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Neues aus aller Mell. Wie verlamet, wiid der Reichskanzler im Awchluß an die Zu- samnienkunir in den jinnischen Schären eine Studienreise durch Jiußland unternehmen. In vielen schlesischen Ottschasien wurde insolge Hochwassers großer Schaden angerichiet. In der Sprengstoff- und Munitionsfabrik von A. 3- W All-n- Sorff in Schönebeck a. Elbe ereignete sich vorgestern nachmittag eine schwere Explosion, bei der vier Arbeiter getötet und drei schwer verwundet wurden. Während der Schießübungen bei Salins d'Hyeres ereignete sich an Bord deS französischen Dampfers „Jules Michelet" eine Explosion, dem mehrere Menschen zum Opfer gefallen sein sollen. Im spanischen Senat erklärte der Minister der öffentlichen Arbeiten, daß die Regierung mit der Möglichkeit eines allgen,einen Eisenbahner ausstandes rechne. Die kanadische Stadt Chicoutimi ist durch eine Feuersbrunst zum größten Teile zerstört worden. Anier äem Teicken : cles Esperanto. : In dem Bestreben, unseren geschätzten Lesern stets das Beste und Neueste zu bieten, haben wir uns entschlossen, Ler Welthilfssprache Esperanto, deren 25jähriges Bestehen kürzlich gefeiert wurde, ab 1. Juli d. I. unsere Spalten zu öffnen. Unter obiger Ueberschrikt bringen wirregelmäßig und fortlaufend einen ganzen Lehrkursus des Esperanto in Form von Unterrichtsbriefen. Heute weiß jedermann, was Esperanto ist, welchen Zweck es erfüllen soll. Eisenbahnen, Telegraph, Telephon, Automobil und Flugfahrzeuge haben die Völker nur äußer lich näher gebracht. Die Berührung der Nationen und der Einzelnen zu verinnerlichen, sie durch gemeinsame Interessen zusammenzuschweißen, das ist das Ziel der Welthilfssprache Esperanto. Esperanto ist keine Modesache, keine vorüber gehende Erscheinung. In viertelhundertjährigem Bestehen hat die Erfindung des russischen Arztes Dr. Zamenhof un leugbar ihre innere Festigkeit bewiesen, sie ist ein Bedürf nis, ein Kulturfaltor geworden. Unsere geschätzten Leser haben nun die Möglichkeit, diese leicht faßliche Sprache ohne jede Verpflichtung zu er lernen und damit Mitglieder der nach Millionen zählenden Esperantistengemeinde zu werden. Doch es winkt noch mehr! Das Esperanto-Institut München, Weinstraße 5, schreibt für März 1913 wieder einen Wettbewerb für jene aus, die Esperanto am besten schriftlich und mündlich beherrschen. Den Preisträgern winken freie Auslandsreisen. Das Ziel ist jedenfalls verlockend und erreichbar-, eine fremde Sprache zu erlernen und die weite Welt Lennen zu lernen. Bereits im Jahre 1912 wurden vier Preisträger mit Reisestipendien bedacht: M- Gonnermann, Oberpostassistent, Allstadt, reist nach Spanien. H. Lenk, Oberlehrer, Ems, reist nach England. Willibrord Sprentzel, stud. theolog., Breslau, reist nach Frankreich. T Leber, Maschinensetzer, Göppingen, reist nach Italien. Dieses aufmunternde Beispiel wird bei unseren geschätzten Lesern gewiß ein lebhaftes Echo wecken, und wir hoffen, j /i.Iakrg. Sormabenä, cien 29. ^suni 1912. Nr. 74. Umllicker lleil Jnfertionspreis 15 Psg. Pro sünsgefpaliene Korpuszeile. Außerhalb des Amisgerichtsbezirks Wilsdruff 20 Psg. Zeitraubender und tabellarischer Satz mit 50 Prozent Ausschlag. Jeder Anspruch aus Rabatt erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden muß od. der Austraggeber in Konkurs gerär. Fernsprecher Nr. 6. — Telegramm-Adresse: Amtsblatt Wilsdruff. