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WchMt für MW 2. VeUage zu Nr. 60. »MMW»«MWM»W^^»WW»WM»»MMMWW»W»WWWWW» Lonnabencl äen 2Z. Mai ^912. Betrachtung zu Pfingsten. Pfingsten hat es sich, wie Himmelfahrt, gefallen lassen müssen, in ein Naturfest verwandelt zu werden. Menschen, die zu Weihnacht gern an die Liebe Gottes denken, denen der Ernst des Karfreitags in die Seele dringt, wissen mit Pfingsten nichts anderes anzufangen, als daß sie einen Pfingstausflug machen. Gewiß hat die christliche Kirche das mitverschuldet. Nachdem sie am ersten Pfingstfest einen un erhörten Siegeslauf durch die Welt angetreten hatte, sind Zeiten gekommen, wo sie verweltlichte, wo nicht Gottes Geist, sondern der Zeitgeist oder ein Parteigeist sie regierte; es find Zeiten gekommen, wo sie schlief, nicht den Schlaf des Gerechten, sondern einen Todesschlaf, traurige Zeiten, in denen die Vertreter der Kirche die schlimmsten Gegner des Evangeliums waren, in denen ihr üppiges Leben ein Spott auf das Leben dessen war, der nicht hatte da er sein Haupt hinlegte. Das ist anders geworden. Es giebt in allen Ständen Menschen, die Christen sein wollen, die auch anerkennen, daß die Kirche einen hohen, segensreichen Beruf ausüben kann, wenn — Geist und Wahrheit in ihr und in ihren Gliedern regieren. Komm, heiliger Geist, Herre Gott! Erfüll mit deiner Gnade Gut deiner Gläubigen Herz, Mut und Sinn! Er wird wiedcrkommen! — Schreiber dieses war am Kar freitag dieses Jahres, nachdem er dem Selamlik des Sultans, dieser eigentümlichen, militärisch - religiösen Parade, beige wohnt hatte, in der alten Hagia Sophia. Es ist ein wundervoller, großartiger Bau aus alter christlicher Zeit; die Türken haben Mühe gehabt, den christlichen Charakter des herrlichen Bauwerkes zu beseitigen; überall steht man noch die Spuren des christlichen Kreuzes und in der Wöl bung über dem einstigen Altar dringt durch alle Deckfarben immer wieder ein Goldmosaik durch: das Bild des Heilan des. Und die Türken sehen es auch und flüstern sich zu: Er wird wiederkommen! Ja, Er wird wieder kommen und den suchenden, auf wärtsstrebenden Seelen immer wieder das Wort einprägen: Gott ist Geist, und die ihn anbeten, die müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten. Wer diesem Wort gehorsam ist, dem fließt ungeahnte Kraft zu, so daß er die dunklen Mächte der Erde unter die Füße bekommt. Wenn aber viele diesen Weg gehen, dann bilden sie eine Gemeinschaft, die vom Geist und von der Wahrheit beseelt ist. Das ist die wahre Kirche Christi, und die ist stark und ist ein Segen für die Menschheit. Komm, heiliger Geist, Herre Gott! 2um Pfingsttage! Pfingsten, du Allmacht des Geistes, Schönheit, die alles erhellt! Schmückst uns auch Heuer wieder Wiese und Wald und Feld, Alle lauschen dem reinen Sinnverwirrenden Lied, Das wie ein Frühlingsjauchzen Festlich die Lüfte durchzieht. Lieblich frohlockende Blüten, Die liebend du ausgestreut, Stimmen die Lenzesharfe Der wundererfüllten Zeit. Sie neigen in sel'gem Locken Sich schmeichelnd zu Spiel und Tand, Und durch den Reigen webt kosend Die Sonne ein gold'nes Band. Jubel auf waldigen Höhen Und tief im lenzduftigen Grund, Zeigt, Pfingsten, dein hoffnungsreiches Erbarmen im Erdenrund! Hilf, daß in lieblose Tiefen Der Herzen ein Leuchten fällt, Ein Klingen aus deiner trauten Verheißenden Frühlingswelt! Daß das erwachende Sehnen Zu gläubigem Streben wird, Und jedes ehrliche Wollen Zu stolzem Vollbringen führt. Löse die Knechtschaft, die marternd Die Menschheit in Banden hält, Pfingsten, du Allmacht des Geistes, Schönheit, die alles erhellt! Aus Staät unä Lanä. MiNeUungen aus dem Leserkreise sür diese Rubrik nehmen