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Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend : 13.04.1912
- Erscheinungsdatum
- 1912-04-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782024719-191204135
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782024719-19120413
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782024719-19120413
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-04
- Tag 1912-04-13
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Monat
1912-04
-
Jahr
1912
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jedoch werden Flugzeuge und LenkballonS zwei getrennte Dienstzweige im Militärflugwesen bilden. Im Mmisterrat ist endgültig der Haushaltsvoranschlag für 1913 genehmigt worden. Danach betragen die Aus gaben nahezu 5 Milliarden Frank, über 166 Millionen Frank mehr als 1912. Daran nehmen hauptsächlich teil die Marine mit 38 Millionen, die Armee mit 36^z Mil lionen, das Ministerium für öffentliche Arbeiten mit 36, für Arbeit und soziale Fürsorge mit 20, der Finanzen mit 14'/„ der Posten und Telegraphen mit 8Vr Millionen Frank. Da die Einkünfte 4 504 054 315 Frank betrugen, sind also noch ungefähr 161 Millionen zu decken. Der Finanzminister erklärte, daß er ohne neue Steuern oder Anleihen di« Mehrausgaben aus den Überschüssen von 1911 decken werde. Srovbrttannten. X Dem soeben wieder zusammengetretenen englischen Parlament ist das Homerule-Gesctz unterbreitet worden. Während sich in Irland, das von diesem Gesetz betroffen wird, die Gemüter sehr stark für und wider das Gesetz er hitzen, steht man in England und Schottland der Vorlage recht kühl gegenüber. In Belfast wurde eine gewaltige Demonstration gegen das Gesetz veranstaltet. Über 200 000 Gegner der Vorlage marschierten in einem vier Meilen langen Zuge durch die Stadt. Bonar Law, der Führer der Opposition, hielt eine Rede gegen Homerule, die mit tobendem Beifall ausgenommen wurde. _ . Italiens X Bei Zuara an oer rripolitantschen Mfle wurden von italienischen Kriegsschiffen Scheinmanöver ausyeführt, die eine Landung oortäuschten. Dadurch wurde die Aufmerk samkeit der bewaffneten Araber derart abgelenkt, daß ein starker Truppentransport an einer andern Stelle der lydischen Küste ungestört landen konnte. Während nämlich bei Beginn der Dunkelheit die meisten Kriegsschiffe mit dellen Lichtern vor Zuara blieben, dampften die Transport schiffe ohne Lichter nach Sidi Said, wo am nächsten Tage die Ausschiffung ohne Störung gelang. s Türkei. i X Aus Paris kommen wieder Nachrichten über Friedens- Vermittlungen der Mächte zwischen Italien und der Türket. Nach einer Meldung sollen die Mächte die Friedensvermittlung bereits eingeleitet haben, nach der anderen ist der gemeinsame Schritt der Mächte wiederum aufgegeben worden, da man sich über die Formel nicht hat einigen können. Es bleibt abzuwarten, ob an der einen oder anderen Meldung etwas wahr ist. X Der Militärgouverneur der Cbinesenstadt in Schanghai, Schenschtmel, der vor kurzem zum Kabtnettsmtnister er nannt wurde, hat sich erhebliche Übergriffe erlaubt, so daß die Konsuln in Schanghai sich über ihn beim diplo matischen Korps in Peking beklagten. Schenschimei hat wohlhabende Chinesen aus dem Gebiete der europäischen Niederlassung gelockt, um sie draußen zu verhaften. In einzelnen Fällen haben derartige Verhaftungen sogar in dem Bereiche der europäischen Niederlassung stattgefunden. Die Gesandten haben die Konsuln m Schanghai ermächtigt, geeignete Abwebrmaßregeln zu ergreifen, und der Er wartung Ausdruck gegeben, daß Schenschimei der Schutz der europäischen Niederlassung entzogen werde, wo er felbst aus Furcht vor der Verfolgung de. Chinesen nachts Zuflucht zu nehmen pflegt. ^us ^n- unck ^uslanck. Berlin, 10. April. Der Allgemeine Vertreterin der nationailideralen Partei findet am 