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerrlags und Sonnabends. Inserate werden tags vorher bis mittags 11 Uhr angenommen. Bezugspreis in der Stadt vierteljährlich 1,40 Mk. frei inS Haus, abgeholt von der Expedition 1,30 Mk., durch die Post und unsere Landausträger bezogen 1,54 Mk. für die Königl. Amtshauptmannschaft Weihen, für das Königl. Amtsgericht und den SLadtrat zu Wilsdruff sowie für das Königl. Forstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Milsckruff, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Hartha bei Gauernitz, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg, Hühndorf, Kaufbach, Kesselsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Losen, Miltitz-Roitzschen, Mohorn, Munzig, Neukirchen, Niederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, Röhrsdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdorf, Schmiedewalde, Seeligstadt, Sora, Steinbach bei Kesselsdorf, Steinbach bei Mohorn, Spechtshausen, Tanneberg, Taubenheim, Ullendorf, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg, Zöllmen. Mit laufender Unterhaltungs-Komn-Milase, Wöchentlicher illustrierter Keilage „Welt im Kild" und monatlicher Anlage „Unsere Keimst". Druck und Verlag von Arthur Zschunke, Wilsdruff. Für die Redaktion verantwortlich: Arthur Zschunke, Wilsdruff. unä Amgegenä. Amtsblatt Wegen Reinigung bleiben die Geschäftsräume des unterzeichneten Amtsgerichts Freitag und Sonnabend, den 5. und 6. Juli 1912 geschlossen. An diesen Tagen werden nur dringliche Sachen erledigt. Wilsdrufs, den 27. Juni 1912. V. Reg. 89/12. Königliches Amtsgericht. Vom 1. bis 15. Juli dieses Jahres sollen die Schornsteine im hiesigen Stadtbezirke gereinigt werden. Wilsdruff, am 26. Juni 1912. - , Der Siadtrat. -so, Goerne, stellvertretender Bürgermeister. Die Kranken- und Invalidenverstchernngsbeiträge auf das 2. Quartal 1912 sind zur Vermeidung zwangsweiser Beitreibung bis längstens den 6. Juli 1912 zu bezahlen. Weitere Erinnerung erfolgt nicht. Wilsdruff, am 28. Juni 1912. —- Der Stadtrat. Freibank Wilsdruff. Sonnaöend, den 29. Juni 1912, von vormittags 8 Ithr av uu Rindfleisch in rohem Zustande. Preis pro KZ 1 Mk Hicktamtlicker ^eil. venklpruck kür Gemüt unct Verstaust. Wo von zwei liebeln eins Ergriffen werden muß, wo sich das Herz Nicht ganz zurückbringt aus dem Streit der Pflichten, Da ist es Wohltat, keine Wahl zu haben, Und eine Gunst ist die Notwendigkeit. Schiller. daß unter den Preisträgern des nächsten Jahres unser Blatt gut vertreten ist. Alle Auskünfte erteilt das Ksperanto-Institut München, Weinstraße 5. Aus Ztaät unä Lanä. Mittelungen auS dem Leserkreise sür diese Rubrik nehinen wir jederzeit dankbar entgegen. Merkvlatt für den 28. Juni. Sonnenaufgang 3" » Monduntergana 1" V. Sonnenuntergang 8^ jj Mondaufgang 8^ N. 1577 Maler Peter Paul Rubens in Siegen loder Köln) geb. — 1712 Französischer Schriftsteller Jean Jaques Rousseau in Genf ged. — 1736 Fabeldichter Gottlieb Konrad Pfeffel in Kolmar i. E. geb. — 1810 Schriftstellerin Thekla o. Gumpert in Kalisch geb. — 1813 General Gerhard v. Scharnhorst in Prag gest. — 1815 Komponist Robert Franz in Halle a. S. geb. — 1823 Dichter Oskar Frhr. o. Redwitz in Lichtenau geb. — 1865 Dichter Otto Julius Bierbaum in Grünberg i. Schl. geb. — 