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Vl« I^sknsäel von «lnN. Die feinen, zierlichen Nadeln, die wir heute im Gebrauch haben, existierten vor Tausenden von Jahren noch nicht. Aber Nähnadeln haben die alten Bewohner Europas schon gehabt, sie waren ge zwungen, solche zu erfinden, als sie nicht mehr bloß in die abgezogene Haut eines Auerochsen oder eines Wolfes, als Kleid, hineinfahren wollten. Da mußten sie folglich das Fell bearbeiten, zuschneiden, ja teilweise neu zusammennähen. Man nahm anfangs hierfür einen scharfkantigen Stein, einen Knochen, ein Stück Holz, mit denen Löcher in die Tierfelle etn- geschlagen, eingebohrt wurden. Durch diese Löcher wurden Schnüre, Fäden ge zogen und so die Teile zusammen- gehalten und befestigt. Ein Fortschritt war schon eine Nadel von Knochen oder Holz, freilich von ansehnlicher Dicke und Länge, an welcher der durchzuziehende Faden an einem Ende in einer Ver tiefung, Einkerbung, angebunden wurde; bald auch erhielt die Nadel ein Ohr, wie sie aus uralter Zeit gefunden sind. Gern machte man Nadeln aus den Rippen des Hirsches. Fischgräten bot die Natur selbst als vollkommenste Nadeln, auch Dornen. Seitdem man anfing, Metalle zu bearbeiten, wurde Bronze, auch Eisen zur Anfertigung von Nähnadeln genommen, wofür viele Beispiele Beweis liefern. Der tziegesrug «le» OalÄentuckw. gleicher Länge waren, bei 85 Prozent war das rechte Bein länger als das linke, bei 55 Prozent traf der umgekehrte Fall zu. Da demnach das linke Bein in der großen Mehrzahl der Fälle das längere ist. so geht die Abweichung am häufigsten von links nach rechts: diese Tatsache wurde durch eine Menge Experimente bestätigt, die man mit Personen mit verbundenen Augen an gestellt hat. Vl« SckmeMgkett Nev Torprclos, als sie zuerst eingeführt waren, betrug gegen 16 Kilometer in der Stunde, und sie bargen eine Ladung von 13,5 Kilo Schießbaumwolle. Heutzutage können sie 50 Kilometer und mehr in der Stunde zurücklegen und haben eine Ladung von mehr als 80 Kilo Schießbaumwolle, einem Sprengstoff, der ebenso kräftig wirkt wie Dynamit. Aus der Anfangs zeit des Torpedowesens wird berichtet, daß ein Dampfer dem unterseeischen Geschoß tatsächlich entfliehen konnte, so bald die Offiziere der Wache den heran stürmenden Feind an den Blasen, die ihn auf der Wasserfläche verrieten, recht zeitig entdeckt hatten. ULL»XLLLl - " . . . -l-- liLLLLLL»! Eine Million wiegt in Papiergeld: In 1000-Markscheinen 2 Kilogramm, in 500-Markscheinen 3,5 Kilogramm, in 100-Markscheinen 13 Kilogramm, in 50- Markscheinen 25 Kilogramm, in 20-Mark- scheinen 46,44 Kilogramm, in 5-Mark- scheinen 145 Kilogramm. Die erste Gemahlin Napoleons I., Josefine, war von der Natur mit einem sehr anmutigen Antlitz bedacht worden, nur zeigte ihr Mund sehr häßliche gelbe Zähne. Um diesen Mangel zu verdecken, griff Josefine zu dem Taschentuch, das damals in verachteter Verborgenheit lebte. Zu jener Zeit nämlich galt dieser heute so überaus wichtige Toiletteartikel für einen Gegenstand, den man niemals in Gegenwart einer anderen Person be nützen dürfe. Für anstößig galt schon das Zeigen des Tuches, aber noch schlimmer war das Sprechen von diesem Gegenstand. So führte unser Tüchlein wie ein bescheidenes Veilchen ein ver borgenes Dasein, bis Josefine es aus dem Dunkel hervorzog. Sie verdeckte ihre schlechten Zähne, indem sie kleine, mit kostbaren Spitzen besetzte Batist- tüchlein in der Hand hielt und zierlich an den Mund drückte. Nun war dem kleinen Ausgestoßenen mit einmal der Weg zu den höchsten Ehren eröffnet: alle Hofdamen ahmten ihrer Gebieterin nach, und das einst so verachtete Taschen tuch trat seinen Siegeslauf durch die Welt an. Im Greife 4r«k«n. Die normale Körperwärme des Menschen beträgt 37 bis 37'/» Grad Celsius, der normale Herzschlag (Puls schlag) 60 bis 80 Schläge in der Minute. * Die erste Holzspurbahn, also die älteste