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kaeUenderg uns Scharnkortt. Es war ein kalter, düsterer November» tag des Jahres 1781, als der grob britannisch »hannöversche Feldmarschall Christian o. Hardenberg in der Familien gruft zu Bühle in Hannover beigesetzt werden sollte. Er hatte auf seinem Totenbette sich alle kriegerischen Beerdigungsfeierlichkeiten verbeten: doch wurde die Leiche aus Hannover — wo der Tod erfolgt war — unter Begleitung des Herzogs von Bork, des Herzogs Karl von Mecklenburg und sämtlicher Generale bis vor das Tor der Stadt geleitet und dort unter eine Bedeckung von Dragonern gestellt, welche ihr das Geleit bis zur Einsenkung in das Erbbegräbnis geben sollte. Des Verstorbenen ältester Sohn Karl August, damals 31 Jahre alt, war der am tiefsten Gebeugte unter den Leidtragenden. Er hatte den Vater aufs innigste geliebt und verehrt. Als er dann in mächtiger Bewegung am Sarge stand, befand sich ihm gegenüber der Dragonerfähnrich, eines bäuerlichen Be sitzers Sohn, den man gewählt hatte, die kleine Schar zu befehligen. Keine ahnende Stimme sagte wohl damals den beiden jungen Männern, daß sie ihr engeres Vaterland — Hannover — ver lassen und daß sie als treue, kraftvolle, würdige Genossen in großen Tagen der Weltgeschichte sich die Hände reichen würden, um Preußen und Deutschland von Napoleons Herrschaft zu befreien! Der künftige Kriegsminister v. Scharn horst und der künftige Staatskanzler v. Hardenberg standen einander gegen über. Lamartine über Uie Karikatur. Der französische Dichter Lamartine war kein Freund der Karikatur, nament lich nicht derjenigen, welche die Gesichts züge eines Menschen verzerrt wiedergibt. Als im Jahre 1856 das Blatt „Der Diogenes" seine Biographie nebst einer Karikatur bringen wollte, schrieb La martine dem Herausgeber: „So ver bunden ich Ihnen auch für den in Rede stehenden biographischen Artikel bin, so sehr bedaure ich, Ihnen nicht die Er laubnis zu einer Verspottung des menschlichen Gesichts geben zu können, die, wenn nicht den Menschen, so doch die Natur beleidigt und sich über die Menschlichkeit lustig macht. Ich habe Ihnen bereits gesagt und wiederhole es hiermit, daß meine falsche Großmut die gleiche Beleidigung gegen andere herauf beschwören würde, die man der Würde des göttlichen Geschöpfs antun will. Ich habe Ihnen gesagt, daß, wenn Sie mir die Ehre einer Vorträtierung antun wollen, mein Gesicht aller Welt gehört, der Sonne sowohl wie dem Bache. Aber so wie es ist, möchte ich es nicht freiwillig profanieren, denn es stellt einen Menschen vor und es ist ein Geschenk Gottes." Originelle Setcbrvorene. Der Petersburger Kassationshof be schäftigte sich einmal mit einer recht merkwürdigen Sache. Vor einiger Zeit erschien vor dem Schwurgericht zu Rostow am Don eine Bäuerin, unter der An klage, ihren fünfjährigen Enkelsohn er mordet zu haben. Alles war klar: es handelte sich um einen ganz gemeinen Mord. Der einfache Tatbestand schien aber dem Staatsanwalt und dem Ver teidiger viel zu einfach zu sein. Sie redeten so lange, und-so viel, dak die i banale Mordgeschichte schließlich ün- geheuer kompliziert wurde, und das Ende vom Liede war, daß sich kein Mensch mehr herausfand. Die Ge schworenen, biedere Bauern und Klein bürger, berieten, ganz fassungs- und ratlos, stundenlang hin und her und er klärten zuletzt die Angeklagte unter Gewährung von mildernden Umständen für schuldig. Bald darauf erfuhr man, daß die Geschworenen, da sie sich nicht einigen konnten, auf die höchst sinnreiche Idee gekommen waren, sich dem Willen Gottes zu unterwerfen. Sie hatten auf drei Zettelchen „schuldig, unschuldig, schuldig mit mildernden Um ständen" geschrieben, die Zettelchen in einen Hüt geworfen und dann, wie bei einer Lotterie, einen Zettel heraus gezogen. Sie wurden wegen dieses originellen Verfahrens zur Anzeige ge bracht, und der Kassationshof hat jetzt beschlossen, die ganze geistreiche Jury unter Anklage zu stellen. 