12. Mai, vormittags 10 Uhr, zu Berlin statt. Dem Vertretertage geht am 11. Mai eine Sitzung des Zentralvorstandes voraus. Gotha, 10. April. Wegen abweichender Ansichten ist der sozialdemokratische Schriftsteller Gerhard Hildebrand aus der Partei ausgeschloffen worden. Madrid, 10. April. Hier ist eine neue republikanische Partei für Spanien gegründet worden. Lissabon, 10. April. Die Negierung unterhandelt mit einigen französischen und portugiesischen Banken wegen einer Anleihe von 25 Millionen Mark, die für Eisenbahnbauten verwandt werden soll. Doch will die Regierung auch eine zweite Anleihe von 200 bis 300 Millionen Mark zm Tilgung alter Anleihen unterbringen. Berlin, ii. Avni. An oer großen Berliner Herbstparade am 2. September wird mit dem Gardekorps diesmal auch das dritte Armeekorps teilnehmen. Zittau, 11. Avril. Der Kreishauptmann zu Bautzen hat dem Zittauer Rat amtlich mitgeteilt, daß er die Wahl des fortschrittlichen Landtagsabgeordneten Dr. Roth-Burgstädt zum Zittauer Oberbürgermeister nickt bestätigt habe. Palermo, II. April. Der Präfekt von Palermo hat aut Beicht des Ministers des Innern gegen den Deputierten De Felice Strafantrag gestellt wegen Verbreitung militärischer Ger«imnisse durch seine Korrespondenz vom 5. April aus Tripolis an das „Giornale di Sicilia" Fes, li. April. Der Sultan von Marokko lieh in der großen Moschee einen Bries verlesen, in dem er die von Fanatikern gegen Europäer verübten Angriffe schart ver urteilt und erklärt, derartige Handlungen würden streng bestraft werden. Die Bevölkerung möge sich vor den Auf reizungen ü-r Fanatiker hüten, denn die Lage sei deute nicht mehr dieselbe wie gestern. Bukarest, II. Avril. Das rumänische Ministerium Earv ist zurückgelreten und der bisherige Minister des Austern T Maioresco mit der Bildung eines neuen Kabinetts betraut. Mas unsere Urrte können. Allerlei Jnterettantes vom E hirurgenkongreß. An der ersten Nachmittagssitzung des letzt bekanntlich in Berlin tagenden 41. Chirurgentongresses sprach der Jenenser Professor Lexer über Sehnenüberpflanzung. Er hat die Sehnenüberpflanzung verwandt zum Ersatz zer- riffener Gelenkkapseln, zur Bildung von Sehnenbändern und zum Erlas von Sehnen bei Pluskellähmung und Vereiterungen. Am besten erfolgt die Entnahme der Sehnen von denselben Personen; wo das nicht möglich ist, kann man sie schließlich auch von anderen Menschen ent nehmen. Professor Sticker-Berlin machte Mitteilungen über die Radiumbehandlung bösartiger Neubildungen. Dr. Werner-Heidelberg Hal ebenfalls Radium zur Be handlung bösartiger Geschwülste verwandt; aber höchstens Besserungen gesehen. Es wurden danach verschiedene Instrumente und Apparate gezeigt, die sirr die Erkennung und Behandlung chirurgischer Affettionen von Wert sind. So hat Dr. Nordentoft-Dänemark em neues Instrument konstruiert, mit dessen Hilfe man in das Innere des Körpers, speziell in Gelenkhöhlen, bmelnblicken kann. Der zweite Konqreßtag (Donnerstag« war speziell der Gehirnchirurgie gewidmet. Dazu behandelte Professor Hensckel-Zürich die Folgen von Blutungen unter der harten Hirnbaut. Professor Rebn-Jena bat Substanz verluste der harten Hirnhaut zu ersetzen versucht. Von der Annahme ausgehend, daß das wichtigste ist, ein nach giebiges Gewebe einzuschalten, hat er mit gutem Erfolg Fettgewebe verwandt und epileptische Anfälle, die auf Verletzungen beruhten, zur Ausheilung gebracht. Professor Krause-Berlin berichtet über vier Fälle von breiter Frei legung der Gehirnkammern, welche er teilweise durch Ein schlagen von Lappen der harten Hirnhaut ausgekleidet hat. Dr. Blaul-Ulm berichtet über eine Schußverletzung der großen Hauptschlagader im Schädel sowie über den Ersatz der harten Hirnhaut durch-Fett. Dr. Goldemderg-Nürn- berg stellt einen Pattenten mit Krampflähmungen beider Beine vor, bei dem durch Operation