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8m Eine elektroniÄgnetilcke Kanon« wurde vor einigen Jahren von einem Professor aus Kristiania nach Berlin gebracht, wo die Erfindung von Fach leuten ausprobiert wurde und auch günstige Ergebniss e hatte.—Die Leistungs fähigkeit der elektromagnetischen Kanone steigt mit der Länge des Kanonenrohres. Auf Grund der von dem Erfinder an gestellten Berechnungen soll beispielweise ein Rohr von 10 Meter Länge ein Ge schoß von 8 Tonnen Gewicht 160 Kilo meter weit schießen können, und bei einem Rohr von 100 Meter Länge würde die Leistungsfähigkeit auf 1600 Kilo meter gehen. Unter solchen Umständen kann man sich nicht wundern, wenn einige norwegische Fachleute bereits der Ansicht Ausdruck gegeben haben, daß die elektromagnetische Kanone eine ähnliche Umwälzung Herbeiführen würde, wie beispielsweise die Erfindung des Schieß- pulver^. Vie Entktekung cker Slüklampe. Man kann sich einen kleinen Begriff von der Beharrlichkeit und Ausdauer des berühmten Erfinders Edison machen, wenn man den Bericht liest, den er an läßlich seiner Glühlampen-Erfindung ab gab: „Der erste Kohlefaden", schreibt er, „wurde aus einer Soule von Clarks Zwirn hergestellt. Die ganze Nacht hin durch arbeitete mein Assistent an meiner Seite. Auch den nächsten Tag und die folgende Nacht waren wir mit derselben Aufgabe beschäftigt — dann endlich war der erste primitive Kohlefaden fertig. Mit diesem mußten wir zum Glasbläser wandern. Der Assistent trug den kost baren Faden mit größter Vorsicht, und ich ging hinter ihm, als gälte es den größten Schab bewachen. Bei dem Manne angelangt, bemerkten wir zu unserem Verdrusse, daß der Faden zerbrochen war. Sofort nach dem Laboratorium zurück gekehrt, begann hier die Arbeit von neuem. Am Spätnachmittag war der zweite Faden fertig, doch auch dieser wurde durch einen darauffallenden kleinen Schraubenzieher zerstört. Nun verging noch eine Nacht, und am dritten Morgen batten wir endlich einen unverlebten Kohlefaden in einer Glaskugel, die nun luftleer gemacht und versiegelt wurde. Dann ließ ich den elektrischen Strom eintreten, und das Licht, das noch das Licht der Welt zu werden verspricht, er strahlte zum erstenmal vor unseren Augen." kkl.Ik.I.s.j,t.WI S elstesgegen wart. Der bekannte Komiker und Poffen dichter Jckhann Nepomuk Nestroy, besten Erfolge sich besonders auf glückliche Einfälle zu extemporieren gründeten, wurde einst stürmisch gerufen, und als er hinter den Kulissen hervortrat, stol perte er und fiel seiner ganzen Länge nach auf die Bühne. Aber schnell gefaßt erhob er sich und, an die Rampe tretend, sagte er: „Wenn ich so gefallen habe, wie ich gefallen bin, so würde ich mich glücklich schätzen und sage dem verehrten Publikum meinen besten Dank!" Seine kusreicbnung. Nach dem Sturm auf die Düppeler Schanzen sandte König Wilhelm dem Prinzen Friedrich Karl den Orden paar le werlts mit dem Telegramm: .Nächst dem Herrn der Heerscharen verdanke ich dir diesen Sieg^ — Es mochte den Prinzen peinlich berührt haben, dab der I König nicht auch Wrangel, dem Ober befehlshaber, wenigstens dem Namen nach, die gleiche Auszeichnung verlieh; Wrangel aber beruhigte ihn: „Was wollen Sie weiter. Königliche Hoheit? Ich bin ja ebenfalls reichlich belohnt; denn mit dem Herrn der Heerscharen, damit meint er mir." — Wer mit fremdem Schweiße düngt, dem trägt der Acker nur Disteln. Man kann viel in sich selbst finden, wenn man sich nur die Mühe gibt, zu suchen. Die Liebe des Mannes ist nur ein Teil seines Lebens; die Liebe des Weibes ist ihre ganze Existenz. * Das Geistreichste, was wir einer Dame sagen können, ist ein Kompliment. V»s Vaterlanct Ues Herings. Zuverlässige Autoritäten