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— Wiederkunnersdorf bei Löbau. Das Kapitel Kirche und Feuerbestattung wird hier anläßlich eines un liebsamen Vorkommnisses jetzt lebhaft erötert. Der dort gestorbene frühere Kretschambesitzer Renner hatte gewünscht, eingeäschert zu werden. Als nun die Ueberführung nach Zittau stattfinden sollte, verbot der Ortspfarrer dem Sänger chor und dessen Leiter, im Zuge bis an die Dorfgrenze mitzugehen, dem Kreuzträger, der bei Begräbnissen voran geht, nahm der Pfarrer das Kreuz fort, und er selbst lehnte eine Beteiligung ebenfalls ab. — Löbau, 29. Juli. Der Stadtgemeinderat wählte heute nachmittag an Stelle des verstorbenen Bürgermeisters Martin Uecklich mit 15 Stimmen den Bürgermeister Dr. Schaarschmidt aus Mylau zum Bürgermeister. Stadt rat Dr. Siebelt in Mittweida erhielt 5 Stimmen. Im ganzen hatten sich 52 Herren um die Wahl beworben. — Hloßwein, 29. Juli. Im benachbarten Grunau brannte heute früh die Pappen- und Papierfabrik von Junghans k Reinelt vollständig nieder. Nur Wohnhaus und Arbeiterwohnhaus blieben vom Feuer verschont. Ver- nichtet wurden sämtliche Maschinen und Vorräte, zum Teil neue Maschinen, die noch nicht versichert waren. Die Fab rik ist unter obiger Firma erst seit vorigem Jahre im Be trieb. Der Schaden ist groß. Es wird Brandstiftung vermutet. — Grimma, 30. Juli. Trotz aller kostspieligen Ab wehrmaßregeln in den vergangenen Jahren tritt auch Heuer die Nonne in den Wäldern des Forstbezirks Grimma viel fach sehr stark auf. In ganz Sachsen dürfte im Grimmaer Forstbezirk die Nonnengefahr am größten sein. Auf einer größeren Anzahl von Staatsforstrevieren, so im Werms dorfer Wald, im Revierteil Flößberg des Glastener und im Planitzwald des Naunhofer Revier ist trotz umfang reicher Leimungen im Frühjahr und trotz großer Aus dehnung der Wipselkrankheit ein sehr starker Falterflug zu beobachten, so daß auch für nächstes Jahr die Fortdauer, wenn nicht die weitere Ausdehnung der Nonnenplage be fürchtet werden muß. Ebenso sind eine ganze Anzahl Privatwaldungen zwischen Wurzen und Naunhof sowie zwischen Lausigk und Liebertwollwitz sehr stark geschädigt worden. Mit allen Kräften ist der Kampf gegen das schädliche Insekt ausgenommen worden. Auf allen Staats- sorstrevieren des Forstbezirks findet zurzeit unter Heran ziehung aller erreichbaren Arbeitskräfte, von Kindern und Erwachsenen, ein sorgfältiges Absuchen der Bestände und Vernichten der weiblichen Falter vor der Eiablage statt. — Ghemnitz, 29. Juli. Als am Sonnabend der 21 Jahre alte Bauarbeiter Albin Gasch von einem aus einem Wagen liegenden Baumstamm die Spitze absägen wollte, schnellte plötzlich das Ende zur Seite und traf Gasch so unglücklich an den Kopf, sodaß er einen Schädelbruch erlitt, an dessen Folgen er am Sonntag verstarb. — Auerbach i. V, 29. Juli. Der seit November vorigen Jahres vermißte Gendarm Müller ist gestern von Pilzsuchern dicht am Wege von Hohengrün nach Pechtels als vollständig verweste Leiche aufgesunden worden. Die Identität konnte an der Uniform und an dem Dienstge wehr, die dicht daneben gefunden wurden, festgestellt werden. Nach dem Vermißten waren zahlreiche Streifzüge ergebnis los veranstaltet worden. Die Belohnung von 300 Mark führte zu keinem Ergebnis. Kaiser Mutsuhito durch die Blätter. Das Kaiser Voshihito. bedenkliche Nachrichten gingen Der Ukronwecklel in Japan. Im Lande der ausgehenden Sonne schreitet die Traue, von den Palästen zu den Hütten. Der Herrscher alle, Herrscher, der unerbittliche Tod, hat seine Hand ausgestreck» und den Kaiser Mutsuhito von Japan, nach 45jähriger Negierung auf die Bahr« geworfen. Der verstorbene