Volltext Seite (XML)
Den Schluß der feierlichen Tagung bildete das Festmahl im Hotel zur Stadt Dresden, an dem 70 Herren und Damen teilnahmen. — Höstertrag. Die Ernteaussichten gestalten sich aus Grund der Erhebungen des Landesobstbauvereins für das Königreich Sachsen in den einzelnen Obstarten nach dem Stande von Ende Juni wie folgt: Aepfel gut bis mittel, Birnen gut, Pflaumen und Zwetschen mittel, Mirabellen, Reineclauden gering, Pfirsiche und Aprikosen sehr gering, Weintrauben und Quitten mittel bis gut, Stachel-- und Johannisbeeren gering, Erdbeeren mittel, Brombeeren, Heidelbeeren und Preiselbeeren mittel und Wal- und Haselnüsse eine geringe Ernte. Diese Erwartungen dürfen sich infolge der einsetzenden feuchten Witterung bei Aepfeln, unserer Hauptobstart erfüllen, während bei Birnen über starkes Fallen der Früchte geklagt wird. In Allgemeinen sind bei der Verschiedenartigteit des Geländes im König reich die Ernteaussichten sehr verschieden, die Gesamternte wird unter einer Mittelernte bleiben und deshalb werden die Züchter gut daran tun, mit ihr recht sorgfältig umzu gehen und sich noch mehr wie bisher mit der Verkaufs- und Vermittlungsstelle in Dresden-Altstadt. Grunaerstraße 18, in Verbindung zu halten. Durch diese Stelle wird den Konsumenten jederzeit Obst aller Arten und Sorten zum Bezug nachgewiesen. — Giftpilze. Nachdem die Pilzsaison wieder gekom men ist, ist es an der Zeit, wieder auf giftige Pilzarten hinzuweisen. Einer der giftigsten Pilze ist der Fliegenpilz, der an seinem hochroten, mit weißen Punkten übersäten Hut leicht kenntlich ist. Er fühlt sich klebrig an, das Innere des Stieles ist mit spinnwebartigem Mark erfüllt. Ein in Buchenwäldern häufig vorkommender Giftpilz istderPanther- schwamm, der dem Fliegenpilz sehr ähnlich ist, nur ist die Färbung des Hutes ein wenig dunkler als bei letzterem. Unter den Birken wächst häufig der Birkenreizker, der leicht mit dem eßbaren Eierschwamm zu verwechseln ist, doch kann man ihn durch seinen behaarten Rand erkennen. Ein der genießbaren Spitzmorchel ähnlicher Giftpilz ist die Gift- oder Stinkmorchel, die sich im Anfangsstadinm in einer schmutzig gelben Hülle befindet und durch ihren widerlichen Geruch leicht erkenntlich ist. Der Saupilz oder Hexenschwamm, der dem Steinpilz ähnelt, ist daran zu erkennen, daß er heim Durchschneiden blau, anläuft. Der Speitäufel mit seinem roten, gelben oder auch glänzend weißen Hut ist mit einem ablösbaren schleimigen Häutchen überzogen Ein außerordentlich giftiger Schwamm ist ferner der Knollen blätterschwamm, der an giftiger Wirkung dem Fliegenpilze gleichkommt Derselbe ist sehr gefährlich, weil man ihn in jungem Zustande mit einem Champignon verwechseln kann. Kennzeichen für ihn ist sein oben hohler und unten dicker Stiel. Der Schwefelkopf, ein namentlich an Baumstämmen in Büscheln wachsender Giftpilz, ist durch seine schwefelgelbe Farbe kenntlich. Endlich ist noch der Satanspilz mit seinem dicken roten Schaft zu erwähnen, der namentlich in Laub wäldern und auf Bergwiesen wächst. Er fühlt sich klebrig an, sein schmutzig gelber Hut ist polsterförmig gewölbt. Ueberhaupt zeichnen sich die Giftpilze durch ihre lebhaften Farben vor den eßbaren aus. Bei Vergiftungsfällen durch Pilze sind schleunigst Brechmittel anzuwenden, und alsbald ist ärztliche Hilfe herbeizuholen. Versäumnisse hierin haben oft tue schwersten Folgen. — Vom Juki. Heiße Tage voll erbarmungslosem Sonnenbrand, schwüle Nächte, in deren Treibhaushitze der müde Körper vergeblich