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Mi« «rklcktere man das Arbeiten? Zunächst gibt eS nur ein Unioersal mittel: man scheue sich nicht vor dem Anfängen einer Arbeit, wie sie auch sei, gehe mit Eifer daran und freue sich auf ihre Vollendung. Schiebt man eine Arbeit erst auf, dann fällt es doppelt schwer, sie zu beginnen. — Merkt man, daß die eine Arbeit zu sehr ermüdet, so nehme man eine andere, womöglich leichtere vor, selbst auf die Gefahr hin, daß es einmal ein wenig wild um uns aussiebt. Man nehme sich sogar die Zeit, ein halbes Stündchen auf dem Bett oder Sofa zu ruhen, wenn man nicht mehr weiter kann. Doppelte Tat kraft nach dieser kleinen Ausspannung wird sicher die Folge sein. Vor allem aber gehe man mit seiner Kraft, wenn man täglich ein schweres Pensum zu ab solvieren hat, etwas sparsam um und verschwende sie nicht unnütz, denn man kann nie wissen, wie man sie noch nütz licher gebrauchen kann. — Arbeit erhält frisch durch das Bewußtsein des Er folges. Selbst die sogenannten .Un glücklichen" können einen Schatz von Glück für sich einsammeln, wenn sie fleißig sind und vieles leisten, Wirklich Unglückliche sind nur die Tatenlosen, die über ihren Schmerz grübeln. Darum ist auch oft das Leid, sei es nun Witwen leid oder anderes Entbehren, in den nichtstuenden Ständen viel schwerer, weil diese zu viel Zeit haben, über ihren Schmerz und ihre Verluste nachzudenken, während eine arme Witwe oder Waise durch ihre Arbeit von ihrem Schmerze abgezogen wird. Das Glücksgefühl aber wird auch ihr nie ganz abhanden kommen: denn sie siebt, wie sie sich durch bringt durch ihrer Hände Werk, — der Erfolg ist ein grobes Glück. 1 von fremden Men > Mi« man Trunkenbolde dekandelt. < Einer wirklich originellen Methode bei Behandlung der »Trunkenbolde und Unzurechnungsfähigen" huldigt man in der Türkei. Die Bestrafung für den ersten Fall besteht in der Bastonade, beim zweiten und dritten Falle folgt eine einfache Züchtigung, wird dieselbe Person aber noch öfter sinnlos betrunken getroffen, so gehört sie fortan zu den .Privilegierten" und hat Anspruch darauf, von einem Polizisten sorgsam nach Hause geführt zu werden. Im übrigen ist zu bemerken, daß Trunksucht bei den Moham medanern im ganzen selten ist. für «len kausbedark. Die meisten Hauskauen in vielen Provinzen Chinas ziehen sich stets so viele Indigopflanzen, wie zur Herstellung der Färbeflüssigkrit für die Kleidungs stücke der Familie nötig sind. In den Provinzen sieht man überhaupt selten eine andere Farbe. Die Pflanzen werden in hölzernen Kufen gewässert und der gewonnene Indigo durch einen einfachen Prozeß löslich gemacht. vl« ErnLkrung spanischer Soldaten. Der spanische Soldat ist ein genüg samer Wer: sein Kommissariat liefert ihm nur zwei Mahlzeiten des Tages, die eine vormittags neun, die andere nachmittags fünf Uhr. Bei einigen Truppenteilen wird frühmorgens Kaffee oder Suppe gewährt. Einundeinhalb Pfund Brot bildet die tägliche Ration: wollen die Soldaten etwas weiteres ge- Im Malde. Im Walde, im grünen Dämmerschein, Da klingt's und hallt's so wunderbar. Da singen die Vögel das ganze Jahr Für sich allein! Im Walde, im grünen Dämmerschein, Da grüßt im Moos ein Purpurglüdn, Da stehen viel Blumen so hold und blühn Für sich allein! Der Wald, der grüne Dämmerschein, Die Einsamkeit bedrückt mich sehr: Ich will ja nicht leben und singen mehr Für mich allein! Du Leben rufst im goldnen Schein, Du rufst mich, um in Liebeskraft, In Ringen und Streben und Leidenschaft Ein Mensch zu sein! Marie Förster. w Nu; demlierleden Sistig« frSsdie. Frösche galten immer Mr harmlose Tiere: vor einigen Jahren wurde aber im nordwestlichen Teile Südamerikas eine Art entdeckt, welche ein