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Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend : 23.07.1912
- Erscheinungsdatum
- 1912-07-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782024719-191207239
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782024719-19120723
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782024719-19120723
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-07
- Tag 1912-07-23
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Monat
1912-07
-
Jahr
1912
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Fahrens von demselben herabstürzte und an eine Mauer geschleudert wurde. Außer einigen Abschürfungen trug er ziemlich bedeutende Quetschungen am Gesichte davon, die vom Arzte geheftet werden mußten. — Dresden. Zu den Typhuserkrankungen wird weiter geschrieben: Bis jetzt konnte amtlicherseits festgestellt werden, daß zwei Ansteckungsherde vorhanden sind, von denen der eine in dem Plauenschen Grunde, der andere in Bienen mühle liegt. Hier ist die Krankheit durch den Genuß von Salat hervorgerufen worden, dort durch ungekochte Milch aus einer bestimmten Molkerei. Die Salatverkäuferin, die selbst von ihrer Ware genoß, ist ebenfalls erkrankt. An steckung durch Trinkwasser liegt nirgends vor. Das Landes gesundheitsamt hat sich mit der "Erscheinung bereits be schäftigt. Weiter wird gemeldet: Der Verlauf der Krankheits erscheinungen ist durchaus befriedigend. Neu hinzu kam in Dresden ein weiterer Verdachtsfall bei einer Person, die mit Typhus-Krankenpflege beschäftigt war. Dagegen sind aus der weiteren Umgebung von Dresden wieder vier Personen eingeliefert worden, die tatsächlich am Typhus erkrankt sind. — Der zweite Schnitt der Wiesen hat be reits auf einigen Flurstücken nahe Dresden begonnen. Demnach ist dieses Jahr ein dreimaliges Ernten auf den Wiesen zu erwarten, da das Grumt sich ebenfalls prächtig entwickelt. Die Folge hiervon wird wahrscheinlich eine Ermäßigung des Milch- und Butterpreises sein, da auch die Futterkräuter einen tadellosen Stand aufweisen. — Am 7. August trifft der nationale deutsch-amerikanische Lehrer bund in Stärke von 370 Personen auf seiner Europareise in Dresden ein. Er wird vom Dresdner Lehrergesangverein festlich empfangen werden. — Wadeveut. Im Bilzschen Licht- und Luftbade wurde vorgestern das Undosa-Wellenbad eröffnet. — Meißen, 19. Juli. Einen Oberbürgermeister wird unsere Stadt künftig nach einem Beschlusse der gestrigen Stadtverordnetensitzung haben. In einer dazu beschlossenen Erklärung wird der Beschluß mit dem Vorgehen anderer sächsischer Städte begründet. Der bisherige erste Stadtrat soll den Titel Bürgermeister führen. Eine Aenderung in der dienstlichen Stellung und in den Gehaltsverhältnissen ist mit diesem Beschlusse nicht verbunden. — Großenhain. Die hiesige Privil. Stahlbogenschützen- Gesellschaft (1564) rüstet sich zur Feier ihres 350jährigen Bestehens. Es sind bereits Vorarbeiten begonnen worden, um das Jubiläumsfest in einer würdigen, großzügigen Weise auszugestalten. Die Privil. Stahlbogenschützen-Ge- sellschaft zu Großenhain ist eine der wenigen sächsischen Gilden, die mit Rüstungen schießen. — Schandau, 20. Juli. Ju vergangener Nacht lief der Elbkettendampfer Nr. 3 der Oesterr. Nordwestdampf- schiffahrtsgesellschaft bei Nestomitz unterhalb Aussig auf einen Felsen aus, wurde leck und sank binnen kurzer Zeit. Dampfer sind zur Hilfeleistung nach der Unfallstelle abge gangen. — Dippoldiswalde. Die von dem ehemaligen Kassierer der in Konkurs geratenen Vereinsbank Willkomm auf den Namen seiner Frau errichtete hochherrschaftliche Villa Emser Allee 17 in Blasewitz wurde in der Zwangs versteigerung für das Meistgebot von 20000 Mark den Inhaberinnen der ersten Hypothek zugeschlagen; belastet war das 41,6 Ar große und mit 101100 Mark in der Landesbrandkasse versicherte Grundstück erststellig mit 170000 Mark und zweitstellig für die