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abends) dadurch findet, daß der jetzt 7,45 von Meißen ab gehende Personenzug schon von Meißen-Triebischthal (Ab fahrt 7.38) ausgeführt wird. — Die Sonne mit ihrer Wärme hat Wunder ge wirkt. An den Bäumen und Sträuchern brechen die Blüten mit aller Macht auf, so daß der letzte Sonutag, wie scyon vorhergesagt, ein Baumblutsonntag werden würde, der sich dem staunenden Auge in aller Pracht zeigte. Von den Kir schen und Birnen schimmert es weiß, die Pfirsiche im rosa roten Kleide wollen nicht Zurückbleiben, die japanische Quitte in unseren Anlagen schmückte sich mit blutroten Blumen, in denen als Goldschmuck die Staubgefäße und Stempel prangen. Draußen im Walde beginnen die Buschwindrös chen zu verblühen, ihre Blütezeit muß beendet sein, wenn der Wald sich belaubt. In den Anlagen auf den Schmuck beeten entfalten sich die Tulpen, Stiefmütterchen zeigen sich im Frühlingsschmuck, die rote Johannisbeere schaukelt ihre Trauben im Frühlingswinde, kurz, es entfaltet der Früh ling rings alle seine Reize. — Aaumblüte im Klbetate! Trotz der in der letzten Zeit recht ungünstigen Witterung haben die heimischen Obstbäume doch wider Erwarten überraschend viel Blüten angesetzt und dürften sich bereits in den nächsten Tagen dem Beschauer in ihrem vollsten Frühlingsschmucke präsen tieren. Wie ein Blütenmeer werden uns dann wieder die Höhen im Westen unserer Residenz erscheinen. Wer es nur einigermaßen ermöglichen kann, macht sich frei von Hand werks- und Gewerbesbanden, um an diesen Tagen des Blühens und Werdens in der Natur hinauszupilgern. Die unterhalb Dresden gelegenen Elbortschaften, Cossebaude, Gohlis, Niederwartha, Gauernitz usw. sind zur Zeit der Baumblüte beliebte Ausflugsziele. Vor allen Beförderungs mitteln in diese Baumblutgebiete werden mit Vorliebe die Dampfschiffe benutzt und mit Recht; denn dem Fahrgast an Bord der schmucken Elbdampfer bieten sich die weiten Obst plantagen in ihrem duftenden Frühlingskleide am vorteil haftesten dar. Um öftere Fahrgelegenheiten per Schiff nach den genannten Baumblutorten zu bieten, läßt die Sächsisch- Böhmische Dampfschiffahrts-Gesellschaft ab Donnerstag, den 18. d. M-, bis auf weiteres, außer den fahrplanmäßigen, noch folgende Sonderfahrten ausführen: Ab Dresden: 9 Uhr vormittags (nur Sonntags), 10 Uhr vormittags und 1s° nachmittags nach Meißen; 2 Uhr nachmittags (nur Sonntags) nach Niederwartha; 3 Uhr nachmittags nach Meißen; 3'° nachmittags (nur Sonntags) nach Gauernitz, sowie 5 Uhr nachmittags (nur Sonntags) nach Nieder wartha. Zurück nach Dresden: 11 Uhr vormittags (nur Sonntags) und 12'° nachmittags ab Meißen; 3^° nachmit tags (nur Sonntags) ab Niederwartha; 3^° nachmittags ab Meißen; 5°° nachmittags (nur Sonntags) ab Gauernitz; 58° nachmittags ab Meißen, sowie 7^° abends (nur Sonn tags) ab Niederwartha. Die von den vorgenannten Fahrten Sonntags verkehrenden werden an diesen Tagen bei jeder Witterung ausgeführt, während die übrigen Sonderfahrten bei schlechtem Wetter ausfallen. — Auf der Strecke Dresden- Pillnitz werden für Sonntag Nachmittag die Schiffe aller Viertelstunden — nach Bedarf — verkehren. — Bei dem Eintritt der Naumvlüte wird darauf hingewiesen, daß nach den Bestimmungen des Forst- und Feldstrafgesetzes die Bodenerzeugnisse in wesentlich weitgehen derem Maße als früher vor dem Eingriffe Unberechtigter geschützt sind. Es wird deshalb vor jedem unbefugten Be treten fremder Grundstücke und dem Abbrechen und der Entwendung von Zweigen gewarnt. — Die Schonzeit der Aische hat mit dem 10. April begonnen. Es find davon