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Einen ehrenden Nachruf weihte dem Verstorbenen Herr Hauptmann Tzscharmann. In lautloser Stille, die nur durch das Schluchzen der Beteiligten unterbrochen wurde, verharrte die Menge in tiefster Andacht. Nun deckt die Erde das Grab eines braven Sohnes, eines treuen Sol daten, der auch seinem-Vaterland sein Leben weihte. Er ward zur großen Armee im Himmel einberufen; der Herr lasse ihm leuchten sein ewiges Licht! — Was Technik, Kunst, Inszenierung und Photographie in den Dienst der Kinematographie gestellt hat, was mit allen Finessen und Raffinement im Bilde wiederzugeben ist, dies zu bewundern werden die Besucher der Imperiat- Lichtschauspieke am kommenden Sonntag im Schützenhaus Gelegenheit haben. Das Programm von einer eigenartig schönen Zusammenstellung bietet der interessanten, fesseln den Bilder in reicher Anzahl, sodaß selbst der verwöhnteste Besucher zufrieden das Lokal verlassen wird. — Programm zur Ktatzmuffk für Sonntag, den 30. Juni, ausgeführt von der hiesigen Stadtkapelle. 1. Wiener Herzen, Marsch von Schild; 2. Ouvertüre zur Operette „Frau Loreley" von Linke; 3. Kavatine aus der Oper „Torquato Tasso" von Donizetti; 4. „Gebirgsklänge", Ländler von Detest; 5. Walzer nach Motiven der Operette „Der Kellermeister" von Zeller. — Einwohner-Jubiläum. Am gestrigen Tage voll endeten sich 25 Jahre, daß der hiesige frühere Friseur und jetzige Stellenvermittler Herr Bernhard Pollack, seinen Einzug in hiesige Stadt hielt. Möge es dem Jubilar vergönnt sein, sein jetziges Unternehmen zum Segen der Landwirtschaft bei bester Gesundheit noch recht viele Jabre weiterzuführen. — Kinvruchsdicöffahl. In der Nacht von Dienstag zum Mittwoch statteten Diebe einen hiesigen Gutsbesitzer einen nächtlichen Besuch ab und hießen verschiedene Eßwaren und Kleidungsstücke mit sich gehen. — Ein Aufruf zur Unterstützung des Waues einer deutschen evangelischen Kirche in Wom liegt dem größten Teile unserer heutigen Nummer bei. — Einem Teile unserer heutigen Auflage liegt ein Prospekt der Fa. Ariedrichstädter Warenhaus, Dresden-A., betr. 95 Pfennig-Tage, bei — Aerztlicher Sonntagsdienst von mittags 1 Uhr ab Herr Dr. med. Bartcky. — Wetterausstchten für heute: Ostwinde, heiter, warm, trocken. Luftwärme gestern mittag -j- 24° L. — Manlienstein, 28. Juni. Ein tragischer Fall, der naturgemäß eine gewisse Aufregung unter die Einwohner des Ortes brachte, ereignete fick hier am Donnerstag. Während der Ortsgeistliche am Grabe des Zimmermanns Schumann die Rede hielt, starb die Ehefrau desselben an den Folgen einer Lungenentzündung, die sie sich durch Ueberanstrengung offenbar beim Laufen aus einem Nach barorte zugezogen hatte. Sie wollte an das Krankenlager ihres Gatten eilen, dessen Erkrankung ihr gemeldet worden Wax, während sie bei auswärts wohnenden Kindern weilte. — Wöhrsdorf. lieber den Besuch des Freiwilligen Kirchenchores der Lutherkirche in Meißen, der, begleitet von zahlreichen Angehörigen, seinen diesjährigen Sommerausflug unternahm, sei noch ergänzend berichtet: Ein Extrazug brachte die 200 Personen zählende Gesellschaft nach Röhrs- dorf, wo im Gasthofe znm Erbgericht der Kaffee einge nommen wurde. Um 4 Uhr