5prüchs derweisheit Des Lebens Sonnenschein Ist Singen und Fröhlichsein. Volksmund. * Gleichwie der Schlaf dem Leib wohltut. So kommt Freude dem G'müt zugut. , Fischart. Lebe, strebe du, Ringend ohn' Ermatten, Durstend ohn' Ersatten Neuem Leben zu. Rückert. * Man muß alles gern tun, Dann wird jede Arbeit zur Freude. * An der Geduld erkennt man den Mann. Goethe. Die praktische Hausfrau Linoleum- unä VielendekanUtung. Um Linoleum glänzend zu erhalten, wäscht man dasselbe regelmäßig alle 2—3 Wochen mit einer Mischung aus gleichen Teilen Milch und Wasser. Nach Verlauf von 3—4 Monaten werden die Teppich- usw. mit einer schwachen Lösung von gelbem Wachs in Terpentin ab gerieben. So behandelt, hält sich das Linoleum vorzüglich und sieht so glänzend wie neu aus. — Einen schönen, dauer haften Anstrich für weiche Dielen erhält man wie folgt: 1 Kilogramm guter Tischlerleim, 30 Gramm gepulvertes doppelchromsaures Kali, 100 Gramm Anilinbraun, 10 Liter Wasser werden in einem Blechgefäß zusammengemengt und erst nach 6 Stunden allmählich bis zum Siedepunkt erwärmt. Die Mischung muß so lange stehen, damit sich der Leim auflösen kann und derselbe beim Erhitzen nicht anbrennt. Der Anstrich wird warm, aber nicht heiß, mit einem gewöhnlichen Zimmerbesen aufgetragen. Derselbe wird nach 2—3 Tagen vollständig wasser dicht und verhält sich ebenso, wie ein nicht deckender, guter Ftrnisanstrich. Sine vortreffliche Stärkemischung, welche blendend weiße, glänzende und elastische Stärkewäsche liefert, ist folgende: Man nehme zu 6 bis 8 Oberhemden, 6 Paar Manschetten und 12 Kragen 120 Gramm gute Stärke, dazu im ganzen 1V- Liter Wasser, was, genau gemessen, das richtige Quantum ergibt. Man setze zuerst einen halben Liter Wasser in einer reinen Kasserolle ans Feuer, gebe 3Vr Blatt weiße Gelatine, einen ge häuften Eßlöffel voll Borax, 5 Gramm me<b<>q Wacks- ferner einen Kaffeelöffel flüssigen Gummr arabikum hinzu. tvaS das rasche Austrocknen während des Bügelns verhindert, lasse all dies zu sammen 10 Minuten tüchtig bei öfterem Umrühren durchkochen und stelle es zum Abkübten sodann zur Seite. Inzwischen hat matt die Stärke mit einem Liter Wasser gehörig glatt durchgearbeitet, worauf man die gekochte, aber kaum noch warme Mischung hinzugießt und das Ganze gleichmäßig vermischt. Zum Schluß seiht man die Stärkemischung durch ein Tuch. Diese Zusammensetzung der Stärke gibt der Wäsche nicht allein einen schönen Glanz und angenehme Schmiegsamkeit, sie ist auch für das Ge webe vorteilhafter als die reine Stärke, durch deren große Trockenheit der Stoff schneller bricht. Reinigung von ttaarbürsten. Gute Haarbürsten mit polierten Griffen sind auf folgende Weise am besten zu reinigen. Man schüttet auf ein Stück Papier etwas Mehl, nimmt zwei Bürsten, drückt sie in das Mehl, reibt sie gegenseitig und wiederholt dies solange wie nötig. Die Bürsten werden auf diese Art sehr sauber und die Politur der Griffe leidet auch nicht. Von Kunst uncl Künstlern Katschläge für Violinspieler. Kubelik, der bekannte tschechische Violinvirtuos, gibt in einem englischen Blatte den Violinschülern, denen die Geige oft zu einem Marterholz wird, ein paar gute Ratschläge. Die größte Schwierigkeit, die zu überwinden ist. besteht in der Auslegung der Werke der groben Meister, deren Stile so verschieden sind. Der Spielende muß die Musik so verstehen und so wiederzugeben suchen, wie der Komponist sie empfunden hat. Eine Komposition von Bach erfordert eine ganz andere Bogen- und Finger arbeit als zum Beispiel ein Werk vorr Saint-Saens oder von Paganini. Was das Instrument angeht, so soll es gut sein und vor allem einen angenehmen Klang haben. Der Ton hängt sehr