Volltext Seite (XML)
Ver Sonn»d«n«l im k»usk»lt. Mit Recht ist der obligate Rein machetag dem gestrengen Hausherrn ein Greuel denn nichts ist ungemütlicher, als so eine Generalreinigung mit ihrem bunten Chaos von abgerückten Möbeln, umberstehenden Nippes und waS die Hauptsache ist — einer abgeäscherten Hausfrau. — Daß diesem Übel eigentlich abzuhelfen wäre, will den meisten Haus frauen nicht recht einleuchten. Eines der wichtigsten Hausgesetze lautet: Teilung der Arbeit! Man gebe jedem Tag sein bestimmtes Pensum und kontrolliere am Sonnabend, ob alles getan sei und was voch zu tun übrig bleibe. Dann erspart man die Generalreinigung an jedem Sonnabend. In den meisten Haus haltungen wird zu viel kostbare Zeit mit Scheuern, Putzen usw. vertan. Viele Frauen kommen über diese Wirtschafts sorgen in der ganzen Woche nicht dazu, mal ein gutes Buch zu lesen, sich ein gehend mit den Fortschritten der Kinder zu beschäftigen oder gar an den Be strebungen des Gatten teilzunehmen. Wohl ist es zur Instandhaltung der Wirtschaft nötig, daß die Hausfrau überall ihren Blick bat, aber sie vergesse darüber auch nicht, daß sie noch höhere, heiligere Pflichten hat. — Richtige Ein teilung der Verrichtungen, sorgsame und gewissenhafte Kontrolle, strenges Fest halten an gegebenen Befehlen erleichtern der Frau die Wirtschaftsführung wesent lich, geben ihr an den sonst leidenvollen Arbeitstagen die freudevolle Erkenntnis, dab .alles gut sei". Sie banne den leidigen Wirtschaftsteufel, der in gar vielen sich vortrefflich dünkenden Haus frauen noch tobt, und suche mit der ihr eigenen Wirtlichkeit Gastlichkeit und die Pflege alles Edlen, Guten und Schönen in Einklang zu bringen. Hoffentlich wird dann der .Sonnabend der Hausfrau" nicht mehr das Schreckgespenst des Haus herrn sein, das ihm nur zu oft jede weihevolle Sonntagsstimmung verleidet. jS<o o fluche und Keller IW . IW V -L-MI Weinragout. Stücke von Kalbsnub oder Schlögel schneidet man in finger lange, daumendicke Schnitten, klopft diese, salzt sie, legt sie in eine Porzellan schüssel mit Wein befeuchtet aufeinander und läßt sie gut weichen, dann wendet man sie in Mehl um, legt sie in eine Pfanne auf zerlassene Butter, gibt den abgeseihten Saft aus der Porzellan- schüffel, einen Eßlöffel guten, starken Wein, zwei Eßlöffel Rindsuppe, sowie die feingeschntttene Schale einer halben Zitrone hinein, deckt die Pfanne fest zu und läßt alles bei schwachem Feuer langsam dünsten. Beim Anrichten wird der Saft über das Fleisch gesoffen, und gebratene Kartoffeln kommen in den Saft hinein. Rahmpudding. Liter saurer Rahm wird zu Schaum geschlagen, nachdem man ihn mit Zucker nach Ge schmack vermengt hat, dann kommt ein kleines Gläschen Rum, der Saft einer Zitrone und etwas rote aufgelöste Hausenblase loder Gelatine) dazu, und dies wird so lange gerührt, bis es ansängt steif zu werden. Dann füllt man den Pudding in eine Glasschale, stellt ihn kalt und belegt ihn beim Auf legen mit Biskuit oder Pralinees. Apfelsinengelee. Apfelsinen werden roh ganz fein geschnitten, resp. aus dem Gurkenhobel gehobelt: die Kerne werden entfernt. Auf je '/, Kilo Frucht gießt man '/«Liter frisches Wasser und läßt dies bis zum nächsten Tage stehen. Nun wird diese Masse eine Stunde gekocht und kalt gestellt. Je ein Pfund von dieser Masse kocht man dann mit '/« Kilo Zucker so lange, bis es geliert und durchsichtig wird, was ungefähr eine Stunde dauert. Das Gelieren geschieht nach dem Erkalten, man mache beizeiten eine Probe, es wird leicht zu steif. Zu 1 Kilo Masse gehören also u/r Kilo Zucker. Vie pEische ZDZ Keim Klopfen Uer Ketten schützt man das Schlafzimmer vor Staub, wenn man auf folgende Weise verfährt: Nachdem die Betten abgezogen, nehme man eins der