Mikado war seit Jahren leidend; schon während deS für die japanischen Fahnen so glorreichen russischen Feldzuges bedrängte eine tückisch« Nierenkrankheit den Kaiser, und Leiden besserte sich aber anscheinend, und Kaiser Mutsuhito konnte noch jahrelang der Aufwärtsbewegung seines Reiches zusehen, bis jetzt ein neuer Anfall seinem Leben das Ziel setzte. Der Tod erfolgte nach japanischer Zeit rechnung am 3V. Juli 12 Uhr 43 Minuten früh, nach mitteleuropäischer Zeit am 29. Juli um 8 Uhr 43 Minuten morgens. Die erste Meldung von dem Eintritt der Katastrophe brachte der Draht in der Nacht von Montag auf Dienstag nach Europa. Der verstorbene Herrscher war geboren am 3. November 1852, ist also beinahe SV Jahre alt geworden. Die letzten Stunden. Unabsehbare Menschenmengen umlagerten den Kaiser lichen Palast in Tokio. Märe warm ringsherum er richtet, an denen Priester für die Gesundung des Mikado betetm. Ein Mann beging unmittelbar vor dem Tor des Palastes Selbstmord, man fand einen Zettel bei ihm, in dem er angab, er habe sich für den Kaiser geopfert. Innerhalb des Palastes wurden Bittgottesdienste ab- gehalten. Bis in die letzten Minuten gaben selbst einige der Arzte die Hoffnung auf Besserung nicht auf, doch trat nach mehrstündiger Bewußtlosigkeit der Tod ein. In tiefem Schweigen nahm die Volksmenge die Mitteilung vom Hingang auf. Nationaltrauer. Der Hof in Tokio legt auf ein Jahr Trauer an. Für die Nationaltrauer sind außer dem Tage der Bestattungs feierlichkeit drei Tage vorgesehen. Wie man annimmt, wird die Leiche Kaiser Mutsuhitos nach seinem Geburts ort Kyoto überführt werden. Dort wird sie in einem provisorischen Tempel aufgebahrt werden, bis ein neuer Tempel errichtet ist, in den dann die Überreste des Mikado zur letzten Ruhe übergeführt werben sollen. Der neue Tempel soll auf einem künstlich errichteten Hügel erbaut werden. Die japanische Bevölkerung trägt die nationale weiße Trauerkleidung; die Kaiserin und die Hofdamen haben dagegen nach europäischer Sitte schwarze Trauer kleider angelegt. In Tokio sind alle Theater und öffent lichen Unterhaüungsstätten geschlossen. Uber die Persönlichkeit des verstorbenen Kaisers wird uns von einem hervorragenden Japankenner, der sich auch längere Zeit am Kaiserhofe zu Tokio aufhielt geschrieben: Der Mikado lebt in der Phantasie des Japaners als ein höheres Wesen, als der Sohn der Sonnengöttin, der in erhabener Abgeschiedenheit von der profanen Welt mit den überirdischen Geistern Rücksprache hält und daraufhin die Erde und zum Teil gewiß auch den Himmel regiert. Er ist eigentlich zu hoch und zu vornehm, um sich mit den Keinen weltlichen Dingen viel abzugeben, deshalb über nahmen es früher die Kronfeldherren, die Shogune (ähnlich den fränkischen Hausmaiern), das Land zu ver walten. Die Folge war bekanntlich, daß der in Kyoto thronende Kaiser gar nichts zu sagen hatte und höchstens ab und zu einen schriftlichen Bericht erhielt. Der Kaiser war unsichtbar, er empfing niemand, er wurde selbst von den Angehörigen. seines Palastes kaum gesehen, wer sich ihm nahen mußte, war durch einen groben Vorhang von ihm abgeschieden. Er tat nichts, ging uicht zu Fuß, sondern verbrachte seine Lebenszeit sitzend und liegend, in stiller Betrachtung und Zwiesprache mit den Überirdischen. Kaiser Mutsuhitos Stellung war eine andere ge worden. Unter Strömen von Blut war der Shogun gestürzt und der junge Kaiser selbst wieder zum Macht haber erhoben worden, der dann nach Tokio übersiedelte und angeblich die Zügel der Regierung selbst ergriff. Aber man sah es ihm an, daß er eigentlich nicht für solchen Beruf erzogen war. Er konnte kaum gehen, und wenn er