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der sie hlnrer oem W/n/erMe/er kaum ernannt, Ge- fallen gefunden. In die Achtung vvr dem gediegenen künst- lerischen Wiflen, das an jenem unvergeßlichen Potsdamer Abend das Gespräch mit ihm offenbarte, hatte sich dann heimlich, aber rasch die Liebe gemischt. Von ihr galt es nun sich für immer loszuringen. Und da wußte Adele keinen anderen Weg, als den fast aller echten Künstler, sie mußte ihr Glück begraben, indem sie es noch einmal in vollem Reize erstehen ließ und der Leinwand anvertraute. Gelang ihr dies, dann war sie frei, dann war ihre Seele erlöst und fähig für die großen Aufgaben künstlerisch unberührten Erfassens! IV. Längst war der Frühling ins Land gezogen. Nur wenige Tage noch und Pfingsten war da. An einem strahl"n- den Vormittag wanderte ein schlanker, hochgewachsener Offizier durch die zu einem Labyrinth vereinigten Glashallen der großen Berliner Ausstellung am Lehrter Bagnhof. Aber auf seinen Zügen lagerte kein Lenz und kein Abglanz leuchtender Kunst. Nichts wollte ihm mehr recht gelingen. Im Dienst war er zuweilen so zerstreut, daß es äußerster Energie bedurfte, keine Torheiten zu begehen. Und daran war allein jene wundersame Rokoko-Fata morgana schuld, die an jenem Februarabend eine kurze Stunde aufgeleuchtet, um dann für immer zu verschwinden. Alle, auch die sorg fältigsten Nachforschungen waren vergebens gewesen. Und das ist bitter, wenn man spürt, daß nicht mehr Neugier, sondern innere Herzensneigung suchen läßt. Er blieb nun einmal Pechvogel. Da war's fast selbstverständlich, daß seine Findigkeit auch versagt hatte, als er auf Bitten der Schwester, die morgen von der Riviera zurückkommen sollte, Umschau nach einer Frau Oberst v. Ehrenthal gehalten hatte. „Ver zogen, unbekannt wohin!" das war alles, was er Irma würde mitteilen können. Die Dame sollte die Mutter jener Freundin sein, die er im Januar einmal auf ein paar Minuten bei Irma gesehen hatte. Nur, um die paar Freistunden vor der Rückkehr nach Potsdam auszufüllen, war Franz überhaupt hierher geraten. Er ging von Saal zu Saal, starrte von Bild zu Bild, ohne doch das Geringste zu sehen. Da plötzlich — litt er schon an Halluzinationen ? Im reichen Rahmen ein duftiges Gemälde, das seine Pulse stocken ließ! Hoch oben im lichten Maien grün das Schloß von Sanssouci. Seine Terrassen führen herab zu dem wohlbekannten Bassin, und doch ist etwas Fremdes dabei, das er im Augenblick nicht benennen kann, denn seine Augen hängen gebannt an einer wundervollen Gruppe im Vordergrund: ein Kavalier und seine Schöne in der leuchtenden Gewandung reinsten Rokokostils. Aber während jener seine ganze Aufmerksamkeit auf das schillernde Gefieder eines Pfaues vor sich richtet, den er immer näher an sich zu locken scheint, sind die Blicke seiner Begleiterin in leiser Melancholie halb abgewandt zu einem kleinen, füllen Eiland, das wie ein verblassender Traum aus dem Bassin der großen Fontäne zurückzuweichen scheint. — Wenn ein Mensch auf der weiten Welt den tieferen Sinn dieser wunder samen Dichtung in Farben verstand, dann war er es, Franz von Hohenheim! Und kaum hatte er sich von dem ersten jähen Erstaunen, mit Glück und leisem Weh gemischt, erholt, als er auch, so schnell ihn nur seine Füße tragen wollten, nach dem nahen Direktionsbureau eilte. Hier mußte er in der nächsten Minute erfahren, wo der Gegenstand seiner monatelangen Sehnsucht sich