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Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend : 11.05.1912
- Erscheinungsdatum
- 1912-05-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782024719-191205117
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782024719-19120511
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782024719-19120511
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend
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Jahr
1912
-
Monat
1912-05
- Tag 1912-05-11
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Monat
1912-05
-
Jahr
1912
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„Wilhelms" errichtet, das eine Zufluchtsstätte für unbe scholtene brave Familien, denen der Versorger fehlt, oder für alleinstehende, der Unterstützung würdige weibliche Per sonen bilden soll. Was die bestehenden Anstalten des Landesvereins anlangt, so wird zunächst über die bekannten Siedelungen im Rödertale mitgeteilt, daß 1911 in der Zeit vom 8. Mai bis 21. September im Bethlehemstift Augustusbad insgesamt 349 erholungsbedürftige Kinder in 4 Serien verpflegt worden sind. In den sonstigen 8 Beth lehemstiften Sachsens fanden im Berichtsjahr 2657 Kinder Aufnahme, nämlich in Bad Elster 172, in Lausigk 668, in Niederneukirch 170, in Hüttengrund 849, in Berggieß hübel 264, in Eichgraben b. Zittau 271, in Zwönitzthal 163 und in Neudorf i E. 100. Die Gesamtzahl der seit 1875 in den sächsischen Bethlehemstiften verpflegten Kinder ist da mit auf 36015 gestiegen. Für das Bethlehemstift in Neu dorf i. E. wurde ein eigenes Haus gebaut, daß im kommen den Sommer erstmalig benutzt werden soll. Das Frauenheim Tobiasmühle bei Radeberg, ein Asyl für arbeits-, obdach- und heimatlose Frauen und Mädchen, beherbergte Anfang 1911 38 Pfleglinge, wozu im Laufe des Jahres 24 kamen, und zwar 21 zum ersten-, 3 zum zweitenmale. Unter den 21 zum erstenmale aufgenommenen waren dem Berufe nach 10 Dienstmädchen, 7 Arbeiterinnen, 2 landwirtschaftliche Dienstboten, 1 Verkäuferin und 1 Kellnerin. Am Schluffe des Berichtsjahres befanden sich 41 Pfleglinge in der An stalt, darunter 15 Fürsorgezöglinge. Die Anstalt für Epi leptische Kleinwachau begann das Berichtsjahr mit 51 männ lichen und 56 weiblichen Pfleglingen. Das Mädchen rettungshaus Bertelsdorf bei Herrnhut, eine Sonderanstalt für geschlechtlich gefallene oder mißbrauchte Schulmädchen, hatte Anfang 1911 einen Bestand von 23 Zöglingen. Die Arbeit der Wanderkochkurse hat 1911 wiederum eine wesent liche Zunahme zu verzeichnen gehabt. Insgesamt hat der Landesverein für Innere Mission seit Oktober 1901 399 Wanderkochkurse in 62 Städten und 166 Dörfern an 10199 Schülerinnen geboten. Aus einer Zusammenstellung ist ersichtlich, daß die Wanderkochkurse gerade in den in dustriell bedeutsamen Gegenden Sachsens besonderen Ein gang gefunden haben. Weitere selbständige Unternehmungen des Landesvereins bilden das Kleinkinderschulwesen, das apologetischeWirkenundLichtbildervorführungen künstlerischer Art. Gemeinsam mit anderen Vereinen und Verbänden wirkte der Landesverein für Innere Mission auf den Gebieten der Gemeinschaftspflege, des christlichen Frauen dienstes, der Krankenpflege auf dem Lande, der evang.