eine wesentliche Besserung erzielt wurde. Professor Lexer-Jena zeigt einen Fall von durch Verbrennung zerstörter Gesichtshaut, bei dem es ihm gelungen war, aus der Kopfhaut Augenbrauen und die eine Barthälfte neu zu bilden, und im weiteren Anschluß daran eine Überpflanzung eines Stückes einer Blutader zum Ersatz einer teilweise entfernten Schlagader. Es find das gewiß genug der Wunder, um ins Staunen zu geraten darüber, was unsere ärztliche Kunst alles fertig bringt. Unwetter unä Sturmfckääen. Die Nachrichten über Schäden durch den Sturm und seine Folgeerscheinungen mehren sich in erschreckender Weise. Aus vielen Gegenden des Inlandes und auch aus dem Auslande liegen zahlreiche derartige Meldungen vor. Inland. Hamburg, 10. April. Große Wassermengen wurden vom Sturm in die Fleete getrieben und überfluteten zahl reiche Keller. Sehr viele Souterrains, die unter Wasser gesetzt wurden, haben bedeutenden Schaden erlitten, vor allem die Keller eines großen Kontorhauses, in denen sich ein großes Lager von Käse, Würsten und Räucherwaren befindet. Köln, 10. April. Orkanartiger Sturm, von starken Hagelschlägen begleitet, hat in den Wäldern und an den Obstbäumen, die zum Teil in voller Blüte stehen, außer ordentlichen Schaden angerichtet. Im rechtsrheinischen Teil der Rheinprovinz sind starke Gewitter nieder gegangen, die von stundenlangen Schneefällen begleitet waren. Kuxhaven, 10. April. Bei Neuwerk ist außer dem holländischen Segler „Alsina", dessen Mannschaft hier ge landet wurde, ein anderer unbekannter Segler gesunken. Die Besatzung kam um. Halle a. S., 10. April. Der Sturm trieb bei Wallwitz zwei Radfahrer auf einen Bahnübergang, als der Eilgüterzug Halberstadt—Halle heranbrauste. Einer, der Buchhalter einer Baufirma, wurde sofort zermalmt. Ausland. Wien, 10. April. Aus allen Landesteilen laufen Nach richten über schwere Schäden, die das Anhalten des Regen wetters verursachte, ein. In zahlreichen Ortschaften ist Hochwasser eingetreten. Weite Länderstrecken sind über schwemmt. Zahlreiche Brücken wurden von dem starken Sturm weggerissen. London, 10. April. Ein furchtbarer Nordoststurm mit Schnee und Hagel richtete in ganz England großen Schaden an. Mehrere Menschenleben fielen ihm zum Opfer. In Liverpool wurde ein Passagier vom Bahnsteig unter einen einfahrenden Zug geblasen und getötet. Ein ähnlicher Unfall wird aus Brynmawr berichtet. Eine 2ijährige Dame wurde bei einem Spaziergange von einer über einen Wasserfall führenden Brücke geweht und stürzte auf die zwanzig Fuß tief darunterliegenden Felsblöcke. Stockholm, 10. April. Über der Stadt ging plötzlich ein gewaltiger Schneesturm nieder. In den Straßen liegt fußhoch Schnee, der den Verkehr empfindlich stört. Anch der Telephon-, Telegraphen- und Schiffsverkehr leidet sehr unter dem plötzlichen Witterungsumschlag. Nikolajew, 10. April. Der seit drei Tagen herrschende Sturm ist zum Orkan ausgeartet. Viele Schiffe haben Havarien erlitten; die Mehl- und Zementladungen sind durchnäßt. Der Hafen für die Küstenschiffahrt ist zum Teil von den Wellen zerstört. Zwei Dampframmen sind gesunken. Newpork, 10. April. Der Hauptdeich des Mississippi bei Goldenlake in Arkansas ist gebrochen. 2000 Quadrat- meiien Land sind überschwemmt, mehrere Städte stehen unter Wasser. Der Schaden wird auf 1 Million Dollars geschätzt. Vulkankatastropbe m Panama. Bekanntlich gingen erst vor kurzer Zett Gerüchte und Vermutungen durch die Welt, daß die vulkanische Formation des Bodens in Panama dem dort im Bau befindlichen Kanal arg hinderlich werden könnte. Ebenso schnell tauchten Beruhigungen auf, daß in dieser Beziehung nichts zu befürchten sei. Jetzt kommt aber aus Alabama eine Meldung, die denen mit pessimistischeren Anschauungen neues Wasser auf die Mühle führt. Die betreffende Meldung besagt: Der Kapitän eines hier (Mobile in