sich heim Kirschblüten- oder Chrysanthemumfest den ge ladenen Gästen in seinem Garten zeigte, wenn er die Parade auf dem grünen Berge Aoyama abnahm oder in Vokohama bei den Ausländern zum Rennen erschien, so machte der mühselig am Stock mit kleinen Schritten einherhumpelnde korpulente Herr einen wenig forschen Eindruck. Aber der Ernst seines für japanische Augen nicht unschönen Gesichts (die Nase war zwar ein wenig dick, die gangbaren Bilder von ihm sind sämtlich falsch), der bildsäulenhaft unbewegliche Ausdruck seiner Züge, sein sinnender Blick ließen auch bei den Fremden ein Gefühl von etwas Erhabenem entstehen, so daß man das Manko seiner Füße übersah. Wenn er zu Pferde saß, so hatte man den Eindruck, als fühle er sich nicht sicher, langsam und beschwerlich stieg er hinauf, und wenn er den Hals des Tieres streichelte, so fühlte man eine gewisse Unruhe mit ihm. DaS lammfromme Tier wurde mit ungemeiner Langsamkeit von zwei Stallmeistern an der Front der Truppen entlang geführt; der Kaiser aber sah sich die Solbaten gar nicht an. Starr und unbeweglich, den Blick in den Wolken, saß er auf seinem Gaul, wenn dasKriegs- oolk an ihm vorbeizog. Er war aber auch nicht als Reiter erzogen, und sich um Kleinigkeiten zu kümmern, dazu war er zu überirdisch. Aber die Stille des ganzen Vorgangs, nur selten durch »in kurzes kreischendes Kom mando unterbrochen, die steinerne Ruhe des Kaisers, das fiese Schweigen der Volksmenge — das alles wirkte doch imposant. Der echte Japaner begrüßt seinen Kaiser nicht wie wir durch Zuruf und Hutschwenken, sondern durch stumme, tiefe Verbeugungen — das alte Zeremoniell ver langte sogar, daß man sich umwandte, um dem erhabenen Herrn nicht lästig zu fallen, und weil man doch überhaupt mit den Menschenaugen den strahlenden Glanz des Sonnen sohnes nicht hätte ertragen können! Von biesem alten Zeremoniell konnte man auf der Parade natürlich keinen Gebrauch machen. Es ging europäisch militärisch zu, nur daß die Meldungen sehr kurz waren und eine Kritik wegfiel. Die europäischen Gäste, Mitglieder der Gesandtschaften usw. grüßten durch stumme Verbeugung, das japanische Volk blieb in weiter Ferne. Nur während der Kriegszeit, als der Kaiser in Tokio die Parade über die Daheimgebliebenen abnahm, — er er schien symbolisch in der einfachen Felduniform, nicht gold strotzend wie sonst — war von der Polizei die Parole ausgegeben, daß es diesmal am Platze sei, den siegreichen Herrn mit einem schallenden „Banzai" zu begrüßen. Aber die Gewöhnung war zu stark, daS Banzai fiel recht dünn aus. Bei zunehmendem Alter begann der Kaiser die Parade im Wagen abzunehmen, und es gab viel Kopfzerbrechen bei Hofe, da nach europäischem Brauche doch die Kaiserin an seiner Rechten im Wagen sitzen sollte. Es wurde auch so bestimmt. Aber Frau Haruko, das „Frühlingskind", mußte immer im letzten Augenblick absagen lasten, wegen Unpäßlichkeit. Das alt japanische Herz des Kaisers kam über die Schwierigkeit nicht hinweg. Bei dm Gartenfesten kippelte die Kaiserin immer fünf Schritte hinter ihrem Gemahl her. Eine echt asiatische Figur, dieser Kaiser, der kotz seiner modernen Staatsstellung sich fast nie zeigt«, nie «twas be sichtigte oder inspizierte, der nur selten bei offiziellen Gelegenheiten, bei Parlamentseröffnungen, Stapelläufen und dergleichen als dekorativer Zentralpunkt fungierte, und der trotzdem eine äußerst erfolgreiche Regierung hinter sich hatte. Nie ist wohl einem großen Monarchen so km ge dient worden wie dem Tenno Mutsuhito von Dai-Nippon. O ^olkikito, äer neue Mkaäo. Kaiser Mutsuhito war eigentlich ohne rechten männ lichen Leibeserben, der Kaiserin Haruko war Kindersegen