von den Saiten ab, die man benutzt, dann von der Stellung des Stegs und endlich von dem kleinen Holzsäulchen, das in der Geige selbst, zwischen der oberen und der unteren Decke des Instruments, steht. Wenn die hier genannten Dinge nicht in Ordnung sind, klingt selbst die beste Stradivarius-Geige nicht besser als eine sogenannte „Lerngeige" für zehn Mark . .. Leider nicht. Handwerksbursche: „Ein armer Reisender bittet um eine kleine Unterstützung." — Kommerzienrat: „Hier! Was seid Ihr denn für ein Landsmann, guter Freund?" — „Ich bin aus Bleicheroda am Harz, gnädiger Herr!" — „So — Ihr seid also ein Bleichröder..." — „Ach nein, der bin ich leider nicht!" Naturgeschichtliches. „DasKamel' kann acht Tage lang arbeiten, ohne sw trinken!" erzählte Herr Proppenschneider neulich seiner sehr zungenfertigen Frau. — „Das ist noch gar nichts", erwiderte, ihn scharf fixierend, Frau Proppen schneider, „ich kenne sogar ein Kamel, das kann acht Tage trinken, ohne zu arbeiten." — Herr Proppenschneider ging still ins Nebenzimmer. Dankbarkeit. Dieb (vor der Ver handlung zu seinem Verteidiger): „Herr Doktor, wenn ich stet komm' . . . stehl ick's aanze Nest leer für Siel" . «MM sill MW und Umgegend Verantwortlich für Redaktion, Druck und Verlag: Arthur Zschunke in Wilsdruff 56 1912 K Strandgut Roman von Friedrich Dtto Roehm. (Nachdruck verboten.? sie die Bergung gemeinsam vornehmen, und der Anieil eines jeden sollte nach seiner Leistung bestimmt werden, die sechs Bootsbesitzer aber sollten doppelten Anteil haben. Der lahme Schuster Klaren, dessen Boot durch einen an treibenden Balken leck geworden war, hatte es zwar durch einen über die faustgrosse Bruchstelle genagelten Leberfleck seetüchtig zu machen gesucht, aber man wies es als un tauglich zurück. » Die kleine Flotte stieß ab, kam glücklich am Wrack an, und alle kletterten hinauf, um ihre Beute in Augenschein zu nehmen. Das war aber nicht so leicht: denn der gröbere Teil des Schiffsraumes stand unter Wasser. Trotz dem gelang es ihnen: was sie aber entdeckten, bereitete ihnen zunächst eine grausame Enttäuschung. Denn sie hatten Kolonialwaren, kostbare Stoffe und sogar Gold und Silber darin vermutet: indessen bestand die ganze Ladung aus Wein in Fässern uns Kisten. Was half da alles Be- dauern? Es kam hier so wie immer im Leben. Alle fanden sich in das Unabänderliche und waren schliesslich froh über den reichen Fund. Sie machten sich an die Arbeit und bargen bis zur Nacht einen groben Teil der Ladung; Fässer und Kisten wurden verteilt und in die Schlupfwinkel der Häuser gebracht. Am nächsten Morgen begann die Arbeit von neuem, doch brauchten sie diesmal die Vorsicht, jedes geborgene Gut sofort ins Haus zu schaffen und auf dem Deiche vor der Strandschenke eine Wache auszustellen. Sie fürchteten nämlich eine unliebsame Überraschung durch den Deich grafen. Die ganze Küste ist in Deichgrafschaften eingeteilt, und der Deichgraf, d. h. Deichrichter, ist ein Staats beamter, welcher für den Schutz der Küsten sowie für die Beobachtung der Strandgesetze zu sorgen hat. Diesen Mann fürchteten und hassten die Strandbewohner aus mancherlei Gründen. Die Bewohner von Schleswig-Holstein sind von alters- her gute Deutsche gewesen; der Deichgraf aber war zu jener Zeit ein Däne, der unseren Leuten sowohl wegen seiner Nationalität als auch wegen seiner persönlichen Eigenschaften verhasst war. — Am Nachmittage gab die ausgestellte Wache wirklich daS verabredete Zeichen, dass ihnen Gefahr drohe. Sofort wurde das Bergungswerk unterbrochen. Zwei eben beladene Boote wurden an geeigneter Stelle versenkt, die übrigen auf den Strand ge zogen und kieloben gestellt, und die Männer selbst nahmen irgendeine unverfängliche Beschäftigung vor. Da stieg auch schon eine allen bekannte Gestalt über den Deich zum Strande hinab. Es