nach Schlaf lechzt, das ist der Juli. Früh am Morgen schon sendet die Sonne ihre Strahlen fast senkrecht hernieder, und in wenigen Minuten ist aller erfrischender Tau der Morgenflur von ihren gierigen Küssen aufgesogen. Schwer atmend unter der Last seiner Tätig keit, den gebeugten Rücken fast ausgedörrt von Sonnenylut und brütender Hitze geht der Landmann im Felde seiner Beschäftigung nach. Mancher Schweißtropfen rinnt unter dem breitrandigen Strohhut hervor, ehe des Tages Last und Arbeit vorüber ist, und ein kurzes Erholungsstündlein im Schatten der dichtbewachsenen Hauslaube als Lohn für alle Müh' und Plage winkt. Zudem steht der härteste Teil aller Feldarbeit, die Einholung des reifen Getreides, noch bevor; und manches Landmanns Auge richtet sich in diesen Tagen voll Angst und Zagen zum Himmel empor, an dessen Wetterlaunen wie an einem dünnen Seidenfaden oft der Erfolg oder das Mißraten der Arbeit eines ganzen Jahres hängt — Ker Sternhimmel im Juli. Der Fixsternhimmel ist im Juli nicht gut zu beobachten, da die Zeit der Hellen Nächte ist und es um 10 Uhr noch dämmert. Aber die hellsten Sterne des Sommerhimmels sind doch zu sehen: Wega in der Leier, Daneb im Schwan, Altair im Adler, Arktur im Bootes. Nahe dem Horizonte stehen von Ost und West Steinbock, Wafsermann, Schütze, Skorpion, Wage, Jungfrau, die Tierkreisbilder. Im Zenit steht der Kopf des Drachen. Nicht weit von ihm steht nach Süden zu Herkules mit seinen reichen Sternhaufen. Aus der Gegend des Schwans kommen vom 25. bis 31. Juli Sternschnuppen, die Vorläufer der Augustmeteore. Die Sonne verläßt am 23. Juli um 7 Uhr vormittags das Sternbild des Krebses und tritt in das des Löwen. Am 4. Juli um 12 Uhr abends ist sie in Erdferne. Von den Planeten bleiben Merkur und Venus unsichtbar. Nahe dem nordöstlichen Horizonte ist Mars noch kurze Zeit nach Beginn der Dunkelheit, zu sehen, verschwindet aber bald nach dem 15. August ganz. Bei Sonnenuntergang steht Jupiter hoch im Südosten, Ende des Monats im Süden, und er geht Ende Juli schon vor Mitternacht unter. Immer früher erscheint Saturn über dem Horizonte des nordöstlichen Morgenhimmels.. Zuletzt geht er noch vor Mitternacht auf. Der Mond zeigt am 7. Juli um 5.46 Uhr nachm. Letztes Viertel, am 14. Juli um 2.13 Uhr nachm. Neu mond, am 21. Juli um 6.18 Uhr Vorm. Erstes Viertel und am 29. Juli um 5.28 Uhr Vorm. Vollmond. Am 2. Juli um 1 Uhr Vorm, steht der Mond erdfern, am 29. Juli um «6 Uhr Vorm, ebenfalls, am 15. Juli um 1 Uhr Vorm, erdnah. — Sonnt die Metten! Jetzt, wo die Sonne so warm scheint, ist ein Lüften der Betten wohl sehr zu empfehlen. Man schüttelt sie, klopft sie und läßt sie, möglichst auf geplustert, in der frischen Luft, im Scheine der Sonne liegen. Vor dem Hereinnehmen (nicht zu spät abends) werden die gesonnten Betten dann nochmals geklopft. — Als Geschworener für die vierte diesjährige am 5. Juli beginnende Tagung des Schwurgerichts Dresden wurde noch der hiesige Privatus Herr Johannes Gerlach ausgelost. — In der am Sonnabend abgehaltenen Monats versammlung des hiesigen Turnvereins (D. T.) wurde u. a. beschlossen, am Montag den 8. Juli ein Picknick zu veranstalten. Der Ort zu dieser Veranstaltung wird noch durch Inserat bekannt gegeben. Das diesjährige Schau turnen mit darauffolgendem Sommerfest soll Sonntag den 4. August stattfinden. Am Schauturnen werden voraus sichtlich auch beide Kinderabteilungen (Knaben und Mädchen) teilnehmen. — Die kinematographischen Vorstellungen im Schützenhause, für die die