fand in der schönen, großen Kirche des Ortes ein Kirchenkonzert statt, in dem Kantor Hientzsch-Röhrsdorf einige Stücke auf der herrlichen Orgel — der Festorgel der Dresdner Lutherfestspiele 1888 — meisterhaft zu Gehör brachte und der Kirchenchor unter der bewährten Leitung des Kantors Schütz den trotz des Heu wetters zahlreich erschienenen Zuhörern durch Vortrag mehrerer trefflich einstudierter Gesänge einen Beweis seines hohen Könnens gab. Gegen '/r6 Uhr wurde unter Voran tritt der Wilsdruffer Stadtkapelle der Weitermarsch nach Klipphausen angetreten. Dort bewegte sich bald die Jugend in flottem Tanze. Auch manches Lied wurde noch gesungen, bald vom Frauenchor, bald vom gemischten Chor. In ge radezu vollendeter Weise vorgetragen, erzielten sie in dem akustisch trefflich gebauten Saale eine wundervolle Wirkung. Nachdem der Ortsgeistliche, Pfarrer Dr. Größel, noch seinen Dank ausgesprochen hatte, insbesondere für die uneigen nützige Ueberweisung des Konzertertrages an die Röhrsdorser Kirche, führte ein Extrazua '/>12 Uhr nachts die Teil nehmer wieder den heimischen Penaten zu. — Koswig. Im Schürmannschen Eisenwerk wurde der Mauer Julius Trobisch aus Naundorf beim Ausweißen des Kesselhauses vom Treibriemen der Dampfmaschine er faßt und mit solcher Gewalt gegen die Decke gedrückt, daß der Tod augenblicklich eintrat. — Kötzschenbroda. Der Versand von Erdbeeren be trug an der hiesigen Güterabfertigungsstelle am 26. Juni 15 Körbe mit 462 KZ und am 27. Juni 10 Körbe mit 208 — Seußlitz, 27. Juni. Große Aufregung herrschte hier anläßlich der Fahnenweihe des Militärvereins in einer hiesigen Weinschänke, als sich plötzlich herausstellte, daß die gesamte, auf zwei Tellern gesammelte Tageskasse fehlte. Sämtliche Gäste sahen sich natürlich aus einmal polizeilich festgehalten und oas Suchen in allen Räumen begann, bis man schließlich die beiden geldbeladenen Teller in einem Aufwaschgefäße wiederfand. — Dresden. Zur Wohltätigkeitsveranstaltung „Sachsen fest" im städtischen Ausstellungspark am 29., 30. Juni und 1- Juli (Festbeainn täglich 3 Uhr nachmittags) ist folgendes Programm ausgestellt worden: Sonnabend, den 29. Juni Jung-Sachsen: Kinderspiele, Darbietungen des Pfadfinder und Pfadfinderinnenkorps, turnerische Darbietungen von Schülern höherer Lehranstalten und von Damen, ge sangliche und theatralische Darbietungen von Schulkindern der Bürger- und Bezirksschulen, abends Konzert des Dresdner Lehrergesangvereins, Leitung Prof. Brandes. Sonntag, den 30. Juni sächsischer Trachtenfestzug: Aus zug der Sachsen-Altenburger, Erzgebirger, Vogtländer, Bergleute, Wenden, Winzer und Schützengilden (in zum Teil historischen Trachten resp. Uniformen), Auftreten des Jünglings-Posaunenchors, Aufführung heimatlicher Tänze, Vorträge der namhaften sächsischen Dialektdichter Müller Emil (Erzgeb.), Bihnis Korle (Oberlausitz), Louis Riedel (Vogtl ), Georg Zimmermann (Leipzig) und Pros. Dr. H. Zschalig (Rochlitz), außerdem Auftreten des erzgebirgischen Volkssängers Anton Günther. Montag, den 1. Juli Sachsen im Lied: Gesangsvorträge des Schneiderschen Damenchors (größter Damenchor Dresdens), Leitung Ton künstler Bernhard Schneider, und des Julius Otto-Bundes, etwas wie