- luth. Männer- und Jünglings- sowie Jungfrauen vereine, der Fürsorge für die weibliche Jugend, des Erziehungs- und Rettungshauswesens, des Wanderer- und Herbergswesens, der Seemanns- und Flußschifferfürsorge, des Kampfes gegen den Alkoholismus und die Trunksucht sowie die Unsittlichkeit, der Verbreitung guter Schriften, der kirchlichen Mitarbeit an der Tagespresse, der Für sorge für Strafentlassene, der Krüppel-, Blöden- und Kinder pflege und der Ausbildung von Berufsarbeitern der Inneren Mission (Diakonissenhäuser, Brüderhäuser) usw. — Sächsische Adeksmitglieder keim Papste. Wie wir erfahren, find kürzlich einige Mitglieder des sächsischen und bayrischen Adels vom Papste in Privataudienz emp fangen worden, die ihm zwei wertvolle Kartons aus dem Nachlasse des Mastrs Eduard v. Steinle überreichten. Außer Frl. v. Kospoth wird noch der Name des Geheimkäm merers v. Schönberg-Rotschönberg nebst Gemahlin ge nannt. Der Kämmerer überreichte dem Papste die Schenkungs urkunde zu den Bildern, die auf Anordnung des Papstes im Lateran untergebracht wurden. — 8. O K. Wanderkochkurse. Zu den Bahnbre chern der jetzt beabsichtigten Einführung der obligatorischen Mädchenfortbildungsschule mit Haushaltungsunterricht muß man zweifellos die Wanderkochkurse rechnen, welche seit nun mehr über 10 Jahre vom Landesverein für Innere Mission, der dazu von ihrer Exzellenz Frau von Nostitz-Wallwitz an geregt wurde, in Sachsen abgehalten werden. Es will doch etwas sagen, daß in diesem Zeiträume (Oktober 1901 bis Ende 1911) in 208 sächsischen Orten (55 Städten) 153 Dörfern) 377 solcher Wanderkochkurse stattgefunden haben, in denen nahezu 10000 junge Mädchen, ja auch junge Frauen, in der Herstellung einer nahrhaften, schmackhaften und dabei billigen Hausmannskost von tüchtigen Lehrkräften unterwiesen worden sind. Wie manchem Mädchen, das als Fabrikarbeiterin oder sonst gewerblich tätig, nicht die Möglichkeit hatte, im Hause die nötigen wirtschaftlichen Kenntnisse und Fertig keiten sich anzueignen, ist auf diese Weise Gelegenheit ge geben worden, sich für die Ehe diese unentbehrlichen Grund lagen anzueignen! Besonders stark war die Nachfrage nach Wanderkochkursen im Jahre 1911, in welchem allein 66 Kurse, davon 56 in Sachsen abgehalten werden mußten, an denen 1395 Schülerinnen teilnahmen; davon waren 337 in Fab riken, 135 in sonstigen Gewerbebetrieben, 112 in Haus- und Landwirtschaft gegen Entgeld beschäftigt, während 811 als sogenannte „Haustöchter" dem kleineren und mittleren Bür gerstande angehörten. Die Unternehmer der Kurse waren meist Frauenvereine, die hier ein schönes Feld gemeinnützigen Wirkens haben. Im Bezirk der Amtshauptmannschaft Glau chau, und neuerdings auch in dein der Amtshauptmann schaft Bautzen ist je 1 Wanderkochlehrerin ständig angestellt, im übrigen stellt der Landesverein für Innere Mission die Lehrerinnen für diese Kurse, zu deren Ausbildung er ja das Haushaltungslehrerinnenseminar in Dresden-Gruna unter- I hält. Da der Entwurf des neuen Volksschulgesetzes für die Einführung der obligatorischen Mädchenfortbildungsschule eine Frist von 5 Jahren vorsieht, so haben die Wanderkoch kurse noch ein großes Arbeitsfeld vor sich, ehe sie als glück licherweise überflüssig geworden ihre Tätigkeit einstellen können. Alles nähere über die Veranstaltung eines Wanderkochkursus ist durch die Geschäftsstelle der Wanderkochkurfe des Landes vereins für Innere Mission in Dresden-A., Kaulbachstraße 7,1 zu erfahren. — Anspruch desWeisenden aufAmsatzprovision. Dem Amtsgerichte Pirna erstattete die Kammer folgendes Gut achten: Es besteht kein allgemeiner Handelsgebrauch, daß Lei der Abrede „Bei einem Umsätze von mindestens 100000 Mark gewähren wir außerdem V,"stProvision" der Reisende, der in einer kürzeren als einjährigen Tätigkeit den ent sprechenden Teil dieses Mindestumsatzes erzielt, die Provision prozentual im Verhältnis zu deni von ihm in dieser kürzeren Zeit erzielten Umsätze beanspruchen kann. Für die Fest stellung, ob in der Schokoladen- und Zuckerwarenindustrie, einer ausgesprochenen Saisonindustrie, ein besonderer, davon j abweichender Handelsgebrauch besteht, schr. ammer die Vernehmung eines Sachverständigen vor. 5 Nr. 4 ' der Mitteilung der Handelskammer zu Dresden, Äp..l 1912). — Aum 8. Deutschen Säugcrfest in Würnbcrg haben sich nun endgültig 36108 Sänger in 2221 Vereinen mit 1436 Fahnen gemeldet, darunter auch zahlreiche sächsische Verbände. Von 3 Sängerbünden steht die Anmeldung noch aus. — Zugaben. In den weitesten Kreisen des kausenden Publikums ist bekannt, daß viele Verbrauchsartikel, besonders im Nahrungsmittelhandel, nur mit Zugaben an die Kund schaft abgegeben werden. Die Zugaben sind bestimmt, das Publikum für gewisse Marken zu interessieren und diese da durch mit einem Vorzüge auszustatten, der sie vor gleichwertigen oder sogar besseren Artikeln von Konkurrenz firmen besonders begehrenswert erscheinen läßt. Dieses Zu gabenwesen, das in ein Unwesen ausgeartet ist, hat heutzu tage leider einen so großen Umfang angenommen, daß selbst angesehene Fabriken, die einen Vergleich ihrer Erzeugnisse inbezug auf Qualität und Preis nicht zu scheuen brauchen, dem Beispiele ihrer mit Zugaben arbeitenden Konkurrenten zu folgen genötigt sind, um gegenüber der Zugabenlüstern heit der breiten Masst des Publikums nicht ins Hintertreffen zu geraten. Sie müssen also selbst Zugaben gewähren oder was dasselbe ist, ihren Waren Gutscheine beilegen, obwohl sie davon überzeugt sind, daß das Zugabenunwesen weder mit den Grundsätzen des ehrbaren Kaufmannes vereinbar noch vom sittlichen Standpunkte aus gutzuheißen ist. Schon deshalb haben sie gleich den Detailhändlern, die das Zu gabenunwesen besonders nachteilig empfinden, und, soweit sie in gemeinnützigen Rabattsparvereinen zusammenstehen, es ausgemerzt haben, ein lebhaftes Interesse der Beseitigung dieses Unwesens. Sie unterstützen freudig den Versuch von 23 großen Detaillistenverbänden, den verständigen und ein sichtigen Teil des kaufenden Publikums über das wahre Wesen der Zugaben aufzuklären. Die Mehrzahl der deutschen Handels-, Handwerks- oder Gewerbe- und Kleinhandels kammern, deren Aufzählung zu weit führen würde, hat sich er freulicherweise schon bereit erklärt, diese Maßnahmen nach Kräften zu fördern. Die gegen das Zugabenunwestn ankämpfen den Kreise derJndustrie und des Detailhandels wenden sich zu nächst an das unbefangene Urteil des Publikums und bitten fol genden Erwägungen Raum zu geben. Kein Fabrikant oder Händlerkann etwas verschenken, denn jedeZugabe.verteuert die Ware. Der Wert einermit Zugaben verkauften Ware entspricht nie dem gezahlten Preise; die Ware muß stets teurer oder ge ringwertiger als reelle, zum gleichen Preise gekaufte Ware sein. Das lehrt die Tatsache, daß von gewissen Geschäften dieselbe Ware ohne Zugabe billiger abgegeben wird als mit Zugabe. Der Einwand, daß durch Zugaben andere Reklame gespart werde, ist hinfällig; denn das Geschäft mit Zugaben erfordert ebenso viel Reklame wie das Geschäft ohne Zugaben. Dazu kommen noch die besonderen Unkosten für den Versand, die