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Oer Äcarabäusrmg. Roman von M. Kossa k. . «Fortsetzung.) 8 UN ja, es ist auch nur unser Pflege vater, aber da er uns von klein auf erzogen hat, so däucht es uns, als wäre er unser leibhaftiger Vater." In ähnlicher Weise verlies jedes Gespräch. Die Neugier der Skod- nitzkyschen Damen, bezüglich der jungen Fremden, wurde nicht befriedigt. Im übrigen kamen dieselben auch nur wenig mit ihren Mietsleuten in Berührung. Fast i täglich fuhren sie nach Wien und kehrten erst spät heim, dazwischen machten sie Spaziergänge in die Umgegend und wenn ie daheim waren, unterhielten sie sich unter- ünander. Eine Bedienerin, die sie enga- ziert hatten, besorgte das Reinigen der Zimmer, wie das Kochen des Morgen kaffees, die Mahlzeiten nahmen sie außer dem Hause ein. Gleich am Tage nach ihrem Einzuge hatten sie sich ein Klavier gemietet, auf dem sie viel spielten. Sie befaßen mit Aus nahme Freds, der ungewöhnlich musi kalisch war, nur geringe Ausbildung, da gegen ein gutes Gehör, das sie befähigte, jede Melodie ohne Noten nachzuspielen und auf geschmackvolle Weise zu variieren. Indessen diente das Instrument ihnen im großen und ganzen mehr, um sich zum Ge sänge darauf zu begleiten. Sie konnten Lieder in allen erdenklichen Sprachen und verstanden es wunderbar, sie mit Ausdruck und Leidenschaft vorzutragen. Die süßeste Stimme besaß aber doch Darja, und wenn sie sang und Fred Leslie sie begleitete, standen die Skodnitzkyschen Mädchen hinter der Tür und lauschten atemlos. Woher wußten'sie, daß gerade Darja die Eigentümerin dieses Wundersamen, herz bewegenden Organs war? Ja, das gehörte zu den verschiedenen Rätseln, welche die jungen Fremden den Skodnitzkys aufgaben — daß sie, trotzdem die Schwestern sich wie ein Ei dem andern glichen, niemals Darja mit Nama zu verwechseln imstande waren Sie hatten schon öfters Nama für Darja angesprochen, doch nicht ein einziges Mal Darja für Nama. Zumal, wenn die Zwillinge gleichzeitig anwesend waren, konnte man nicht einen Moment lang über die Identität der Einzelnen im Zweifel sein. Die Skodnitzkyschen Mädchen grübel ten oft darüber nach, woran das lag, bis schließlich die Emmy Skodnitzky das er lösende Wort fand. „Die Darja hat so was seelisches," sagte sie. Emmy war viel zu ungebildet, um er klären zu können, wie sie das meinte, aber dennoch hatte sie instinktiv das richtige ge funden. In Darjas Wesen lag bei aller kindlichen Heiterkeit etwas Verinnerlichtes, unbewußt Leidenschaftliches, man hatte das Gefühl, als ob im Grunde ihrer Seele ein Hang zur Melancholie schlummerte, der freilich erst des Anlasses harrte, um erweckt zu werden. Nama war viel spiele rischer, viel mehr einem zwitschernden Singvögelchen ähnlich. Geld schienen die Geschwister in Hülle und Fülle zu besitzen. Sie streuten es sorglos und verschwenderisch aus, aber ohne jede Spur von Prahlerei, die ihnen überhaupt fern lag. So gingen sie stets elegant, aber ohne Prätension gekleidet — meist in den lichtesten Farben, Schmuck sah man nie an ihnen, mit Ausnahme eines i seltsamen antiken Ringes, der am Mittel finger von Darjas linker Hand glänzte Sogar ihre Uhren trugen sie ohne Kette. Besuch empfingen sie nie. Vier Wochen hatten die