erklären, daß die Heimat des Herings südlich vom Polarmeere zu suchen sei. Jedes Jahr verlasten die Myriaden des zarten Fisches ihre Heimat zu einem Zuge weiter nach Süden, und nachdem sie Norwegen besucht und seine Fjorde ab geschwommen haben, teilen sie sich in Schwärme, von denen Ler eine nach der Ostsee, der andere nach der Nordsee weiterzieht, der letztere erscheint dann an allen Küsten Hollands und zuletzt im Kanale. Der Kaffee. Es hat sich wohl kaum jemand mit )er Frage beschäftigt, wieviel Kaffee eigentlich aus der ganzen Welt jährlich getrunken wird. Das läßt sich ziemlich genau berechnen. Die Gesamtproduktion )er Welt beträgt durchschnittlich 20 Mil lionen Zentner; das sind 2000 Millionen Pfund s 50 Lot. Rechnet man auf ein Lot im Durchschnitt fünf Taffen Kaffee, auf ein Pfund sonach 260 Tasten (das ist reilich kein Besuchskaffee), so würde ein Zentner 25 000, 20 Zentner 500 000, und 20 Millionen Zentner: 500 Milliarden Tassen ergeben! Das ist eine enorme Zahl, die erst etwas verständlich wird, wenn man bedenkt, daß ein ganzes Jahr nur rund 31V- Millionen Sekunden hat. Wollte ein einzelner das ganze Quantum bewältigen, so müßte er jede Sekunde rund 15870 Taffen trinken. Nimmt man weiter an, dab nur etwa die Hälfte aller Menschen Kaffeetrinker sind, also etwa 800 Millionen, so kommen auf den einzelnen Menschen dennoch kaum zwei Tasten den Tag im Durchschnitt. Es soll freilich Leute geben, welche dieses Quantum weit überschreiten. Von berühmten Leuten V»s teure fleilck. Der berühmte Marschall Bertrand, der Napoleon l. nach St. Helena gefolgt war, sprach eines Tages mit einem Hausbesitzer aus Jamestown, der einzigen Stadt der Insel, und beklagte des Kaisers und sein Los. .Was wollen Sie aber?" erwiderte ihm sein Zuhörer. „Sie haben doch, wie man sagt, alle Tage frisches Rindfleisch zu essen, wäh rend wir anderen Leute hier auf der Insel es nur zwei« oder dreimal im Jahre erhalten können und dann für das Pfund mindestens einen halben Schilling zahlen müssen." BertronL erzählte diele Äußerung dem Kaiser wieder, der daraus bitter lächelnd entgegnete: „Sie hätten dem Manne sagen sollen, daß uns das frische Rindfleisch hier noch vie! teurer zu stehen kommt, denn es kostet uns mehrere Kronen." Alle flauen sm<1 glelck. Zur Zeit der Königin Elisabeth war ein Fuhrmann nach Windsor bestellt worden, um die Garderobe der Königin vom Schlöffe irgendwohin zu fahren. Dreimal kam er mit seinem Wagen, und die Dienerschaft sagte ihm immer wieder, die Königin müsse erst be stimmen. Ungeduldig knallte der Kutscher mit seiner Peitsche. „Ich sehe schon", brummte er laut vor sich hin, „die Königin ist auch nicht bester als meine Frau!" Elisabeth stand gerade am Fenster. Lachend befahl sie dem Kutscher zehn Schillinge zu zahlen. Ewige Jugenck. Die Prinzessin Bustupoff war in ihrer Jugend eine der schönsten Frauen Europas und besaß dazu noch ein un geheures Vermögen. Schon jung ver witwet, lehnte sie die schmeichelhaftesten Heiratsanträge, darunter angeblich auch den eines regierenden deutschen Fürsten, ohne Zögern ab. Im Alter von sechzig Jahren aber lernte sie einen gewissen Chauveau kennen, den jungen Sekretär des Herzogs von Bassano, und diesem reichte sie die schon etwas welkende Hand. Der glückliche junge Ehemann starb bereits nach zwei Jahren, und Lie Witwe betrauerte ibn bis zum eigenen Ableben im 80. Lebensjahre! Zum llopsrerbreHen Oss Atpenfett. Ein Alvenverein veranstaltet ein Fest, auf dem nachstehende Kostüme vertreten sind: Sarnthaler — Schlierseerin — Otz- thaler — Bergfuehrer — Forstknecht — Alpacherin — Kellnerin — Pinz gauer — Kärntnerin — Berchtes gadener — Zillerthaler — Sennerin Miesbacher. Diese Kostüme sollen nun in