Bettücher, wringe dasselbe in einem Kübel mit warmem Wasser kräftig aus und lege es ausgebreitet auf die Matratze und klopfe sie tüchtig. Auf diese Art fliegt der Staub nicht in die Höhe, sondern bleibt im nassen Tuch hängen. Ist die eine Seite tüchtig ge klopft, dann nimmt man behutsam das Tuch weg, wäscht es in dem Wasser aus, wringt wiederum gut aus und verfährt mit der andern Seite ebenso. Wenn nun die Matratze fertig geklopft ist, lege man ein trockenes, ebenfalls abgezogenes Bettuch darüber, bis die andere Matratze auch geklopft ist. Ist diese nun fertig, so lege man sie auf die erstere, bedecke sie auch mit trockenem Tuch und verfahre ebenso mit der Stahlmatratze, welche man ganz gut im Bettgestell lasten kann. Sofort kann man, wenn alle Matratzen geklopft sind, mit dem Beziehen der Betten beginnen; denn wenn das Tuch tüchtig ausgewrungen war, bleibt keine Feuchtigkeit zurück. Mi« m»n Gummischuh« trocknet. Sehr natürlich ist es, daß man bei schmutzigem Wetter mit durchnäßten und unsauberen Gummischuhen heimkehrt. — Vielfach werden dann die feuchten Gummischuhe, nachdem sie abgewaschen und oberflächlich abgerieben worden sind, ohne weiteres fortgesetzt und das nächstemal ruhig wieder angezogen. Daß der Fuß dann arg durchkältet wird, und man ein unbehagliches Gefühl beim Tragen der Gummischuhe hat, beachtet man wohl, weiß es sich aber nicht zu er klären. Es entsteht durch das Versäumen des richtigen Trocknens der nassen Gummischuhe. Man kann dies Trocknen auf rasche und einfache Weise erreichen, wenn man den feuchten Schuh mit der Sohle nach oben und der Fußspitze nach vorn an eine Stuhllehne bindet und eine angezündete Küchenstehlampe so auf den Fußboden stellt, daß der Zylinder der Lampe unter dem Schuh steht, aber zwischen Schuh und Rand des Lampen glases ein etwa öv Zentimeter langer Zwischenraum ist. Die heiße Luft der Lampe geht nach oben und trocknet den Schuh bald vollständig, ohne ihn allzu sehr zu erhitzen oder gar anzusengen. Wenn der eine Schuh getrocknet ist, stellt man die Lampe unter den zweiten und fährt fort, bis alle Schuhe getrocknet sind. Man kann dann sicher sein, beim nächsten Tragen der Gummischuhe kein Kältegefühl zu spüren. blnkscke kckSnkeitsrnittel. Süße Sahne und auch süße Milch ist ein billiges und doch hervorragendes Schönheitsmittel. Besonders im Früh jahr stellt sich bekanntermaßen sehr oft irgendein Ausschlagim Gesicht, sogenannte Blüten, Schuppenflechten und dem ähn» liches, ein. Wenn man in solcher Zett sein Gesicht täglich ein- bis dreimal (am wichtigsten ist diese Prozedur immer kur» vor dem Schlafengehen) mit Sahne oder Milch überstreicht, so wird die vorzüg liche Wirkung sich sehr bald zeigen. Be sonders in der Jugend sind Waschungen mit Milch, auch Buttermilch, äußerst empfehlenswert und verleiben wirklich einen sehr zarten Teint. Für die Waschungen mit Master soll man immer abgekochtes Master verwenden, besonders da, wo das Master sehr hart ist. Ein anderes vorzügliches Schönheitsmittel, das freilich nur im Sommer zu baden ist, besteht in dem Master, das beim Hobeln frischer Gurken abfließt. Auch das Innere der frischen Gurken, das beim Bereiten von Senfgurken gewöhn lich vermittels eines Löffels aus den selben herausgeschabt wird, ist aus gezeichnet zur Verbesserung des TeintS. Man sollte sich immer, bevor man eS sortwirft, das Gesicht damit abreiben. im vertrauen Unentschlossen sein. Wie das Rohr im Winde, so ist der Unentschlossene; bald nach rechts, bald nach links sich neigend, bald vor- und bald rückwärts; beute von einer Sache begeistert, um sie morgen wieder zu ver werfen. — So zeigt sich das Kind schon im Spiele, so bleibt es in der Arbeit, wenn es erwachsen. Der Unentschlossene bandelt entweder aus