versagt. Aber nach japanischen Begriffen macht das nichts aus, der Sohn einer Nebenfrau kann ebenso zum Thron folger erklärt werden, und im Notfall genügt auch ein Adoptivsohn. Dies ist das Geheimnis, warum die japanische Dynastie überhaupt nicht aussterben kann. Voshihito (sprich Doschi-schto), der neue Kaiser, leistete alsbald nach dem Tode seines Vaters im Palaste in Gegenwart der Minister den feierlichen Eid auf die Ver fassung. Er ist der Sohn einer Nebenfrau, aber er wurde von der Kaiserin übernommen und erzogen wie ein eigenes Kind. Leider war er in seiner Jugend lange kränklich; das Haupt einer Seitenlinie des Kaiserhauses, der auch in Europa von seinem Besuche 1905 wohlbekannte Prinz Arisugawa, galt allgemein als der zukünftige Inhaber des japanischen Kaiserthrones. Zur großen Überraschung der Japaner gelang es einem deutschen Arzte, Professor Erwin v. Bälz, der viele Jahrzehnte an der Uni versität zu Tokio wirkte, den jungen Prinzen durch sorgsame Behandlung zu kräftigen und völlig herzustellen. Im elften Lebensjahre wurde der genesene Prinz Voshihito offiziell zum Thronerben (jay. Kotaishi) erklärt. Er ist am 31. August 1879 geboren, und die Proklamation seiner Tbronfolgerschaft erfolgte am 3. No vember 1889. Die Gesundheit des Kronprinzen entwm-"t«' sich immer bester, und der deutsche Arzt wurde einer d r angesehensten Gelehrten Japans. Noch zu seinen Leb zeiten hat man ihm und seinem 1904 verstorbenen Kollegen Scriba im Universitätsgarten zu Tokio Denkmäler gesetzt; Bälz lebt jetzt seit fünf oder sechs Jahren im Ruhestand« in Stuttgart. Wenn man in den letzten Jahren den Kronprinzen öffentlich sah, war ihm keine Spur von einer schweren Erkrankung oder einem organischen sLeiden anzumerken. Er ist freilich im Verhältnis zu seinem Vater schmächtig und schlank gebaut, aber Kaiser Mutsuhito ragte körperlich über das Durchschnittsmaß der Japaner hinaus, und der Kronprinz machte im Kreise der Offiziere trotz seiner Schlankheit immer eine sehr gute Figur. Er gab sich meistens lebhaft und heiter und schien von der alt angestammten Würde des Mikado nichts wissen zu wollen. Man sah ihn mit den Offizieren kamerad schaftlich plaudern, er reichte diesem und jenem die Hand und war offenbar einem Scherze nicht abgeneigt. Unwillkürlich sah man dann von diesem Anblick zu dem unbeweglich thronenden alten Kaiser hinüber, wie dieser wohl das ungezwungene Benehmen des Sohnes auffasserr würde. Aber dieser beachtete das gar nicht. Er mochte nlohl meinen, daß die neue Zeit neue Menschen schaffe, und daß er es am besten dem Thronerben überlaste, sich zu seinen späteren Untertanen zu stellen, wie es di« modernen Erfordernisse verlangten. Voshihito machte er sichtlich einen Schritt weiter in die Modernität, als «S der Vater sich selbst und seinen Traditionen abgewinnen konnte. Voshihito ist seit 1900 mit Prinzessin Sadako, der Tochter des Fürsten Kujo Michikata, vermählt. Es gibt in Japan etwa ein Dutzend Fürstengeschlechter, die für ebenbürtig angesehen werden, und aus denen sich di« kaiserlichen Prinzen ihre Gattinnen wählen. Drei Söhn« sind der Ehe entsprossen. Der älteste, der nunmehrig« Kronprinz Hirohito (sprich Chiro-schto) ist am 29. Aprü 1901 geboren, also jetzt 11 Jahre alt. Poliiiseke Kunäsckau. Deutsches Keich. * Der Staatssekretär des Auswärtigen Amts o. Kiderlen- Wachter hat Kissingen verlassen und begibt sich für einige Tage zum Grafen Zeppelin nach Konstanz. Von einem Parlamentarier über die politische Lage befragt, bezeichnete der Staatssekretär diese als »durchaus befriedigend, ganz ruhig und unbedenklich, so daß man fern von der geschäftlichen Stille unbekümmert