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pslrMer-Tiercken. Der Naturforscher braucht niemals in Verlegenheit zu sein um Stoff für sein Studium. Nicht einmal in der Stadt. Es gibt auch dort für ihn viel Seltsames und Interessantes. Er nehme ein Mikroskop und untersuche das Straßenpflaster: es wird nicht lange dauern, bis er ein Tier entdeckt, so merk würdig wie möglich. Dasselbe gleicht einem cremefarbenen Balle und ist unter dem Namen „Gromta" bekannt. Es ist sehr klein, da es nur Vu einer Linie im Durchmesser beträgt. Sollte unser For scher es aufnehmen und in Wasser sehen, so kann er beobachten, daß es schon nach wenigen Minuten ein höchst künstliches Neh konstruiert. Längs der Fäden dieses Netzes (welche weniger als den °°/iooo Teil eines Zolles im Durchmesser haben) sieht man sehr kleine Tierchen, sogenannte v-iviealse, welche wie Boote in einem Strom hin- und herschwimmen. Wenn diese Tierchen den Mittelpunkt des Nehes erreichen, werden sie verschluckt. Nasses Wetter ist die Erntezeit des Gromia. Sind die Tage trocken und hell, so liegt es still und sinnend im Staube: aber so wie Regen fällt, breitet es sein Neh aus und sucht Nahrung. Seine Lebensweise und Gewohnheiten sind genau erforscht worden, und obgleich es ein so kleines und untergeordnetes Geschöpf ist, hält es mancher Naturforscher der Mühe wert, sich ausschließlich mit ihm zu be schäftigen und ihm eine bedeutende Zeit seines Lebens in ernster Arbeit zu widmen. Sck»trb»r« kigenkekskten ckes t7»b»ks. Die gute Wirkung des Tabaks als eines Vorbeugungsmittels gegen ansteckende Krankheiten ist keineswegs eine neue Entdeckung, denn es wird berichtet, daß zur Zeit einer Pestepidemie im 17. Jahr- bündert in Holland jedes Kind eine Pfeife nebst Tabak in die Schule mit bringen mußte, und in den Zwischen stunden rauchten dann Lehrer und Schul kinder tapfer drauflos. Der Mitarbeiter einer alten holländischen Handelszeitung schreibt, er habe seit 1844 in London und Liverpool in verschiedenen Zigarren- und Tabakfabriken Anstellung gehabt, doch unter Zigarrenmachern und Tabak- schneidern nie einen Todesfall an Cholera oder Blattern beobachtet. Nicht rauchende Personen, sagt er, sollten jeden Morgen zu Hause wenigstens eine kleine Menge Tabak verbrennen, ehe sie ausgehen. f4ebenbukl«r in <ler Scklackt. Als der in Liedern und Balladen gefeierte Schottenheld Douglas in der Schlacht von Bannockburn entdeckte, daß sein Rival Randolph, ein zwar tapferer, aber keineswegs hochgesinnter Kriegs- Held, von dem übermächtigen Feinde be droht werde, rüstete er sich sofort, um ihm mit seinen Leuten zu Hilse zu eilen. Bald darauf aber machte er die Be obachtung, daß sein Nebenbuhler die Engländer bereits zurücktreibe, und nun rief der mutige Mann, in dessen Natur der Edelmut lag, sofort aus: .Halt und kehrt! Unsere Scharen langen zu spät an, um Randolph zu helfen, und dürfen ihm nun den Ruhm nicht schmälern, indem sie sich den Anschein geben, als hätten sie den Sieg miterfochten l" Oss treu« pferck. Als im Jahre 1831 die Kosaken plötz lich in Krakau eindrangen, war daselbst ein Einwohner in einem Hause zurück geblieben. Da er allein mit zwanzig Feinden sich nicht messen konnte, wollte er nach dem anderen Weichseluser ent fliehen. Er eilte in den Stall, um sein Pferd loszubinden, doch da es zu sehr ver koppelt war und die Zeit drängte, entfloh er zu Fuß. Mehrere Kosaken jagten ihm nach, doch am gefrorenen Flusse angelangt, ließen sie von der Verfolgung ab, da sie fürchteten, auf dem schwachen Eise einzubrechen. Der Krakuse, schon nabe dem jenseitigen Ufer, hört dennoch, daß ihn jemand verfolgt. Er beschleunigt seine Schritte: allein da der Verfolger ihm schon beinahe auf den Fersen ist, wendet er sich um und — sieht sein Pferd, welches sich