bekannte Verwandte unserer Eisenbahnen, war schon 1541 im Lobertal im Elsaß im Gebrauch und zwar für Bergwerkszwecke. Wenn bei einem Fisch die sonst stets aufgerichtete Rückenflosse am Körper anliegt, so ist das ein Zeichen von Krankheit. O In England mußte bis vor kurzem bei jedem Eid das Neue Testament ge küßt werden. Neuerdings nimmt der Schwörende das Heilige Buch nur noch in die Hand, hält es hoch und legt so den Eid ab. * Die meisten Feiertage gibt es in Rußland und in Österreich. Rußland hat jährlich 86, Österreich 76 Feiertage. * Schwere körperliche Arbeit verkleinert vorübergehend das Herz. Der gleiche Zustand tritt auch ein nach einem heißen Vollbad (32 bis 33 Grad Reaumur). Ein kaltes, zwei bis fünf Minuten an dauerndes Vollbad von 16 bis 20 Grad Von berükniten Leuten lanh eingeführt zu haben, indem er statt Reaumur dagegen vergröbert das Herz erheblich. Eine bekannte Tatsache ist, daß Ver irrte oder Leute, denen die Augen ver bunden sind, statt geradeaus zu gehen, stets in einem Kreise sich bewegen. Diese Der ttot*rttbmrtiku». Dieses war der Titel, den der Kur fürst Moritz von Sachsen dem berühmten Rechenmeister Adam Riese für seine Ver dienste um die Rechenkunst verlieh. Adam Riese oder, wie er eigentlich hieß, Ries, gebührt auch das Verdienst, eine wirklich praktische Rechenkunst in Deutsch- Erscheinung kommt daher, daß die beiden Beine des Menschen nicht gleich lang sind. Mit dem längeren Bein wird unbewußt ein größerer Schritt gemacht und da durch, wenn die Neigung zur Ab weichung nicht durch das Auge korrigiert wird, je nachdem das rechte oder das linke Bein länger ist, nach rechts oder links abgewichen. Diese Hypothese wird durch genaue Messungen, die an einer Anzahl von Skeletten vorgenommen wurden, bestätigt. Sie ergaben, daß ... nicht weniger als 80 Prozent von un.her schwerfälligen römischen Zahlen für die handlicheren arabischen Ziffern im Volke Propaganda machte. Von seinen Lebensschicksalen weiß man, daß er an fangs zu Annaberg im sächsischen Erz gebirge städtischer Bergwerksschreiber war, bis er dann später eine Privat- schule errichtete, in welcher er seine Rechenkunst lehrte. Ries hat damit grobe Erfolge gehabt, denn er war später in der Lage, große Grundstücke zu er werben. Noch heute führt man häufig seinen Namen im Munde. Denn wenn jemand ausdrücken will, daß eine Rech nung einfach und über allen Zweifel erhaben ist, so setzt er gern die be kräftigenden Worte hinzu: »Nach Adam Riese". t7r»um« kinä Sckäume. Als vor vielen Jahren in Berlin die Große Hygiene - Ausstellung eröffnet wurde, zeigte man dem anwesenden greisen Kaiser Wilhelm I. einen Becher, aus dem er im Jahre 1865 in Karlsbad getrunken hatte. Er sah ibn lange gedankenvoll an, dann sagte er: „Als ich in jenem Jahre Karlsbader Kurgast war. hatte ich eines Nachts einen seltenen Traum. Ich sah mich, wie jeden Morgen, zum Brunnen wandern, aber anstatt der gewöhnlichen weiblichen Bedienung fand ich einen Mann vor, der mir mein Glas zögernd überreichte und dabei warnend ausrief: „Trinke nicht, in diesem Becher ist Gift!" Dann zerrann der Traum, und ich erwachte. Denken Sie sich nur, meine Herren, als ich am nächsten Morgen zum Brunnen kam, bot mir wirklich anstatt eines Mädchens ein Mann mit ernster, feierlicher Miene den vollen Becher dar. Ich mußte an meinen Traum denken und stutzte einen Augen blick. Doch dann dachte ich: „Träume sind Schäume" und griff wohlgemut nach dem Glase, das Sie hier vor sich sehen. Und der Trunk ist mir auch ganz gut bekommen!" U<° ° °>Z Küche und Keller ° Verrvenckung von ScMnkenrelten. Das letzte Stück eines geräucherten Schinkens kann man zu einer Suppe benutzen, die sehr wohlschmeckend ist. Man setzt den Knochen mit dem nötigen Wasser aufs Feuer, gibt gereinigte Suppenkräuter, Zwiebeln, Lorbeerblätter, zerschnittene Möhren und einige Kohlrabi scheiben hinzu und läßt die Suppe