eine stille Zuversicht versteckt, daß die allgütige Mutter Natur, die keines ihrer Kinder vergißt, auch in diesem Jahre mit ihrem Segen nicht an uns vorübergehen und uns die Sorge um das tägliche Brot wieder einmal für ein Jahr erleichtern wird. — Die Wilzsaison. In der bald beginnenden Pilz ernte dürfte es wohl angebracht sein, einige allgemeine Regeln über das Sammeln von Pilzen zu geben: Sammele nur solche Pilze, welche in der Gegend als eßbar bekannt sind. Sammele die eßbaren Pilze nur im Jugendzustande! Alle eigentlichen Blätter- und Faltenschwämme sind zu meiden. Genießbar sind davon nur der Champignon (Kennzeichen: rosa Lamellen und Ring), der Eierschwamm (Kennzeichen: rein dottergelb und fettiger Glanz). Alle Pilze, welche einen Milchsaft absondern', sind gefährlich. Ausgenommen sind der Reizker oder Rötling (Kennzeichen: weiße Milch und Heringsgeruch). Alle Röhrenpilze sind gefährlich oder verdächtig, deren Fleisch bei Verletzung die Farbe ändert, namentlich blau anläuft. Alle Pilze sind zu meiden, welche in eine schwarze Jauche zerfließen, widerlich riechen und schmecken und auf der Oberseite schmierig sind. — Wffücket die Wose, eh' sie vervtüht. Diese im Volksliede ausgesprochene Mahnung sollte „im wahren Sinne des Wortes" mehr beherzigt werden, als es geschieht. Zwar sind die in voller Blüte prangenden Rosenstöcke gar lieblich anzuschauen, doch der Rat erfahrener Rosenzüchter geht dahin, die Rosen abzuschneiden, sobald sie aufgeblüht find. Den Rosenstämmen wird durch die erblühten Rosen .sehr viel Kraft entzogen und schon aus diesem Grunde sollte man die „Königin der Blumen" lieber ins Glas stellen und zur Zierde der Wohnung verwenden, als sie am Stamme verblühen zu lassen. Das Verblühen geht bekanntlich auch sehr schnell, während man an den abgeschnittenen Rosen längere Zeit Freude habe» kann. — Wadet nicht mit vollem Magen! In der Badezeit hört und liest man hier und da, daß jemand beim Baden ertrunken sei. Abgesehen von Unglücksfällen heißt es dann gewöhnlich, der Betreffende sei plötzlich im Wasser gesunken, und ein Herzschlag habe jedenfalls seinem Leben ein Ende gemacht Das ist nach ärztlicher Erfahrung in den meisten Fällen ein Irrtum. Wahrscheinlich ist,, daß der Ertrunkene mit vollem Magen ins Wasser ging und der Wellenschlag gegen den Unterleib eine momentane Uebelkeit verursachte, daß Erbrechen und Schwindel eintrat, der Betreffende für einen Augenblick die Besinnung und die Herrschaft über seinen Körper verlor, nicht mehr die Kraft hatte, den heraufkommenden Speisebrei auszuspeien, vielleicht auch noch Wasser schluckte und einfach erstickte. Es ist keine Frage, daß selbst geringer Wellenschlag und leichtes Schaukeln auf einen vollen Magen höchst ungünstig wirken kann. Es ist daher zu raten, nicht sofort nach einer größeren Mahl zeit zu baden, sondern einige Zeit verstreichen zu lassen. — Ueber die Lage der Möbelindustrie sagt der vor jährige Bericht der Handelskammer Dresden: „Mehrere Firmen in Wilsdruff, Niedersedlitz, Hainsberg und Kunners- dorf b. Ottendorf-Okrilla, die rohe und gestrichene Möbel Herstellen, beurteilen den Geschäftsgang verschieden. Die meisten hatten einen sehr flotten Absatz bei guten