Stör, Zander, Rapfen, Blei, Maifisch, Finte, Aland (Nerfling), Barbe, Döbel, Schleie, Asch, Karansche, Rotfeder, Barsch, Rotauge, Schmerle, Weiß fisch und Zehrte, die sogenannten Sommerleicher vetroffen. Die Angler müssen nun ihre Tätigkeit einstellen, es sei ' denn, daß sie ihr Glück auf Lachs, Aal, Hecht oder Karpfen versuchte», von denen die 3 letztgenannten überhaupt keine Schonzeit haben. In den Bächen kann die Forelle gefangen werden, die vom 1. September bis 31. Dezember Schonzeit hat. Krebse müssen noch bis zum 31. Mai geschont werden. Erst am 10. Juni können die Angler wieder am Ufer Auf stellung nehmen und mit Wurm und Haken den silber- schuppigen Bewohnern des Stromes nachstellen. Bis da hin heißt es: Angel in Ruh. — Briesnitz. Am Sonnabend nachmittag gegen halb 5 Uhr wurde von einem Sparziergänger im Gebüsch des Schonergrundes eine etwa 70 Jahre alte Frau aus Cotta, die sich fast völlig entkleidet hatte, mit dem Oberkörper im Bache liegend aufgefunden Man brachte die Bewußlose in die Schonermühle, von wo aus ihre Beförderung nach der Heil- und Pflegeanstalt erfolgte. Das alte Mütter chen hatte sich ertränken wollen, weil sie nicht mehr gut fort könne. — Meißen. Die Meißner scheinen bei der Sonnen finsternis einen sonderbaren Gesichtsniederschlag erhalten zu haben, denn das dortige Tageblatt berichtet: Nach der Sonnenfinsternis zeigte eine große Anzahl Kinder auf den Gesichtern mehr oder weniger ausgebreitete und intensiv gefärbte schwarze Flecken, die besonders stark auf der Nasenspitze, den Augenbrauenbogen und den Backenknochen sichtbar waren. Bei der Mehrzahl zeigte sich auch der Be ginn afrikanischer Hautsärbung an beiden Händen Nähere Feststellungen ergaben, daß diese Erscheinungen schon bei früheren derartigen Naturschauspielen beobachtet worden sind und damals schon nicht als Symptome einer neuen Krankheit, sondern als Folge der zur Beobachtung der Sonnenfinsterms benutzten angerußten Gläser erkannt worden sind. Ueberall gab das Erscheinen derartiger gefleckter Jugend Anlaß zu Heiterkeitsausbrüchen. — Siebenlehn. Der hiesige Stadtgemeinderat und die Gemeinderäte zu Breitenbach und Obergruna hatten bekanntlich beim Landtage eine Petition eingereicht, welche um teilweise Verlegung der Eisenbahnlinie Nossen-Freiberg und Errichtung einer Güter- und Personenhaltestelle mög lichst nahe an Siebenlehn bittet. Die Finanzdeputation ö der ll. Kammer hat nun durch ihren Berichterstatter, Abg. Noch (freis. Volksp.), beantragt, die Petition auf sich be ruhen zu lassen — Dippoldiswalde. Nach einer Aufstellung des Kon kursverwalters der Vereinsbank entfallen für die nickt be vorrechtigten Gläubiger ca. 35 Prozent. Es sind bis jetzt mit den zur Regreßpflicht herangezogenen Vorstands- und Aufsichtsratsmitgliedcrn teilweise Vergleiche im Gesamtbe trag von 173000 Mk. abgeschlossen worden. Mit einigen Vorstands- und Aufsichtsratsmitgliedern sind noch Verhand lungen im Gange bezw. Klagen erhoben worden, wodurch noch 110000 Mk. Regreßsumme erlangt werden Zur An meldung sind insgesamt 4594344,83 Mk. gelangt, während 3631576,60 Mk. bestritten werden, sodaß zurzeit 962768,14 Mk. anerkannte Forderungen vorhanden sind. Voraussicht lich werden von den bestrittenen Forderungen 1 Mill. Mk zurückgenommen. Willkomm hat insgesamt für 97600 Mk. auf Wünsckmann lautende Spareinlagenbücher ausgestellt, ohne daß Einlagen geleistet Wörden sind. Diese Bücher sind von Wünschmann anderweitig verpfändet und jetzt beim Konkurs der Vereinsbank angemeldet worden. GM» den Zimmermann Mohring in Obercarsdorf, der am Diens tag abend verhaftet worden