etwa drei Stunden kochen. Dann gießt man sie durch ein Sieb, entfettet sie, fügt einige Blumenkohlröschen, konservierte weichgekochte Erbsen, mehrere einge machte Birnen mit ihrem Safte, einen Löffel Essig und ein wenig Zucker hinzu und läßt die Suppe noch eine Viertel stunde leise ziehen. Sitzt am Knochen noch so viel Fleisch, daß man zierliche Scheiben davon schneiden kann, so gibt man dieselben ebenfalls in die Suppe. stLgtduttenkerne werden meist als unbrauchbar fort geworfen. Sie geben aber einen sehr angenehmen Tee, der namentlich für Kinder und nervöse Menschen ganz zu träglich ist. Man trocknet die Kerne bei sehr geringer Wärme im Ofen, schüttelt sie tüchtig aus einem Durchschlage, damit die feinen Härchen nach oben kommen, und entfernt diese. Für vier Personen nimmt man etwa zwei Löffel Kerne, kocht sie eine Stunde, gießt das Getränk durch ein Sieb und trinkt den Tee mit Sahne und Zucker. Da die Kerne einen starken Vanillegeschmack haben, so kann man eine Abkochung von ihnen sehr wohl anstatt der wirklichen Vanille be nutzen, besonders bei Speisen, denen man statt der pulverisierten Vanille leicht etwas Flüssigkeit zusetzen kann» UMM fir MM brsidttni wöchentlich dreimal and zwar Dientzlaq». Donners,.tg» und Slm»adn,ds. Inserate werden tag» vorher di» mittag» l l Uhr angenommen. Bezugspreis in der Stadt vierteljählNch ,.40 Mk. frei in» Hau», adgehol, von der Expedition 1,30 Mk . durch die Post und unä vmgegenä. Amtsblatt 73 Hf* »t» chsioefpaTime ItznwtwUk* «ufurdalb de» HlmtlgWchttdWlk» vi»4druff 20 Ps§^ tzeitruudeuder »ad tabellarischer S-tz mit SO Prozeß Ausschluß ^ederAulvruch auiRadat, erlisch«, wen« derBenugdvA 'ä Stag« esizgezm^u weede« muß »d See RuirrvAgeber i, Ko»kur» gerckt. Hentfprecher Nr S — Telegramm-Adeeffe: U«»»tzl«N VklSdruff. kür die Lvnigl. Amtshauplmannlchaft Meilsen, für das König!. Smksgrrichi und den Stadtrat zu WllsdruT sowie für das König!. Forstrentamt zu Tharandt. 69 Verantwortlich Mr Redaktion, Druck und Verlag: Arthur Zschunke in Wilsdruff 1912 Strandgut -ss» Koman von Friedrich Dtto Boehm. (15. Fortsetzung.) Die anderen Beteiligten bildeten dagegen eine stillere Gemeinde. Der Deichgraf suchte ingrimmig und zugleich geknickt wie eine verkannte Unschuld sein Gefährt auf; die Gerichtsbeamten ordneten die Akten, und die drei Ge schwister Fersen standen mit der Freundin in einer Ecke des Saales, alle tief bewegt. Und dabei ruhte Charlottens feine, schmale Hand so ruhig in der braunen Faust Peters, und sie schaute so vertrauensvoll und ergeben zu ihm empor, daß der alte Trinius gewiß seine Helle Freude darüber geäußert hätte. Endlich gingen auch sie nach der Saaltür, die beiden Mädchen voran. Da schaute der Gerichtsrat auf. „Sie wollen doch nicht etwa so still und ohne Gruß von mir scheiden?" Mit diesen Worten trat er zu ihnen. „Wir wagten nicht, Sie zu stören, Herr Gerichtsrat", erwiderte Peter; „aber meine neue Schwester hier", fuhr er lächelnd und auf Charlotte schauend fort, „bedarf nach dieser Aufregung der Ruhe und muß heim. Ich selber wollte wiederkommen und Ihnen für Ihre Freundlichkeit noch danken. Das kann ich ja aber gleich jetzt tun —" „Nichts davon!" fiel der Alte ein. „Ich habe nur meine Pflicht getan, möchte aber noch so manches außer gerichtlich mit Ihnen besprechen. Bleiben Sie also, bitte, noch hier, bis wir mit den Akten fertig find. Ader von den Damen will ich mich schon jetzt verabschieden." Er reichte erst dem darüber ganz erstaunten Hinnerk und dann Charlotten die Hand, wünschte ihr Glück zu ihrer so wunderbaren Rettung, wobei dieser die Tränen in die Augen traten, und stellte sich zu ihrer Verfügung, wenn sie eines juristischen Rates bedürfe. Dankbar nahm Charlotte sein freundliches Anerbieten an. „Und Sie, mein liebes Kind", wandte er sich mit freundlichem Händedruck an Stina, die sich wie überflüssig bei der ganzen Verhanolung