losgerissen und seinem Herrn nachgeeilt war. Eisberge kommen in der nördlichen Polargegend weder so zahlreich noch so umfangreich vor, wie in der südlichen, sie sind in der ersten aber gewöhnlich höher und wegen ihrer Kuppeln und Zacken auch schöner. In Böhmen sprechen unter hundert Menschen durchschnittlich siebenund dreißig deutsch. * Zur Zeit Christi gab es im heutigen Marokko noch Elefanten, Flußpferde und Krokodile. Sjj Hier und dort WZOl^l Kin Kalbes Iakrkunckert im Lucktkaus. Ein Mann, der einst als Brigant ge fürchtet war, der siebzigjährige Antonio Gatto aus Monte Sant Angelo in der italienischen Provinz Foggia, hat un längst das Zuchthaus von Civitavecchia verlassen: er ist. nachdem er 49 Jahre seines Lebens in verschiedenen italie nischen Strafanstalten verbracht hat. vom König begnadigt worden. Gatto war als Jüngling von zwanzig Jahren aus dem Heere desertiert und hatte sich, einer Räuberbande angeschloffen: als" Brigant machte er sich dann zahlreicher Mordtaten und Erpressungen schuldig. Nino Bixio, dem Kampfgenossen Gari baldis, gelang es endlich, die ganze Räubergesellschaft, mehr als hundert Mann, zu fangen. Die ersten, die sich ergaben, wurden begnadigt; die anderen aber — und unter ihnen befand sich Gatto —- wanderten für Lebenszeit ins Zuchthaus. Seine Begnadigung ver dankt der im Zuchthaus grau gewordene Brigant der Fürbitte eines Neffen, den er gar nicht kennt, und der sich ver pflichtet hat, bis an sein Lebensende für ihn zu sorgen. Im Zuchthause zu Civitavecchia führte sich der alte Räuber, der dort als Schneider beschäftigt wurde, musterhaft . . . KuMtcke vllinter. Neuseeland ist die erste der britischen Kolonien, wo man den Versuch gemacht hat, die Kohlenschätze des Landes in Staatsbesitz zu übernehmen. * Der Wert des Vatikans, der Residenz des Papstes in Rom, wird mit Einschluß der Sammlungen, Kostbarkeiten usw. auf 600 Millionen Mark geschätzt. Ein Alaunberg von 270 Meter Höhe und einem Umfange von 1S Kilometer ist unlängst in China entdeckt worden. fluche und Keller Gänsebraten mit Semmelfülle. Die wie üblich hergerichtete Gans wird mit folgender Farce gefüllt. Ein Stückchen Butter rührt man zu Sahne, gibt drei ganze Eier und vier Löffel Sahne hinzu und soviel Semmelkrume, bis ein ge schmeidiger Teig entsteht. Dazu fügt man ein halbes Weinglas Arrak, drei Löffel Sultanrosinen, einen Löffel ge stoßene Mandeln, Salz nach Belieben und drei bis vier weinsäuerliche, in Würfel geschnittene Apfel. Die Gans wird nun zugerichtet und wie üblich ge braten. Vinaigrette. Dies ist eine Art von Fleischsalat, welcher mit feinem Manonnaisenguß angerichtet und mit gehacktem Eigelb und Weiß, Sardellen filets, roten Rüben, Kapern und Gurken verziert, zum Tee oder Frühstück ge geben werden kann. Kleine Butterkuchen. 500 Gramm Zucker, vier Eier werden eine halbe Stunde gerührt, dann 250 Gramm schaumig gerührte Butter und so viel Mehl dazu, daß der Teig sich auSrollen läßt. Diesen rollt man knapp einen halben Zentimeter dick aus und sticht ihn mit Blechformen in beliebige Formen aus und backt dieselben gleich bei ziem lich starker Hitze. Dasselbe Gebäck mit etwas Vanille und 125 Gramm geschälten und feingehackten Mandeln dazu ist ebenfalls sehr gut. Ebenso kann man statt der Mandeln und Vanille 25 Gramm gestoßenen Zimt dazu nehmen und formt man dann nur Sterne daraus. Eine Frau in Tomsk verklagte einmal eine andere, weil diese sie mit einem Stück gefrorener ... Milch, die sie gerade zu Markt brachte, empfindlich ge schlagen habe. In der Tat kommen dort jedes Jahr mehrere Monate vor, wo die Milch weit häufiger als fester Körper, denn als Flüssigkeit geliefert wird, und man pflegt sie dann in regelmäßige Blöcke zu teilen. Das gibt schon eine Vorstellung von der Temperatur, die in