ist, hat die Bank Forderungen von mindestens 250000 Mk. Gegen den früheren Bürger meister Dr. Weißbach werden Regreßansprüche in Höhe von 250000 Mk geltend gemacht. Allein durch die von Will komm eingeleiteten Spekulationsgeschäfte mit Kunden der Bank find zirka '/, Mill. Mk verloren gegangen, die, weil Differenzgeschäfte, nicht eingesordert werden können. Es wird angestrebt, eine Abschlagsverteilung vorzunehmen, so bald 10 Prozent zur Verteilung an die nicht bevorrechtigten Gläubiger vorhanden sind. Zu dieser Verteilung sind zirka 200000 Mk erforderlich, weil als Gesamtforderung der Gläubiger zirka 2 Mill Mk. in Frage kommen. Zurzeit sind in bar zirka 103000 Mk. vorhanden. Ferner werden bis Ende Juli dss. I. in Raten zirka 60000 Mk. gezahlt, und es könnte somit die Abschlagsverteilung von 10 Proz. ini August dss. Js. vorgenommen werden. — Chemnitz. Ein falscher Baron von Arnim ist hier verhaftet worden. Er hatte sich bei einer Witwe ein Zim mer gemietet, trat sehr vornehm auf und behauptete, daß sein Vater Millionär sei Die Wirtin lieh ihm eine größere Summe, worauf er die Frau noch um 125 Mark bestahl. Für Anserate "WW welche vormittags eingehen, übernehmen wir keine Garantie für das Erscheinen in anliegender Wummer. Große Inserate spätestens am Aage vorher eröeten. Für Achter tete- phonisch ausgegevener Inserate tragen wir keine Wer- antwortnng. Wlatzvorschriften werden nach Möglichkeit berücksichtigt; eine Garantie können mir nicht übernehmen. Kleine Inserate kitten wir Kei Aufgabe zu kezahteu. — Geschäftsstelle des „Wochenblatt für Wilsdruff" — Er wurde in einer Weinstube verhaftet und als ein 16- jähriger stellenloser Schreiberlehrling aus Limbach ermittelt. — Klingenthal. Die Einfuhrstelle ist für die Ein fuhr von Nutz- und Zuchtvieh aus Oesterreich wieder ge öffnet worden. — Manitz bei Ziegenhain. Hier beging das Schuh machermeister Ernst Dämmigsche Ehepaar die diamantene Hochzeit in körperlicher und geistiger Frische. Der Jubel bräutigam ist 83, die Braut 81 Jahre alt. Der Pfarrer überreichte das königliche Gnadengeschenk von 60 Mark Schul- und Kirchenvorstand überbrachten die Glückwünsche der Gemeinde. — Wlauen. Ein raffinierter Schwindler trieb sich am Montag im Gebäude der städtischen Sparkasse umher, tat, als sei er ein Angestellter der Sparkasse, und versuchte, leichtgläubigen Leuten ihr Geld abzunehmen, das sie ein zahlen wollten oder abgehoben hatten. Zum Glück ist es ihm nur in einem Falle gelungen, eine Frau um 30 Mk. zu schädigen. Auf dem Korridor der Sparkasse wendete sich der unbekannte Betrüger an eine die Treppe herauf kommende Bauersfrau mit der Frage, was sie wolle. Diefe glaubte, einen Kafsenbeamten vor sich zu haben, weit er keine Kopfbedeckung trug und sehr beschäftigt tat, und ant wortete, sie wolle 30 Mark Hypothekenzinsen bezahlen. Mit den Worten: „Geben Sie her, ich werde es gleich be sorgen!" nahm er ihr Buch und Geld ab und ging in einen Raum der Sparkasse. Nach kurzer Zeit kehrte er zu rück, gab der Frau das Buch wieder und sagte: „So, nun gehen Sie hinein und quittieren Sie!" Als die Frau sich dann am Schalter meldete, erfuhr sie, daß sie betrogen worden war. Die Frau hat sich den Verlust des Geldes so zu Herzen genommen, daß sie bis heute nicht wieder in ihre Wohnung zurückgekehrt ist. Auf ähnliche Weise ver suchte der Mann auch einem zehnjährigen Knaben 20 Mark abzuschwindeln. - Bad-Elster, 19. April. Einen grausigen Fund machte man bei der gründlichen Reinigung des Albert theaters hier, wie sie alljährlich vor Eröffnung der Saison vorgenommen wird. In einem Kleidersckrank