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Vie Ee pikelck«. Trotzherzog Karl August von Weimar rvar ein abgesagter Feind jedes Prunks, namentlich in bezug auf seine äußere Erscheinung. In seinem späteren Alter scheute er es förmlich, einneues Kleidungs stück anzulegen: seine bekannten grünen Pikeschen mußten, wenn sie schadhaft wurden, solange es nur irgend anging, ausgebessert werden. War es endlich mit jeder Reparatur vorbei, so erhielt der alte Hecker, des Großherzogs Kammerdiener, die verabschiedeten Stücke, welche er dann an einen Trödler zu ver kaufen pflegte. Eines Morgens beim Ankleiden hielt Hecker seinem Herrn wie gewöhnlich den Rock hin. Dieser fuhr arglos mit einem Arm hinein, stutzte aber dann und sagte ärgerlich: »Was, Teufel, das ist ja eine neue Pikesche!" — „Allerdings, Königliche Hoheit", versetzte her Kammerdiener, „die alte habe ich fortgetan, sie war schon zu oft gestickt. Es schickt sich, weiß Gott, nicht mehr, daß Königliche Hoheit sie noch an ziehen." — „So? Meinst du? Wo hast du sie^ denn gelassen?" — „Mit nach Hause genommen." — „Wohl gar schon verkauft?" — „Noch nicht. Königliche Hoheit." — „Was kriegst du denn für so ein Ding?" — „Sehr wenig. Königliche Hoheit misten ja, wie abgetragen Ihre Röcke immer sind. Wenn's hoch kommt, einen Taler." — „Wohlan, damit du nicht zu Schaden kommst, hier hast du deinen Taler. Jetzt gehst du aber gleich und holst mir die alte Pikesche wieder." Notizen bemlelben tm Interesse der Menschheit nicht verargt werden. Nach des Verfassers Ansicht können alle Men schen zu dem von ihm gepriesenen Glücke gelangen, wenn sie sich mit den von ihm empfohlenen Arzneien und Salben be kannt machen. Um z. B. von Schlachten, Eroberungen, Siegen, Triumphen zu träumen, empfiehlt er folgendes Rezept. „Nehmt 6 Unzen Gefeiltes von dem Innern einer Trompete oder Glocke, tut dazu 7 Unzen von dem chymischen Pulver Baracandon (?), und reibt es in einem eisernen Mörser. Werft dreimal so viel, als man mit zwey oder drey Fingern fasten kann, in warmes Widderblut, und besprengt damit, vermittels eines Lorbeer astes, euer Bett, besonders das Haupt kisten." Wie man von prächtigen Gast mahlen, von groben Schätzen, von Sphärenmusik, von Tod, Himmel und Hölle träumen könne: über alles das wird im zweiten Teile des Buches gründ liche Anweisung erteilt. ZMchs yrrMtshelf Menschenwort, gleich Schatten wan delbar. * Die Wahrheit liebt der Edle mehr als sich. Wahrheit ist ein starker Trank, Wer ihn braut, hat selten Dank. Denn der Menge schlaffer Magen Kann ihn nur verdünnt vertragen. * Nicht Schätze, nein, sich selbst besitzen, macht reich. L-eMng als Keiler. Als sich Lessing in Berlin aufhielt, ritt er gewöhnlich auf einem sehr kleinen Pferde. Einst tat er dies bei regnerischem Wetter, wobei er sich in einen sehr weiten Mantel hüllte, der ihn und sein Pferdchen ganz bedeckte. Auf der Rückkehr überfiel ihn ein Platzregen: um diesem zu ent gehen, ritt er schneller und warf un glücklicherweise an der Ecke der Stralauer Straße einer Hökerfrau einige Körbe mit Obst um. Das Weib geriet gewaltig in Zorn und schrie: „Halt, halt! Da läuft der große, ungeschlachte Kerl hin!" In der Aufregung hielt sie Lessing und sein kleines Pferd für eine Person. Der Emmler-Z»W^Z Vas teköntte perl«nk»lsb»n«l «ter Mell ist das der Gräfin Henkel, einer in den vornehmen Kreisen von Paris und London wohlbekannten Dame. Es be steht eigentlich aus drei berühmten Hals bändern von sehr hohem Werte, an die sich obendrein noch geschichtliche Er innerungen knüpfen. Das eine war be kannt als das der „Jungfrau von Atokha" und wurde von der Gräfin für 24 000 Mark von einem spanischen Granden erworben. Das zweite gehörte seinerzeit der Exkönigin von Neapel, die es der Gräfin schenkte, und das dritte war das Prunkhalsband der Kaiserin Eugenie und wurde für 400 000 Mark verkauft. Das ganze Halsband der Gräfin wird wenigstens auf 1000 000 Mark geschätzt. Ein lettenes Kuck. Ein nur sehr selten vorkommendes Buch führt den Titel: „Kunsh sich durch Träume glücklich zu machen. Frankfurt 1746. 