der ge gebenen Reihenfolge so lange seitlich verschoben werden, bis eine Buchstaben reihe von oben nach unten gelesen etwas ergibt, womit die jungen Damen und Herren die Gesellschaft an diesem Abend überraschten. ^«rwanälungsrätsel. garde aber rand dämm Z, oder messina Die Anfangs- und Endbuchstaben der vorstehenden 8 Worte sollen durch andere ersetzt werden, und zwar derart, daß neue Worte entstehen. Werden deren Anfangs- und Endbuchstaben — in beiden Fällen von oben nach unten gelesen — aneinandergereiht, so ergibt die Lösung einen von allen Menschen freudig be grüßten Zeitpunkt. (Auflösungen folgen in nächster Nummer.) Ruklökungen »us voriger Kummer, Rätsel: 1. Handel, Mandel, Sandel, Wandell — 2. Hahn, Huhn. — 3. Vorsprechen. Fragment-Aufgabe: Ost Eck Ahr Gnu Heu Lei Ufa Kai Ulk Alp Schneefall. WMM ftl MM Erschein» dreimal and zwar Dienstag«. >Mur«Uts» »ild Ko-Aadeud«. J-Iero le werden lag» vorher, di« »tnatz« N Uhr a-Denomme». Ve-»,«prei« «» der Stadt vierteijahrlfch ,.40 «k. frei in» ad-thol! voa der «rvedstioa l.ZOMk. durch di« Post -ad -asere Loada„tr«aer dkjoqra 1,54 Ml. unä Umgegend Amtsblatt Nuderdakd de« «m,4gerich,»de»«rk» vi«4dr-ft » PH. 4 HeUra-de-der v»d tabellarischer Gap mit SO Prvje-t Hl-stchl-G, tzeder N-ivr-ch «ab alt erlischt, wen- der Petrag d-rO PNo^e ei-pe^oqe- werde, »ui» »d der Uni lv»-grber 1» So-k-r« gentt. -er,sprr<der Nr S — rei«v»».Adrrfse: UmtsdiaN VUsdeust» Mr die Lönigl. AmtshauptmsnnschaN Weitzen, für das König!, vmksgrrilht und den Stadtrat »u Wllsdr^ L sowie für das königl. Forltrentamt zu Tharandt. Verantwortlich für Redaktion, Druck und Verlag: Arthur Zschunke in Wilsdruff 15,2 Spat gefunden Roman von Johanna Schjörring. Erster Abschnitt. „Es kommt mir vor, als wenn du nicht so froh wärest, Mutter, wie ich es mir gedacht habe. Dein Wunsch, mich verlobt zu sehen, ist ja doch nun erfüllt worden, und in ein paar Monaten — denke einmal! bin ich also mit der schönen Iris Höyer verheiratet." „Doch gewiß, ich bin froh, sehr froh, besonders weil ich sehe, daß du glücklich bist!" „Selbst in diesem letzten Satz birgt sich ein Zweifel — du kannst mich mit deinem besten Willen nicht täuschen, Mutter." Die Mutter, eine ältere, korrekte Dame, mit weißem Haar und einigen tiefen Runzeln um den Mund und die Augen, schüttelte den Kopf und nähte weiter an einer bunten Schreibtischdecke, deren Zweck der Sohn wohl be griff. Sie war eine Pfarrerswitwe und hatte sich länger als 20 Jahre redlich bemüht, diesen Sohn und noch zwei andere zu erziehen und zu versorgen. Mit dem älteren Sohn hatte sie Schwierigkeiten gehabt, und er hatte sich schließlich ein Heim in der Fremde ge sucht. Er war Cand. phil. und hatte ein paar Jahre Philologie studiert, als er plötzlich auf andere Gedanken kam und sich eine Zeitlang auf Mathematik und doppelte Buchhaltung verlegte. Endlich entdeckte Mama durch einige Hausfreunde, daß er mit einer kleinen Kassiererin aus einer Nebenstraße ein seinen Studien keineswegs förderliches, freies Dasein führte. Bitten, Tränen und Mahnungen änderten nichts an den Dingen, und eines schönen Tages, als seine Mutter ihn vergebens nach Hause erwartete, erhielt sie einen Brief, der ihr mit teilte, daß er auf dem Weg nach Amerika war, wo er seinen Onkel aufsuchen und einen ganz neuen Weg ein schlagen wollte. Sie hatte viele bittere Tränen des Kummers geweint, doch keine, so kam es ihr vor, so schmerzlichen wie über diesen Brief, was vielleicht niemand so zu verstehen ver mag, wie eine Mutter, die selbst und allein für die Er ziehung und Versorgung ihrer Kinder gekämpft hat. Nicht lange nachher verschwand die junge Kassiererin, und eine einzelne Zeitung, die nach allgemeiner Meinung als