fand man den seit Weihnachten vermißten Gelegenheitsarbeiter Reinh. Stöß erhängt auf. Jedenfalls hat die Leiche schon seit Weihnachten dort gehangen. — Glauchau. Die hier ins Werk gesetzte Bewegung für die Schaffung eines Flugzeuges „Glauchau" hat bis jetzt, einschließlich eines von beiden städtischen Kollegien be willigten Betrages von 5000 Mk., bereits 10000 Mk er geben. — Wochlitz. In einer im „Goldenen Löwen" abge haltenen öffentlichen Einwohnerversammlung wurde beschlos sen, eine Petition an den König und das Kriegsministerium abzusenden, in der gebeten wird, anläßlich der neuen Wehr vorlage ein Infanterie- oder Jäger-Bataillon nach Rochlitz zu verlegen. Die städtischen Kollegien werden sich der Pe tition anschließen. Die Stadt Rochlitz war bis zum Jahre 1897 über hundert Jahre ununterbrochen Garnisonstadt. Zuletzt lag hier das nach Leipzig überführte Ulanenregiment. — Colditz. Seit Donnerstag vormittag ist der 18- jährige Handlungslehrling Karl Klaus nach Unterschlagung eines erheblichen Betrages in den „Säcksifchen Steinzeug werken" flüchtig geworden. Er soll sich in Begleitung einer Kellnerin aus Grimma befinden. — Waldheim, 20. April. Im Jahre 1890 verun glückte bei einer Uebung am Steiqerhaus der damalige Steiger der Freiwilligen Feuerwehr, Möbelpolierer August Donath. Infolge dabei zugezogener Lähmung des Rücken marks hat Donath seit dieser Zeit sich nicht mehr vom Bett bezw. Lehnstuhl erheben können, bis ihn heute der Tod erlöste. — Leipzig. Der für den 18. und 19. Mai für Leip- zig-Land projektierte Margaretentag ist auf den Sommer verschoben worden. Das Margareten-Volksfest in Leipzig- Stadt wird am 18. Mai abgehalten — Leipzig soll be kanntlich durch den Bau des Elster-Saalekanals einen durchgehenden Lastschiffoerkehr mit Hamburg erhalten. Die Anlagen des Kanals und seine Unterhaltung hatte eine Aktiengesellschaft übernommen, zur Zinsgarantie sich die Stadt Leipzig bereit erklärt. Die Zinsgarantie war in dessen nur bis Ende 1912 bewilligt worden, wenn nicht bis dahin der Nachweis erbracht war, daß die beteiligte» Regierungen den Kanalbau genehmigt und Preußen die Regulierung der Saale von Halle bis zur Kanalmündung übernommen hatte. Leider haben sich nun die Verhand lungen sehr schwierig gestaltet und sind bisher noch zu kei nem Abschluß gekommen. Die Stadt Leipzig hat daher die Zinsgarantie verlängert, um dem Unternehmen nicht den nötigen Rückhalt zu entziehen. Der Beginn des Ver kehrs auf dem Schiffahrtswege wird wohl noch viele Jahre auf sich warten lassen. — Auf schreckliche Weife kam in Leipzig am Donnerstag vormittag ein 17-jähriges Mädchen ums Leben. Es war von seinen Pflegeeltern in der Küche allein gelassen worden, kam dem Ofen nahe, seine Kleidungs stücke fingen Feuer, und von schweren Brandwunden bedeckt, starb das Kind wenige Stunden später im Krankenhaus — Zittau. Aus den ersten Schultagen der A-B-C- Schützen teilt ein alter Schulmann der „Zittauer Morgen zeitung" nachstehendes ergötzliches Vorkommnis mit, das den Vorzug völliger Wahrheit hat: Als ich in den ersten Jahren meiner Amtstätigkeit in einem Orte von Zittaus Umgebung die A-B-C-Schützen, wie das üblich ist, Gegen- stände benennen ließ, um dabei die Lausitzer Mundart ins Hochdeutsche zu übertragen, zeigte ich auf einem inr Schulzimmer stehenden Tisch und fragte einen munteren Neuling: „Was ist das?" Er antwortete: „Das is a Diesch." Ich entgegnete: „Du mußt sagen: „Das ist ei» Tisch." Pflichtschuldig sprach er den Satz nach. Dann zeigte ich auf die Wandtafel und stellte dieselbe Frage. Er antwortete: „Das is anne Dofel." Ich