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Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend : 16.05.1912
- Erscheinungsdatum
- 1912-05-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782024719-191205169
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782024719-19120516
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782024719-19120516
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-05
- Tag 1912-05-16
-
Monat
1912-05
-
Jahr
1912
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Frühsommers hinein. Schon nickt von allen Büschen der weiße und violette Flieder, auch blasse Farben von fast kränklichem Aussehen, aber besonders intensivem Dufte sind bereis aufgeblüht. Auf den Parkwegen und Landstraßen stehen weiße und rote Kastanien im Schmuck ihrer geraden, scharf vomLaubdach sich abhebendenBlütenkerzen.unddieWege, die diese Bäume beschatten, gemahmen in diesem feierlichen Schmucke fast an die verwunschenen Landschaften, wie sie u. a. Böcklin malte - Kimmelfahrt. Als letzter Festtag vor dem Pfingst- fiste steht Himmelfahrt schon ganz im Zeichen der frohen, lichten Stimmung, wie sie das Pfingstfest selbst den Men schen bringt Der Herangrünende Sommerschmuck der Natur, die warme, belebende Kraft der Sonne, alles das vereinigt sich, um dem Menschenherzen an diesem Tage ein freudiges, gehobenes Empfinden zu schaffen, wie es der Begeutung dieses Tages entsprechend im Menschen vorwalten soll. Denn ein Tag reiner Freude für uns ist Himmelfahrt auch in religiöser Hinsicht Birgt doch die Feier dieses Tages für uns das frohe Bewußtsein, daß nach dem Leidenswege des Heilands in der Charwoche und nach seiner österlichen Auferweckung vom Tode nunmehr der Erlöser wieder den Weg in die Heimat, zum ewigen Sternhimmel empor nahm. Dem gläubi^n christlichen Gemüt gibt dieses Dog ma seiner Kirche eme freudige, erhebende Gewißheit; er sieht darin zugleich eine Zusicherung dafür, daß auch ihm nach seiner irdischen Laufbahn ein ewiges Leben droben verheißen sein wird, sofern nur sein Leben hinieden ihn dieser Gnade würdig erfcheinen läßt. Und diese stolze Ge wißheit verleiht uns aufs neue Lebensmut und Gottver trauen, und gibt uns Kraft, immer aufs neue frisch den Kampf mit dem Leben zu wagen. Wer ein rechter Christ ist, der feiert deshalb den Himmelfahrtstag in frohem Zu trauen auf den Siegesweg, auf dem seine Seele dahin schreitet, und verschließt sich in keiner Weise dem Zauber gerade dieses Festes mit seinem prangenden Maienschmuck und seinem strotzenden, jungen Leben. — Kerrenpartieen. Himmelfahrt ist der Tag der Herrenpartieen. Wohl in 90 von 100 Ehen pflegt die rüstige Hausfrau gerade um diese Zeit vom „Pfingstreinemache teufel" befallen zu sein, und jede Teilnahme an einem etwa geplanten Ausfluge entrüstet abzulehnen. Für die Herren der Schöpfung bleibt somit nichts anderes übrig, als, wie sie bedauernd konstatieren: „an solchem herrlichen Tage allein losgehen zu müssen". Freilich, wenn man sich draußen am Tore trifft, ist von diesem aufrichtigen Bedauern nicht mehr allzuviel zu konstatieren Es hat vielmehr durchaus den Anschein, als ob alle Teilnehmer gar nicht so ärgerlich darüber sind, einmal „unter sich" sein zu können. Harm lose und „bessere" Witze