Geschwister in der Villa gewohnt, dann verließen sie sie. „Unser Pflegevater hat seine Kur in Wörishofen beendet und erwartet uns nun mehr in München," sagte Fredy. Der Sommer und Herbst waren ver flossen und Eis und Schnee hatten den Winter gebracht, als Emmy und Frieda Skodnitzky eines Abends mit einigen ihnen befreundeten jungen Herren ins Apollotheater gingen. Einer der letztem , brachte den Mädchen ein Programm. Emmy schlug es aufs geradewohl auf und stieß einen Schrei der Ueberraschung aus. „Da sieh, sieh," zischelte sie der Schwester zu und wies mit dem Finger auf ein Bild. „Die Leslies!" stieß Frieda aufgeregt hervor. „Wahrhaftig, die Leslies!" Ja, sie waren's, es konnte kein Zweifel darüber bestehen. Die Schwestern Darja und Nama mit Gazeflügelchen an den Schultern und Blumen im Haar, hielten sich umschlungen und Freddy im Trikot mit Pfauenaugenflügeln und den Fühl hörnern eines Schmetterlings am Kopf, stand über sie gebeugt, sie lächelnd be trachtend. „Mio türoo Iw8Üss" stand darunter. Das also war des Rätsels Lösung! Die schönen, jungen Fremdlinge, welche die Skodnitzkysche Villa während vier Früh- - lingswochen beherbergt hatte, waren Ar- - tisten. Zuerst fühlten sich Emmy und Frieda arg enttäuscht, denn sie hatten schon den interessantesten und phantastischsten Roman hinter der Verschlossenheit ihrer ehemaligen Mieter gewittert, dann aber j überlegten sie sich rasch, daß sie doch eigent- ! lich Grund hätten, entrüstet zu sein, weil diese Artisten sich unter weltmännischer Maske in ihr ehrsames Haus eingeschlichen. Artisten! Je nun! Man weiß ja, was ; man von denen zu halten hat! Und nun gar die Damen dieser Berufsklasse! Emmy rümpfte verächtlich die Nase und Frieda bemühte sich in ihrem Gesicht sittliche Empörung zum Ausdruck zu bringen. Daß Darja und Nama wie die Ver körperung holdester Unschuld aussahen, und daß alle drei Leslies durch ihren Lebenswandel in dem Skodnitzkyschen Haüse auch nicht zu den geringsten Be denken Anlaß gegeben hatten, berücksichtig- ten sie nicht. Und nun begann die Vorstellung. Die Nummer der Leslies, die heute zum ersten mal im Apollo auftraten, war eine der letzten. Die Bühne zeigte eine Art Waldland- schast, von der Decke hingen in regel mäßigen Zwischenräumen Schwerter — die nämlichen, welche Emmy und Frieda vom Frühjahr her kannten — und aN diesen machten die Geschwister Leslie ihre Künste. Es waren streng genommen die allbekannten Uebungen am Trapez, mit dem Unterschiede nur, daß man anstatt eines solchen krumme Schwerter benutzte, auch zeichneten sie sich kaum durch dabei zur Schau gestellte Waghalsigkeit und phänomenale körperliche Gewandtheit aus, aber trotzdem boten sie etwas geradezu Einzigartiges und Vollendetes. Freddy stellte einen Schmetterling, ein Pfauenauge, dar, der die Mädchen, zwei Libellen, um gaukelte und zu Haschen trachtete. Die Schönheit und Anmul der Geschwister tw! in den luftigen Kostümen in unvergleich licher Weise hervor und wie sie sich da an den Schwertern wiegten, sich auf ihnen schaukelten und von einem zum andern schwangen, gewährten sie einen so reizen den poetischen Anblick, daß das Publikum in begeisterte nicht endende Beifallsstürme ausbrach. Immer von neuem wurden die Leslies