1S0S Dichter und Maler Arthur Fitaer in Bremen gest. Merkblatt für den SS. Juni. Sonnenaufgang 3" Monduntergang 2^' V. Sonnenuntergang 8^ jj Mondaufgang 9" N. 1798 Schriftsteller Heinrich Häring (Willibald Alexis) in Breslau gest. — 1831 Staatsmann Karl Freiherr vom und zum Stein in Kappenberg gest. — 1873 Dichter Wolfgang Müller o. Königswinter in Neuenahr gest. —1810 Schauspielerin Christine Hebbel, des Dichters Friedrich Hebbel Witwe, in Wien gest. Q Vou den Himbeeren. Man weiß nicht, ob man froh locken soll. Schon reifen die Himbeeren. Und die ersten Körbe, gefüllt mit den duftigen Früchten, bringen den Städtern die Kunde, daß der Sommer — ach, gar so schnelle! — seiner Höhe zustrebt. Die Himbeeren sind da. Darf man frohlocken? Vielleicht dürfen wir's nicht. Dann müssen wir's eben tun! Wir wollen uns der Stunde er freuen und der Gaben, die sie beut. Goldene Jugendtage erblühen am Himbeerstrauch. Wir streichen uns die Jahre von der Stirn, und leicht beflügelt flattert die Erinnerung heim in unsere Kindheit. Das waren Feste, wenn wir in den Wald zogen und hingestreckt auf dem moosigen Boden nach den Beeren griffen, die sich keusch in ihrer roten Pracht unter den dunklen Blättern vergeblich verbergen wollten. Je mehr Himbeeren uns anlachten, um so leerer blieben die Gefäße. Wieviel näher ist doch der Weg zum — Munde als rum Blechtopf! Wir wußten damals nichts von den Zauberkräften, die in den Schößlingen ruhen sollen, wir wußten nichts von dem medizinischen Wert der Beeren. Wir wußten nur, daß sie gar lieblich schmeckten. Und wir wollten vergessen, daß im Winter ein Brot mit Himbeeren uns ein köstliches Behagen ist. Wozu sich des Winters er- inner«, wenn wir noch im Sonnenschein schwelgen durften. Goldene Jugendzeit, wie schnell gingst du dahin! Wir sind so bescheiden geworden und können uns noch an den Beeren erfreuen, die fein und säuberlich verpackt auf den Markt gebracht werden. Wir haben es gelernt, ru vergessen, daß junge Kinder die Beeren holen und sammeln müssen, daß sie sich den Mund verschließen mußten, den allzu gierigen, um nur recht viel Früchte heimzubringen. Sonst gibt es Hiebe, und Mutter braucht die Grosche«! — Se. Majestät der König gedenkt, nach einer vor läufigen Disposition, am 17. und 18. August das nördliche Vogtland mit den Orten Netzschau, Christgrün, Rupperts- grün, Liebau und Schneckengrün zu besuchen. — Die Zahlstelle für Wöhnungsfürsorge im König reich, Sachsen, eine Unterabteilung des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz, ist nunmehr in Kraft getreten. Die Zentralstelle wird von der Staatsregierung tatkräftig unterstützt, ebenso hat sich bekanntlich der Landtag während der letzten Session mehrfach für diese Bestrebungen ausge sprochen, die in erster Linie auf die Verbesserung der Wohnungsverhältnisse der Minderbemittelten abzielen. Ferner hat die Zentralstelle die Aufgabe, das gesamte, auf das Wohnungswesen in Sachsen bezügliche Material zu sammeln und der Allgemeinheit nutzbar zu machen. — Anfrage und Beschwerden des H'ubkikums über Workommniffe des laufenden technischen Kost- und Felegraphendienstes sind zweckmäßig nicht an die Ober postdirektion, sondern gleich an die beteiligte Post oder Telegraphenanstalt zu richten. Und zwar sind Ein gaben und Beschwerden, die eingelieferte Postsendungen und Telegramme betreffen (z. B. Verzögerung in der Be förderung und Zustellung, unrichtige Aushändigung und Gebührenerhebung. Verlustfälle), an die Post- oder Telegraphenanstalt zu richten, bei der die Einlieferung er folgt ist, Andererseits sind Anträge wegen Abholung und Pachsendung von Postsendungen, Anzeigen von Wohnungs veränderungen, Beschwerden über Unregelmäßigkeiten bei angekommenen Postsendungen und Telegrammen bei der jenigen Post- oder Telegraphenanstalt anzubringen, in deren Bestellbezirk der Antragsteller wohnt oder durch welche die Zustellung erfolgt ist. — Die 24stündige Kagcszeit. Die deutschen Post- anstalten haben von der französischen Postverwaltung die Nachricht erhalten, daß vom 1. Juli ab alle französischen ' Postanstalten die Stunden des Tages fortlaufend von 0 bis 24 zählen und die Begleitpapiere und Formulare ent sprechend der neuen Zeiteinteilung ausgefüllt werden. — Sachsenfest-Lotterie. In Verbindung mit dem Sachsenfest findet eine mehrtägige Ausstellung der Haupt- gewinne der Sachsenfestlotterie statt. Diese Ausstellung ist von dem Vorsitzenden des Lotterie-Ausstellungsaus schusses, Herrn Fabrikbesitzer Max England, in die Wege geleitet worden. Angesichts des ungewöhnlich hohen Wertes der zur Verlosung angekauften Gegenstände dürfte es an Käufern für die Sachsenfestlose nicht fehlen. Sind doch nicht weniger als je drei Hauptgewinne im Werte von 10000, 5000 und 3000 Mk. vorhanden Die Hauptge winne bis zu 300 Nik. werden, wenn der Gewinner es wünscht, von der Lotterieverwaltung mit 80 Prozent des Wertes in bar zurückgekauft. Die betreffenden Lose kann man auch in unserer Geschäftsstelle erhalten. — Die Kartoffelfrage ist gerade um die jetzige Zeit eine Hauptkalamität im Küchenbetriebe der Hausfrau. War schon in anderen Jahren im Juli kaum noch eine gute, brauchbare Speisekartoffel in ausreichender Menge und zu erschwinglichem Preise vorhanden, so mangelt es in diesem Jahre an einer solchen in noch weit höherem Maße. Denn der ausnahmsweise schlechte Ausfall der vorjährigen Ernte hat in den meisten Gegenden nicht nur horrende Preise, sondern auch eine Kartoffelknappheit zu Tage treten lassen. Von diesjährigen Kartoffeln erscheint zur Zeit nur erst ausländische Ware ans dem Markte, besonders solche aus Südfrankreich und Italien. Diese ist jedoch nicht nicht nur verhältnismäsig teuer, sondern wasserhaltig und deshalb wenig ergiebig. Da gerade die Kartoffel ein Hauptnahrungsmitel für alle nicht direkt zu den obern Zehntausend gehörigen bildet, so heißt es für die Hausfrau, nach einem geeigneten Ersatzmittel zu suchen. Sehr zu empfehlen ist in diesem Falle der Reis, welcher im Preise meist gleich bleibt, billig und äußerst nahrhaft ist. — Wogende Kornfelder. Einen der schönsten Spaziergänge bietet zurzeit eine Wanderung durch, die wogenden Kornfelder. Im bunten Gemisch erblickt man feuerroten Mohn, dunkeläugige Kornblumen und blaß violette Kornrahden, zwischen die schlanken, dunkelgrünen Halme zerstreut. Aus ticken Furchen steigt znbilierend die Lerche in den azurblauen Himmel empor. Streicht aber der Wind liebkosend über die Achren, dann entsteht jenes Rauschen, das für alle Freunde der Natur die schönste Musik bedeutet, mit der die d« Ernte entgegenreifende Flur unsere Sinne gefangen nimmt. Denn es liegt in diesem geheimnisvollen Rauschen der wogenden Kornfelder