tödliches Gift mit sich herumträgt. Die Choco- Jndianer, welche sich zwischen dem Golf von Bennaventura und dem Isthmus von Panama aufhalten, nennen ibn Neakra und gebrauchen das Gift für ihre Pfeile. Es ist ein kleines, flinkes Tierchen mit hellgelbem Oberkörper und chwarzem Bauche. Um das Gift zu er- lalten, drehen die Indianer die Tiere an einem zugespitzten Hölzchen wie am spieße über einem Feuer. Die Haut chwillt auf und platzt: eine gelbe Flüssig- eit entfließt, in welche die Wilden die iereitgehaltenen Pfeile tauchen. Diese Flüssigkeit wird auch in irdene Töpfchen gesammelt und aufbewahrt. Wird dieses Gift dem Blute zugeführt, so tritt Lähmung und bald darauf unvermeidlich der Tod ein. Ein mit einem vergifteten Pfeile gestochener Vogel ist in drei Minuten tot, wären auch Jahre ver langen, seit der Pfeil eingetaucht wurde. Ein französischer Gelehrter, der vor einigen Jahren den giftigen Frosch ent deckte, nannte ihn ll'oxlesrm oder ?bMo- datss bieolor. Mekpen als Saumeistee. Es gibt eine besondere Wespenart, die hr Nest aus Schlamm erbaut. — Am stände eines Sumpfes oder Wasserlaufs kann man nicht selten beobachten, wie die Insekten mit ihren kräftigen Kiefern kleine klebrige Kugeln aus zähem Schlamm zusammenrollen. Dann er leben sie sich mit dieser verhältnismäßig chweren Last erst langsam und fliegen hieraus ihrem Neste in gerader Richtung zu. Hierin gleichen sie ganz den Bienen; diese und die Wespen haben eine wunder bare Fähigkeit, auf kürzestem Wege von überall her nach ihrem Heim zurück zufliegen. Wenn die Wespe dann den zum Bau eines Nestes erwählten Platz ließen, so müssen sie sich'-in der Kantine kaufen. Der Gemeine erhält nur wenig Fleisch und bleibt bei einem Stück trockenem schwarzen Brot mit einer Zwiebel Knoblauch und etwas Baumöl doch recht Kisch und gesund. Kann er diese Nahrung noch mit einem halben Liter Wein — der nebenbei gesagt wie Weinessig mit Wasser schmeckt — vervoll ständigen, so fühlt er sich schon glücklich. Das einzige, was er aber nie entbehren kann, ist die glimmende Zigarette. Poesie-Mbum erreicht hat, wirst sie ihre kleine Schlamnii kugel gegen die Wand des Baues und drückt sie durch schnelles Hin« und Her bewegen des Kopfes dicht daran an. Die Außenseite des Nestes zeigt eine große Anzahl von Ringen, die meist durch scharfe Linien voneinander ab gegrenzt sind, die Innenseite dagegen kst stets ganz glatt und bildet einen voll kommenen Zylinder. Während des Baues ihres Nestes läuft das Insekt un ablässig aus dem engen Zylinder heraus und wieder hinein und untersucht ibn sorgsam mit ihren Fühlfäden. Findet die Wespe dabei eine rauhe Stelle, so geht sie sofort daran, diese zu glätten. Sobald der Zylinder vollendet ist, fliegt sie aber aus, nach Spinnen zu jagen. Lur Statistik der bk«. Der erste Briefsteller für Liebende erschien in Paris im Jahre 1612: das Verzeichnis der im Jahre 1878 in Deutschland erschienenen Bücher führt 63 verschiedene „Not- und Hilfsbüchlein" desselben Inhalts auf. Ein Heirats bureau existierte bereits 1784 in Berlin, während in Paris das erste im Jahre 1798 begründet wurde. Ehegesuche durch die Zeitungen „auf diesem nicht mehr ungewöhnlichen Wege" kamen 1788 in London auf, und im Jahre 1803 wollte sich in Wien „ein braves, deutsches Mädchen von zwanzig Jahren" durch die Lotterie ausspielen lassen. Es sollten 24 000 Lose, das Stück zu einem Gulden gemacht werden. Fiel das grobe Los auf eine Frau, so sollte sie 4000 Gulden erhalten, zog ein „behinderter Mann" dasselbe, so sollte er 6000 Gulden be kommen. War der Gewinner ein lediger Mann, dem das brave, deutsche Mädchen aber nicht gefiel, so erhielt er ein Reu geld von 8000 Gulden. Das „brave, deutsche Mädchen" machte