von oft recht bedenklicher Pointe würzen den ganzen Hinmarsch und entfesseln manche fröh liche Lachsalve. Ist man dagegen am Ziele des Aus flugsorts angelangt, dann tritt das Bedauern über die Ab wesenheit der Gattin wieder in seine Rechte, und jeder gute Ehemann bemüht sich ebenso ehrlich wie erfolgreich, diesen Gram mit allerhand Sorgenbrechern, wie Maibowle, Rheinwein, echten und Hellen Bieren u- dergl herunterzu- pülen. Geht es dann abends der Heimat wieder entgegen, o bietet sich für die an der Haustür wartenden Gattin nicht elten ein Schauspiel, das noch einige Tage später stets und ständig den häuslichen Frieden aus dem Gleichgewicht zu bringen droht. Und keine von allen diesen Frauen glaubt der ehrlichen Versicherung, daß man einzig und allein deshalb zu tief ins Glas geguckt: „weil du nicht dabei warst, und das hat mich bei dem schönen Wetter so ge ärgert" — — ArbeUerzählung In hiesiger Stadt wurden am 1. Mai 442 Arbeiter und 22 Arbeiterinnen über 21 Jahre, 124 Arbeiter und 14 Arbeiterinnen von 16—21 Jahren, 43 Arbeiter und 6 Arbeiterinnen von 14—16 Jahren und 1 Arbeiter und 1 Arbeiterin unter 14 Jahren gezählt. DaS sind zusammen 610 männliche und 43 weibliche gegen 569 männliche und 43 weibliche im Jahre 1911; demnach 41 Arbeiter mehr als im Vorjahre. — Programm zur Ptatzmusik am Himmelfahrtstage Donnerstag, den 16. Mai, ausgeführt von der hiesigen Stadtlapelle: 1. Borussia, Marsch von Teike, 2. Ouvertüre „Millanesse" von Baumann, 3. „Das Haidegrab", Ballade, Solo für! Posaune von Kaiser, 4. Zwei Sätze aus dem Divertimento von Mozart, 5. le Volvi aver (Auf Wieder sehen), Walzer von Estrada. — Aerztticher Dienst am Himmelfahrtstage von mittags 1 Uhr ab: Herr Dr. med. Bartcky. — Wetteranssichten für heute: Südwestwinde, wolkig, keine Temperaturänderung, zeitweise Regen. Luftwärme gestern mittag: -s- 15° O. — Mrkenhaiu. Bei dem vorige Woche erfolgten Auftrieb auf die Viehweide der Weidegenossenschaft wurden 55 Pferde und 261 Rinder gezählt; ungefähr 10 Tiere dürften noch nachfolgen. Das Schloßenwetter am Sonntag Abend hat für die Tiere in gesundheitlicher Beziehung irgendwelchen Nachteil nicht zur Folge gehabt, alle Tiere haben das Wetter gut überstanden. — Aiederhermsdorf. Herr Lehrer Scheibler in Oybin ist zum 1. Lehrer von Niederhermsdorf gewählt worden und wird sein hiesiges Amt im August antreten. — Portas bei Seifersdorf. Am Montag wurde der schorz mehrfach vorbestrafte Knecht W. des Gutsbesitzers Donath, früher in Wilsdruff, der des Diebstahls verdächtig ist, verhaftet Er gebärdete sich bei seiner Festnahme wie rasend, schlug um sich und fchrie und konnte erst durch Hilfe einiger Männer, die zum Teil verletzt wurden, ding fest gemacht werden. Er wurde dem Amtsgericht Dippoldiswalde eingeliefert. — Potschappef. Hier ereignete sich am Montag ein bedauerlicher Unglücksfall. Der auf der Leisnitz wohnhafte Arbeiter Risse war damit beschäftigt, Blumentöpfe auf das Fensterbrett zu setzen, verlor hierbei das Gleichgewicht und stürzte auf die Straße herab. Durch den Sturz wurde das Gehirn bloßgelegt, was den sofortigen Tod zur Folge hatte. — Dresden, 12. Mai. Tot aufgefuuden wurde in der Nacht zum Sonntag gegen 12 Uhr an der Kreuzung des Zelleschen Weges und