jenem Teile Sibiriens zuweilen und häufig längere Zeit herrscht. Die Kälte scheint auf die ärmeren Leute in Ruß land dieselbe Wirkung auszuüben, wie die Hitze auf die niederen Volksklassen in Italien und Spanien. Die Leute werden so träge, daß sie die meiste Zeit schlafend zubringen. Der in Rußland beliebte mächtige Kachelofen bildet ein warmes Bett für die ganze Familie, von der ihn kaum jemand zu anderem Zwecke verläßt, als um das Feuer darin zu er neuern. ecke Anzüglich. Student (am Brunnen): .Donnerwetter, die Plumpe gibt kein Wasser." — Dienstmann: »Ja, lieber Herr, nich mal der Brunnen will Ihnen mehr — pumpen." Falsche Auffassung. Ein Herr: .Ich möchte Sie bitten, eins dieser Lose zu kaufen, verehrter Herr. Wir haben eine Auslosung für einen alten Seemann geplant." — Der andere: „Da kommen Sie bei mir aber nicht an den Rechten. Wenn ich den alten Seemann gewönne, müßt' ich wahrlich nicht, was ich mit ihm anfangen sollte!" Zeitbild. Bankier (zu seinem ver heirateten Buchhalter): .Sie kommen um Vorschuß, Herr H.? Sie haben -üne Kinder und sind mit Ihrer Frau allein, — Sie sollten sich ganz anders einrichten!" — Buchhalter: „Will ich auch, Herr Prinzipal. Nur bin ich noch im Zweifel — Renaissance oder Rokoko!" Vorteilhaft. Wirt (zu den Bauern): „Bei mir müßt ihr einkehren, in meiner nächsten Nähe wohnt der Bader." WchMt sm Wicks Erschein» wöchentlich dreimal und zwar DienStaqs, Donntrilag- und Sonnabends. Inserate werden lag« vorher bis mittags il Uhr angenommen. Bezugspreis in der Stadt vierieilabilich i.40 Ml. frei in« HouS. abgehoi, von der Expedition 1.30 Ml . durch die Post und unsere LandauetrSqer bezogen 1,34 Ml. unä rimgegenä- UmtsblaH Idsrrtlonsvref* 18 Psq dn> Wnsaefpallene Korpv-zrUe. «überdach des Nmtsg-richtsbezirks Wilsdruff 20 Psg. Heltraubender und tabellarficher Lay mit LO Prozent Aufschlag. «ur die Liinigl. Amtshauptmannschaft Weihen, für das König!. Amtsgericht und den Stadtrat ru Wilsdruff sowie für das König!. Forflrentamt zu Tharandt. 65 Verantwortlich für Redaktion, Druck und Verlag: Arthur Zschunke in Wilsdruff 1912 «LZ. Strandgut Koman von Friedrich Gtto Boehm. er, Der Alte schaute verwundert auf. „Stina", begann „was bist du einmal für ein kluges Menschenkind! Die reine Prinzessin Turandot im Fischerhause anstatt im Königspalast! Denn du hast recht, ich habe etwas Be sonderes mitzuteilen." Die beiden Mädchen schauten auf:>„AH!" „Du weißt ja", fuhr er fort, »daß Peter damals mit großer Umsicht nicht bloß unseren Liebling hier, sondern auch einige Gepäckstücke aus dem Wrack gerettet hat, da sie diesem jungen Mädchen zu gehören schienen." „Ja", fiel Stina ein, „der Kommissar hat ja damals alles versiegelt und dem Ortsschulzen Gerichten in Ver wahrung gegeben, und darüber haben sie eine Schrift auf gesetzt. Ich habe Charlotten davon erzählt. Nach der äußerlichen Beschreibung der Gegenstände und dem Ort, wo Peter sie gefunden hat, erklärt sie alles als ihr Eigen tum, bis auf die Matratze und die Kojendecken." „Schön", sagte der Alte, „du bist wirklich ein kapitales Menschenkind." „Ja", rief Charlotte, die Freundin umarmend, „sie ist klug und gut, und ich möchte immer bei ihr leben!" „Na", erwiderte der Alte schmunzelnd, „es liegt ja in deiner Macht, wenigstens in ihrer Nähe zu bleiben, mein Kind. Aber das rauhe Leben am Strande wird deinem zarten Körper wohl kaum dienlich sein. Das wird jedoch die Zukunft lehren, einstweilen sollst du etwas anderes leisten." Wieder schauten ihn die beiden Mädchen erstaunt an, und ihre Neugier sprach aus ihren Mienen. „Ja", fuhr er wichtigtuend fort, „ein Geheimnis ist es noch für alle anderen, aber dem Arzt und dem Seelsorger (1l. Fortsetzung.) „O Herr Doktor", rief Stina, purpurrot im Gesicht, „wenn das wahr ist, dann verlege ich