wir jederzeit dankbar entgegen. Fortsetzung aus dem Hauptblatt. — 8 Q X. Aerufsaröeiterinnen der Inneren Mission Md nicht nur die Diakonissinnen, sondern auch eine große Anzahl von Kleinkinderlehrerinnen, Krankenpflegerinnen, Heimleiterinnen, Haushaltungslehrerinnen und andere, die gleichviel ob ehrenamtlich oder gegen Besoldung im Dienste der Inneren Mission, ihrer Anstalten und ihrer Vereine, stehen. Ihre Zahl ist gar nicht so klein, ihre Stellung aber oft schwerer, als die der Diakonissinnen, da ihnen die Ge meinschaft und der sittlich, wie wirtschaftlich bedeutsame Halt des Mutterhauses fehlt. Sie zu sammeln und ihnen soviel als möglich die Vorteile des Mutterhauses zu ersetzen, ist die Aufgabe des Verbandes der Berufsarbeiterinnen der Inneren Mission, dessen Sitz in Berlin, Tieckstraße 17 ist. Ein Zweig dieses Verbandes ist der Landesverband der Berufsarbeiterinnen der Inneren Mission im Königreich Sachsen, dessen 4. Jahresversammlung vor kurzem in Dresden abgehalten wurde. Wie aus dem dabei erstatteten Jahres berichte hervorging, umfaßt der Landesverband z. Zt. be reits 378 Mitglieder, von denen 213 wieder zu einer „Er holungsheim- und Feierabendhauskasse für sächsische Klein kinderlehrerinnen" zusammengeschlossen sind. Nach einer biblischen Ansprache des stellvertretenden Vorsitzenden P. v. d. Trenck begrüßte die Vorsitzende Frl. Clara Kühl-Dresden die zahlreich Erschienenen und erstatteten die Schriftführerin, Frl. Raabe-Loschwitz und Frl. Enger- Dresden den Jahres- bez Kassenbericht der letzteren, die vor kurzem ihr 25jähriges Jubiläum als Berufsarbeiterin der Inneren Mission (im Kindergarten des Dresdner Stadtvereins für Innere Mission) feiern konnte, wurde der herzliche Glückwunsch der Ver sammlung ausgesprochen Im Jahre 1911 fanden 4 größere und eine Anzahl kleinerer Versammlungen an verschiedenen Orten (Borsdorf, Leipzig, Dresden, Chemnitz) statt, bei denen u a. auch über die oft sehr ungenügend geregelte Altersversorgung der Berufsarbeiterinnen verhandelt wurde. Ein gehaltvoller Vortrag des 2. Geistlichen des Zentral ausschusses für Innere Mission, Herrn ?. Mettin aus Berlin, über die wichtigsten Bewegungen auf dem Gesamtgebiete der Inneren Mission in ihrer Bedeutung für die einzelne Berufsarbeiterin behandelte die Frauenbewegung, die weib liche Jugendpflege, die öffentliche Mission in Presse und Apologetik, die soziale Bewegung und die Fortbildung der Berufsarbeiterin und gab zu einer lebhaften Aussprache An laß. Wir wünschen dem noch jungen aber zielbewußt arbeiten den Verbände, daß es ihn immer mehr gelingen möge, den in so wichtiger Arbeit an unserem Volke dienenden Beruss- arbeiterinnen der Inneren Mission zur Vertiefung und zur Erhaltung der Berufsfreudigkeit weiterhin gute Dienste zu leisten. — Krzgebirgische Ausstellung Areiöerg 1912. Eine ganz besondere Anziehungskraft wird die diesjährige Frei berger Ausstellung in der forstwirtschaftlichen Abteilung er halten, die den gesamten östlichen Seitenflügel der Haupt halle einnehmen wird. Die Ausstellung der Forstwirtschaft, die unter der Oberleitung des Herrn Ratsoberförster Heinicke ersteht, wird auf dem weiten Gebiet des Ausstellungswesens etwas völlig Neues sein, da bisher noch keine deutsche Ausstellung dem Forstwesen eine eingehende Würdigung in der Form des geschlossenen Ganzen hat zu teil werden lassen. Was bisher aus der Wald-, Forst- und Jagd pflege auf Ausstellungen gezeigt wurde, betraf immer nur engbegrenzte Spezialgebiete. So zeigte die vorjährige Hygiene-Ausstellung u. a eine Abteilung über Rauchschäden, und die Jagdausstellungen, welche hier und da veranstaltet wurden, trugen vornehmlich rein