Vereinsbank mit 20400 Mark bei 191500 Mark gerichtlicher Taxe. — ßhemnitz. Flugveranstaltungen werden auf dem hiesigen Flugplätze vom 20. bis 27. Juli abgehalten. Die Jesuiten in Sachsen. Die Jesuiten in Sachsen — das ist ein trauriges Kapitel der sächsischen Kirchengeschichte. Schon im Zeitalter der Reformation setzte Rom seine Hebel an, Sachsen, das sich kaum dem Evangelium er schlossen hatte, in die alte Nacht zurückzuführen. Insbe sondere warf es auf Kurfürst August, einen der nam haftesten Fürsten damaliger Zeit, sein Auge. Die treibenden Kräfte des widerlichen Jntriguenspiels, das bereits 1551 einsetzte, waren die Jesuiten, Pater Canisius an der Spitze. Aber es gelang der Gegenreformation in Sachsen nicht, irgend etwas zu erreichen; alle jesuitischen Bohrversuche blieben erfolglos. Was indessen im 16. Jahrhundert nicht gelang, das gelang im 17. Der jesuitische Feldzugsplan ging dahin, erst die wettinischen Nebenlinien, dann das Kurhaus zu bearbeiten und zu gewinnen und schließlich in das Volk der Sachsen selbst Bresche zu schlagen. Das Fürstenhaus Wettin war bis Ende des siebzehnten Jahrhunderts gut protestantisch. Die Albertiner wie die Ernestiner galten als Hüter des Evangeliums. Da trat im Jahre 1689 ein ziemlich mittelloser nachgeborener sächsischer Prinz, Christian August von Sachsen-Zeitz, auf Betrieb eines eifrig katholischen Gliedes des deutschen Hochadels zur römische« Kirche über und gelobte dabei dem Papste, „daß die Zurückführung seines erlauchten Hauses, namentlich der kurfürstlichen Linie, in den Schoß der katholischen Kirche und die Wiederherstellung der katholischen Religion in den sämtlichen sächsischen Landen die alleinige Aufgabe seines Lebens sein solle". Rasch zu hohen Ehren gelangt und mit Pfründen aller Art be lohnt, verbündete er sich mit den Jesuiten, dies sein Werk hinauszuführen, und er hat es, was das Fürsten haus betrifft, mit eiserner Konsequenz betrieben und mit großem Erfolg getan. Der Uebertritt Augusts des Starken ist bekannt. An ihm und an der Erwerbung der Krone Polens haben die Jesuiten wesentlichen Anteil. Es war ein schweres Stück, die Wahl des sächsischen Kurfürsten durchzudrücken; das nötige Geld zur Bestechung der Gegenpartei lieferten die Jesuiten. „Und war nun nichts übrig — so berichtet treuherzig das Illestrum ^uropseum für 1697 — als bedacht zu sein, wie man in der Eile würde genugsam Geldsummen aufbringen können, weil doch in Polen dies falls ohne Geld nichts würde zu tun sein. So fand man dieses Expediens, daß der Kurfürst seine Juwelen, die weit über eine Million betrugen, bei den Jesuiten in Wien deponierte, diese aber es der Sozietät zu Warschau zu wissen taten, damit durch selbige die polnischen Magnaten wegen solcher Summen Versicherung bekommen möchten." August versetzte also bei den Wiener Jesuiten seine Juwelen, und die frommen Väter zu Wien eröffneten ihm dafür einen Kredit bei ihren Ordensbrüdern in Warschau. Wie groß dieser Kredit war, geht daraus hervor, daß August in einer einzigen Nacht 1800000 Livres an die auf dem Wahlfelde versammelte Menge verteilen ließ. Selbst die hoffnungsvolle Jesuitenjugend mußte mit helfen, dem Sachsen den Sieg zu erringen. Es tauchten bei der Königswahl in Warschau Zweifel auf, ob August auch wirklich römisch-katholisch geworden sei. Da alle Druckereien besetzt waren, so mußten 200 Jesuitenschüler die ganze Nacht durch eine Bekanntmachung abschreiben, welche die Lüge enthielt: der Kurfürst sei bereits seit zwei Jahren katholisch. Zum Dank für all diese Jesuitendienste hörte der neuerwählte Polenkönig die Messe bei den Jesuiten in Breslau, und von nun an schaltete der Jesuitenorden auf das ungenierteste im Sachfenlande. Ein schlauer Jesuit, Pater Vota, wird Beichtvater des Fürsten und die treibende Kraft bei den Maßnahmen der römischen Propaganda in Sachsen; und August der Starke machte seinem jesuitischen Beichtvater alle Ehre. In