vorgekommen war und sich auch jetzt noch bescheiden abseits hielt, „Sie haben, wie mir Herr Dc. Trinius erzählt hat, das gute Werk, welches Ihr Bruder angefangen hatte, mit Verständnis und un endlicher Hingabe erst vollendet und mit Erfolg gekrönt. Für solche Aufopferung einer Frau am Krankenbette hat der Staat bis jetzt wenigstens leider kein sichtbares Zeichen der Anerkennung; wenn «sie aber auf die Meinung eines alten Mannes in immerhin geachteter Staatsstellung etwas geben, so erkläre ich hier offen, daß ich die höchste Achtung für Sie empfinde, wie auch jeder andere, dem ich von Ihnen und Ihrer uneigennützigen Aufopferung erzählt habe. Wenn Sie einmal nach Gardig kommen, fo be« fuchen Sie mich; meine Frau möchte Sie ebenfalls gern kennen lernen." Ganz rot war Stina bei dem unerwarteten Lobe ge worden, aber es schmeichelte ihr doch, auch ihrerseits eine Anerkennung für ihre Mühe erhalten zu haben. Frisch und schlagfertig, wie sie war, fand sie sich daher auch ziemlich schnell in ihre Heldinneustellung hinein, dankte hocherfreut und versprach ihren Besuch sogar in nächster Seit. . (Nachdruck verboten.) Zu ihrer größten Freude ließ der höfliche alte Herr die beiden Mädchen sogar m seinem eigenen Wagen wieder zu ihrem Hause fahren, und dabei kam sich auch Stina nicht mehr überflüssig vor. Als Charlotte nach Hause kam, begab sie sich sofort zur Ruhe und sank auch sogleich in tiefen Schlaf. Aber die Traumbilder, die sie heimsuchten, schienen keine ab schreckende Gestalt zu haben. Denn als Stina sich einige Zeit darauf besorgt über sie beugte, bemerkte sie ein zu friedenes Lächeln in ihren Mienen, und ihre Lippen be wegten sich. „Peter, lieber Peter!" glaubte sie zu ver- i stehen. Da war auch die kluge Stina zufrieden und begab sich erfreut in die Küche. Aber der Eierkuchen, den sie nach der eigenen Mahlzeit für ihren beute so geehrten und auch von ihr selbst jetzt höher geschätzten Bruder Peter ganz besonders schön gebacken hatte, verfehlte diesmal gänzlich seinen eigentlichen Zweck und fiel schließlich dem unersättlichen Hinnerk zum Opfer. Denn Peter kam nicht und kam nicht, und das hatte seinen guten Grund. Der Gerichtsrat batte ihn nämlich als seinen Gast zum vorher bestellten, aber sehr verspäteten Mittagessen in der Strand schenke eingeladen und ihn so zuvorkommend behandelt, daß er bet seiner sehr späten Heimkehr weder Hunger noch Durst verspürte und zum ersten Male in seinem Leben das aufgehobene Mittagbrot verschmähte. Indes wanderte er noch lange am Strande umher, bis er sich endlich zur Ruhe begab. > 11. Allerlei Wandlungen. Seit der Gerichtsverhandlung im Stranddorfe war etwa eine Woche vergangen. Der alte Doktor Trinius war ziemlich spät von einem Krankenbesuche über Land zurückgekehrt und saß mit seiner Frau beim Abendessen. Als gemütlicher und redseliger Mann liebte er trotz seinem hohen Alter die Geselligkeit. Seitdem daher auch sein jüngster und letzter Sohn vor einigen Jahren das Eltern haus verlassen und sich selbst ein Heim gegründet hatte, empfand er die Stille im Hause, namentlich am Abend, um so schmerzlicher. Eine Tochter hatte er nicht, und die einst so munteren Jungen waren selbst schon ernste Väter geworden; seine Frau aber hatte die Jugendscherze längst verlernt. Da freute er sich denn oft sogar über die Albernheiten seines im übrigen ganz gewitzten Dienst mädchens, nur um einmal tüchtig lachen zu können. Denn lachen und niesen, behauptete er immer, sind die beste und billigste Medizin. Heute aber war's doch gar zu still im Hause. Doris hatte am Nachmittag beim Abwaschen, natürlich aus Ver sehen und ganz ohne ihre Schuld, die Lieblingskaffeetasse der Frau Doktorin zerschlagen und dafür ebenso natürlich eine tüchtige Zurechtweisung erhalten, und deshalb schmollte sie. Keine Neuigkeit aus der Stadt und Umgegend, keine der ihr erlaubten und gern gehörten Bemerkungen beim