiter ganz besonders ungünstig liegen. Die Verordnung des Bundesrates wird sich daher in erster Linie gegen die Beschäftigung der mit ansteckenden Krankheiten behafteten Heimarbeiter, gegen die unzulänglichen Arbeitsräume und gegen die Ver wendung von Kindern zu Hilfsarbeiten richten. 4- Der preußische Kultusminister hat eine Verfügung erlassen, wonach künftig die schultechuische Aufsicht über die Direktorats- und Mittelschulen ausschließlich dem Kreisschulinspektor verbleiben soll. -i- Während die vorletzte amtliche Nachweisung über den Stand der Maul- und Klauenseuche die Verseuchung von 127 Kreisen, 181 Gemeinden und 598 Gehöften erkennen ließ, weist der neueste Stand im ganzen nur 99 Kreise, 154 Gemeinden und 470 Gehöfte als verseucht auf. Auf Preußen entfallen davon 39 Kreise, 59 Gemeinden und 189 Gehöfte, und in Sachsen ist nur die Amtshauptmann schaft Leipzig mit einem Kreis, einer Gemeinde und zwei Gehöften beteiligt. Am schwersten ist noch der Regierungs bezirk Kassel mit 92 Gehöften betroffen, auf den der Regierungsbezirk Münster mit vier Kreisen, 10 Gemeinden und 92 Gehöften folgt. Ganz frei von der Seuche sind die Provinzen Ost- und Westpreußen, der Stadtkreis Berlin sowie die Regierungsbezirke Stralsund, Merseburg, Schleswig, Lüneburg, Stade, Osnabrück, Aurich, Minden, Trier und Aachen. 4- Eine Münchener Zeitung will die Formel erfahren haben, die der Bundesrat für die Ausführung deS Jesuiteugesetzes gefunden hat. Die Ordenstätigkett solle so umschrieben werden, daß den Jesuiten erlaubt sein solle: a) das Lesen einer stillen Messe, b) wissenschaftliche Be tätigung. Nach anderer Meldung, die aus Berlin stammt, ist der Bundesrat in Lie Beratung über Len Begriff Ordenstätigkeit überhaupt noch nicht eingetreten. KuManä. X Die Jahrhundertfeier hat bei Smolensk ihren Fort gang genommen. Der Zar empfing eine Deputatton der Jarzewoer Industriearbeiter. 8000 Arbeiter standen längs der Eisenbahnstrecke und begrüßten den Zaren mit Hurra. Der Zar besichtigte das Schlachtfeld von 1812 und unter hielt sich mit den Veteranen und Arbeitern auf das leut- x Die Regierung sucht immer noch nach günstigeren Anleihebcdingungcn, als sie ihr bisher oorgeschlagen wurden. Der neue chinesische Finanzminister hat den Ver such, eine Anleihe von 50 Millionen Dollar mit einer englischen Bankengruppe abzuschließen, fallen gelassen und die Verhandlungen mit der Sechsmächtegruppe mit Aus sicht auf Erfolg wieder ausgenommen. Aus In- uncl Auslanck. Berlin, 14. Sept. Gegenüber der Nachricht. daS Reichs- marineamt habe fünf neue Flugzeuge in Amerika bestellt, wird amtlich erklärt, Lab an der Mitteilung kein wahres Wort ist. Bremen, 14. Sept. Die Versammlung der Seeberufs- genossenschaft faßte Beschlüsse über neue Unfallverhütungs- Vorschriften für Dampfer und Segler, grundlegende Änderung und Verschärfung der Bestimmungen über die Schotten und Verstauung losen Getreides, Trennungsschotten von Motor booten usw. Wien, 14. Sept. Der Eucharistische Kongreß wurde heute geschloffen. Der nächstjährige Kongreß findet auf Malta statt. Tokio, 14. Sept. Prinz Heinrich von Preußen hat den Herren vom japanischen Ehrendienst hohe Ordeus- auszecchnungen überreicht. Riss gibt es s^eues? (Telegraphische und Korrespondenz-Meldungen.) Oberbürgermeister Kirschner ch. Berlin, 14. Sept. Gestern abend kurz nach 9 Uhr ist der Berliner Oberbürgermeister a. D. Dr. Kirschner auf seiner Besitzung in Ehrwald (Tirol) an einem Herzleiden gestorben. Martin Kirschner wurde am 10. November 1842 in Freiburg in Schlesien als Sohn eines Arztes geboren. Er besuchte das Magdalenium in Breslau, studierte dort, in Heidelberg und Berlin Jura und kam 1872 als Kreis richter nach Nakel. Später wurde er Stadttat in Breslau und bald darauf auch Staütsyndikus der schlesischen Haupt stadt. 