Verpackung der Zugaben, für verlockend ausgestattete, oft illustrierte Prospekte usw., sowie für zahl reicheres Personal. Bei den Zugaben wird lediglich mit der Leichtgläubigkeit des großen Publikums gerechnet, dessen ge sundes Urteil man durch Geschenke trüben will. Eier, Butter und ähnliche Nahrungsmittel werden nie mit Zugaben ver kauft. Warum nichtd Weil die Hausfrauen diese Waren beurteilen und bewerten können. Nur solche Waren werden mit Zugaben vertrieben, deren Herstellungswert und Zu sammensetzung, wie bei Margarine, Kaffee-Ersatzmittel, Seife usw. das Publikum nicht kennt. Aus allen diesen Gründen muß der Verbraucher einer Ware dem Grundsätze huldigen, für eine gute Ware angemessene, aber nicht durch Zugaben erhöhte Preise zu zahlen und dafür auf die meist wertlosen, obwohl mit im Kaufpreise bezahlten, Zugaben zu verzichten. — Das Kaiserl. Gesundheitsamt meldet deu Ausbruch der Maul'- und Klauenseuche vom Viehhofe in München am 7. d. M. — Zu dem Ausbruche der Maut- und Klauenseuche in dem Beigute des Gutsbesitzers Jentzsch in Zehren er fahren wir, daß es sich um Zuchtkalben handelt, die aus dem Magerviehhofe in Friedrichsfelde bei Berlin eingeführt worden sind. Ganz abgesehen davon, daß die Veterinär behörden nichts unversucht gelassen haben, den Seuchenherd auf sich zu beschränken, haben sie auch beim Königlichen Ministerium des Innern die Anordnung der Tötung der seuchenkranken und seuchenverdächtigen Tiere beantragt. Die Königliche Staatsregierung hat nun mit Rücksicht daraus, daß der Seuchenausbruch in einer sonst seuchenfreien Gegend stattgefunden hat, in dankenswerter Weist die Genehmig ung zur sofortigen Abschlachtung gegeben und angeordnet, daß damit auch die nicht unbeträchtlichen Kosten auf die Staatskasse übernommen werden. Die Abschlachtung dürfte bereits erfolgt sein. Nach Vornahme der Entseuchungsarbeiten usw. steht dann eine baldige Aushebung der Bekämpfungs vorschriften zu erwarten. Die umgehende Anordnung der Abschlachtung ist ein Beweis dafür, wie die Königliche Staatsregierung unter allen Umständen bemüht ist, einem weiteren Umsichgreifen der Seuche Einhalt zu tun und einer ueuen Belästigung der landwirtschaftlichen Bevölkerung durch die Seuchenabwehrmaßnahmen nach Kräften vorzubeugen. Die Landwirte werden diese Maßnahmen sicherlich mit Freuden begrüßen und hoffentlich auch zu ihrem Teil durch weitgehendsten Selbstschutz dazu beitragen, sich und ihre Nachbarn vor großen Schäden und Verlusten zu bewahren. Mamertus, Wankratius und Servatius nennen sich die Herren, die am 11., 12. und 13. Mai ihre Visiten karten abgeben und durch ihr Erscheinen die Bevölkerung in Schrecken versetzen. Der Naturfreund, der Landmann wie die Weinbauern sehen voll Unbehagen diesen drei strengen Gesellen entgegen, denn sie bringen uns bekanntlich die Nachtfröste, die in der weit fortgeschrittenen Vegetation große Verheerung anrichten können. Die alte Wetterregel: „In der Mitte Mai ist der Winter erst vorbei" hat sich schon leider oft bewahrheitet, ja, noch über diesen Zeit punkt hinaus hat schon der Winter sein Szepter geschwungen. So gingen Ende Mai des Jahres 1653 im Dessauischen und in der Mark Brandenburg so gewaltige Schneemassen nieder, daß von den im herrlichen Lenzesschmuck prangenden Bäume die Neste abbrachen. — Da Nachtfröste nicht nur an den oben genannten Tagen auftreten, tut man gut, zarte und empfindliche Pflanzen nicht vor Ende Mat ins