Direktion ein vorzügliches Pro gramm gewählt hatte, waren vorgestern nur leidlich besucht. Der Hauptschlager „Der weiße Domino" war von packender Wirkung und wurde vom Publikum beifällig ausgenommen. Kommenden Sonntag werden für Monat Juli die letzten Vorstellungen stattfinden und soll u. a „Das Schiffsunglück der Titanic" zur Vorführung gelangen. — Wie aus voriger Nummer ersichtlich, wird eine mit den Weckschen Einkochapparaten durchaus vertraute Wanderlehrerin im Hotel goldner Löwe einen Arisch- K- Mit nächster Nummer bringen wir den groß artigen, packend geschriebenen nordischen Roman von Joh. Schjörring: Zsiuuäsu" zum Abdruck Niemand versäume daher ein Abonnement auf das „Wochenblatt für Wilsdruff". , . haltnnas-Lehrvortrag mit praktischen Anleitungen, wobei eingekocht und sterilisiert wird, halten. Derselbe ist voll ständig kostenlos und ohne jede Kaufoerpflichtung für die Teilnehmer. — Unsere heutige Nummer enthält eine Sonderbeilage der Firma Kaufhaus Schoiken, Kandelsgeseflschaft, Weißen, betr. Sommermesse, worauf wir besonders Hin weisen. «9 6 — Wetteraussichten für heute: Südwestwinde, wech selnde Bewölkung, warm, zeitweise Regen. Luftwärme gestern mittag: -j- 22° L. — Klipphausen, 1. Juli. Infolge Schwermut brachte sich in vergangener Nacht die hier wohnhafte Maurers ehefrau H. Verletzungen am Kopfe und Armen mittels Messers bei. — Steinbach bei Kessessdorf. Der 18jährige Schuhmachergeselle Lösch aus Dresden machte sich kürzlich während eines Besuches seiner hier wohnhaften Eltern auf dem Dache des Wohnhausnebaues zu schaffen. Durch Fehltritt fiel er vom Dache und blieb besinnungslos liegen. Er wurde nach dem Friedrichstädter Krankenhause in Dresden überführt. — Grund. Am Mittwoch Morgen gegen '/,8 Uhr ging die hier wohnende Privata Therese Berthelt zum zweiten Mal in den nahen Wald am Schmiederschen Graben, um Reisig zu schleppen. Dabei ist die Bedauernswerte zu Fall gekommen und von ihrer eigenen Last erdrückt worden. Ein Herzschlag hatte ihrem Leben ein jähes Ende bereitet. Die im 71. Lebensjahre stehende Witwe wurde erst am Spätnachmittag aufgefunden und von Ortseinwohnern nach ihrer Wohnung gebracht. - Kharandt. Das altrenommierte Kolonialwaren geschäft von Max Kaden ist in den Besitz des Kaufmanns Hugo Paul Wenzel aus Wilsdruff übergegangen, der es unter der Firma „Max Kaden Nachs. Inhaber Paul Wenzel" fortführen wird. Das Geschäft ist eines der ältesten seiner Art in Tharandt, denn es wurde bereits 1794 gegründet. Der seitherige Inhaber, Stadtrat Kaden, der das Geschäft 33 Jahre inne hatte, zieht sich ins Privatleben zurück. — Weistropp. Sonntag nachmittag wurden durch die Unaufmerksamkeit eines Radfahrers, der in übermäßig schnellem Tempo die Dorfstraße entlang raste, zwei Kinder überfahren. Außer einigen erheblichen Hautabschürfungen scheinen sie glücklicherweise keine Verletzungen davongetragen zu haben. — Kötzfchenvroda. Der Versand von Erdbeeren be trug an der hiesigen Güterabfertigungsstelle am 27. Juni 10 Körbe mit 208 Kilo und am 28. Juni 19 Körbe mit 495 Kilo. — Lößnitzgrund, 29. Juni. Gestern machte der in Dresden-Trächau wohnhafte Ernst Friedrich dadurch seinem Leben ein Ende, daß er sich von der Höhe des der Meierei gegenüberliegenden Steinbruches in die Tiefe stürzte. Er war sofort tot. — Dresden, 29. Juni. Die Errichtung einer großen Luftschiffhalle für Zeppelin- und andere Luftschiffe ist mit einem Kostenaufwande von 300000 Mark auf dem neuen Flugplätze bei Boxdorf-Reichenberg durch den Sächsischen