Ängstlichkeit so wie er handelt, und dann müßte man seinen Fehler aus Feigheit zurückführen, oder er leidet an einer gewissen Schwer fälligkeit des Denkens und an einem Mangel an Übersicht. Er ist nicht fähig, das Für und Wider für seine Handlung oder ein Unternehmen rasch abzuwägen und gegeneinander zu halten. Er sieht immer abwechselnd nur die Vorteile oder nur die Nachteile, und die Er wägungen, die der Entschlossene auf einmal hat, treten bei ihm einzeln und hintereinander in die Erscheinung. Die schlimmsten Folgen, die Unentschlossenheit nach sich ziehen kann, sind aber das Zuspätkommen, den richtigen Zeitpunkt versäumen. Sich aber sagen müssen, daß man ohne sein Zaudern oft ein Unglück verhüten konnte, ist wohl schon Strafe genug. Handeln, wo das Gefühl es vorschreibt, und überlegen, wo es er forderlich ist! Wer zu viel erwägt und überlegt, kommt zu keinem Entschluß und wird auch nie Gutes stiften. Lieber einmal im Übereifer zu viel getan, wie aus Vorsicht alles unterlasten. § Humor su; dem krsurnleden Gute Empfehlung.Hausfrau: .Also Sie möchten zu mir in Dienst treten? Haben Sie denn auch rin Zeugnis auf zuweisen?" — Mädchen für alles: .Wat? Eens bloß? Wat Sie denken! Fufzig bring ick Ihnen, wenn't nötig is!" Auf der Hochzeitsreise. Er: .Wür dest du mich wohl ein Stündchen in den Rauchsalon gehen lasten?" — Sie: .Was, du willst rauchen?" — Er: .Keineswegs, Liebste, ich möchte nur einmal die Qual einer Trennung von dir durchkosten, um dann die Wonne des Beisammenseins desto intensiver zu empfinden." Scheidungsgrund. Rechtsanwalt: .Also, gnädige Frau, Sie wollen sich wegen Unverträglichkeit Ihres Gatten scheiden lasten. Worin äußert sich diese Un verträglichkeitbeispielsweise?" — Klientin: .Ich will mich scheiden lasten, und er will nicht!" . . «MM für Mcks unck VmgegtN«^ t» brr Suck« »terleijshrttch TN. frei Als IS Hsq. dro WiFaespallnte KmABPilL». be« «m,s,erich"h,»ftl» Wilsdruff 20 PH. Hkttra«d»»der »d tabeflarilcher Latz «ft 5t) Proz-Rt Ausschlag Nir hie Lünial. »mtshauvtmsnnschaN Meisten, Nir da« König!, «mirarrichk und den Stadtrat ru Wilsdruff ' sowie Nir da» Lönigl. Forlttrntamt zu Tharandt. str.106 Verantwortlich für Redaktion, Druck und Verlag: Arthur Zschunke in Wilsdruff 1912 Hinter den Rulissen Roman aus der Gegenwart von Hans Hqan. lIS. Fortsetzung.) Die anderen sind noch aste in Paris und amüsieren sich da, bloß sie selbst ist oorausgefahren, weil sie zu grobe Sehnsucht hatte. Ob er sich denn gar nicht freut, sie wiederzusehen? Beim Klang dieser warmen Stimme, und beim Druck ihres vollen Armes, der ihn wie rin elektrischer Strom durchzuckte, empfand Robert Brandt plötzlich, dab es doch keine Kleinigkeit sei, sich von seiner jungen, schönen Frau scheiden zu lassen. Aber er schwor sich zu, deshalb doch bei seinem Entschlub zu verharren. Sich mit dem Theater in ihre Schönheit und Liebe teilen und dadurch endlos leiden, das wollte er auf keinen Fall. Als sie zu Hause waren und Frau Frieda vor Glück und Liebe schluchzend ihr Kind in den Armen hielt, da wurde sein Entschlub, sich von ihr zu trennen, zum zweiten Male schwer erschüttert. Aber er kniff, hinter ihr stehend, wie sie das Kind wieder in sein Bettchen legte, die Fäuste zusammen und redete sich selber im stillen zu, fest zu bleiben und sobald wie möglich ein Ende zu machen. Und als ahne sie etwas von diesen geheimen Ab sichten, drehte sich Frau Frieda plötzlich um, legte ihre Arme um seinen Hals und flüsterte: „ . . Robert! . .. Robert! . . ." „Was denn?" sagte er und streichelte ihr mitleidig die erhitzte Wange. Er bekam einen groben Schreck. . . Sollte das, woran er nie gedacht und was er nie für möglich ge halten hatte, dennoch eingetreten sein? . . . Kam sie etwa seiner unwürdig