Freie zu bringen, ebenso decke man die Rose, deren zarten Spros sen auch der geringste Frost schadet, während der Nacht zu. — Hoffen und wünschen wir, daß die „drei Eisheiligen", wie sie der Volksmund nennt, ohne besonderen Schaden angerichtet zu haben, wieder von hinnen ziehen, denn be ¬ dauernswert wäre es, wenn die herrliche Baumblüte unter eventl. noch bevorstehenden kalten Nächten zu leiden hätte. — Wicht auf den Wasen setzen. Die Wahrnehmung, daß sich die Kinder schon jetzt auf den Rasen setzen und stundenlang auf demselben liegen, ist in letzter Zeit öfters gemacht worden. Das sollten die Eltern ihren Kindern aufs strengste verbieten, denn schon oft waren langwierige Krankheiten die Folge davon. Später, wenn die Sonne durch ihr alles belebende Kraft die Erde vom Froste völlig befreit hat, steht den Kindern noch Zeit genug zur Verfügung, sich nach Herzenslust auf dem Erdoden auszuruhen. — Wateutschau. Vom Patentbureau O. Krüger 8- Co., Dresden-A., Schloßstraße 2. Abschriften billigst. Auskünfte frei. Vereinigte Graba- und Schregerwerke, Meißen: Blech gefäße mit konischem Halsansatz und Falznaht. zwischen Halsansatz und Zarge. (Gm) —Kalliope Musikwerke Akt- Ges., Dippoldiswalde: Sprechmaschinengehäuse mit Stoff überzug. (Gm). — Johannes Bretschneider, Wilsdruff: Schutzmantel fürHolzmaste zur Verhütung derFäulnis. (Gm.) — In der vorgestrigen Sitzung des hiesigen Köuig- tichen Schöffengerichts, das zusammengesetzt war aus den Herren Amtsrichter Dr. Schaller als Vorsitzendem, Privatus Beuchler-Kaufbach und Gutsbesitzer Philipp-Blankenstein als Schöffen, Assessor Behrens als Vertreter der Staats anwaltschaft und Referendar Burkardt als Gerichtsschreiber,, standen folgende Verhandlungen an: 1. Gegen den Ab- deckergehilstn B., zur Zeit hier in Untersuchungshaft, wegen Bettelns und Zulegung eines falschen Namens. Der An geklagte hat am 25. v. M. im hiesigen Orte gebettelt und sich bei seiner Verhaftung eines falschen Namens bedient. Er war geständig und der Vertreter der Staatsanwalt schaft beantragte seine Bestrafung und die Ueberweisung an die Landespolizei. Das Urteil lautete auf fünf Wochen Haft, wovon eine Woche auf die verbüßte Untersuchungs haft in Anrechnung kam, und auf Tragung der Kosten des Verfahrens. — 2. Privatklage des Gutsbesitzer S in Her zogswalde, vertreten durch Herrn Rechtsanwalt Hoffmann, hier, gegen den Viehhändler H. in Wilsdruff, vertreten durch Herrn Rechtsanwalt Lehnert-Tharandt, wegen Be leidigung. Auf Anraten des Vorsitzenden, Herrn Assessor Behrens, gingen die Parteien einen Vergleich ein, wonach sie erklärten, daß sie wegen der ausgesprochenen Beleidig ungen gegenseitig um Entschuldigung baten. Die Gerichts kosten trägt der Angeklagte. — 3. Privatklage des Stallschweizers Ehr. in Sachsdorf, vertreten durch Herrn Rechtsanwalt Lehnert-Tharandt, gegen die verehel. K. daselbst, vertreten durch Herrn Rechtsanwalt Dr. Kronfeld, hier wegen Be leidigung. Die Angeklagte soll dem Kläger nachgesagt haben, daß die Maul- und Klauenseuche seinerzeit bei dessen Dienst herrn infolge feiner Unreinlichkeit ausgebrochen ist, was sie jedoch entschieden bestritt. Durch die Zeugenaussagen wurde jedoch erwiesen, daß die Aeußerung gefallen ist. Auch hier schlossen die Parteien auf Vorschlag des Vorsitzenden einen Vergleich. Die Angeklagte nahm die getane Aeußerung mit dem Ausdruck des Bedauerns zurück und erklärte, daß sie dem Privatkläger den Vorwurf der