der Er holung pflegen könne." Grolldritannkn. X Hier ist man ernstlich dabei, den Gedanken ei«» Reichstelefunkennetzes in die Tat umzusetzen, das «A« wichtigen Teile des ganzen Reiches in eine funkenteike graphische Verbindung miteinander bringt. Zunächst solle» nach der Erklärung deS GeneralpostmeisterS Herbert Samuel durch die Markoni-Gesellschaft fechS Stationen er» richtet werden und zwar in England, Ägypten, Brttisch- Ostafrika, Südafrika, Indien und den Malaiischen Inseln. X Auf die Vorstellungen der englischen Regierung hi» hat Präsident Leguia von Peru eine Kommission zur Untersuchung der Putumayo-Greuel ins Innere Perus abgesandt. Diese soll die Vorgänge genau untersuchen, die Schuldigen ihrer Bestrafung zuführen und einen um fassenden Entwurf für Reformen zur Verhütung derartiger Vorkommnisse vorbereiten. Klus In- unck Kluslanck. m-i^tettin, 30. Juli., Der aus dem Prozesse mit dem Rittergutsbesitzer Becker bekannte Landrat des Kreises Grimmen, Frhr. v. Maltzahn, ist zum RegierungsraL er» nannt worden. Neuenahr, 80. Juli. Der Zustand des Kardinal» Erzbischofs Fischer von Köln ist fortdauernd hoffnungs los. Das Fieber ist gestiegen, die Kräfte nehmen rapide ab und die Ärzte haben jede Hoffnung aufgegeben. Der Kranke ist bewußtlos. Der Papst hat ihm telegraphisch den Segen erteilt. Echlettstadt, SO. Juli. Für die Reichstagsersatzwahl in Schlettstadt, die durch den Tod des Reichstagsabgeord neten Dr. Will nötig geworden ist, stellte das Zentrum den Redakteur Dr. Laegy aus Kolmar i. E. auf. vakstrand, 80. Juli. Der Kaiser hält sich noch immer hier auf und unternahm in den lebten Tagen regelmößi« größere Ausflüge in die Umgegend, bis gestern einsetzender heftiger Regen diese unmögU-K mackt- Mas gibt es ^eues? (Telegraphische und Korrespondenz-Meldungem) Eröffnung der letzten Jungfraubahn-Strecke. Bern, 30. Juli. Soeben ist die letzte Strecke der Zungfraubahn von Station Eismeer zur Station Jung- Kaujoch dem Verkehr übergeben worden. Die ursprüng liche Absicht, die Neubaustrecke erst im September durch den Deutschen Kaiser eröffnen zu lassen, ist fallen gelassen worden, weil der starke Reiseverkehr und die schneller« Fertigstellung der provisorischen Bauten an der neuen Station Jungfraujoch die sofortige Benutzung der neuen Strecke verlangten. Die neue Strecke ist 3V, Kilometer lang, liegt völlig im Tunnel (Mönchspitze), die ersten S Kilometer zeigen 6,3 Prozent Steigung, die letzten WO Meter werden durch Zahnrad auf einer 25prozentigen Neigungsfläche überwunden. Die Fahrzeit bekägt 18 Minuten. Der Fahrpreis für Hin- und Rückfahrt auf der ganzenJungfraubahnlScheidegg—Joch)beträgt 32Frank für die 18'/- Kilometer. Die Arbeiten auf der Neubau- strecke währten 4V- Jahre. Die neue Station liegt 3457 Meter hoch, sie ist somit die höchste Bahn- und Tunnelstation Europas, als Tunnelstation fogar die höchste der ganzen Welt. Friede in Sicht? Konstantinopel, 30. Juli. Das Kabinett ist heute mk seinem Programm vor die Kammer geketen, in der be züglich des Krieges eine Erklärung abgegeben wurde, die besagt, daß die Regierung es nicht ablehnen werde, in Friedensverhandlungen einzutreten, wenn eine mit der Würde des Staates vereinbarliche Grundlage gefunden würde. — Es ist dies das erstemal, daß die Möglichkeit eines Friedensschlusses in einer amtlichen Auslassung an- gedeutet wird, weshalb man wohl in der Annahme nicht fehlgeht, daß von den Mächten erneute Friedensvorschläge gemacht worden sind. In türkischer Gefangenschaft. Tripolis, 30. Juli. Der mit einer mineralogischen Expedition Tripolis bereisende italienische Ingenieur Sforza aus Lucca ist von den Türken festaenommen