8." und enthält somit gewiß die Anweisung zur wahren (?) Lebens weisheit. Um dieses herrlichen Zweckes willen wixd uns die Mitteilung kurzer Gifthalt'gen Nektartrank kredenzt der Schmeichler. WM 6ese!lschaft5spiele MZW Ein lustiges ^r»ge- un«l Antvoortlpiel. Ein jeder Spieler sagt seinem Nach bar heimlich einen Satz ins Ohr, der mit „Weil" anfängt, wie: „Weil ich sparen muß, „Weil mir ein Zahn weh tut" usw. Einer muß dann an jeden eine Frage, mit „Warum" beginnend, richten, zum Beispiel: „Warum lieben Sie Gesang?" und erhält dann dessen Antwort: „Weil mir ein Zahn weh tut!" „Warum gehen Sie nicht mit mir?" „Weil ich sparen muß!" usw. So spielt man einmal herum, dann wechselt man mit den Wörtern und Sätzen und wählt „Mit" und „Womit". Der Frager fängt also an „Womit kann ich Ihnen dienen?" „Mit einem alten Stiefel!" „Womit kann ich Sie erfreuen?" „Mit einem Apfelkern" usw. Es kommen oft drollige Verbindungen heraus, daß die Spieler hellauf lachen müssen. j^Skel »dmessen. Der Spielleiter versieht sich mit mehreren weißen Papierstreifen und einem Bleistift. „Wir wollen jetzt die Möbel abmessen", beginnt der Spiel leiter, „und zwar zuerst den Schrank dort in der Ecke. Keiner aber darf auf stehen: jeder muß nach bloßem Ansehen überlegen, wieviel Meter und Zentimeter der Schrank wohl grob sein wird. Ich lasse einen Zettel herumgehen, auf den jeder das gedachte Maß schreiben mutz: die geschriebene Zahl, die ganz oben an den Rand kommen mutz, wird stets vor dem Weitergehen durch Umbrechen des oberen Papierstreisells verdeckt." Der Spielleiter schreibt dann auf einen Papierstreifen ganz oben hin „Schrank" und darunter das mit den Augen ab geschätzte Matz, etwa „2 Meter 7 Zenti meter", oder kurz „2,07". Nun bricht er den oberen Rand um, daß das Geschriebene verdeckt wird, und gibt den Streifen weiter. Der schreibt nun seinerseits ein „Mab" hin, sMen wir .1 Meter 87 Zentimeter". Wieder wird umgesalzt und der Streifen weitergegeben. So geht cs in der Reihe ringsherum. Kommt nun der Streifen an den Spielleiter wieder zurück, so nimmt er ein Meter maß und mißt den Schrank ab. Einzelne werden ihn zu hoch, andere zu niedrig eingeschätzt haben. Jedenfalls wird nun der Zettel aufgewickelt und abgelesen. Westen Schätzung dem richtigen Maß am nächsten kommt, der ist Gewinner. Gänseklein mit Wurzelgemüse. Eine halbe Sellerieknolle, einige Peter- silienwurzeln, Mohrrüben und Kohlrabi schält man, schneidet sie in zierliche, längliche Stücke und kocht sie in der durchgeseihten Brühe des Gänsekleins weich, verdickt die Sauce mit etwas Hellem Schwitzmehl, fügt einen Eßlöffel gehackte Petersilie dazu und schmeckt sorgfältig nach Salz ab. Dazu serviert man das gekochte, tranchierte Gänse klein. Leberpudding. Gebratene Kalbs leber, etwa 280 Gramm (Rest), wird durch die Fleischmühle getrieben, zugleich mit der gleichen Menge roher Leber und 180 Gramm Schweinefett: dann reibt man zwei Zwiebeln und zwei Schalotten dazu» schwitzt eine in Ringe geschnittene Zwiebel in Butter weich, zwei ab geriebene eingeweichte Semmeln dazu und rührt sie mit der Zwiebel zu steifein Brei über sanftem Feuer, schüttet ihn zu der Leber und dem Fett in einen Reibe napf, fügt sechs Eidotter, 100 Gramm feingerieöenen Parmesankäse, Salz und zwei gedünstete in Stückchen geschnittene Trüffeln hinzu, rührt alles gut unter einander, zieht den Schnee von sechs Weißeiern darüber, füllt die