gleicher Weise wie bei der Bekehrung Augusts sind auch bei der Zwangsbekehrung seines Sohnes die Jesuiten die Akteure. Jesuitischer Geist setzt hier alles in Bewegung. Der König von Jesuiten-Gnaden liefert seinen Sohn an Nom aus. Er muß es dem Lande wie seiner Mutter und Gattin feierlich versprechen, den Thronerben lutherisch, er ziehen zu lasse«, — und er verkaufte die Seele des Knaben hinter dem Rücken des Volkes an den Papst. Er entführt den ahnungslosen Sohn, der bereits vor oem lutherischen Altar konfirmiert ist, nach Italien unter dem Vorwande, ihn die Welt sehen zu lassen, — und er entfernt von ihm alle evangelischen Begleiter und Diener und ersetzt sie durch lauter Jesuiten, die ihn von der Außenwelt absperren und ihn geistig aushungern, bis sie ihn zu Falle gebracht. Heimlich gelingt es dem unglücklichen Zögling, an seine Großmutter daheim zu schreiben: „Nie werde ich so nieder trächtig sein und mir eine so unwürdige und ehrlose Sache zu schulden kommen lassen, wie meine Religion zu wechseln" Da macht der Vater kurzen Prozeß; zwei Jesuiten, Salerno und Khogler, erhalten von ihm strikten Befehl, sich des widerspenstigen Prinzen zu bemächtigen und ihn mit Ge walt zum Abschwören der lutherischen Ketzerei zu zwingen. Der ausgehungerte und völlig gebrochene junge Mann sieht keine Möglichkeit mehr, sich zu wehren; er kapituliert und muß den Herren Jesuiten bescheinigen, „daß er seine Bekehrung nächst Gott der heiligen Gefellschaft Jesu danke", und dem Pater Salerno die Quittung ausstellen, daß er ihn „als einen zweiten Retter seiner Seele ansehe". Unter August Ul. und Brühl ließen sich's nun die Jesuiten in Sachsen wohl sein, sie hatten erreicht, was sie wollten, und Pater Guarini, der Hofkavalier ohne Amt, doch mit 12000 Talern Jahresgehalt, warf sich in die Brust. Weniger wohl war es dem armen Lande zu Mute, besonders 1763, wo die Weltgeschichte ihre Quittung über die sächsische Mißwirtschaft ausgestellt hatte. Mit Friedrich August dem Gerechten begann eine an dere Zeit. Der Einfluß der Jesuiten hatte seinen Höhe punkt überschritten. Doch suchte der Beichtvater des Kur fürsten, der Jesuit Hertz, dem strengstens befohlen worden war, seinem Beichtkinde gegenüber nur von Religion, nie von Staatsangelegenheiten zu reden, bereits 1768 den jungen Fürsten zu einer höchst bedenklichen Politik zu ver leiten. Er wollte ihn bestimmen, die von ihm gegebenen Religionsversicherungen einfach nicht zu bestätigen und den Sitz im Oorpus evsnZelicorum aufzugeben. Aber Friedrich August war zu redlich, als daß er sich zu solchen Umtrieben hergegeben hätte. Wie Hertz, so gehörten nach wie vor sämtliche katholische Geistliche Sachsens schon seit 1697 dem Jesuitenorden an. Ihre Zahl war nicht gering. Als Papst Clemens XIV. 1773 den Jesuitenorden aufhob, weil dies nötig war, „wenn unter den christlichen Völkern nicht dem Kriege und der gegenseitigen Zerfleischung der Kirche Tür und Angel geöffnet werden sollte," da fanden sich in Sachsen an 25 Jesuiten vor, die Jahresgehälter von 1000 bis 3000 Taler bezogen. Friedrich August behielt diese Patres auch nach 1773 bei, als ob nichts geschehen wäre. Als 1814 der Orden wieder hergestellt war, konnten die Jesuiten sich rühmen, daß in Sachsen in.der Zwischenzeit von 41 Jahren ihr Dasein in keiner Weise gestört worden sei, daß man sie zwar aus katholischen Landen ausgetrieben, aber gerade im Mutterlande der Reformation, dem sie die denkbar tiefsten Wunden geschlagen, liebevoll gehegt und gepflegt hatte. Das war wirklich sächsische Gutmütigkeit, die die Todfeinde auch noch hätschelte. Doch die Abrechnung sollte nicht lange auf sich warten lassen. Als sich die sächsische Bevölkerung, Adel und Bürger tum, in heißem Kampfe die Staatsverfassung von 1831 errang, da ward endlich dem Treiben der Jesuiten in unserm Lande für alle Zeiten ein Riegel vorgeschoben. Denn es hieß darin Z 56: „Es dürfen weder neue Klöster