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Launen. Man sagt dem weiblichen Geschlecht meistens Launenhaftigkeit nach, aber bei näherer Betrachtung findet man diese Eigenschaft auch bet Männern vertreten. Das, was man Laune nennt, ist immer nur Selbstsucht, eine Untugend, die bald da und bald dort, oft aus kleinen und kleinlichsten Ursachen heraus, ins Gären kommt und nun in ihren mannigfachen Äußerungen den Schaum und die Schlacke von sich wirft. Die Launenhaftigkeit ist beispielsweise einer der schlimmsten Feinde des häuslichen Glücks. Wer sich seinen Launen überläßt, ist nicht Herr und Meister über sich, sondern ein Knecht seines Jchs, der auch andere knechten will, und so kann man selbst bei sonstiger Liebenswürdigkeit und bei sonst vorzüglichen Herzenseigenschaften seiner ganzen Umgebung doch bald un erträglich werden. Wie oft hat ein schneidendes Wort, in schlechter Laune gesprochen, so viel verdorben, daß aller gute Wille nachher nichts wieder gut zu machen vermochte. Am wenigsten sollte Launenhaftigkeit zwischen Eheleuten herrschen. Hat der Mann Verdrießlich keiten in seinem Beruf gehabt, so lasse er diesen Ärger nicht daheim aus. Er kann sie ja seiner Frau mitteilen, mit ihr alles besprechen, dann wird sie Ver ständnis dafür haben, daß der Mann, solange ihm seine Sache im Kopf herum geht, nicht für nebensächliche Dinge Interesse haben kann. Und ärgert sich die Frau — wieviel Ärgerliches gibt's doch im Leben auch für eine Frau —, so trübe sie nicht dem Gatten die Freude der Heimkehr durch kleinliche Launen, sondern halte an sich und erzähle erst später von den betrübsamen Dingen. Launenhaftigkeit ist eines wirklich ge bildeten Menschenunwürdig: der Zwang sich allerorts,. nicht zuletzt im Hause selbst, gebildet zeigen zu müssen, ist ein treffliches Vorbeugungsmittel gegen die Laune, auch bei dem schroffsten Tempe rament. Freilich muß man sich seiner Pflicht immer bewußt sein. Dann wird man überhaupt kaum zu schlechter Laune gelangen. vom sahmlsritt der LepenrWD für «lie Krise. DaS Gepäck macht immer ein ziemlich grobes Kopfzerbrechen, ehe man sich auf Vie Reise begibt. Man nimmt entweder zu viel — oder zu wenig mit. Das erstere ist schlimm, weil man höhere Be förderungskosten hat, — das zu Wenig kann schlimm werden, wenn man keine Gelegenheit findet, Sachen waschen zu lasten, oder wenn irgendwelche unvorher gesehene Wetterverhältniste warme oder dünne Kleidung nötig machen. Von allem etwas muß man haben: vor allen Dingen reiflich überlegen und dann ans Packen gehen. — Wer weite Reisen macht und rechnen muß, der nehme nicht zu viel und nichts Schweres mit. — Un praktisch z. B. sind alle kastenförmigen Etuis: sie machen das Gepäck schwer. Praktisch dagegen Segelleinen oder Gummihüllen für Toilettenzeug, leichte leinene Schubtaschen, die man nachher in der Sommerfrische oder bei längerem Aufenthalt als Beutel für gebrauchte Taschentücher, Untertaillen und Kragen benutzen kann — Dinge, die sich sonst leicht verlieren. Praktisch ist auch ein Körbchen oder Kästchen für Nadeln und sonstigen Kleinkram: man hat solche, die sich nur durch Binden einiger Schleifen gestalten Mer alS ganz flache Platten aus I höhlten Absatz gelangen kann: die Platt« oben des Koffers verpacken lasten, schließt sich dann wieder, und die Sache und nw hem Ba Wichtig für die Reinlichkeit ist z. B. auch Lin- und flusMe das Mitnehmen einiger Totlettentücher, mit denen man selbst, wenn es not wendig ist, die Waschgeschirre, ehe man sie benutzt, abreiben kann. Noch bester ist natürlich das Desinfizieren des Wasch geschirrs. Das geschieht schnell, mübe- und geruchlos, indem man ein gan- kleines Teilchen