Maste in die vorbereitete Form und kocht sie 1Vr Stunden. Eine Trüffelsauce schmeckt gut dazu. Familiengericht aus Blumen kohl. Man legt ein Kilogramm Felü- rippe vom Rind in kochend heißes Salz wasser, gibt etwas Sellerie und Peter- silienwurzel sowie einige Pfefferkörner dazu und kocht das Fleisch langsam zwei Stunden. Es wird dann aus der Brühe genommen und verdeckt auf ein Sieb gelegt, das man über kochendes Wasser stellt. In der durchgeseihten Brühe kocht man zwei mittelgroße Köpfe Blumenkohl gar und bereitet dann die Sauce. Dazu röstet man in 100 Gramm Butter 100 Gramm Semmel braun, gibt so viel der Brühe daran, daß eine sämige Sauce entsteht, die mit einem Eßlöffel gewiegter Petersilie und etwas Muskatnuß gewürzt wird. Der Blumen kohl wird in Röschen zerlegt und das Fleisch in Portionsstücke geteilt. Man läßt beides in der Sauce durchziehen und gibt es auf eine heiße Schüssel. Auflösung »us voriger Kummer: Zahlenrätsel: Pygmalion, Varna, Galan, Main, Alma, Lima, Jmmi, Olm, Nil. Kreuzrätsel: d w « l b a s e l d a - e c h o^ l a c h s oho o Das Echo. r» -r «3 3 3 r» 'S-3 L- 2s>Z L Z.Er-§c-- S-A.H L3 3 Z «MM U MM Erscheint wS«t«tRch bret»al und zwar Dienstags, Bezagsprrts in der Stadt vierleliShrUch 1,40 Mk. frei ktF Haus, adgrholl von der Ervedilion 1,30 Mk. durch die Post und unsere Landau-träger bezogen 1,54 Ml. unä vmgegenä- Amtsblatt Issrrtiansvres» lL Hfq dr» Mnloespalkn» Außerhalb de» Amlsgerichtsbezirks Wilsdruff 20 Ps-. Heitraubeuder und tabellarischer Satz mit 50 Prozent NuffchlaL. Mr die Lönigl. Kmtshauptmannschsft Meisten, Nir das König!. Nmtsgrricht und den Stadtrat tu WUsdruT sowie für das Lönigl. Forstrentamt zu Tharandt. dlr. 72 Verantwortlich für Redaktion, Druck und Verlag: Arthur Zschunke in Wilsdruff i-ir Strandgut S-L Roman von Friedrich Dtto Loehm. (18. Fortsetzung.) „O Mutter im fernen Lande", rief da Charlotte schluchzend aus, „dein Segen wirkt weit über das Grab hinaus! — Aber", fuhr sie sinnend fort, „ist es nicht sonderbar? Zwei Frauen haben mich im deutschen Lande wie Mütter behandelt, und ich habe sie auch so genannt, die eine im Fischerhause am Dünenberge und die andere hier." „Ja", erwiderte die Frau Doktorin gerührt, „diese beiden sind eben zusammen nur eine, wie deine leibliche Mutter war. Diese sorgte für dich in jeder Not, des Leibes wie der Seele; seit deiner Ankunft im deutschen Lande aber ist darin eine Trennung der Aufgaben der neuen Mütter eingetreten. Denn Mutter Fersen sorgte, wie das damals ja notwendig war, nach ihren Kräften für dein leibliches Wohl, ich aber will dein seelisches oder geistiges Wohl im Leben begründen und fördern." Beglückt erhob sich Charlotte und fiel der Matrone vor Freude weinend in die Arme. 12. Wie Peter zu sich selber kam. In das Fischerhaus am Dünenberge war seit Charlottens Abreise das Einerlei früherer Zeiten wieder eingezogen. Jedes Familienmitglied ging seiner stillen Beschäftigung nach, und nur zu den gemeinsamen Mahl zeiten kamen alle zusammen. Dabei wurde denn auch noch oft von der geschiedenen Freundin gesprochen, im übrigen aber erinnerte nichts mehr an ihre frühere An wesenheit. Während des ganzen Spätfrühjahrs und des Sommer anfangs hatten sich die beiden Brüder wie alljährlich emsig mit dem Störfang beschäftigt, der an der Eidermündung betrieben wurde, und namentlich Peter hatte diesmal einen ganz besonderen Eifer gezeigt. Mutter Fersen meinte, er sorge damit schon für Stinas Aussteuer; aber ob sie recht hatte, war sehr zweifelhaft. Die anstrengende Arbeit war indes von Erfolg gewesen. Als wollte das Meer selbst seinen Anteil stellen und ihn für Charlottens Rettung in seiner Art belohnen, fiel der Störfang in diesem Jahre besonders reichlich aus. Mit Staunen und Neid