verbarg. V. Pfingstsonntagmorgen im Park von Sanssouci! Ueber den bloßen Worten schon lagert es wie Duft und Köstlichkeit. Noch ruhte dies Juwel Potsdams in abgeschlossenem Frieden. Der große Strom der Besucher schwillt erst in den vor geschritteneren Stunden des Vormittags an, zumal um 12 Uhr, wenn die große Fontäne erstmals zum wundervollen Spiel der Wasser aufsteigt. Aber selbst dann wissen geübtere Kenner in diesem wahrhaft königlichen Revier noch Wege einzu schlagen, wohin kaum der Lärm des Tages dringt und da nur die Nachtigall ihre süße Weise ertönen läßt. Auf einem dieser Pfade wanderte eine kleine Gruppe von Distinktion. Voran eine ältere Dame im Schmuck des Silberhaares, zu ihrer Linken eine junge, bildschöne Gestalt, auf deren Wangen es wie Rosen des Südens leuchtete. In ziemlicher Entfernung, jedenfalls weit genug, um ungestört sich holde Geheimnisse zuflüstern zu können, folgte ein zweites junges Paar, dem das Glück einer füllen, tiefen Liebe aus den schimmernden Augen leuchtete. Da plötzlich ruft das junge Mädchen an der Sette des glänzenden Offiziers: „Mütterchen, wäre es euch wohl zu weit, wenn wir jetzt durch die Neuen Anlagen zur Meierei abbögen?" — „Gewiß nicht, mein Kind, aber wie dann weiter?" — „Oh," erwidert die Dame mit holdem Erröten, „von da im Kahn hinüber zur Pfaueninsel!" „Ja," mischt sich jetzt die Stimme dos jungen Mannes ein» „aus dsm schimmernden Revier des Rokoko — es war doch nur ein Uebergang! — hinüber zu dem stillen Eiland bleibender, in Glück und, soll es sein, auch in Leid verklärter Liebe. Nicht wahr, meine Adele?" „An deiner Seite, Franz, durch das weite Leben!" Pfingsten im Kinderspiel. Wie die Alten jungen, so zwitschern die Jungen. Seit alters wird das Pfingstfest durch Bräuche aller Art, Umzüge, Ausflüge und Spiele und Feiern, fröhlich begangen. Früh haben die Kinder das den Groben abgesehen, »nd so haben sich in allen Gauen Deuvch« lands Kinderspiele aller Art zur Feier des „lieblichen Festes" heraus- gebildct. bei denen zum Teil die Kinder mit den Erwachsenen Hand in Hand gehen, zum Teil auch ihre Umzüge und Spiele ganz für sich veranstalten. In einzelnen Dörfern im Aargau erscheint am Pfingstnachmittag gegen 5 Uhr plötzlich unter Vorantritt von drei Knaben, die das „Pfingsthorn", eine aus Weidenrinde hergestellte Flöte blasen, eine Art wandelnder Busch, dem eine große Schar Knaben folgt. Dieser wandelnde Busch ist die sogenannte Pfingsthutte, die aus Büschen und Zweigen um zwei parallel übereinander gestellte Reifen geflochten und gebunden sind. Oben auf der Spitze thront ein großer Blumenstrauß. Diese Pfingsthutte wird einem von den Altersgenossen ausge wählten Knaben über Kopf und Schultern gestülpt, und nun locken die Pfingsthörner die Leute auf die Straße und an die Fenster, damit sie das Wunderwerk bestaunen. Der Pfarrer und der Wirt des Dorfes spendieren wohl ein Glas Wein, aber das Haupt- Vergnügen besteht darin, daß zuni Schluß die Pfingsthutte auf dem Dorfbrunnen aufgepflanzt wird, wo ihn die Knaben gegen andere Knabenscharen, die ebenfalls eine Pfingsthutte sich geschaffen haben, verteidigen müssen. In vielen thüringischen Dörfern erschallt am Pfingstfeste nach uralter Sitte nachmittags laut der Ruf: .Laubmann!" Laubmann!" durch das Dorf, und sofort strömt von alle» Seiten die ganze Jugend herbei, um den Rufer, einem in frisches Laub von Buchen und Birken eingemummten Knaben, zu verfolgen, der mit ihnen