Unreinlichkeit nicht machen könnte. Sie übernahm die Kosten des Verfahrens einschließlich der dem Privatkläger entstandenen notwendigen Auslagen. — Beginn der Verhandlung 9 Uhr, Ende 12 Uhr mittags. — Der Wezirksveröand Miitel-Ktöe des unter dem Protektorat Sr. Majestät des Königs stehenden Wohltätig keitsvereins „Sächsische Fechtschule" hielt am Sonntag in Wilsdruff seine 2. Bezirksversammlung ab, die erfreulicher weise sehr gut von Verbandsvertretern besucht war. Nach den üblichen Begrüßungen durch den Bezirksvorsitzenden, Herrn Buchbindermeister Fischer-Radeburg und dem Vor sitzenden des Wilsdruffer Verbandes, Herrn Kunze, erfolgte die Aufnahme der Verbände Weinböhla, Riesa, Skassa und Wölkisch in den Bezirksverband, der nunmehr 10 Verbände umfaßt. Der Beitritt von zwei weiteren Verbänden steht in Aussicht. Hiernach wurde über die in der Landeshaupt versammlung zur Beschlußfassung kommenden Anträge längere Aussprache gepflogen und zu den einzelnen Anträgen teils zustimmende, teils ablehnende Stellung genommen. Bei dem Punkte „Wahlen" wurde von mehreren Rednern dem Bedauern darüber Ausdruck gegeben, daß der Wahl ausschuß die ihm gewordene Anregung, die Provinz in dem Verwaltungsrat stärker als bisher heranzuziehen, unbeachtet gelassen habe. Die Aussprache war, da sie mancherlei Jn- ternas brachte, eine überaus anregende. Es wird Sache der Verbände sein, in der Landeshauptversammlung so zu wählen, daß eine Majorisierung der Provinz ausgeschlossen ileibt. Hinsichtlich der Wahl des Tagungsortes für die Landeshäuptversammlung 1913 schlug ein Redner vor, daß Großenhain seinen diesbezüglichen Antrag zurückziehe zu gunsten Radeburgs; der Bezirksverband Mittel-Elbe werde )ann im nächsten Jahre einstimmig dafür eintreten, daß Großenhain 1914 darankomme. Der Vertreter des Ver bandes Großenhain wies es zurück, daß auf diesen Handel eingegangen werden könne, denn dadurch werde für Großen- )ain absolut nichts erreicht. Wenn Nordsachsen 30 Jahre ang nicht darangekommen ist zur Abhaltung einer Landes- -auptversammlung, sei es doch vollständig ausgeschlossen, raß dieser Bezirk nun 2 Jahre hintereinander die Landes- wuptversammlung erhalte. Beschlußfassung unterblieb, die Entschließung wird der Landeshauptversammlung überlassen. Der Verband Riesa brachte Beschwerden über gewisse Miß- tände vor. Die Beschwerden wurden als berechtigt aner- annt und sollen deshalb an den Verwaltungsrat weiter gegeben werden. Als Ort der nächsten Bezirksversammlung vurde durch Losentscheidung Stetzsch und als Tag der .. September bestimmt. Die Tagung wurde mit den üblichen Dankesworten geschlossen und sodann der neuen Schule ein Besuch abgestattet, wobei Herr Direktor Thomas in liebenswürdiger Weise den Cicerone abgab und mit den sachlichen Erläuterungen diente. Wilsdruff darf auf diesen Schulbau, der allerdings über 275000 Mk. gekostet hat, stolz sein. Die Verbandsvertreter traten noch einen Rund gang durch die Stadt an. und suchten leibliche Stärkung, bis die Stunde des Zugabganges zum Verlassen des Tagungsortes rief. — Wrogramm zur Matzmusik für Sonntag, den 12. Mai, ausgeführt von der hiesigen Stadtlapelle: 1. „The Juggler", Marsch von Rosey; 2. Ouvertüre „Romantique" von Keler-Bela; 3. „Die Luft vom Wiener Wald", Lied für Trompete von Schenk; 4. „Priska", italienisches Ständchen von Rupprecht; 5. „Weidmannsjubel", Quadrille von Hermann.
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