berichtigte: Du mußt sprecken: „Das ist eine Tafel." Auch dies tat er. Weiter zeigte ich ihm mein Taschenmesser mit der gleiche» Frage, und er antwortete: „Das is a Master." Als ich ihn aber auch nun veranlaßte, zu sagen: „Das ist ein Mester", riß ihm der Geduldsfaden und er entgegnete unwilligr „Nee du, wenn de olls besser wäßt, do so i 'ch (sag ich) goor nischt mie!" Mir blieb nichts übrig, als mich schnell von der Klasse abzuwenden und herzlich zu lachen. Oie „Hitanic ^-^alaftropke. Die gewaltige Spannung, mit der man allenthalben der Ankunst der Überlebenden der „Titanic^-Katastropye entgegensah, weil sie allein die Wahrheit über das Unglück melden können, ist nun gelöst. Mit dem Augenblick, da Ler erste der Geretteten den Boden Amerikas in Newyork betrat, setzte auch das Erzählen ein. Das dadurch er haltene Nachrichtenmaterial ist ein sehr grobes, aber selbst die Erzählungen derjenigen, die das grause Ereignis mit erlebten, stimmen nicht immer überein, was jedermann er klärlich scheinen muß. Ankunft in Newyork. Viele Tausende hatten seit langen Stunden trotz sehr unangenehmen Wetters die Ankunst der „Carpathia" im Newyorker Hafen erwartet. Und als nach Niedergehen der Landungsbrücke gegen V-10 Uhr abends der erste der überlebenden festen Boden betteten hatte, spielten sich auf dem Pier erschütternde Szenen ab. Hunderte von Sanitätsleuten hatten zu tun, um Ohnmächtige in Sicher heit zu bringen. Viele von rhnen mußten in bedenklichem Zustand in die Krankenhäuser überführt werden. An Land. Als die Geretteten in langer Reihe langsam über die Landungsbrücke hinuntergingen, entblößte die Menge schweigend das Haupt. Aber je länger die Linie der Geretteten wurde, desto trostloser wurde die Stimmung unter den Anverwandten von Passagieren der „Titanic". Immer lauter wurde das Weinen und Klagen der Hunderte, deren letzte Hoffnung geschwunden war, als die Vermißten sich nicht unter den Vorübergegängenen befunden hatten. Die Kajütpassagiere waren bald in Automobilen dem Schauplatz so großen Jammers entführt worden, aber wortlos und verlassen standen zusammengedrängt die Zwischendecker und betrachteten mit erschreckten Augen die Szene. . Me es geschah. Sonntag, den 14. April, um 11 Uhr 40 Minuten, in einer kalten, sternenklaren Nacht traf das Schiff auf einen Eisberg, der von der Kommandobrücke aus signalisiert worden war, aber nicht früh genug, um den Zusammen stoß zu vermeiden. Es wurden sofort die Rettungsboote herabgelassen und zunächst vornehmlich mit Frauen und Kindern besetzt. 2 Uhr 2« morgens sank das Schiff. Es sank angesichts der in die Boote Geretteten. Zwei Drittel der Passagiere standen ruhig auf Oberdeck, den Untergang des Schiffe» stumpf erwartend; unter ihnen befanden sich sechs Frauen, welche vorzogen, mit ihren Männern zu sterben. Die meisten Überlebenden sagten aus, daß nur ein leichtes Zittern des Schiffes bei dem Zusammenstoß wahr nehmbar war. Eine Panik ist nicht ausgebrochen, weil viele annahmen, daß Las Schiff gar nicht sinken könne. Darum wollten auch viele Frauen das Schiff nicht ver lassen, sie mußten mit Gewalt in die Rettungsboote ge schoben werden. Nach einigen Berichten herrschte aber unter den Zwischendeckspassagieren große Verwirrung, und es sollen sogar Gewalttätigkeiten vorgekommen sein. Zahl reiche Zwischendeckspassagiere sprangen mit Rcttungs- s gürteln versehen in das eisige Wasser. Die Rettungs- k boote ruderten in die Dunkelheit hinaus, sie verspürten l den Strudel beim Untergang des Schiffes kaum. Kurz § vor dem Versinken schoß eine Riesenwelle über die I „Titanic" und riß alles nnt. I»