Volltext Seite (XML)
« e ! I I IN v ! ! a.G^^U^I^2^IX22e2^U<SL<r^2Nr>U-7>I>VIZ^U<>I>2r^^ uendend, fragte er, „ich bitte Sie, meine Situation zu erklären, steif aufgerichtet, wie die an Drähten hin ! Herren, mir und hergezogenen Pnp>«n im Marionetten- thcnter. In der Hand hält er einen Por zellankrug, mit dem er gradeswegs auf die Wasserleitung zuschteitet. Doch bevor er sie erreicht hat, irren seine Augen, wie von einem Magnet gelenkt, seitwärts ab, dort hin, wo der Weiberputz und der Ring liegen. Die rotglühenden Augen in dem Schlangen kopf sind's, die seinen Blick angezogen haben. In der großen glanzlosen Pupille leuchtet es auf. Hastig stellt er den Krug zur Erde und eilt mit katzenhaft gebeugtem Rücken huschend auf das Fenster zu, er greift den Ring und stürzt damit in sein Zimmer, es hastig hinter sich verschließend. Eine Weile bleibt alles still. Lona und ihre Freunde sehen einander ängstlich, ent- täuscht an. Soll das schon das Ende des Schauspiels sein? Doch nein, die Tür öffnet sich wieder und der Hauptmann tritt heraus, einen Kasten mit Handwerkszeug unter dem Arm tragend. Er stellt ihn neben die Wasserleitung, entnimmt ihm Schrau benzieher und andere eiserne Werkzeuge und beginnt damit an der Wasserleitung zu arbeiten. Kunstgerecht, wie ein Installateur, nimmt er den Hahn ab, schraubt das obere Nohr und dann das Knie ab, darauf zieht er den Skarabäusring aus der Frack tasche, klemmt ihn in das Wafserleitungs- rohr ein und macht sich daran, das Knie wieder einzuschrauben. Doch — sind seine Hände aus irgend einem Grunde nicht mehr so sicher, wie zuvor, oder ist der Grund ein anderer — die schwere eiserne Kneif- zange entgleitet seinen Fingern und fällt auf den am Boden stehenden Porzellan krug, der umschlägt und auf dem harten Terrazzoboden zerschellt. Ueber dem Geräusch erwacht der Nacht- Wandler. Er zuckt heftig zusammen, sein Blick gewinnt Leben, er irrt in dem Flur umher und fällt auf die spaltcnbrcit offene Tür von Lonas Zimmer, hinter der sich eine Anzahl aufgeregter Gesichter zeigen. Mit einem Ausdruck des Entsetzens schaut er in dem Flur umher — es scheint, als ob er einen Ausweg sucht, durch den er entfliehen könnte, dann aber stößt er plötzlich einen markerschütternden Schrei aus und fällt um, sich in konvulsivischen Zuckungen windend. sie hell überflutete Auf ein Annes Schmuck- ! schälchen, das er daneben stellte, legte er — den Skarabäusring der Schwester Leslie! - Lona, die neben Fred saß, sah, wie oieser I beim Anblick des Unglücksringes jäh zu- ! sammenzuckte und sich auf die Lippen iß, um einen Aufschrei zu unterdrücken. Leise stahl ihre Hand sich in die seine, um sie sanft zu drücken. „Ruhe, Ruhe, Liebster!" flüsterte sie ihm ins Ohr. Er gab den Druck ihrer .Hand krampfhaft zurück, um sie nicht wieder loszulassen: es war, als ob aus ihrer Berührung Ruhe in seine erregte Seele überging. Nachdem Tom Wüllner mit seinen Vor bereitungen fertig war, kehrte er .ns Zimmer zurück und setzte sich zu den andern. „Jetzt heißt's, geduldig zu warten," sprach er im Flüsterton. „Lange kann's richt mehr dauern, bis es sich entscheidet, ob mein Plan gelingt, denn —" er zog seine Uhr hervor und zeigte den Anwesenden das Zifferblatt, auf dem man beim Schein des Vollmondes deutlich die Zahlen lesen konnte — „jetzt zeigt der Zeiger der Uhr elf und —" er vollendete seine Rede nicht, da drinnen im Zimmer Hubers sich ge dämpfte Tritte vemehmen ließen. Aber mals den Finger an den Mund legend, er mahnte er alle zum Schweigen. Es war doch eine unheimliche Situation. Das Mondlicht übergoß die Gesichter der Anwesenden mit einem grünlichweißen Schimmer, der ihnen, zumal in ihrer reg- ! losen Ruhe, das Ansehen von Toten gab, i die zu mitternächtlicher Stunde ihren Gräbern entstiegen waren, um stumme Zwiesprache miteinander zu führen, es warf breite weiße Lichter über den Estrichboden von Lonas Zimmerchen und die Decke über ihrem Bett und drang bis in alle Winkel des ! kleinen Raumes, in dem seltsam ge spenstische Schatten emporzusteigen schienen. Durch den Türspalt aber blitzte und funkelte der metallisch glitzernde Weibertand und der goldene Ring mit den bunten Steinen darin. Die Rubinaugen in dem Schlangen kopf leuchteten intensiver als alles andere, wie zwei rotglühende Kohlen hoben sie sich von dem feinen, weißsilbernen Gespinst ab, mit dem der Vollmondschein den Flur er füllte. Lona jagte ein kalter Schauer über den Rücken, ihr war, als ob diese Augen sich