Verein für Luftschiffahrt geplant. Der neue Flugplatz soll zunächst in der Hauptsache für Uebungs-, Lehr- und Prüfungsflüge dienen. — Gestern vormittag nach 11 Uhr wurde auf der Großenhainer Straße eine jüngere Frau von einem Automobil überfahren und sofort getötet. Das Automobil fuhr bei dieser Gelegenheit an einen starken Baum und wurde vollständig zertrümmert. Der Chauffeur erlitt sehr schwere Verletzungen. Die Tote und der Chauf feur wurden vorläufig in das in der Nähe befindliche Hygiene-Museum gebracht. — Der König und der Kron prinz sind heute früh 8 Uhr 35 Minuten auf dein Haupt- bahnhos eingetroffen und haben sich nach Villa Wachwitz bez. Villa Strehlen begeben. — Heute mittag trug sich in der Dresdner Albumin-Papierfabrik A.-G. ein schwerer Unglücksfall zu. Dort explodierte wahrscheinlich infolge Ueberhitzung der Dampfkessel, wobei der an einer Eis maschine arbeitende Maschinist Edmund Pöschel durch ein Eisenstück, das ihn am Kopfe traf, getötet wurde — Mirna. In der Bezirksanstalt des Bezirksverbandes der Amtshauptmannschaft Pirna unternahm in der Abtei lung für Versorgte ein Greis, der „alte Fraulob", wie er allgemein hieß, seinem Wanderdrange folgend, einen Flucht versuch. Er drehte sich aus Bindfaden usw. ein Seil und wollte sich am Freitag früh gegen 4 Uhr aus seinem Zimmer daran herunterlassen. Kaum war er zwei Meter abwärts gekommen, als das Seil riß und der Mann in die Tiefe stürzte, wo er mit gebrochenen Beinen und schweren inneren Verletzungen liegen blieb. Am Vor mittag gegen 9 Uhr erlag er keinen Wunden. — Seifersdorf. Auf hiesigem Bahnhof ist Mittwoch abend der Zugschaffner Franz Richard Pensold bei der Einfahrt des Güterzugs 9253 (Kipsdorf—Hainsberg) töd lich verunglückt. Pensold ist vermutlich von genanntem Zuge herabgestürzt, wobei er unter die Räder geriet und überfahren wurde. — Krankenöera, 29. Juni. Wie schon gemeldet, sind in Görsdorf, Neudörschen und Falkenau etwa 100 Personen nach dem Genüsse von Kuhfleisch unter Vergiftungs erscheinungen schwer erkrankt. In Neudörfchen ist nun der Arbeiter Bernhard John an den Folgen der Vergiftung gestorben. Er hinterläßt eine Witwe und fünf unerzogene Kinder. Die Untersuchung ist eingeleitet. Das Sachsenfest in Dresden. Das in jeder Hinsicht als eine wirkliche Wohltätigkeits veranstaltung zu nennende Fest wurde Sonnabend nach mittag 3 Uhr in Gegenwart der Vertreter des Staates und der Stadt sowie privater Notabilitäten eröffnet. Es war eins jener angenehmen Feste, die ohne Reden begonnen werden. Dafür konnte man gleich in meciias res der Darbietungen gehen. Die Zuschauer waren allerdings am frühen Nachmittag noch nicht so zahlreich erschienen, als man wohl erwartete. Auch mochte die Hitze manchen ab gehalten haben, und erst der Abend sah eine nach Taufen den zählende Menge. Nun bekam auch die holde Weiblich keit zu tun, die sich in dem einheitlichen Kostüm des weißen Kleides mit grünem Gürtel in den Dienst der Sache ge stellt hatte. Nun konnte man mehr Programme, Lose, Festabzeichen, Blumen usw. zu kaufen bekommen, als man hätte unterbringen können Daß auch die Offiziere als Blumenverkäufer auftraten, gab dem Feste feinen ganz be sonderen Charakter. Der erste Tag, der Sonnabend, stand unter der Devise des Sonderprogramms „Jung-Sachsen!" und unter der Spezialleitung des Herrn Prof. Dr. Thimm-- ler. Das hatte den Vorteil, daß alles klappte und alles wie am Schnürchen ging. Die Kinderspiele unter Aufsicht der Helfer und Helferinnen des Gemeinnützigen Vereins gaben