also unter allen Umständen ein recht gutes Ge schäft. Pumpernickel. Der Ausdruck Pumpernickel leitet sich nicht, wie man noch häufig findet, von don paar blicket her, sondern von bonum pLnieutuw, wörtlich gutes Bröt chen. Der aktenmäßig erwiesene Ursprung ist folgender. Bei einer Hungersnot in Osnabrück um 1450 ließ der Magistrat auf Gemeindekosten Brot backen und unter die Notleidenden verteilen. Dies Brot erhielt den obigen lateinischen Namen, aus dem der Volksmund Bonpa- nickel, Bompernickel, Pumpernickel machte. Die richtige Schreibweise wäre demnach Bompernickel. Ein Turm vor den Osna brücker Stadtmauern, in der Nähe der sogenannten Hafermühle, in welchem solches Brot gebacken wurde, heißt beute noch der Pernickelsturm. Der Hagestolz. „Glauben Sie wirklich, daß es Unglück bringt, wenn man sich am Mittwoch verbeiratet?" — „Aber sicher! Warum sollte gerade der Mittwoch eine Ausnahme machen?" In Gemütsruhe. Mrs. Oldwon: „Seit einer Stunde warte ich auf dich! Ich bin halb kaput!" — Mr. Oldwon: „Siebst du, so bist du! Alles tust du halb!" Wann's ihm gut geht. „Seit meine Frau ihre Halsschmerzen hat, lebt sich's prächtig mit ihr. Der Arzt hat ihr ein Wasser verordnet, mit dem sie jede Stunde gurgeln muß — nun komme endlich auch ich manchmal ,u Wort." MMM flil MckH im» »mH» Gt» MtlMG» »I Uhr «UHM*»«!». I» Sldl lerttljlhttlch 1.40 «L ft,« 1» -mA. durchs und vmgegenä, Amtsblatt 15 Hsq dro Wnsoespaltene Außerhalb de« «m,«g^ckn*bezi,k» Wilsdruff 20 Psg. - glotze «ngezoqen werden muß o». der Anitraggeber in Konkurs Hernlpvnter Nr S. — Tttegmmm.Adresse: Amtsblatt Wilsdruff. für die Liinigl. Amtshauptmannschsft Weissen. Mr das König!. vmkssrrtcht und den Stadtrat zu WUsdruk sowie für das Lönigl. Forkkentamt zu Tharandt. str.105 Verantwortlich für Redaktton, Druck und Verlag: Arthur Zschunke in Wilsdruff 1912 Hinter den Rulissen Roman aus der Gegenwart von Hans hyan. <12. Fortsetzung.) Der kaufmännische Direktor, dessen Spezialität darin bestand, Theaterrequisiten billig einzuhandeln, und dessen Ingenium sofort versagte, sobald es sich um eine An gelegenheit von weittragender Bedeutung handelte, schien ebenso entrüstet, wie der Baron selbst über Deimichels Proposition. Jedenfalls rückte der 15. Juni, an dem der Baron auf die Reise gehen wollte, immer näher heran, ohne daß es zu einem definitiven Abschluß gekommen war . . . Und das Bitterste war, während dieser Zeit fehlte dem Baron seine beste Beraterin und Freundin Emilie Lechner. Er hatte ihr mehrfach Vorhaltungen gemacht wegen des Flirts mit dem Fabeldichter. Aber daS junge Mädchen erwiderte darauf kühl, sie wisse genau, wie weit sie gehen könne, und im übrigen täte sie, was ihr behage. Und der Baron war denn auch in seinem Innern fest überzeugt, daß sie sich nie auch nur das Geringste vergeben hätte, er kannte sie genug, um zu wissen, daß sie ganz die Person dazu war, sich Respekt zu verschaffen. Im Anfang war es seine Absicht gewesen, sie während der Tournee in Berlin zu lassen, da sie besser wie jeder andere seine Interessen hier wahrnehmen konnte. Als er aber erfuhr, daß Hans Hermann Rahnke vierzehn Tage länger in Berlin zu bleiben beabsichtige wie er, befahl er ihr noch an demselben Tage in rauhem Tone, sie solle sich bereit machen, mitzureisen, er könne sie draußen nicht entbehren. Emilie Lechner war ganz allein im Bureau, als er ihr das sagte. Und der Baron ging, sowie er es gesagt, sofort in sein Privatzimmer. Als sich die Tür hinter ihm geschloffen hatte, drehte sich Emilie Lechner, die eben vor ihrem Pult gestanden hatte, um und blickte, die verschränkten Hände auf ihre Brust pressend, mit einem unbeschreiblichen Lächeln bahin, wo er verschwunden war . . . Otto