der Dippoldiswaldaer Chaussee der Kutscher Oswald Baßler aus Gittersee, der bei der Heimkehr mit seinem Geschirr Kon der Felsenkellerbrauerei vom Bocke stürzte und durch die Räder tödlich überfahren wurde. Das Geschirr wurde in Vorstadt Plauen ohne Führer augetroffeu. — Kemnitz. In der Nacht zum Montag wurde die Weltemühle von Dieben geplündert. Nachdem sie versucht hatten, in das Restaurant einzudringen, dort aber von den Hunden verscheucht worden waren, erbrachen sie die Bier ausgabe im Garten, sowie die Fisch- und Pfefferkuchenbuden und räumten diese fast völlig aus. Es kommen drei Täter in Betracht, von denen einer bald nach dem nächtlichen Be suche im Garten versteckt festgenommen werden konnte. Herr Gemeinderegistrator Trinks hatte die Verfolgung sogleich mit Erfolg ausgenommen. Der Verhaftete ist ein aus Galizien stammender, wohnungsloser Arbeiter, in dessen Besitz sich allerlei Diebeshandwerkszeug vorfand. Seiner Komplizen dürfte man bald habhaft werden. — ßossebaude. Eine sichtbare Ehrung des Altreichs kanzlers soll bekanntlich außder Herrenkuppe geschaffen werden. Der ursprünglich geplante Turmbau mußte, wie seinerzeit gemeldet, wegen Verweigerung der Genehmigung einer aus sichtsreichen Lotterie fallen gelassen werden, weshalb der Arbeitsausschuß, unterstützt von Gemeinde und zahlreichen Verehrern des Werkes, auf die Errichtung eines würdigen aber einfachen Denkmals in Gestalt eines Feueraltars und Schaffung von ihn umgebenden gärtnerischen Anlagen auf dem schönsten Aussichtspunkte der Cossebauder Höhen zuge kommen ist. Erfreulicherweise ist die Verwirklichung dieser sowohl praktischen, als auch gemeinnützigen Zwecken dienen den Bismarckehrung nun vollauf gesichert. Nur fehlen noch einige Bausteine zur würdigen Vollendung des schönen Werkes bis zum 100. Geburtstag am 1. April 1915 des eisernen Kanzlers. — Gauernitz. Auf der Bergfahrt begriffen, erlitt am Sonnabend ein großer, der Firma Weger-Hamburg gehöriger Elbkahn — vermutlich beim Passieren der Meißner Brücken — ein Leck. Das unausgesetzt ein dringende Wasser vermochte die Besatzung nicht heraus zupumpen, so daß der Kahn am Gauernitzer Schloß auf Grund sank. Die Schiffahrt ist durch das Hindernis nicht gefährdet Der Kahn war mit 7000 Zentnern Asphalt in Hamburg abgegangen und nach Dresden bestimmt. Die Ladung hofft man zu bergen und den Kahn durch die Reederei Schinke-Schandau zu heben. Aus dem Wasser reicht nur ein Teil des Decks hervor. — Meißen. Wie sehr das Milchkontrollvereinswesen im Kreise der praktischen Landwirte geschätzt wird, zeigte eine vom Landwirtschaftsoberlehrer Dr. Schellenberger einberufene Versammlung, die nach kurzer Aussprache zur Gründung eines Milchkontrollvereins Meißen ll schritt, nachdem der vor drei Jahren gegründete Milchkontrollverein Meißen l sich ausgezeichnet bewährt hatte, aber längst nicht mehr hinreichte, die Zahl der Landwirte, die sich der individuellen Fütterung zugewendet, aufzunehmen. Zwanzig größere und kleinere Besitzer traten dem Vereine mit reichlich 500 Kühen bei. Der neue Verein, dessen Vorsitz Gutsbesitzer Gasch in Zadel übernommen hat und der dem Landwirtschaftlichen Kreisverein Dresden beitreten will, wird seine Tätigkeit spätestens am 1. Juni aufnehmen. — Groitzsch