errichtet, noch Jesuiten oder irgend ein anderer geistlicher Orden je mals im Lande ausgenommen werden." Kein geringerer als Prinz Johann, der selbst einem strengen Katholizismus huldigte, hatte es bei dem König Anton durchzusetzen ge wußt, daß bei dem Verbote der Aufnahme geistlicher Orden im Lande noch der Jesuiten besonders gedacht wurde; und dies Verdikt spricht Bände gegen die Gesellschaft Jesu In einer mehr denn achtzigjährigen Geschichte hat die sächsische Regierung diejenige Jesuitenpolitik eingehalten, die ihr durch die Verfassung vorgezeichnet ist, unv kein Minister in Sachsen würde sich jemals Vertrauen im Lande erringen, der eine unklare Stellung in der Jesuitenfrage ein nähme. Die Gesellschaft Jesu ist von Sachsen ausgeschlossen. Mag auch jesuitischer Geist in der römischen Kirche Sachsens wirksam sein, z. B. in dem römischen Katechismus, der obrigkeitlich in Sachsen eingeführt ist, — Gliedern der Gesellschaft Jesu ist jede Tätigkeit innerhalb der weiß grünen Pfähle für immer untersagt, und niemals wird der Tag kommen, wo die Söhne Loyolas in unserm Lande wieder ihren Einzug halten. deMme VaräaneUen-rMonen. ' Vorwärts und zurück! Soviel Sonderbarkeiten der türkisch-italienische Krieg bisher schon gebracht, immer wieder erfährt die Welt neue und ungeahnte Geschichten, die -um Teil Verblüffung, zum Teil verständnisvolles Lächeln im übrigen unbeteiligten Europa Hervorrufen müssen. Die geheimnisvolle Darda nellenschlacht, die nach der ersten italienischen Darstellung überhaupt, keine Auseinandersetzung, zwischen Türken und Italienern, ssöndern niS eine RevEoN lin Lager ver Söhne Mohammeds gewesen sein sollte, mußte endlich von den Italienern doch zugestanden werden. Amtliche Darstellung der Italiener. Die offiziöse .Agenzia Stefani" veröffentlichte ain 20. Juli nachmittags eine amtliche Darstellung, in der es heißt, daß Informationen von türkischen Angriffsgelüsten vorgelegen hätten. Die italienische Torpedobootsflottill^ sei deshalb in die Dardanellen eingefahren, sei trotz Ent deckung und Beschießung weitergegangen bis zum feind lichen G-rchwader innerhalb Ler Dardanellen. Dann heißt es wörtlich weiter: Nachvem festgestellt war, daß das feindliche Geschwader in einer wwkiamen Verteidigungsstellung sich befand und durch Sperrkette geschützt war, beschlossen die Unserige«, sich zurück,uzrehe«, da eS vollständig unmöglich war, An griffe auf die verankerte« feindliche« Schiffe auSzuführen» Man hat also nur einmal zusehen wollen, was di« türkischen Seeleute in der Meerenge eigentlich anfangen,! und ist dann, da sie eine Sperrkette vorgelegt hatten, mutig zurückgegangen. Der Rückzug ohne jede Gefahr. Weiter berichtet die .Agenzia Stefani" unter dem 20. Juli: »Dieser Rückzug ging in voller Ordnung vov sich, obschon sich die Fahrt bei dem sehr lebhaften Feuer aller Forts der Dardanellen und der Schiffe zu einer Fahrt auf Leben und Tod gestaltete, gewann doch daS ganze italienische Geschwader das Ägäische Meer wieder; kein Feind wagte zu folgen. Infolge deS mangelhaften Schießens des Feindes traten keine Verluste ein." Der Bericht schließt mit schwungvollen Worten der Anerkennung für die Kühnheit und Kriegstüchtigkeit der italienischen Marine. . i Türkische Erzählungen. Bei den Moslems klingt die Sache natürlich anders. Vom Torpedoboot „Kutahia", das die Feinde zuerst ent deckte, wird ebenfalls mit Datum vom 20. Juli berichte^ daß man Beschädigungen an den italienischen Torpedos bemerkt und den Untergang von zwei Torpedobooten fest gestellt habe. In der Dunkelheit habe nicht beobachtet werden können, ob die Bemannung gerettet worden sei. Dem Konstantinopler Blatt ,Hakk" zufolge wurde von der Besatzung der in den Dardanellen in Grund gebohrten italienischen Torpedoboote kein Mann gerettet. — Vor läufig hatten also beide Teile in höchst ehrenvoller Weise gesiegt — der Operettentext dieses Krieges ist um einen höchst kurzweiligen