einen reizenden Auftakt des Festes, und schon der Aufmarsch der Pfadfinder- und Pfadfinderinnenkorps und der Turner, sowie die Darstellung von Szenen aus dem Pfadfinderleben boten die erste Steigerung. Auch die Auf führung des Festspiels „Ein Sommerabend im Heimat dorf" gefiel sehr. Ein wohltuendes Bild von straffer Er ziehung und trainiertem Willen gaben die turnerischen Darbietungen von Schülern höherer Lehranstalten. Die Gesänge des Kinderchores der 9. Bürgerschule überraschten durch die Präzision, mit der diese etwa 300 Kinder zählende Schar von Knaben und Mädchen sich ihrer Aufgabe ent ledigte. Der Abend brachte noch einen Umzug der Kinder,, das Konzert des Dresdner Lehrer-Konzertvereins, dessen gesangliche Qualitäten ja längst bekannt und geschätzt sind. Die turnerischen Darbietungen einer Damenriege bildeten den letzten Teil des Programms des vortrefflich verlaufenen ersten Teil des Festes. Auch der zweite Tag dieses groß angelegten Wohl tätigkeitsfestes nahm einen glänzenden Verlauf. Er war ja von vornherein als der Haupttag gedacht, aber dieser Ge danke wurde noch dadurch unterstrichen, daß der König sein Erscheinen in Aussicht gestellt hatte und auch kam. Pünkt lich um 3 Uhr fuhren die Hofwagen bei dem'Westeingange des Ausstellungsgeländes vor, denen der König, der Kron prinz, die beiden nächsten Prinzen, die drei Prinzessinnen, Prinzessin Mathilde und Prinz und Prinzessin Johann Georg entstiegen, um für zwei volle Stunden dem Feste ihre Anwesenheit zu schenken. Aber auch das Wetter trug viel zu dem Gelingen des Festes bei. Ein mehrstündiger Regen, der in den frühen Morgenstunden des jungen Tages gefallen war, hatte die Hitze, die sich am Tage zuvor recht unangenehm bemerkbar gemacht hatte, auf eine angenehme Temperatur herabgemindert und den Staub gelöscht. So konnte das Publikum in den schönen Anlagen sich weidlich ergehen, ohne die Lust zu verlieren, sich auch in den Hallen umzusehen, von denen jene mit der Ausstellung der Preise der Lotterie und der Postkartensammlung besonderen Zu spruch sanden. Beide sind sehenswert; die letztere mit ihren zehntausend Abbildungen von Land und Volk im Königreich Sachsen hat mit Recht den Titel „Sachsen im Bilde" für sich in Anspruch genommen. Seiner äußeren Erscheinung nach hätte man den Tag auch als eine Art Kostümfest be- zeichnen können. Unter der Leitung des Ausschusses für Volkstrachten und unter der persönlichen Leitung des Vor- sitzenden, Professors O. Syffert standen die Veranstaltungen, die die hauptsächlichsten sächsischen Volkstrachten und Volks gebräuche zeigten. Altenburger, Erzgebirger, Vogtländer, Wenden, ferner Bergleute, Winzer und die Schützengilden hielten Umzüge in Orginalkostümen, und es ist begreiflich, daß das Kostüm eine beträchtliche Rolle zwischen dem Zivil staate spielte. Auf einem Podium wurden dem König eine Anzahl provinzieller ländlicher Tänze vorgeführt, und die Schützen in ihren alten Soldatenuniformen bereiteten dem Monarchen in der Generalsuniform das Bild eines schneidi gen militärischen Vorbeimarsches. Der Posaunenchor machte mit einigen Chorälen den vorläufigen Schluß des Pro grammes, das im Laufe des Tages noch einmal wieder holt wurde. In der Festhalle fanden Vorträge von Dichtern im erzgebirgischen, im Leipziger, im Oberlausitzer, im Roch litzer und im vogtländischen Dialekt statt. Sie machten dem Kasperletheater, den Karussells, den Schießbuden, den Tanzlokalen weidlich Konkurrenz, die indes am Sonntag alle genug Zuspruch gefunden haben.