Preisen. Zwei Firmen waren mit dem Ergebnis nicht zufrieden, da der Umsatz nicht größer und die Preise durch den Wett bewerb niedrig gewesen seien. Die Holzpreise sind stetig im Steigen. Die Arbeiterverhältnisse gestalteten sich bei mehreren Firmen schwierig infolge des sozialdemokratischen Terrorismus. Bei fast allen Berichterstattern mußten die Löhne beträchtlich erhöht und die Arbeitszeit verkürzt werden. Von einigen Firmen konnten Preiserhöhungen für fertige Waren durchgeführt werden. Die Kreditverhältnisse ließen zwar in mancher Hinsicht noch zu wünschen übrig, waren jedoch nicht ungünstig. Die eine Firma klagt sehr darüber, daß die Möbel bei der Beförderung auf der Eisenbahn sehr oft beschädigt würden. — Nächsten Mittwoch hält der Werein sächsischerKolizei- veamten — Wezirk Meißen — im Hotel „goldner Löwe" eine Bezirksversammlung ab. Der Bezirk umfaßt die Orts gruppen Meißen, Coswig, Zscheila, Neucoswig, Weinböhla, Nossen, Kötitz, Sörnewitz, Fischergasse, Wilsdruff, Brockwitz, Siebenlehn, Niederau und Lommatzsch. — Wilsdruff im Mumenschmuck. Zum Besten der Wohlfahrtseinrichtungen für unsere Schuljugend veran staltet der Verband Wilsdruff und Umgegend der „Sächs. Fechtschule" am 9. Juli einen Blumentag. Am Nachmittag wird die Stadtkapelle in den verschiedenen Stadtteilen mit ihren musikalischen Genüssen aufwarten. Am Abend von halb 8 Uhr ab findet auf dem Marktplatze großes Konzert statt, ausgeführt von der vollzähligen Stadtkapelle unter gütiger Mitwirkung der Gesangvereine „Liedertafel", „Sängerkranz" und „Anakreon". Bietet schon der Name der Ausführenden und deren Leiter sichere Gewähr für angenehme Stunden, so darf schon jetzt verraten werden, daß selbst den verwöhntesten Ansprüchen Rechnung getragen werden wird. Für leibliche Unterhaltung werden nach be kanntem Rezept die Einkehrstellen sorgen, welche auch für günstige Sitzgelegenheit bemüht bleiben. Im Ansch uß an das Konzert findet im „Hotel goldner Löwe" großer Blumenball statt. In unmittelbarer Verbindung mit diesen Veranstaltungen werden junge Damen des Ortes Blumen zum Kaufe anbieten, denen eine beträchtliche Ein nahme zu gönnen wäre. Schon hierdurch sei eine geehrte Bürger- und Einwohnerschaft von Wilsdruff und Umgegend herzlichst eingeladen und um recht rege Beteiligung bei den Veranstaltungen gebeten. Zunächst wünschen wir dem Verein Glück zum guten Wetter. — Begräbnis des Kanoniers Lorenz Zu einer tiefergreifenden Feier gestaltete sich die Beisetzung des bei Ausübung seiner Dienstpflicht in der Elbe ertrunkenen Ka noniers des 1. Feld-Artillerieregiments Nr. 12, Rudolf Lorenz aus Sachsdorf. Selten hat wohl unser Friedhof eine so zahlreiche Trauergemeinde gesehen als bei dieser ernsten Handlung, bei welcher ein tiefes Ergriffensein alle Gemüter bewegte. Nach kurzen Abschiedsworten des Herrn Pfarrer Wolke am Sarge in der Totenhalle trugen unter den Klängen des „Jesus meine Zuversicht", gespielt von der hiesigen Stadtkapelle, Kameraden des Entschlafenen den Sarg zur Gruft; ihm folgten neben den nächsten Ange hörigen die Offiziere und ein zahlreiches Trauergeleite; voran schritt die Gewehrabteilung unseres Militärvereins mit umflorter Fahne. Herr Pfarrer Wolke legte seiner