übermangansaures Kali in einem Glase Master zu schönrosa Farbe auflöst und es in der Waschschüssel mit reichlich Master zu blasserer Farbe verdünnt. Man hüte sich dabei aber vor dem Verspritzen, da das Kali Braun stein absetzt und beim längeren Stehen in Gläsern und auf Marmorplatten braune Ränder hinterläßt. Unpraktisch und überflüssig ist aber das Mitschleppen aller möglichen Gegenstände, die uns den Luxus und die Bequemlichkeit des eigenen Heims ersetzen sollen und doch nur zwitterhafte Verhältnisse schaffen. Gerade in dem Kontrast der Einfachheit, wie sie die ländlichen Verhältnisse oft bieten, liegt einer der größten Heil faktoren der Sommerfrische, der sich be sonders den großstädtischen Nerven nütz lich, ja notwendig erweist I einem großen Teil seines Rückenvlieses befreit. Auf die kahle Stelle legt man eine Kautschuktasche, die man sorgfältig befestigt, worauf man das ganze Haar, das man dem Tiere weggenommen hat, wieder kunstvoll aufklebt. Der Pudel begleitet nun seinen Herrn überallhin, und wenn der Herr etwas Wertvolles gestohlen hat, tut er so, als ob er den Hund streichelt, und befördert bei dieser Gelegenheit den gestohlenen Gegenstand in die unsichtbare Kautschuktasche. Auf den Hund fällt natürlich kein Verdacht, und er kann ungehindert den Laden verlasten. Wenn der Spitzbube ver dächtigt wird, gerät er in die grüßte Entrüstung und verlangt gebieterisch, daß man ihn vom Kopf bis zu den Füßen durchsuche: daraus verläßt er mit Würde das Lokal und gesellt sich draußen wieder zu seinem unschuldigen Kom plicen . .. ist gemacht. Recht nett ist auch di« silberne Zündholzschachtel mit doppeltem Deckel: der Raum zwischen den beiden Deckeln dient gleichfalls als Versteck für kleine Wertsachen, die man erworben hat, ohne daß man sich in Unkosten zu stürzen brauchte. Der schönste und genialste Trick aber ist sicherlich der mit dem geschorenen Pudel. Tin Pudel mit recht langen Haaren wird kunstvoll von Nicht jede Frau kostet von der ver botenen Frucht; aber jede ist auf den Geschmack neugierig. * Die Ehre einer Frau ist eine eh'rne Mauer. Wer sie durchgriLt, der spaltet Quadern auch. * Ein Sohn mißtrauet eher zweimal dem Verstände seines Vaters als ein mal dem Herzen seiner Mutter. * Nach der Kraft gibt es nichts so Hohes, als ihre Selbstbeherrschung. * Den Kampf mit dem Schicksal können Freunde für und mit uns kämpfen; Seelenkämpfe müssen wir allein aus ringen. Liebe ist unbewußte Naturmacht, Treue bewußt gewollte Liebe. * Junge Frauen sind immer geneigt, jene Ehrfurcht, welche die Heilige Schrift dem Alter gegenüber befiehlt, einer Rivalin zu bekunden. * Erst wenn wir anfangen, etwas zu verstehen, begreifen wir, wie wenig wir eigentlich wissen. Eine Frau streitet nie für oder gegen etwas, sondern immer für oder gegen jemand . Dockern« Spitrduden. Die Spitzbuben müssen wie jeder Geschäftsmann mit der Zeit mitgehen: sie können ihr Geschäft heute nicht mehr mit alten Mitteln betreiben und müssen daher immer neue Kniffe und Schliche ersinnen, um auf der Höhe zu bleiben. So ist einer von diesen neuesten Tricks der Stiefel mit dem ausgehöhlten Absatz. Der glückliche Besitzer solcher Stiefel tritt in einem geeigneten Augenblick so fest auf, daß eine kleine Springfeder in Be wegung gesetzt wird: dadurch verschiebt sich unten am Absatz eine kleine Blech platte, so daß der gestohlene Edelstein, der versteckt werden soll, in den ausge- Ein seltsames Serickit wird bei ägyptischen Haremsfestlichkeiten zubereitet: es besteht aus einem im ganzen gebratenen Lamm. Nach der Art eines „Nestes" chinesischer Kästchen, von denen eins immer kleiner ist als das andere, wird das Lamm mit einem