1893 wurde er zum Bürgermeister von Berlin ge wählt und 1899 nach Zellss Amtsniederlegung auf Len Posten des Oberbürgermeisters berufen. Auf seine Be stätigung mußte Kirschner 18 Monate lang warten. 1911 wurde er auf 12 Jahre wiedergewählt. Vor wenigen Wochen hatte sich der Verstorbene erst zur Ruhe gesetzt. Ein 500 Meter hoher Nheintnrm. Düsseldorf, 14. Sept. Mit einem sensationellen Projekt sind ein hiesiger Architekt und ein Ingenieur vor Lie Öffentlichkeit getreten. -Sie wollen den Eiffelturm übertrumpfen und als Hauptbestandteil einer neuen Rhein brücke einen 500 Meter hohen Turm aus Eisenkonstruktion errichten. In der Spitze soll eine Station für drahtlose Telegraphie errichtet werden mit außerordentlich großer Tragweite. Man will versuchen, die nötigen Kosten dafür aufzubringen. Österreichisch-italienisches Marineabkommen. Wien, 14. Sept. Die Zusammenziehung der gesamte« französischen Flotte im Mittelmeer löst bei den beide« Dreibundmächten Österreich und Italien naturgemäß starkes Verstimmung aus und drängt zu Gegenmaßregeln. ES; wird daher schon ein Marineabkommen zwischen diese« beiden Staaten in die Wege geleitet, um unter allen Um« ständen zu verhindern, daß das Mittelmeer eine französische See wird. Namentlich Italien ist besorgt durch die drohende Gebärde des stammverwandten Frankreich. ) Manöver-Ausklänge. Flieger und Luftschiffe haben manche entscheidende Meldung gebracht. Diesmal waren sie ebenso am Platze wie die Luftschiffe, La sich Lie Truppen zeitweise hinter starken Abschnitten wie Elbe und Mulde befanden, die Ler Aufklärung der Kavallerie große. Schwierigkeiten in den Weg legten. Die ersten regnerischen und nebeligen Tage des Manövers haben aber auch wieder' gezeigt, daß wir nicht auf die Aufklärung der Kavallerie verzichten können, da durch nebliges und stürmisches' Wetter die Tätigkeit der Flieger lahmgelegt wird. Es waren bei jeder Partei zwei Abteilungen zu je sechs Fliegern. Jede Abteilung stand unter einem General stabsoffizier, der bei wichtigen Aufträgen mit den Flieger offizieren aufstieg. Es find also vier Generalstabsoffiziere mitgeflogen. Als z. B. Rot an die Elbe kam, erhielt der eine Flieger den Auftrag, das Gelände von der Elbe bis zur Mulde abzusuchen und festzustellen, ob es vom Feinde frei sei. Er konnte dies auch konstatieren und zugleich melden, daß sich erst westlich der Mulde feindliche Spitzen zeigten. Verwendet wurden Zweidecker, meist aber die Eindecker, die Tauben. Jedenfalls hat das diesjährige Kaisermanöver er wiesen, daß die Erkundung der gegnerischen Verhältnisse durch Fliegeroffiziere von hohem Wert ist und in der modernen Kriegführung gar nicht mehr zu entbehren ist. Frankreich hat deshalb auch schon viermal soviel Flug zeuge als wir. Welcher Heeresführer am besten und genauesten über die Verhältnisse beim Feinde