durch alle Gassen und Straßen des Dorfes jagt und schließlich verschwindet. An manchen Orten umwindet man den Kopf des grünen Burschen, dessen Er scheinung wohl auf altgermanische Frühlingsbegrüßungsfeiern zurück zuführen ist, noch mit einen, roten Tuch und setzt ihm schließlich auch noch einen Kranz auf. Diesen „Laubkönig" führen die Kinder durchs Dorf, indem sie unter Liedern aller Art an den Häusern um Gaben bitten. Mit diesen ziehen sie schließlich nach einem bestimmten Hofe, wo die erhaltenen Speisen verzehrt werden und wohl Laubkönig noch mit einer „Maikömgin" zum Tanze geht. — Ein sehr hübscher Brauch herrschte ehedem in Münnerstadt (in der Rhön); dort war es üblich, daß am Pfingstfeste die Knaben des Dorfes auf einem Brette einen kleinen geschnitzten Pflug herumtrugen. Sie waren alle möglichst bunt farbig angezogen und sangen, indem sie vor jeder Haustür ihr Pfingst- recht geltend machten: „Da kommen die armen Pfingstbuben Mit Pflug und Schar Und wollen hinaus in den Acker fahr'!" Höchst anmutig ist auch die Sitte, mit der die Kinder im Puschlav das Pfingstfest begehen. Die ganze Puschlaver Jugend zieht alljährlich an diesem Tage hinauf nach Selva, einer Berghöhe, deren Kapelle das Ziel des Ausflugs ist. Das Glöcklein des Gotteshauses begrüßt die Kommenden. Diese treten in die Kapelle ein, in der nun ein Gottesdienst mit Predigt, Psalm und Kinderlied veranstaltet wird. Darauf steigt man in ein nahes Tal hinab, wo in einem großen Kessel nun aus Mehl, süßem Rahm und Rosinen der Lieblingsbrei der Puschlaver, die Polenta, bereitet wird. Mit aus Aesten geschnitzten hölzernen Gabeln verzehren die Kinder dann die Polenta, die sie, wenn sie aufgetragen wird, mit einem alten Liede zum Lobe der Po lenta begrüßen Nach dem Mahle beginnt Gesang und Spiel und nachdem man zum Schlüsse eine schlanke Lärche abgehauen hat, an deren Krone der leere Mehlsack gebunden wird, zieht man mit dem Liede Hckcüo stte ^Ipi fröhlich in das Heimatsdorf zurück. Maienglück z« Pfingsten. Wieder streust du deine Düfte, Blütenvolle Maienzeit, !lnd im Atem deiner Lüfte Ahn' ich deine Göttlichkeit. Zn dir kehrt, die längst vergangen, Kehrt die Jugend mir zurück, And in deinem Wunderprangen Webt als Traum der Liebe Glück. Martin Greif. Pfingstgerst '^1 Dun steht äie Mett in Pfingstens Pracht, läßt tsusenä Mütenwunäer sprießen; Durch Zonnenlanä, äurch Maiennacht Sich Ströme süßen Dutts ergießen, vnä ringr äen wonnereichen kaum Hittt vogellieä im Lieberlraum; Dom Meer äer warben, Dütte, Löne Steigt Pfingstgeist aut ru. fietherschöne. 0 Menschheit, ärum verstehst äu gut Der Teuerrungen pfingstlich bauschen, MiNst äu an eigner Veisterglut kr äurch ^akrtsusenäe belauschen. Ob'; in Homer gestrahlt, in kant. Ob's Morsrt, kokoko genannt: Lin Menschheitr-Plingsten ist'r gewesen, Daran sie je unä je genesen. Doch, Menschenwelt, vergiß er nicht 8o stolr auch äeine Mitten prangen. Der Lebenrgeister hellster Licht ist erst in ihnen autgegangen, Menn sie in jene Mut getaucht, Die himmelrglanr rum Leuchten braucht! Mar iräisch ist, äa; muß erkalten, Menn'r Kräfte Lotter nicht äurchwslten. Drum, Menschenherr, hab' gute ficht, Mo äeine reinsten Ouellen fließen! kr ist äein Merk nicht recht beäscht, Ziehst äu'r in ihrem Lau nicht sprießen! viel Menschengeist verweht äie Leit — Pfingstgeist stammt sur äer Ewigkeit. Dur, war aur ihrem Keich geboren, öleibt für äie Menschheit unverloren. X. v. Solben.