bei Rothschönberg. In der hiesigen Gärtnerei sind dem Schloßenwetter am Sonntag gegen 400 Frühbeetscheiben zum Opfer gefallen. Auch an vielen anderen Gebäuden sind die Glasscheiben durch die nieder fallenden Schloßen in größerer oder kleinerer Zahl zer trümmert worden. Einzelne Schloßen hatten fast Hühner eigröße und ein Gewicht bis 55 Gramm. Der an den Feldfrüchten entstandene Schaden dürfte noch nicht zu übersehen sein, weil Frühschäden, die durch Hagelschlag am Getreide verursacht sind, meist erst viel später in die Er scheinung treten. Landwirte, deren Felder von Hagelschlag betroffen worden sind, sollten daher, um die von ihren Ver sicherungsgesellschaften gestellte Anzeigenfrist nicht zu ver säumen, den Hagelschlag mit Vorbehalt der Schadenschätzung unter allen Umständen anzeigen, auch wenn sie an ihren Feldfrüchten gegenwärtig noch keinen Schaden wahrnehmen. — Großenhain, 13. Mai. Der in den sechziger Jahren stehende Gutsbesitzer Dienst im benachbarten Groß dobritz wollte seinen sonst nicht so bösartigen Bullen an einen anderen Platz bringen. Beim Abbinden wurde das Tier plötzlich wütend, rannte Dienst mit den Hörnern an die Wand, dann bearbeitete das Tier den schon Schwer verletzten, welcher zum Fallen gekommen war, mit den Beinen, wodurch dem Unglücklichen einige Rippen gebrochen wurden. Nur mit der größten Anstrengung einiger be herzter Leute konnte das Tier zur Ruhe gebracht werden. Der Schwerverletzte verstarb bald darauf. — Megis bei Aorna, 11. Mai. Gestern abend drangen drei Männer durch ein offenes Fenster in die Wohnung des Gutsbesitzers Ernst Lämmler ein, überfielen den auf dem Sofa ahnungslos liegenden Lämmler, würgten ihn und forderten unter Todesdrohungen die Herausgabe seines sämtlichen Geldes. In seiner Angst lieferte der Ueber- fallene den Räubern seine Geldbörse mit 36 Mark Inhalt aus. Die Räuber, damit nicht zufrieden, durchstöberten sämtliche Behältnisse in der Wohnung. Erst auf die Hilfe rufe des Beraubteu ergriffen die Männer die Flucht und entkamen. Als Täter kommen drei Personen in Frage, die noch in derselben Nacht mit der Bahn nach Leipzig ge fahren sein sollen. Die Gendarmerie hat ihre Verfolgung ausgenommen. — Leipzig, 10 Mai Ein Liebespaar wurde heute Freitag früh auf dem Rosenthaler Berge bei Leipzig er schossen aufgefunden. Zweifellos liegt Selbstmord vor. Der Mann ist etwa 25 Jahre alt, das Mädchen etwas jünger. Die Leichen wurden der Anatomie überwiesen. In dem Erschossenen wurde der 22jährige Handlungsgehilfe Nowack, in der Toten die Verkäuferin Elsa Teichert fest gestellt. Die Eltern der jungen Leute sind Geschäftsinhaber in der Großen Fleischergasfe. Die jungen Leute unter hielten schon längere Zeit ein Liebesverhältnis, daß aber von den Angehörigen des Mädchens nicht gebilligt wurde. Der junge Mann war nämlich nervenkrank und deshalb schon früher einmal in einer Nervenheilanstalt nntergebracht worden. — Durch verschiedene auswärtige Blätter ging dieser Tage folgende abenteuerliche Geschichte: An einem schönen Aprilnachmittag fuhr in Leipzig ein Dienstmädchen das Kind ihrer Herrschaft aus. Da näherte sich ihr ein Mann, stellte sich als Filmphotograph vor und versprach dem Mädchen 4000 Mark, wenn sie ihm das Kind zu eiuer