orientiert ist, wird gewiß die größeren Erfolge erzielen, da er vor Über raschungen gesichert ist und seine Maßnahmen nach den Stärkeverhältnissen und dem Auftreten des Gegners treffen kann. Wenn auch die Opfer große sind, denn eine Taube kostet z. B. 18 000 bis 20 000 Mark, so wird Deutschland nicht umhin können, auf eine weit größere Vermehrung seiner Luftfahrzeuge bedacht zu sein. Der Abtransport. Das Heer hat nun seine Schuldigkeit getan; jetzt kommt die Eisenbahn an die Reihe. Ihr liegt eine schwere Arbeit ob; sie muß die auf einem kleinen Gelündeabschnitt konzentrierten Massen wieder in die Garnisonen befördern, womit sie heute, nachdem das Leermaterial der Züge ein getroffen ist, begonnen hat. Zur Beförderung mit der Bahn kommen rund 100 000 Mann. Am Manöver nahmen über 125 000 Mann teil, nämlich 36 Infanterie-Regimenter, 7^ selbständige Bataillone, 22 Maschinengewehrabteilungen, 33 Kavallerie-Regimenter, 18 Feldartillerie-Regimenter, dazu Fußartillerie, Ballonkanonen, zwei Luftschiffe, vier Fliegerabteilungen zu je sechs Flugzeugen, Fernsprech- Abteilungen, Funkentelegraphen-AbteUungen, Korpstele- graphen-Abteilungen, Nachrichten-Abteilungen, Feldluft schiff - Abteilungen, Kavallerie-Pionier - Abteilungen und Brückentrain. Dazu kam der Wagenpark des Freiwilligen Automobilkorps und Boote des Motorjachtklubs von Deutschland. Dies alle« will wieder an Ort und Stelle gebracht werden. Melternte 1912. Was die verschiedenen Länder an Getreide bringen. Die Versorgung unseres Volkes mit Nahrungsmitteln und die Preisbildung hängt bekanntlich nicht nur von der Ernte im eigenen Lande ab, sondern sie wird stark von dem Ausfall der Ernte auf der ganzen Erdoberfläche beeinflußt. Es ist also für den Konsumenten wie für den Produzenten gleich wichtig, die Aussichten der diesjährigen Ernte auch im Auslande kennen zu lernen. Diese Aussichten bieten nach den Zusammenstellungen des Deutschen Landwirtschaftsrates ein ziemlich buntes, aber keineswegs unbefriedigendes Bild. Was zunächst Nordamerika betrifft, so ist die pessimistische Stimmung, die anfänglich herrschte, gewichen. Man hofft, durch eine gute Frühjahrsweizen-Ernte für den Ausfall an Winter weizen entschädigt zu werden. Der Statistiker Snow schätzt die gesamte Weizenproduktion der Vereinigten Staaten in diesem Jahre auf 700 Millionen Bushels (das amerikanische Bushel beträgt 35,25 Liter, also ein gutes Drittel-Hektoliter), während das amtliche Ackerbau-Bureau Anfang Juli nur 630 Millionen Bushels in Aussicht stellte. Recht günstig geschildert werden auch die Aus sichten der Weizenernte in Kanada. Die Witterungs verhältnisse in diesem wichtigen Gebiet haben sich so günstig gestaltet, daß eine bedeutend größere und bessere Ernte als im Vorjahr zu erwarten steht. Aus Rußland lauten die Nachrichtm recht ver schieden. In den südlichen Gegenden wird über zu viel Regen geklagt, während im Wolgagebiete und im Norden die Dürre manchen Schaden verursacht hat. Das Geschäft in Getreide, das früher um diese Zeit schon ziemlich leb haft war, ist noch flau. Hauptsächlich spielt die Kriegs lage in diese Verhältnisse hinein. Die Befürchtung, daß die Türkei den italienischen Angriff auf die Dardanellen mit der Schließung dieses wichtigen Schiffahrtsweges be antworten würde, bat fick ja als unbegründet erwiesen.