Truthahn gefüllt, dieser mit einer Henne, die Henne mit einer Taube, diese wieder mit einer Wachtel und die Wachtel end lich mit einem Berrafico (einem italieni schen Wandervogel), dem kleinsten Vogel, den man außer dem Kolibri kennt. DaS Lamm wird über einem mäßigen Feuer so lange geröstet, bis es von selbst zu zerfallen droht. Das Wichtigste. In einer Familie wird abends vom Feuer gesprochen, und daß man bei ausbrechenden Bränden sofort daran denken müsse, das Wichtigste zu retten. „Nun, Annchen, was würdest du denn zuerst retten, wenn eS plötzlich bei uns brennte?" wendet sich der Vater scherzend an das fünfjährige Nest häkchen. — „Meinen Pfannkuchen, den ich mir bis morgen aufheben soll!" Beste Diagnose. Thierarzt: „Dem Hund fehlt weiter nichts ..." — Dame (ihn entrüstet unterbrechend): „Wie, dein fehlt nichts? Misten Sie, wenn er ge sund wäre, dann hätte er Sie gleich ins Bein gebissen, wie Sie herein kamen." Revanche. Der kleine Paul ist mit der Mama auf dem Lande zu Besuch, wo er sich aber sehr ungebührlich be nimmt. Endlich ist das Maß deS Zu lässigen überschritten und Mama ruft streng: „Wenn du nicht gleich artig bist. Paulchen, sperre ich dich zu den Hühnern. — „Zu den Hühnern kannst du mich sperren, Mama", entgegnete Paulch«» trotzig, „aber das sage ich dir glei-H: Eier lege ich nicht!" Der kleine Frechdachs. Während eines Gewitters sitzt der kleine Frit draußen im Garten auf dem Baur» Der Vater darob entsetzt ruft: „Fritz komm' herunter, es donnert schon.' - Fritz lakonisch: „Ach, sch bür'- auch bür oben ganz gut." WMM str MM Kr die Löntgl. AmtsdauotmannschaN weihen. Mr da, Löntgl. Lmksarricht und den Stadtrat ru VUsdruy sowie für da» König!. ForKrentamt zu Tharandt. ^^^i^^Verantwortlich^für Redaktion,^ruck^und-Verl^ Zschunke in Wilsdruffs 1912 Es war Auflauf nicht weit von Frau Hilmars Haus. Alle Welt drängte sich herbei. — Im Nu sah man die merkwürdigsten Gestalten beisammenstehen und rufen und durcheinander erzählen, diskutieren, phantasieren, be richten und hinzudichten — nur mit Mühe konnte die Polizei die Menge durchdringen. Was war geschehen? Ein Mann hat sich erschossen „Nein", rief ein anderer, „er ist verrückt, er hat sich unter einem Tor nackt ausgezogen und wollte tanzen." „Ja, auf sich geschossen hat er!" rief ein dritter. Die inmitten der Gruppe Stehenden sahen, wie man einen Mann mit blutigem Gesicht und in Decken gehüllt in einen Wagen trug, ein junger Mann folgte: dann ein Polizist und ein zweiter setzte sich neben den Kutscher und fort ging es in rasender Eile nach dem Spital. B«t»T»»r«s t» d«r Stad« »knchadrlich »,40 «T AS »0» Ar 1,30 «l. »urch bk Potz na» »se« La»»a»-Ns«ei drzav» »^4 «k. (15. Fortsetzung.) „Alles, was ich Ihnen gegenüber angeführt, habe ich versucht: um Sie mir zu entfremden: aber mein allerinnerstes Wesen entblößen kann ich nur vor Gott un Himmel!" „Ah, aber dieser 'andere!' fuhr er fort, wie wenn er sie nicht hörte. „Wer kann er sein —? — O, wer! Sie stand auf. „Stellen Sie sich vor, daß ich seiner zeit von einem andern geschrieben habe wie Sie sich ausdrücken — in der Hoffnung, daß es Sie am sichersten zur Vernunft bringen würde!" „Ich könnte diesen andern töten, wäre er auch mein eigener — Bruder!" Seine Augen funkelten unheimlich. Iris lehnte sich gegen den Tisch; es war, alS wenn sie in Gefahr stünde, zu fallen, sie hatte eine Empfindung, als wenn ihr das Blut zum, Herzen strömte und es zu zersprengen drohte. Da wurde er auf einmal ruhig, wie damals bei dem Zusammenstoß mit dem Bruder. Iris hoffte, daß er sich fassen würde; sie selbst fühlte eine Schlaffheit, die ihr fremd war, sie erstreckte sich sogar auf ihre Augenlider, die