Grabrede die Worte des 103. Psalms: Ein Mensch ist in seinem Leben wie Gras usw. (Verse 15—17) zu Grunde. Dirigent Kgl. Musikdirektor Prof. Jüngst, gemeinsame Ge sänge sächsischer Volkslieder. An allen 3 Tagen „Sachsen im Bild": Ausstellung von ca. 10000 Ansichtspostkarten aus dem ganzen sächsischen Vaterland; Konzert mehrerer Militärkapellen, Vorführungen der „Freien Bühne" (Cabaret) und Ballmusik aus dem Maibaum-Pydium sowie in verschiedenen Festhallen. Große von der Königlichen Staats-Regierung genehmigte Lotterie mit den wertvollsten Gewinnen. Generalvertrieb „Jnvalidendank für Dresden". Eintrittspreise pro Tag 1,50 Mk., alle 3 Tage 3 Mk. Vorverkauf von Eintrittskarten ab Donnerstag mittag 2 Uhr bei den Firmen: F. Ries, Seestraße 21, Adolph Brauer, Hauptstraße 2, Jnvalidendank, Seestraße 5. Vorverkauf von Tribünenplätzen für den Trachten-Festzug Sonntag beim Jnvalidendank, Seestraße 5, bis 2 Uhr nachmittags. Täglich ab abends 7 Uhr ermäßigter Eintrittspreis 1 Mk. — Im Operationszimmer des Zahnarztes Dr. Breitenbach, der gegenwärtig in der Sommerfrische weilt, starb am Dienstag abend in der Narkose die 38 Jahre alte Frau Lina Petermann aus Zschiedge bei Potschappel. Der Stellvertreter Breitenbachs hat der narkotisierten Frau nicht weniger als 26 Zähne nacheinander ausgezogen! Als er den 27. Zahn ziehen wollte, starb die unglückliche Frau an einem Herzaffekt. Die Leiche wurde zwecks Sektion von. der Staatsanwaltschaft beschlagnahmt. . — Dippoldiswalde. Die Belohnung für die Er greifung "des Bankdirektors Willkomm ist zur Auszahlung gelangt. Es haben von den 1000 Mark ein Geschäfts mann und die hiesige Schutzmannskasse erhalten. — Kharandt. Die hiesige Burgruine umgürtet jetzt ein mächtiges Gerüst, das an die 60 Festmeter Holz er forderte. Die allgemeine Ansicht geht dahin, daß die Ruine in ihrem jetzigen Zustande noch viele Jahrzehnte den Stürmen der Zeit Trotz gevoten hätte. Wer aber das alte Gemäuer einer näheren Prüfung unterzieht, wird auch bedenkliche Schäden, besonders in den oberen Steinpartien der Ruine, feststellen müssen. Es ist daher an der Zeit, die alte malerische Burgruine einer Erneuerung zu unterziehen, zu mal die letzte Renovierung über 40 Jahre zurückliegt — Weinsberg. Herrn Klempnermeister Rost wurde die Goldene Medaille und ein Ehrenpreis auf der Gastwirts gewerbe- und Industrie-Anstellung in Radeberg für einen von ihm konstruierten Wasserdruck-Apparat zucrkannt. — Kainichen, 26. Juni. Infolge Genusses des Fleisches einer Kuh, die in tierärztlicher Behandlung gewesen war und notgeschlachtet werden mußte, sind in mehreren Dörfern der Umgebung zahlreiche, zum Teil recht bedenk liche Erkrankungen eingelreten. So sind in Nendörfchen über 60 Personen, in Gersdorf sämtliche Mitglieder zahl reicher Familien, in Falkenau die von drei Familien er krankt. AllelErkrankten befinden sich in ärztlichcr Behandlung. — Zwickan, 25. Juni. Montag nachmittag stürzte in Zwickau die 12jährige Tochter des Bergarbeiters Vieh weg, als sie sich an dem Geländer der Paradiesbrücke zu schaffen machte, in die Lllulde. Kurz entschlossen sprang der 12jährige, des Schwimmens kundige Willy Eckert in die Fluten und rettete das Mädchen mit eigener