sportlichen Charakter In Freiberg soll zum ersten Mal eine Forstwirtschaftliche Aus stellung auf wissenschaftlicher Grundlage erstehen, welche die Gebiete des Sächsischen Erzgebirges und Vogtlandes um fassen wird. Sie gliedert sich in 12 Unterabteilungen: Die l. Abteilung zeigt die geologische und bodenkundliche Dar stellung des Waldes. Die Bayer-Frenz'sche geologische Karte von Sachsen. Als Gegenstück dieselbe Karte mit Waldbestand. Eine 3. Karte zeigt die schematische Dar stellung der Waldausdehnung in Sachsen, Steinformationen des Erzgebirges und Vogtlandes, Gesteinarten in Hand stücken, Verwitterungsgang vom Mineral bis zur Kultur bodenschicht. Hochmoor-Diorama. U. Klima des Erzgebirges und des Vogtlandes, ausgestellt von der König!. Landes wetterwarte. Ul. Waldflora: Waldbäume in Stamm-, Quer-, Radial- und Tangentialschnitten. Knospen im Winter zustand, Zapfen und Waldsamen. Die Müller und Pilling'- schen Tafeln (stellen die Bestandteile der Pflanzen dar). Niedere Pflanzen in Bildern. Flechten u. dergl. Pilze. Movie. lV. Fauna. Jnsektensammlung. In Dioramen alle Arten Reptilien, Vögel, Wirbeltiere, ausgestopft oder sonst dargestellt mit möglichster Veranschaulichung ihres Vorkommens in der Natur (etwa 200 Wirbeltiere und Vögel). V. Waldbau: Ausstellung verschiedener Kultur- versahren mit angegliederter Pflanzenzucht in jedem Stadium und Veranschaulichung der Wurzelbildung. Darstellung des Einflusses des Durchforstungsbetriebes durch Vorfüh rung von Wachstumsleistungen an Stammabschnitten aus durchforsteten undurchforsteteten Beständen Darstellung des Auf-Astungsbetriebes und des Verlaufes des Ueberwallungs- prozesses. Waldbauliche Maschinen, Geräte, Werkzeuge. VI. Forsteinrichtung: Veranschaulichung der Waldeinteilung, des Schneisen- und Wegenetzes, der Hiebzüge in der Ebene und im Gebirge. Vorführung des Prinzips der Wirt schaftsgenossenschaften (deren Zweck die Vereinigung land wirtschaftlicher Waldbesitzer zu einem gemeinsamen rationellen Forstwirtschaftsbetriebe bildet. Der Wirtschaftsplan dieser Genossenschaft betrachtet den Wald einzelner Besitzer als ein Gesamtstück, das unter Wahrung nachbarlicher Vorteile verwaltet werden soll), Ausstellung von Flächen- und Höhen- Meßinstrumenten, Nivellierinstrumenten, Preßler'sche Zu wachsbohrer, Ertragstafeln usw. VII. Forstschutz: Pilzinfi zierte Baum- und Pflanzenteile. Durch Insekten beschädigte Pflanzenteile. Fruchtträger von waldschädlichen Pilzen, Ent wicklungsgang der Nonne und anderer hauptsächlicher Forstinsekten, Leimringe, Rauchschäden, Frostschäden, Schäl schäden durch Wild usw. Zeichnerische Waldbrandschaden verhütung. Maschinen. Werkzeuge. Geräte Drahtgeflechte. VlII. Forstbenutzung. Gewinn der Lohrinde. Umwandlung des Holzes in Seide, Kohle, Peche, Papierindustrie (Weißen born). Humifizierung der Hölzer usw. Maschinen, Werk zeuge, Geräte. IX. Jagd: Jagdtrophäen, Jagdwaffen und Munition. Jagdliche Fanggegenstände. Jagdbekleidung. Jagdzimmer. X. Fischerei: Ausstellung von Fischmodellen und Bassin mit entsprechenden lebenden Fischen. XI. Vogel schutz: Nisthöhlen aller Art. Vogelschutzgehölze. Winterfütte rung (Futteraparate und Futtermittel). Feinde des Vogel schutzes. Sammlung natürlicher Spechtshöhlen, sowie fehlerhafter' künstlicher Nisthöhlen (ausgeschnitten). XII. Stadt- und Hospitalwald: Die auf den heutigen Stand gebrachte forstliche Ausstellung in der deutschen Städte ausstellung zu Dresden, und zwar: Bestandkarte, photogra phische Darstellungen (instruktive Bestandbilder), graphische Darstellungen von Größenverhältnissen, Massenproduktion, Nutzholzausbeute, Preisbewegung, Bruttoeinnahmen, Holzschlägerlöhne, Forstverbefserungsausgaben, Nettoein- nahmen. — Saateustand