zurück und wollte jetzt seine Verzeihung erbetteln? Ein schrecklicher Zorn stieg in ihm auf. In seinen Fingern zuckte es, sie am Halse zu packen und zu er- würgen. Und seine Stimme klang hart und rauh als er sagte: »Was hast du denn?" Sie weinte noch stärker, und wie sie merkte, hab er unwillig mit den Schultern zuckte, lieb sie ihre weiben Hände traurig hinabgleiten. „Du wirst dich vielleicht freuen .. . aber mir, mir ist es doch sehr schmerzlich .." Er horchte auf, er sollte sich darüber freuen? . .. Dann war eS doch nicht das? Und seine Brust hob sich, wie von einer Bergeslast befreit. »Ich habe meine Stimme verloren', sagte sie plötzlich müde, und dann fing sie an, so herzbrechend zu weinen, dab er sie lange Zeit nicht beruhigen konnte. Er nahm sie in die Arme wie ein kleines Kind und streichelte sie und kühte sie immer wieder. Aber aus all den traurig leisen Schmeichelworten, die er zu ihr sprach, hörte ihre Seele doch die stolze Freude heraus, dab sie endlich, endlich ganz wieder die Seine war. Und das Weib in ihr fand eS begreiflich. Seine Liebe, die nun in ihrer ganzen Stärke wieder da und ^Nachdruck verboten.) bereit war, alles für die Geliebte zu tun, flotz wie ein lindes Ol über ihre wunde Seele. Er wollte wissen, wie das gekommen sei? Sie zuckte die Achseln, eine leichte Erkältung, die. sie erst gar nicht beachtet hatte, und dann plötzlich eine Lähmung der Stimmbänder, sodaß sie keinen Ton mehr herausbringen konnte. Sie hatte schon die berühmtesten Arzte konsultiert, in St. Petersburg und jetzt wieder in Paris. Aber überall derselbe niederschmetternde Bescheid, daß sie vorläufig auf lange Zeit nicht mehr singen dürfe, und dab ihre Stimme wahrscheinlich für immer ver loren sei. Ehrlich wie sie war, hatte sie das auch ihrem Direktor mitgeteilt und ihm angeboten, vom Kontrakt zurückzutreten. .Aber denkst du, der Baron hat es angenommen, Robert?" sagte sie, und die blauen Augen strahlten. „Im Gegenteil, ich brauchte es ja jetzt noch viel nötiger, um wieder gesund zu werden, hat er gesagt. . . Vorläufig dächte er noch gar nicht daran, meinen Kontrakt zu lösen." „Und du", fragte Robert, „was denkst du?" Sie umschlang ihn und gab ihm einen langen Kuß. Dann sagte sie: „Ich weiß, was ich zu tun habe, Robert! Für mich ist das ein Fingerzeig des Schicksals. Ich werde natürlich das Geld nehmen, meine Gage, die er mir so großmütig weiter anbietet; denn wir können's brauchen, und er entbehrt es leicht. Aber mit meiner Bühnenlaufbahn ist es vorbei. Ich bleibe bei dir und unserm Kindel" Er preßte sie fest an sich und sagte leise: „Immer... immer.. .l" 15. Braut und Bräutigam. Baron von Gandersheim, der am Abend vorher ans Paris zurückgekommen war, befand sich auf dem Wege zu Deimichels. Das Wetter war schlecht, und ein scharfer Nordwest peitschte ihm den Regen ins Gesicht. Der Baron ging, in seinen weiten, grauen Mantel fest eingewickelt und den Schlapphut tief ins Gesicht ge drückt, gedankenverloren seines Weges. Er erinnerte sich nicht, daß ihm jemals etwas so schwer geworden wäre . . . Und doch mußte es ge schehen ... Er mußte es tun . . . er selber . . . Das war keine Sache, zu der man einen Mittelsmann ge brauchen konnte . . . Er hatte ja schreiben wollen, gleich damals, aber brieflich ließ sich so etwas gar nicht auseinandersetzen ... Und dann, so ein Brief kommt ins Haus geflogen wie eine Kugel, die den Betroffenen einfach zu Boden streckt. Zehnmal hatte er sich hingesetzt und zu schreiben an gefangen. Und immer wieder legte er die Feder fort, immer wieder sah er das bis auf den Tod verwundete Mädchen und hörte ihr wildes Schluchzen . . . Dieses arme Millionärskind, das nie in seinem Leben gewußt batte, was entsagen beißt, dem das Leben bisber ieden