Lebensgefahr vom sicheren Tode des Ertrinkens. — Werdau, 26. Juni Zu der Ungethümschen Mordangelegenheit, die seinerzeit und auch jetzt noch viel Aufsehen erregt, wird bekannt, daß die Wirtschafterin des ermordeten Gastwirts Ungethüm, die nach Amerika ge flüchtete Popp, .bei ihrer zweiten Vernehmung vor dem Untersuchungsrichter sich zu einem Geständnis bequemt hat. Danach hat sich die Tat wie folgt zugetragen: Die Popp hatte am Sonntag zum Aerger des ermordeten Ungethüm viel getanzt und von diesem deswegen Vorhaltungen be kommen. Dadurch ist die Popp gereizt worden, und da am Montag die Regulierung der Paul Ungethümschen Erbschaft stattfinden sollte, wovon sich die Popp für sich nicht viel Ersprießliches versprach, hat sie den Entschluß gefaßt, den alten Ungethüm zu beseitigen. Am Montag früh mischte die Popp in den Kaffee Brechweinstein, wovon noch ein Rest in einem Fläschchen gefunden wurde. Ungethüm ist nach dem Genuß dieses Kaffees einge schlummert, die Popp hat ihn darauf mit einigen Beil hieben getötet und den Leichnam nach dem Keller geschleppt und die Spuren ihrer blutigen Tat nach Möglichkeit ver wischt. Zu dem jüngst aus der Untersuchungshaft ent lassenen Kastel wie zu allen Leuten, die nach dem Wirt sragten, hat die Popp gesagt, er sei verreist. — Wanenhof bei Leipzig, den 29. Juni. Heute feiert Herr Privatus Theodor Müller mit seiner Gemahlin das seltene Fest der Goldenen Hochzeit. Der Jubilar war langjähriger Inhaber und Besitzer der Möbelfabrik „Rats mühle zu Wilsdruff". — Leipzig, 26. Juni. Die solennen Prügeleien der Hamburger Maurer und Zimmerleute, die in Gilden geteilt, an der Schlipsfarbe erkennbar, jeden Sonnabend nach Arbeitsschluß in den Leipziger Vorstädten über einander herfallen, haben nicht nur beim Publikum, sondern auch bei den Arbeitsgenossen der Raufbolde lebhaftes Mißfallen erregt. Die Leipziger Maurer, Zimmerer und Bauhilfsarbeiter haben in einstimmig angenommenen Protestresolutionen sich energisch gegen das Treiben ihrer Kameraden ausgesprochen, da es die Interessen der anständigen Arbeiterschaft aufs schlimmste schädigen könne. Jessenitz. , Sm« N«tt*ga«g de» rne<NeNbxrgis«he« Kaliber gwerk«. Lübtheen. SS. Juni. ES bestätigt fich^ daß das Kalibergwerk in Jeffenid gänzlich verloren ist und der Betrieb eingestellt werden muß. Dagegen hofft man das benachbarte Werk „Friedrich Fran»" noch zu retten. 80 000 Kubikmeter Wasser sollen, in den Jeffenitzer Schacht eingedrungen sein. M Da wir in Deutschland noch viele andere und recht ergiebige Kalilager haben, so wird daS Unglück von Jessenitz die Verbraucher nicht sehr in Verlegenheit setzen. Immerhin ist es tief bedauerlich, daß nun grobe Vorräte dieses wertvollen Minerals der menschlichen Nutzung entzogen werden. Der Fortschritt der Wissenschaft hat es mit sich gebracht, daß heutzutage schon auf den kleinsten landwirtschaftlichen Betrieben, und auf diesen sogar oftmals mit besonderer Vorliebe, mit den sogenannten künstlichen Düngemitteln gearbeitet wird. Der Großbetrieb mit zahlreicher Vieh haltung ist der Natur der Sache nach viel weniger darauf angewiesen. Wir wissen, daß jede Pflanze aus dem Boden folgende " —krimehmen gezwungen ist: Kali. Stickstoff,.