Filmaufnahme überlasse. Es sollte ein Film ausgenommen werden, wie eine Frau mit ihrem Kind ins Wasser springe und herausgezogen werde. Der Haupteffekt sei, daß das Kind daun leblos am Boden liege. Zu diesem Zweck müsse das Modcllkind chloroformiert werden. Das Dienst mädchen ging auch auf den Vorschlag ein und erhielt 4<>00 Mark. Den Eltern des Kindes fiel es auf, daß das Kind ungewöhnliche Blässe zeigte und schließlich kam die Sache dadurch an den Tag, daß ein Freund der Familie den Film in einem Leipziger Kino vorführen sah. — So weit der Bericht der auswärtigen Blätter. Die Leipziger Kriminalpolizei hat natürlich sofort Ermittlungen angestellt, über deren Ergebnis noch nichts bekannt geworden ist. Sollte alles auf Wahrheit beruhen, so müßten natürlich das Dienstmädchen und der Filmphotograph wegen schwerer Körperverletzung zur Veranwortung gezogen werden — ßßemnitz, 12. Mai. Zu Königs Geburtstag findet dieses Jahr in Chemnitz keine Parade statt, dagegen wird am 8. Juni, anläßlich der Anwesenheit des Königs und des Kronprinzen in unserer Stadt, eine Königsparade ab gehalten werden. Für den 7 Juni ist eine Vorparade geplant. — Die Sammlung für die Nationalspende für die deutsche Luftflotte hat in unserer Stadt bis zum Frei tag die Summe von 63121,66 Mark ergeben. Für die Sammlung sollen in der Woche vom 20. bis zum 25. Mai eine ganze Reihe Veranstaltungen stattfinden. — In einem Grundstücke der Schloßvorstadt stürzte sich am Dienstag ein 64jähriger Schneider aus einem Fenster des zweiten Stockes in den Hof hinab und verstarb alsbald. — Gberptanitz. Ein Sittlichkeitsverbrechen wurde am Sonnabend nachmittag an einem neunjährigen Schul mädchen, Tochter eines in der Ebersbrunner Straße wohnhaften Maurers, verübt. Das Kind wurde in der Nähe der Alexanderhöhe von einem unbekannten älteren Manne an sich gelockt, der es mit nach dem Walde nehmen wollte. Unterwegs hat er sich in schwerer Weise an ihm vergangen. Von zwei Bergarbeitern, die den Vorgang von weitem bemerkt hatten, wurde der Unhold der Polizei übergeben. In ihm wurde der 74 Jahre (!) alte wohnungs lose Handarbeiter Schürer aus Carlsfeld festgestellt. — Zwickau, 11. Mai. Heute vormittag gerieten in einem hiesigen Gasthaus der 22jährige Arbeiter Liebknecht und der Chauffeur Bertram in Wortwechsel, in dessen Ver lauf Liebknecht seinen Gegner mit einem Messer bedrohte. Darauf zog Bertramjeinen Revolver, legte auf Liebknecht an und drückte, ohne Bedacht zu haben, daß der Revolver geladen war, los. Als Bertram den Getroffenen Hinstürzen sah, richtete er die Waffe gegen sich selbst und tötete sich durch einen Schuß in den Kopf. Dem Liebknecht war ein Lungen flügel durchbohrt worden. Er wurde ins Krankenhaus ge bracht. - Im Zirkus Blumenfeld, der jetzt hier gastiert, stürzte sich am Sonntag nachmittag ein Bär auf einen in einer Loge sitzenden sechsjährigen Knaben, packte ihn mit den Tatzen am Halse und am Hinterkopfe und brachte ihm nicht unerhebliche Wunden bei. Nur mit großer Mühe konnten Wärter und Feuerwehrleute das Tier von dem Kinde wieder abbringen. — Planen i. W., 10. Mai. Eine aufregende Szene ereignete sich gestern hier im Gerichtssaale. Der 33jährige, bereits 33 Mal vorbestrafte Gelegenheitsarbeiter Alwin Bach