hatten die anderen Strand fischer den Reichtum gesehen, den die Brüder Fersen in ihren Netzen heimgeschleppt hatten; aber Peter schien dies alles kaum des Geldes wegen zu tun, obwohl er mit Stolz die weit mehr als mannshohen Riesentiere betrachtete, die er heimführte. Wenn er von dem nächtlichen Fange am frühen Morgen mit seinem Boote in den hier Priel ge nannten Wasserlauf einfuhr, den sein Vater einst an seiner Landungsstelle angelegt hatte, dann wartete er mit dem Schlachten der besonders groben Fische stets s^> lange, bis Charlotte am Strande erschienen war, ihre Freude in ihrer niedlichen Weise geäußert und eine Zeit lang mit ihm geplaudert hatte. Jetzt, wo sie nicht mehr im Hause weilte, schien ihm selbst die reichste Beute gleich gültig zu sein., ------- -- - - (Nachdruck verboten.! Um so mehr aber freute sich Hinnerk in diesem Jahre, und so schienen die Rollen vertauscht zu sein. „Mudding", sagte er eines Tages im Juli, als er von der voraussicht lich letzten Fahrt ohne Beute zurückkehrte, weil der Stör strich vorüber war, „Mudding, dit Johr het dat flutscht, un wie kriegen von den Kopmann in Tönning mihr als tweehunnert Daler för den Fang." Da freuten sich auch Mutter und Schwester über den Segen des Meeres, denn Stina brauchte Geld zur Be schaffung der Aussteuer. Nur Peter zeigte keine Freude, wie in den früheren Jahren über den reichen Fang. Ein ganz anderer Mensch schien er geworden zu sein, und Scherz und auch Lachen hatte er sich abgewöhnt. Wes- halb sollte er auch fröhlich sein? Ja, wem^ das alles noch für Charlotte erworben wäre, wenn diese sich darüber gefreut hätte, dann hätte auch er ihre Freude mit empfunden; aber ohne ihr freundliches Gesicht hatte jeder Erwerb für ihn seinen Reiz verloren. Aber auch der Familienverkehr war ihm verleidet. Während er sonst nach Beendigung des Störfanges munter und zu SÄerzen aufgelegt war und die Menschen nur zu gern aufsuchte, namentlich nach einem reichen Fange wie in diesem Jahre, ging er jetzt still umher, mied die Menschen und lebte am liebsten einsam für sich an seinem geliebten Strande und auf dem Wasser. Der Störfang war beendet; der Schollen-, Aal- und Krabbenfang begann. Bisher hatten die Brüder auch diesen wie den Störfang gemeinschaftlich betrieben, ob wohl auch einer damit fertig wurde; in diesem Jahre aber überließ ihn Peter zum ersten Male seinem Bruder allein. „Du bist grot un stark naug dortau", hatte er gesagt, „Heft utlihrt, un mößt di nu up di sülwen ver- laten." Aber zu Hause blieb Peter deshalb nicht. Die hohe See suchte er auf und hing, mit seinem großen Störboote dahinsegelnd, allein auf der weiten Wasserfläche seinen Gedanken nach, soweit es möglich war. Sogar auf die Seehundsjagd zog er aus, obwohl er diese Beschäftigung früher als undankbar und für einen armen Fischer nicht ersprießlich erklärt hatte. Da war er denn oft ein gern gesehener Gast auf den weiter oder näher liegenden Inseln Süderoog, Südfall, Pellworm, den vielen einsamen Sand bänken, und Halligen, und oft brachte er einen Seehund oder sogar mehrere als Beute heim. Denn er war nicht bloß ein tüchtiger Fischer und Steuermann, sondern zu gleich auch der beste Seehundsjäger in der ganzen Gegend, und wenn seine alte Flinte knallte, dann hatte die Kugel auch sicher ihr Ziel erreicht. Während Peter draußen auf dem Wasser seine innere Ruhr suchte, war Stina mit ihrer Aussteuer eisrig be schäftigt. Daher kam sie auch öfter nach Gardig, um so manches einzukaufen. Fast jeden zweiten Sonntag kam sie herein und benutzte dazu das Gefährt ihres Bräutigams, der sie selber zur Stadt fuhr, während Peter sie meist begleitete. Hatte sie dann ihre Geschäfte abgewickelt, dann kamen die Geschwister gewöhnlich zur Frau Dr. Trinius,