schwer wie Blei wurden, so daß sie nur mit Mühe die Augen offen zu halten vermochte. Die Umgebung wurde so wunderlich schemenhaft, so fern wie in Nebel gehüllt. Wie ein Menschenherz doch leiden kann! Ja, sie litt nun dafür, daß sie in den ersten Jugend tagen so leichtsinnig an ihm gehandelt hatte. Im Grunde hatte sie sich nie um ihn gekümmert und begriff nicht, warum und wie sie sich mit ihm hatte verloben können. Es geschah wohl hauptsächlich deshalb, um den Grafen zu necken, oder ein paar Freundinnen zu beweisen, daß sie selbst dem adeligen Herrn einen Korb gab. Als sie das erstemal bei ihrer Schwiegermutter war, konnte sie den Blick nicht von Sophus Bild abwenden. Sie träumte von ihm, dachte an ihn und sehnte sich da nach, ihn zu sehen. Seine absolute Kälte, als sie ihm endlich begegnete, reizte sie fast bis zur Verzweiflung, und mit jedem Tag wurde er ihr lieber, bis er endlich so sehr mit allen ihren Gedanken verwuchs, daß er für immer in ihr lebte. Sie vergaß alles über ihm. Er hatte also in Wirklichkeit Rache geübt ihr gegenüber des Bruders wegen. Glücklicherweise konzentrierte sich ihr Sehnen darauf, zu arbeiten, um einzuholen, was sie in der Schulzeit und in ihrem ersten Jugendleben versäumt hatte; ihr religiöses Leben hielt sie aufrecht, und ihre Liebe hatte die Probe bestanden. Aber alles, worin sie sonst Fortschritte ge macht zu haben glaubte, erschien ihr nun wie Spreu im Winde. Und nun wurde sie von einer neuen Verzweiflung, größer als alle andern, überrascht: von dem Erscheinen Hermanns. — Seine erneute Werbung rechnete sie für nichts gegenüber seiner — wie sie dachte — erwachenden Eifersucht gegen den Bruder. Wie konnte er auf diese Idee kommen? Sie hatte (Nachdruck oerb -ten; sich niemals gegenüber einem einzigen Menschen darüber ausgesprochen. Hermann hatte sie nie in Sophus' Gesell schaft gesehen, so daß nichts in ihrem Wesen ihm etwas hatte verraten können — bis in diesem Augenblick. Vielleicht hatte er es in dieser Minute erraten. Sie nahm sich zusammen. Es kam Hermann vor, als ob sie auf einmal größer und kühler würde und sich immer weiter von ihm ent fernte. Seine unnatürliche Ruhe verschwand, und die Vor stellung, daß sie auf ewig für ihn verloren war, be mächtigte sich feiner und machte ihn halb wahnsinnig vor Kummer. Er streckte die Arme gegen sie aus und sank wieder zu ihren Füßen nieder. „Iris! Iris! Vergieb mir! — Noch bin ich zu retten, wenn du mir verzeihen kannst. Gib mir, was du kannst, Iris! — Du glaubst vielleicht nicht, daß ich genügsam sein kann; aber du sollst sehen, daß ich es dir gegenüber sein kann — ich kann warten, warten, warten! — Vielleicht daß du einmal meine Treue belohnen wirst!" „Stehen Sie auf! — Ich kann dies nicht länger aus halten. Habe ich mich an Ihnen vergangen — leider! Ich weiß, das hab ich — so vergeben Sie mir und ver gessen mich! Niemand kann von armseligen Bissen leben — und Sie müssen sich fassen " Sie riß sich los. Im Nu war er aufgestanden und stellte sich zwischen sie und die Tür. — „Iris, du wirst es bereuen, wenn du mich verstößt. — Weißt du, ob ich es tragen kann?" „Ich bin Ihrer nicht wert. — Wie können Sie so unverständig sein, um Liebe zu betteln? Das ist unmänn lich und Ihrer gar nicht würdig." Sie bahnte sich ihren Weg an ihm vorüber. Es war auch hohe Zeit. — Als sie ihr Zimmer er reichte, sank sie ohnmächtig um. uncl Omgegenä» Umlsblatl N) -sq. Ai» Kufaefpofl^ «ukrAW d- AmtSgerichtSbezirk» Wilsdruff 20 Psg? ^ttttanAader »ad mit St) Probat Tuffchla^. ^tde^Aaipruch mi^Nadon rrUfick»der yr^ag durch GeruArrAer Nr. B — Trteyromm-Adreff«: Amtsblatt Wilsdruff. Spat gefunden Komm» »on Johanna Schjörrtng.