hervorgerufen. Nachdem der Vorhang gefallen war, öffnete er sich nach wenigen Minuten, um wieder dieselbe Waldlandschaft zu zeigen Nur fehlten jetzt die Schwerter, an ihrer Stelle waren Blumenketten Uber die Bühne gespannt, auf denen die Geschwister, wieder als Schmetterlinge, aber ganz weiß kostümiert, sich schaukelten, indes der Scheinwerfer sie abwechselnd mit grünen, blauen und violetten Lichtern überflutete. Und nun fing Nama an zu singen — ein altes englisches Volkslied, in das Freddy einstimmte, worauf wiederum Darja, ein anderes, diesmal ein französisches Lied intonierend, einfiel. Es war ein Potpourri von Liedern in den verschiedensten Sprachen, das sie zum besten gaben — die Skodnihkv- schen Mädchen kannten sie sämtlich, aber M süß und zauberhast hatten sie ihnen daheim in ihrer väterlichen Villa zur Klavierbe gleitung nicht geklungen, wie hier in mitten dieser traumhaften, von farbigem Licht überhauchten Szenerie. Es war förm lich, als ob leichtbeschwingte Elfen M Mondscheinnächten oder am dämmernden Abend ihre luftigen Reigen tanzten und ihre märchenhaften Weisen dazu summten. Denn nie ließen die Geschwister ihre Stimmen zu ihrer vollen Kraft anschwellen, es war immer mehr wie ein Summen und, wenn doch einmal ein Ton lauter hinaus- , geschmettert wurde, so verklangen die näch sten doch wieder fast bis zur Unhörbarkeit. Plötzlich stieß Emmy die Schwester am „Du, sieh nur, da ist ja der Hauptmann?" j „Wo, wo?" fragte diese. „Nun dort — rechts in der Loge, ganz hinten." Richtig, da stand Hauptmann Huber f" einer Loge im zweiten Rang, ganz in die Ecke gedrückt, so, als ob er sich zu ver stecken trachtete. Er war nicht in Uniform, sondern trug sein wenig präsentables Zivil von dunkelgrauer Farbe, vermöge dessen weit weniger auffiel, als es der Fall gs' wesen wäre, wenn er den Waffenrock m" den blanken Knöpfen angehabt hätte. hielt das Opernglas vor den kurzsichtig" Augen, so daß man seinen Gesichtsaus druck nicht zu erkennen vermochte, aber a^ er es dann für die Dauer weniger Minute" sinken ließ, bemerkten die Skodnitzkvsäm" Mädchen, daß seine Züge fast verzerrt wäre" von Leidenschaft. Auf der Bühne aber sang gerade holde Darja. Eine unsagbare Melancholie- etwas Sehnsuchtskrankes, klang aus ihre" Worten. Diesmal war der Beifall, den Leslies ernteten, fast noch größer, als der vorigen Nummer und auch die Ssth' nitzkyschen Mädchen konnten nicht umh>"- in ihn einzustimmen. Als dann einer ih^ Begleiter anfing, von den Geschwist^ Leslies zu erzählen und dabei erwähnt daß sie sich des tadellosesten Rufes erste"' ten, verschwand die tugendstrenge Veru^" tung, die Emmy und Frieda eben gegen sic gehegt, aus ihren kleinstem Herzen, uni einem Gefühl des Stolzes, dM' über gewr woh chcn trete die lich i mich ,,gea Und war liebn her, sie v da rät stellte daß nichr scferi gestür gehn' . F- lener tratt gelöst Vater-: Biod. Thorn na eben Erde Wobn wand De scheu den he den. An Fnndo sich vir hob, t enthalt künden geben, da du re im Pn diesem Worin wand , Fälle, Ger richt konpfla annneh In, Gr des Pr Polizei SU sehr zurück ch Die größere Mittlnm beschält! selben a zeit in Nama gehalten fielen ui dinguna nngenon einfache Psleaeva Perersbr lindimg Umgehen Leslie bi Um weg legen Herl Nirge