Deimichel, der früher einmal behauptet hatte, er dächte gar nicht daran, seine .Angestellten* zu sich ein zuladen, bemühte sich jetzt viel mehr um den kaufmännischen Direktor als um den Leiter des Theaters selbst. Auch Gertrud Deimichel war, gewiß sehr gegen ihren Willen, mit im Bunde und behilflich, ihren Bräutigam zu dem verhängnisvollsten Schritt zu treiben, den dieser über haupt tun konnte. Ihr ganzer Schrecken war die Tournee. Das eigen willige und in seiner bräutlichen Leidenschaft einer ver nünftigen Erwägung kaum zugängliche Mädchen bebte vor der Trennung von dem Baron wie vor etwas Unfaß barem zurück. Er hatte ihr, wiewohl er wußte, daß er daS nicht halten könne, versprochen, nur in Deutschland zu gastieren. Und wenn sie schluchzend in seinen Armen lag, so tröstete er sie damit, daß er ja jeden Tag sein Gastspiel unter brechen oder sich vertreten lassen könne. Er wolle sie recht, recht oft besuchen! Sie aber konnte ihren Tränen Nicht Einhalt gebieten, gerade als ahne sie, daß diese Reise sNachdruck verboten), ihrer Liebe gefährlich werden könne.... Und solche Tournees sollte er öfter, vielleicht in jedem Jahre von neuem machen? — Nein, nein! Alles andere, nur das nicht! Und hier lag der Köder, womit man auch sie in die Verschwörung gegen ihren Verlobten hineinzog, weil man nicht mit Unrecht hoffte, daß gerade ihre Ansicht schwer bei dem Baron in die Wagschals fallen würde. In dem neuen Theater, sagte man ihr, sei eine Tournee überhaupt nicht mehr erforderlich. Ein so viel gröberes und umfangreiches Unternehmen erheische die fortwährende Anwesenheit des Direktors. Außerdem käme bei dem zweifellos riesenhaften Erfolg eine Unter brechung der Spielzeit durch den Sommer gar nicht in Frage. So sprach schließlich auch Gertrud für das Projekt im Süden der Stadt, und die einzige, die Herrn von Gandersheim gewiß abgeraten hätte, und die mit ihrer Stimme auch durchgedrungen wäre bei ihm, mit der sprach er nicht darüber. Er fragte sie nicht, und Emilie Lechner war zu stolz, sich ihm aufzudrängen. Ihre zwar tief verborgene, aber um so glühendere Neigung für den Vielgeliebten und ihr scharfer Verstand, der keine der unendlichen Schwierig keiten übersah, die sich zwischen ihr und ihrem Ziele noch auftürmten, hinderten sie, sich ihm zu nähern. Sie übersah keinen Augenblick die große Gefahr, der er entgegenging, wenn er bei seinem nachgiebigen Charakter schließlich doch in Otto Deimichels Projekt willigte. Sie wünschte das Scheitern seiner Pläne nicht, und sie hätte ihm gewiß ehrlich ihre Meinung gesagt, wenn er sie danach gefragt hätte. Aber da er das unterließ und nicht sie, sonbern nur die anderen hören wollte, so glaubte sie, überhaupt ein wenig fatalistisch veranlagt, daß dies sein Schicksal sei, dem weder sie, noch jemand anders sich entgegenstemmen dürfe. So kam es zwei Tage vor Beginn der Tournee richtig dazu, daß der Kontrakt zwischen Herrn Otto Deimichel und dem Baron von Gandersheim perfekt wurde. Beide Teile hatten ihre Rechtsanwälte mitgebracht, und als alles verbrieft und besiegelt war, sagte der Baron zu den Seinen und zu dem Kapellmeister Gotthold Stern, der auch zugegen war: „Jetzt habe ich die größte Dummheit meines Lebens gemacht, ich glaube, nun sind wir fertig.* Die beiden anderen Herren lachten ein bißchen ver legen, und wenn sie vielleicht Ähnliches dachten, so sagten sie doch das Gegenteil und machten dem Baron alle möglichen Hoffnungen . . . Herr von Gandersheim selbst war, als der Sommer längst dahingegangen war und schon der Herbst zu Ende ging, trotz der zärtlichsten Briefe seiner Braut noch immer draußen. Ihm war der Erfolg treu geblieben, und Heller als je strahlte der Stern des „Lyrischen Theaters".