im Königreich Sachse« Anfang Mai 1912. (Zusammengestellt in der Kanzlei des Landes kulturrates.) Note 1 — sehr gut, 2 — gut, 3 — mittel, 4 — gering, 5 — sehr gering. Wir bringen in dieser Zusammenstellung eine Uebersicht über den Saatenstand in den für unsern Leserkreis in Frage kommenden Bezirken: Winterweizen co do co Sommerweizen Winterroggen Sommerroggen Wintergerste § Sommergerste Hascr rr Raps Luzerne Andere Wiesen Klee, auch mit Gräserbeimijchung Bewässerungs wiesen Hügensrüchte - (Erbsen, Wicken) s co — Ueber Wittetsiandsfragen schreiben die Mitteilungen der Mittelstands-Vereinigung im .Königreich Sachsen: Am 11. Mai tagte in Dresden im „Hotel zu den drei Raben" der Landesvorstand der Mittelstands-Vereinigung im König reich Sachsen, zu der dessen Mitglieder fast vollzählig er schienen waren; nur zwei hatten dringender Abhaltung wegen sich entschuldigt. Der Vorsitzende, Ingenieur Theod. Fritsch-Leipzig, eröffnete kurz nach 11 Uhr die Verhandlungen und widmete dem leider allzu früh Heimgegangenen Vor sitzenden des Reichsdeutschen Mittelstands-Verbandes, dem Architekten Felix Höhne in Leipzig, einen tief empfundenen Nachruf. Die Anwesenden erhoben sich zum Gedächtnis des Verstorbenen von ihren Plätzen. General-Sekretär Ludwig Fahrenbach-Leipzig erstattete einen längeren Tätig keitsbericht. Er gab seiner Genugtuung darüber Ausdruck, daß er diesmal über nichts Unangenehmes, sondern nur über erfreuliche Dinge zu berichten habe. Fast alles, was die Mittelstands-Vereinigung angefangen habe, nehme einen befriedigenden Verlauf. Eine besondere Freude sei es ihm, dem Landesvorstande mitteilen zu können, daß das s. Zt. von der Mittelstands-Vereinigung im Königreich Sachsen unternommene große Werk der Gründung des Reichsdeutschen Mittelstandsverbandes sich sehr befriedigend entwickele. Heute könne mit gutem Gewissen gesagt werden, daß nach mensch lichen Ermessen wahrscheinlich das Ziel erreicht werde, daß auf dem Ersten Reichsdeutschen Mittestandstage in Dresden ausgerichtet worden sei. Herr Fahrenbach gab eine Ueber sicht über die geleistete Arbeit, aus der ersichtlich ist, daß die Sächsische Mittelstands-Vereinigung bei der Vertretung der Interessen des selbständigen Mittelstandes mit Umsicht und Takt, sowie mit entschiedener Tatkraft zu Werke geht. Jedenfalls kann der sächsische Mittelstand nnt den erzielten Erfolgen zufrieden sein. — Die Mitgliederzahl steigt be ständig. In den letzten Monaten sind der Mittelstands-Ver einigung 44 sächsische mittelständische Korporationen neu beigetreten. Der Kassenbericht wurde von dem Schatzmeister, Schornsteinfegermeister Engelmann-Leipzig erstattet. Die Einnahmen betrugen im Jahre 1911 34071,33 Mk., die Ausgaben 26700,59 Mk., verbleibt mithin ein Kassenbestand von 7370,74 Mk. Schulden oder sonstige Verpflichtungen hat die Vereinigung nicht. Tischlermeister Grosch-Leipzig erstattete namens der Rechnungsprüfer Bericht. Es ist alles in bester Ordnung befunden worden. Die Rechnungsprüfer stellen den Antrag, der nächsten Hauptversammlung vorzu schlagen, dem Schatzmeister die Entlastung zu erteilen. Es wurde demgemäß beschlossen und Herrn Engelmann Dank und Anerkennung für seine mühvolle Tätigkeit ausgesprochen. Sodann wurde eingehend verhandelt über die Errichtung einer Zentral-Abrechnungsstelle für das Königreich Sachsen (Einziehungs-Amt). Bürgermeister Dr. Eberle-Nossen entwarf ein großzügiges Md über die geplante neue Institution. In klarer und überzeugender Weise widerlegte er die Be denken, die das Vorstandsmitglied F. R. Hennig-Leipzig (Direktor der Schutzgemeinschaft für Handel und Gewerbe)