bewegten, ja, als ob die Schlange Leben bekäme und sich langsam ihr entgegen ringelte. Die Schritte drinnen ließen sich nicht mehr vernehmen. Dafür fing der Phono graph in der hinter dem Zimmer des Hauptmanns liegenden Küche an zu singen: „nun sei bedankt, mein lieber Schwan". Toch jetzt begann wieder das Umher wandern. Noch ein paar Minuten herz klopfender Spannung, dann drehte sich der Schlüssel im Schloß, die Tür ging auf und — der Hauptmann tritt heraus. Er trägt sein gewöhnliches Hauskostüm — den alten fadenscheinigen, verstaubten Frack, und an den Füßen die niederge tretenen Pantoffeln. Aber wie schaut der Mann im Gesicht aus, wie geht er? Tie Züge haben einen wunderlich starren Aus- druck und die Augen sind weit geöffnet, aber glanzlos. Wie ein konstruierter Automat sieht er aus und so bewegt er sich auch Wenige Augenblicke später bietet sich in dem Flur eine Szene der Verwirrung dar Die Skodnitzkys, die im Garten den Schrei gehört haben, sind heraufgestürzt und um ringen, Entrüstung und Schrecken in den Mienen, die Gruppe, deren Mittelpunkt Huber ist, um den sich Doktor Janda, Tom Wüllner und der Mann, der sich Hattasch nennt, bemühen. „Sic morden den Hauptmann!" schreit Frau Skodnitzky aus, die sich gedrungen fühlt, in den aufregenden Auftritt eine humoristische Note hereinzutragen. „Hilfe, Hilfe — Mörder!" „Halt den Mund, Frau, mach' keinen Skandal!" gebietet ihr der vernünftige Ehe- gatte. „Wenn du nicht sofort still bist, sperr' ich dich da hinten in des Hauptmann- Küche ein." Dann sich -u den H-m-en denn Sie werden mir zugeben, daß ich allen Grund habe, eine Erklärung zu fordern." „Selbstverständlich sollen Sie die haben, werter Herr," entgegnete der alte Wüllner. „Vorerst aber gestatten Sie, daß wir den Hauptmann in sein Zimmer tragen. Er hat einen hysterischen Anfall oder einen kataseptischen oder irgend so was ähnliches, wie Sie ja wohl sehen." Unter Assistenz von Doktor Janda lind Herrn Skodnitzky trug der alte Artist den Hauptmann, der noch immer konvulsivisch zuckte, indes ihm der Schaum vor dem Munde stand, in sein Zimmer. Alle übrigen folgten. Zum erstenmal, seit Huber in der Skod- nitzkyschen Villa wohnte, betreten Füße, außer den feinigen, dies Zimmer, zum erstenmal schauten fremde Augen sein Inneres! Und wahrlich, dieser geheimnisvolle Raum rechtfertigte die Neugier, die er stets bei allen erregt, welche Kenntnis davon besaßen, daß niemand, außer seinem Be sitzer ihn betreten durfte. Ganz vollgepfropft war er mit Möbeln und andern Dingen, so vollgepfropft, daß man den Eindruck hatte, in einem Trödler magazin zu sein. Auf allen aber lag eine dicke Staubschicht. Nachdem der Blick sich einigermaßen an das Chaos gewöhnt, ge wahrte man freilich, daß unter demselben die Möbel einen verhältnismäßig geringen Teil einnahmen und daß ihrer nur so viele erschienen, weil jeder Tisch, jeder Stuhl, ! ja, überhaupt jeder verfügbare^Llatz mit ! einem Haufen von Garderobestücken und andern Gegenständen bedeckt war. In den Ecken standen ganze Berge von Papp schachteln und Kisten aufgetürmt, aus denen Papier, Lumpen, Hobelspäne usw. hervor quollen. Die Tür zur Küche war geöffnet und aus ihr drang ein bläuliches Licht, das von einer angezündeten altmodischen Spirituslampe herrührte, in das Zimmer. Neben der Lampe stand ein Phonograph und auf einem Küchcnschemel lagen Haufen silberner Messer, Gabeln und Löffel. „Aber das ist ja die Hexenküche aus meinem Traum," dachte Lona erschauernd. „Unwillkürlich suchte ihr Blick nach dem Schrank, den der Traumgott ihr gezeigt, unter der Last des großen schwarzen Vogels, der sich darauf gesetzt, zusammenbrechend. Richtig, da war er und da die Tür sich in Anbetracht der Menge von in ihn hinein gestopften Gegenständen nicht hatte schließen lassen, so gewahrte das Mädchen, daß er mit den erdenklichsten Dingen — Regenschirmen, Krawatten, Gummischuhen, Herrenhüten, goldenen Uhren, Bleikedern, Aschbechern usw. — von oben bis unten angefüllt war. Alle hatten aufgeregt und neugierig die Wohnung gemustert. Ueber dem Interesse, das sie ihnen einflößte, hatten sie ihren Be- i sitzer, der noch immer besinnungslos auf ! seinem Bett lag, nahezu vergessen. „Das ist ja mein alter Regenschirm," sagte plötzlich Frieda Skodnitzky in die s tiefe Stille hinein, auf einen vollständig zerfetzten Regenschirm mit verbogenem Ge- stell weisend, der an einen Stuhl gelehnt stand. Aber die Skodnitzkys hatten auch be reits alle» Hand Dinge gesehen, die ihnen