war vom Schöffengericht zu drei Monaten und zehn Tagen Gefängnis verurteilt worden, weil er mehrere auf Abzahlung gekaufte Gegenstände zu Gelbe gemacht hatte. Nach der Urteilsverkündigung schrie der Mann Richter und Schöffen an: „Die Strafe könnt ihr selber wegmachen; ich mach' se net weg!" Als er deshalb wegen Ungebühr vor Gericht in eine Strafe von drei Tagen Haft genommen wurde, bekam Bach einen Wutanfall. Ehe es der Gerichtsdiener verhindern konnte, packte er den Zeugentisch und warf ihn in den Saal hinein, gleich da rauf auch den Verteidigertisch, der krachend zersplitterte,, sodaß Teile davon, untermischt mit den Scherben demolierter Tintenfässer, umherflogen. Sechs Mann konnten den Rasen den, der aus Leibeskräften um sich schlug und die wildesten Drohungen ausstieß, erst überwältigen und fesseln. — Kurz, nachdem die Berliner Posträuber die wohlverdiente Strafe ereilt hat, ist jetzt auch der Plauener Posträuber Höfer von der Strafkammer zu Plauen zur Rechenschaft gezogew worden. Wie erinnerlich, hatte Höfer an einem Sonnabend morgen im März auf dem Plauener Hauptbahnhof einem Postsack geraubt und war nach Basel geflohen, wo dann seine Festnahme erfolgte. Bei der unfreiwilligen Heimkehr nach Plauen besaß Höfer die Frechheit, die dort arbeitenden Postbeamten mit den Worten: „Guten Morgen! Kollegen!" zu begrüßen. Für seinen dreisten Raub wurde er mit drei Jahren Gefängnis und 5 Jahren Ehrenrechtsverlust be straft. — Ein Familienfest eigener Art feierte die altein gesessene Kaufmannsfamilie Bruno Knorr in Plauen i. V. Der Senior des Hauses beging mit seiner Gattin, einer Tochter des früheren stadtbekannten Arztes Dr. Blanck meister, die 40. Wiederkehr seines Hochzeitstages. Gleich zeitig hatte jedoch der Tag auch für fünf Töchter des Jubelpaares besondere Bedeutung, denn sie haben sich samt und sonders ebenfalls am 7. Mai vermählt, und zwar nach einander. Jetzt, wieder am 7. Mai, trat auch die sechste und letzte Tochter des Hauses mit dem Sohue einer Alt- Plauener Familie, dem Kaufmann Joh. Neupert, in den Ehestand. — Den schweren Verletzungen erlegen ist am Sonnabend nachmittag der Bleicher Max Adler, der am Abend zuvor auf dem Nachhauseweg unweit des Mädler- schen Steinbruchs, zwischen Reinsdorf und Oberlosa, von dem Automobil eines Fabrikanten angefahren und zu Boden geschleudert worden war. Die Insassen des Automobils haben, wie bereits mitgeteilt, den Verunglückten selbst ins Krankenhaus gebracht. Adler war 35 Jahre alt; er hinter läßt eine Witwe und zwei Knaben im Alter von 11 und 7 Jahren.. Kelraeklung zum Himmel- fakrlsfesl. Ich bin durch die Welt gegangen? Und die Welt ist schön lind groß, Und doch ziehet mein Verlangen Mich weit von der Erde los! los!" Diese Sehnsucht nach oben ist unausrottbar im Menschenherzen. Wenn ein kleines Menschenkind eben dieses Leben bekommen hat und zu sprechen anfängt, dann lehrt die Mutter ihr Kind beten: Lieber Gott, mach' mich fromm, daß ich in den Himmel komm'! — Die Menschen suchen deu Himmel, und sie meinen, erst wenn sie den Himmel haben, haben sie das Höchste und Beste. Diesem tiefen Verlangen des Menschen kommt da^ Evangelium entgegen und zeigt uns den Himmel und be-
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