Satz vermehrt. Keine Dardanellensperre. - Obwohl andauernd daS Kreuzen italienischer Kriegs- fahrzeuge vor den Dardanellen beobachtet worden sein soll, wurden laut Beschluß des türkischen Ministerrats vom 20. Juli di« Dardanellen vorläufig nicht gesperrt. ES wird aver die Rinne für freie Fahrt um die Hälfte enger gemacht. Die Schiffahrt durch die Dardanellen war einst weilen ungestört. Der Aufruf deS Sultans. Di« wirklichen oder vermeintlichen Ereignisse am Ein gang der Dardanellen haben den Sultan resp. Lie türkisch«! Regierung bewogen, die Situation zur innerpolitische« Beruhigung auszunutzen. Als oberster Kriegsherr richtet« der Sultan eine Proklamation an das bekanntlich durch aus nicht in allen Teilen zufriedene Heer, worin er die Offiziere und Soldaten aufforderte, an der militärischen Disziplin festzuhalten und sich nicht um Politik zu be kümmern. Der Sultan erinnerte die Armee an ihren Treueid auf die Verfassung und appelliert an den Patrio tismus deS HeereS, daß eS einig bleibe gegenüber dem äußeren Feind. Die Proklamation erwähnt di« Bombardierung der Dardanellen durch die Italiener und erklärt diesen Angriff für eine Folge der italienischen An nahme von der Erschlaffung der militärischen Disziplin. Zum Schluß verwies der Sultan auf die Ernennung Tewfik Paschas zum Großwesir, die Ernennung eine- unabhängigen Kabinetts und ermahnt zur Treue und Einigkeit. Die Proklamation iy Len Truppen überall vor» gelesen worden. ' Kritischer 8uffragetten-8cbrecken. Mit Schießpulver und Petroleum. Man weiß in Len Vereinigten Königreichen nicht recht, was man mit den ohne Unterbrechung Unfug stiftenden Suffragetten anfangen soll. Die Angriffe der letzten Tage auf Minister und andere Würdenträger haben ja zur Verhaftung von acht der kühnen Amazonen ge führt. Die Polizei hat in der Wohnung von vier der Ver hafteten in Dublin Schießpulver, Petroleum und ander« hübsche Dinge gefunden. Die Vorstände in dem Haupb> quartier deS sozialen und politischen Vereins der Frauen in Lyndon erklären, daß sie nichts mit den Attentaten tun hätten, sie dächten jedoch nicht daran, sich von den Täterinnen loSzusagen, sondern wiesen der Regierung allein die Verantwortung für alle Attentate zu. Mehrere der fortwährend bedrohten Minister befinden sich im Zu stande höchster Nervosität. Wenn man die Weiber wirklich ernsthaft bestraft, inszenieren sie di« lächerlichen Hunger- streiks und werden wieder freigelassen. Die Polizei ist auch schon nervös geworden, die Suffragetten nehmen alle Kräfte dauernd in Anspruch. Sin Heer von Geheimpolizisten be gleitet sämtliche Minister «ff dienstlichen wie privaten Wegen und bewacht ihr« PalaiS. , Die Presse nennt den Zustand unerträglich und ver- sichert daS Kabinett der Unterstützung -es Landes, falls «S energische Maßregeln zur Unterdrückung der verbrecherischen Frauenkampagne «greife. Nur die Zeiten der irischen Attentat« seien mit den jetzigen Zuständen zu vergleichen, meint ein liberale» Organ, Genau ob« mehr wir damal« müsse jeder Minister ob« hohe Staatsbeamte gewärtig sein, angefalleu «« werden, falls er sich ins Freie wage. ES scheint sornit, als w«m sich «in Wechsel in der Beurteilung de» Suffragettentaten vorbereite. Bish« wurden sie »sa Verwaltung und Publikum nicht recht ernst genommen, als hysterisch« Ausartungen oder gute Unterhaltung betrachtet, La» scheint mm nicht läng« an- zugehkL — . — .. — Politische Runälckau. Deutsches Zeich. -I- Die Seutsch-sranzöMHe Kommission, die in Bern ver sammelt war, um die Ausführung des Kongoabkommens zwischen Deutschland und Frankreich in die Wege zu leiten, hat ihre Arbeiten beendigt. Man ist beiderseits nach amtlichen Verlautbarungen durchaus befriedigt. Für die Tätigkeit der an Ort und Stelle zu entsendenden technischen Kommission wurden alle Unterlagen gewonnen. Dies« soll mm so bald als möglich cm di« Arbeit gehen. .
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