war der gefürchtete Deichgraf, ein kaum mittelgrosser Mann mit halbwüchsigem Vollbart, hohen Stiefeln und dänisch-blauer Uniform. Der Strandwirt Thiesen, der Schlaueste von allen, ging ihm entgegen, berichtete von der Strandung der Brigg und von den angeschwemmten Leichen und wies auf die zerbrochenen Masten, Balken und andere Holztetle hin, mit deren Bergung sie scheinbar eben beschäftigt waren. DaS Wrack selbst, so schloss er, hätten sie noch nicht auf' 8. Der Deichgraf. Während die Bewohner des Fischerhauses am Dünen berge sich mit dem aus dem Wrack geretteten Mädchen beschäftigten, gingen die übrigen Strandbewohner an die Bergung der Schiffsladung. Denn als sie sahen, wie Peters' Wagestück glückte, erwachte in ihnen die Habgier. Sie wussten ja nicht, was Peter erbeutet hatte, aber gerade deshalb vermuteten sie alle Schätze Golkondas in dem Schiffswrack. Die Männer, etwa zwanzig an der Zahl, hielten Rat und beschlossen, die Fahrt mit ihren grossen Booten zu wagen. Zwar gab es ein Gesetz, wonach die Strand bewohner die Bergung eines jeden angeschwemmten Gegen standes und auch die der Ladung eines Wracks zu jeder Zeit vornehmen durften; das Geborgene aber sollte Eigen tum des rechtmässigen Besitzers bleiben, während die Bergenden selbst nur eine Entschädigung für ihre Arbeit erhielten. Da dieses Gesetz jedoch den Ansichten der Strandbewohner, die seit alten Zeiten jedes angetriebene Gut als ihr unbestrittenes Eigentum betrachteten, nicht be- hagte, so sahen sie darin nur eine Verletzung ihrer Rechte und beachteten es gar nicht. Deshalb betrachteten sie auch die Ladung dieses Wracks als ihr Eigentum und verfügten darüber schon im voraus. Nach dem Vorschläge des langen Schenkwirtes wollten (2. Fortsetzung.) Mutter und Tochter folgten seinem Blick und be- merkten auch endlich den Gegenstand seiner Verwunderung. „Ja", sagte Stina nickend, „sie gehören ihr, und einen so kleinen und niedlichen Fuß habe ich auch noch nicht ge sehen." — Peter nahm einen der Schuhe in die Hand, steckte kopfschüttelnd zwei von seinen Fingern hinein, maß die Länge an seiner Hand und hielt sie endlich neben seine Wasserstiefel. Sein innerstes Erstaunen sprach schon aus seinen Augen, und endlich kam's nach seiner Weise zum Ausbruch: „Nee, dat sei dormit stahn un gähn sall un kann, dat ist doch de reine Hexerei!" „Nein, Peter", erwiderte Stina belustigt, „Hexerei nicht; der Fuß geht ganz bequem hinein, aber es ist auch ein Wunderfuß." Aber Peter konnte das nicht begreifen. „Nee, stahn un gähn dormit", wiederholte er immer wieder, hielt den Schuh in die Höhe und verglich ihn nochmals mit seinem Stiefel. Endlich stellte er ihn behutsam hin und verliess kopfschüttelnd die Stube. In der ganzen folgenden Nacht aber träumte Peter nur von den kleinen Schuhen des geretteten Mädchens. Er sah sie fortwährend vor seinen Augen herumhüpfen und einen ihn gänzlich verwirrenden Tanz ausführen, und daneben erschienen ihm immer wieder seine plumpen Wasserstiefel. Oft ächzte und stöhnte er im Schlaf, fast schwerer und unruhiger als die gerettete Fremde. Als er aber am nächsten Morgen erwachte, war sein erstes Wort: „Nee, dormit stahn un gahnl" gafeetlvnSveel» 15 Psq drv Mnioespasiene Korpv-srUK Nukerdalb de* AmtSgerichtebezirk» WilSdruff 20 Ps-. Zeitraubender und tabellarischer Satz mit 50 Prozent Ausschlag. Aeder Anspruch ans Rabatt erlischt, wenn sser Betrag durch Erschein» »SchenMch dreimal vnd zwar ^evStaq*^^ BezutzSpreiS in der Stadt viertelj-brttch 1.40 «k. Ke, L I Haus, adgehol, von der Expedition l.SOMt. durch di« Post und K III V » unsere Landau»,r««r d«t»qe» lL4 Fernsprecher Nr S. - r^ramm-Adrelse: Amtsblatt WilSdruff. Mr die König!. Smtshauptmannschatt Meissen. Mr das König!. Amtsgericht und den Stadtrat ru MUsdruK sowie für das König!. Forstrentamt zu Tharandt.