meine Hochzeit sogar auf einen Tag, wo Sie viel Zeit übrig haben." „Na, das wird ja immer schöner!" lachte der Alte, während Charlotte ihm zugleich die Hand drückte. „Da soll ich wohl am Ende voraussagen, wann alle meine vielen Kunden einmal gesund sein werden! Hahaha! Das kann ich doch noch nicht, obgleich ich schon siebzig Jahre alt geworden bin. Ich will's versuchen, als ein neues Ziel ärztlicher Geschicklichkeit, aber der Sicherheit wegen be stimme nur selber den Hochzeitstag. Denn wenn du dich darin auf mich verläßt, so kommst du vielleicht nie unter das Ehejoch." „Die Ehe und ihre Pflichten will ich wohl er tragen", erwiderte Stina lachend, „und Sie werden später wohl selber sehen können, ob sie mir ein Joch ist. Mein Andreas ist gut, und ich werde ihn schon zu nehmen wissen." „Das weiß ich sicher", sagte der Alte, „und dabei wollen wir gute Freunde bleiben." „Ich wenigstens, und wir alle hier am Dünenberge werden Ihnen nie vergessen, was Sie uns in der Not der letzten Zeit gewesen sind. Aber Sie saben bei Ihrer An kunft so ernst aus, als hätten Sie uns etwas ganz Be sonderes zu melden." (Nachdruck verboten.) stehen ja besondere Rechte zu. Also hört! Auf meinen Bericht von dem Gesundheitszustand unserer lieben Charlotte wird hier in der Strandschenke ein Gerichtstag in nächster Woche abgehalten werden. Da wird dann wohl derselbe junge Assessor als Kommissar, der damals die Koffer hier versiegelt hat — Stina", unterbrach er sich herzlich lachend, „du Prachtmäken, du hest em jo woll Däskopp näumt, un dat mit vullen Recht, denn hei is 'n Däskopp, un du hest dat von de ganze Jnwahnerschaft an de sleswigsche Nordseeküst' tauirst markt un ok utspraken." „Herr Doktor", rief Stina ganz erschrocken, „das ist mir ja nur so herausgefahren in meiner Angst und Auf regung. Denn sonst hätte ich den Herrn Kommissar ja niemals —" „As 'n Däskopp anseihn?" fiel der Arzt lachend ein. „Stining, Stining, dat glöw' ik nich! Denn bei is 'n Däskopp, un du büst 'n vernünftig un hellhürig Minschen- kind." „Aber wenn er nun wiederkommt, was soll ich da machen? Ich schäme mich ja so", sagte Stina unter Tränen. „Du brauchst dich gar nicht vor ihm zu schämen", tröstete sie der Alte, „sondern er selbst muß sich schämen, daß er dich so roh und deinen ehrlichen Bruder als Strandräuber behandelt hat, noch dazu in einem Hause, wo eine Todkranke lag. Freiwillig kommt er gewiß nicht wieder; zwingt ihn aber sein Amt dazu, so ist das eine gerechte Strafe für ihn. Ist er indessen ein gebildeter Mensch, so wird er sein früheres Betragen gegen euch beide gewiß gutzumachen suchen." Mit großen Augen hatte Charlotte zugehört und bat nun um Aufklärung, die sie von dem Arzte ungeschminkt erhielt. „Ach, um meinetwillen!" rief sie händeringend, „alles um meinetwillen! Wie soll ich dem guten Peter je ver gelten, was er um mich gelitten hat!" „Damit hat es ja keine so große Eile", warf lächelnd der Alte ein. „Einstweilen mußt du dich zunächst darauf vorbereiten, daß du der Kommission genügende Auskunft geben kannst." „Was will man denn von mir?" rief sie. „Ich habe doch nichts gestohlen!" „Nein, mein Kind", tröstete der Arzt, „das glaubt und behauptet ja auch niemand. Aber die Behörde kann gefundene Gegenstände doch nur an den zurückgeben, welcher genügende Beweise für sein Besitzrecht erbringt." Sie schwieg eine Weite und sagte dann: „Gut, das ist begreiflich; aber wenn ich die Sachen als mein Eigen tum erkenne und zurückfordere, dann muß man sie mir doch wiedergeben." „Natürlich", erwiderte der Arzt lächelnd. „Da sich der Staat nun aber der gefundenen Sachen einmal be mächtigt hat, so ist er auch dafür verantwortlich, daß sie kein Unberechtigter erhält. Deshalb muß er wie von jedem andern so auch von dir Beweise verlangen, aus