sensationell galt, berichtete etwas von Kasfenmangel. Dabei blieb es. Als die erste bittere Trauer über Jürgens Abreise, sowie die Unterbrechung seiner Bestrebungen, sich daheim eine Stellung zu erringen, sein jäher Aufbruch aus der Heimat — der halb und halb einer Flucht glich — und seine Trennung von ihrem behaglichen, kleinen heimatlichen Herd sich einigermaßen gelegt hatte, empfing die Pastorin Hilmar nach und nach regelmäßige Briefe von ihm. Sie linderten ihren Schmerz, aber der Verlust blieb der gleiche. Nie mehr sollte sie dasitzen und seinen Schritten lauschen, nie mehr an dem teilnehmen, was ihn beschäftigte und er freute, nicht mehr wissen, wo er verkehrte, ob er krank oder gesund, froh oder betrübt war. Ihre Wege würden sich nicht mehr begegnen. Kehrte er jemals heim, so würde (Nachdruck verboten), sie ihn nicht mehr kennen, und seine Gedanken, seine Freuden und Sorgen würden ihr fremd sein. Ist die Welt so klein, wie die Gegenwart in ihrem selbstzufriedenen Übermut so oft behauptet, daß man sich so weit und so absolut von einander entfernen kann? dachte sie, wenn sie, mit über die Wangen herabfließenden Tränen, Stich um Stich nähte. Keine Liebe ist so fest und gleichzeitig so schmerzend weich, wie diejenige einer Mutter für ihr Kind. Kann sie persönlich nichts leisten, so wendet sie sich in ihrer Not an den Himmel mit einem Meer von Gebeten. Der menschliche Gedanke schwindelt bei der Vorstellung von dem Riesengeist, der so zu widerstreben vermag. Der Aufenthalt des Sohnes im fernen Westen war im Anfang sicher nicht so leicht. Sein Onkel, ein reicher Pianofortefabrikant in Chikago empfing ihn kalt und er klärte ihm nach Versauf einiger Wochen, daß er keinen Gebrauch für ihn habe, empfahl ihn aber einem Vieh händler in St. Francisco. Dieser Mann hatte viele Eisen im Feuer und versah u. a. eine Filiale der Pianoforte fabrik. Doch war Jürgens keineswegs geeignet für das Ladenleben, das ihn über alle Beschreibung langweilte. Nach einer Woche war er fertig mit dem Viehhändler; bei einem Uhrmacher ging es nicht viel besser. Nun kam er zu einem Photographen und von diesem zu einem Gärtner; der letztere Platz gefiel ihm. Nachdem er einige Zeit gearbeitet hatte, verband er sich mit einem Engländer, der Land kaufte, wo sie Südfrüchte pflanzten, in der Ab sicht, solche nach den skandinavischen Ländern und den Ostseeprovinzen auszuführen. Alles verhieß guten Erfolg, und Jürgen und sein Teilhaber waren in hohem Grade davon interessiert. Anfangs leitete Mr. Tempson hauptsächlich die Frei luftarbeit und Jürgen die merkantilen Geschäfte, die Rechnungen usw. Über das häusliche Leben Jürgens wußten weder seine Mutter noch seine Brüder Genaues, sogar nicht ein mal, ob er verheiratet war oder nicht, und sie waren still schweigend übereingekommen, nicht zu fragen, sondern es ihm selbst zu überlassen, ob er etwas darüber mitteilen wollte oder nicht. Der zweitälteste Sohn, Sophus, war gleichsam, als wenn er nicht existierte, so glatt und gerade war alles mit ihm vorgegangen. Er wurde Student mit bester Note, theologischer Kandidat mit glänzender, erster Note, wurde ordiniert, predigte und war neulich zum Dorf pfarrer auf Bornholm in einer der schönsten Gegenden der schönen Insel gewählt worden und allein dorthin ge zogen. So standen die Dinge in der Hilmarschen Familie, als der jüngste Sohn Hermann, ein junger Mann von 28 Jahren, die eingangs erwähnten Worte äußerte. Hermann war eher unter als über Mittelgröße, mit schnellen und lebhaften Bewegungen. Er hatte schwarzes Haar über einer Stirn, die viele hochfliegenden Ideen enthielt, schöne, ruhige und blaue Augen mit einem festen Blick, eine kleine, gerade Nase, die nicht nach dem Ge-