Alabama) etnge- laufcnen FrachtdampserS berichtet, am 8. April seien durch eine Eruption des Vulkans Chtriqui bet Boca del Toro in Panama viele Judtanerdörfcr zerstört und Tausende von Menschenleben vernichtet worden. Der Vulkan führt seinen Namen nach dem De- partementChiriaui im Staate Panama der südamerikanischen Republik Kolumbien. Die Cordillera de Chiriqui mit dem Cerro de Santiago (2827 Meter) und dem Vulkan von Thirigui (3433 Meter) durchzieht das Land von West nach Ost. Boca del Toro ist eine unmittelbar an der Küste von Panama liegende Insel. Wenn die Ansicht des Kapitäns über die große Anzahl der Umgekommenen stimmt, muß man wohl leider damit rechnen, daß die Katastrophe auch aufs Festland Übergriff. Vermischtes. Welches sind die schnellsten Tiere? Unter ziem lichen Schwierigkeiten hat ein Zoologe festgestcllt, daß die Gazelle wohl als das schnellste Tier anzusprechen ist, denn sie ist imstande, in der Sekunde 27 Meier, allerdings nur mährend einer kurzen Zeit, zurückzulegen. An zweiter Stelle käme das Rennpferd mit der Höchstleistung von 25,3 Metern, dann der russische Wolfshund mit 25 Metern in der Sekunde. Für den Rennsport gezogene englische Windhunde liefen in der Sekunde 18 bis 23 Meter. Die halbwilden Eskimohunde legen in der Stunde ungefähr 15 Kilometer zurück, das Durchschnittspferd etwa 1200 bis 1300 Meter in der Minute. Der Hase bringt es unter Umständen bis zu 1080 Metern. Dann kommen die Giraffe mit 900, der Tiger mit 860, das Renntier mit 850 und der Wolf mit 570 Metern. Wölfe sind vor allem höchst ausdauernde Läufer, hungrig oder verfolgt durch laufen sie 80 bis 100 Kilometer in einer Nackt. Unter den Vögeln nimmt die Turmschwalbe oder Mauersegler genannt die erste Stelle ein. Es ist nachgewtesen, daß Turmschwalben oftmals über 490 Kilometer in der Stunde zurückgelegt haben, während der schnellste Brieftaubenflug etwa 190 Kilometer betrug. Der Strauß kann, wenn er mit den Flügeln nachhilft, 33 Kilometer in der Stunde laufen. Unter den Fischen soll der Delphin der schnellste sein, er durchschwimmt in der Stunde 37 Kilometer; es folgt dann der Lachs mit 24 und der Hering mit 22 Kilo metern. Der Hund als Nahrungsmittel. Der Hund wurde nicht nur im Altertum gegessen, sondern gilt vielen Völkern noch heute als leckere Speise. Der Missionar Sabaro! bekam m Kanada sehr oft Hundefleisch zu essen; in China und in der Tatarei gibt es große Hunde- züchtereien, in welchen der „beste Freund des Menschen" für die herrschaftliche Tafel großgezogen wird; am be rühmtesten und gesuchtesten sind die Hunde einer Rasse, die auf der Insel Formosa vorkommt: das Fleisch dieser Hunde soll an Köstlichkeit und Geschmack dem der Span ferkel gleichkommen. Als im Jahre 1896 der berühmte chinesische Vizekönig Li-Hung-Tschang gelegentlich seiner Europareise in London weilte, schenkte ihm ein Ver wandter Gordon Paschas aus Dankbarkeit dafür, daß der chinesische Staatsmann das Grab des Helden von Chartum mit einem prächtigen Kranze geschmückt hatte, einen wunderhübschen reinrassigen Hund, der auf mehreren Aus stellungen preisgekrönt und glänzend dressiert war. Man kann sich denken, wie überrascht der Geber war, als er bald darauf von Li-Hung-Tschang nachstehendes Schreiben erhielt: „Sehr geehrter Herr Gordon! Ich danke Ihnen für den hübschen Hund, muß Ihnen aber mitteilen, daß ich, da ich jetzt europäisiert bin, Hundefleisch nicht mehr esse; meinen Leuten aber hat das prächtige Tier aus gezeichnet geschmeckt. Ihr ergebenster Li.", 802iales unct Volkttvvinssckaktlicde». K Definitives Ende des Tcknc»derftre>ks. Erne große Berliner Versammlung der dortigen Arbeitnehmer im Schneidergewerbe beschloß nun auch, die Arbeit wieder auf zunehmen und sich dem Friedensschluß von Jena zu fügen. In den beiden feindlichen Lagern der Schneider hat man jetzt den Verlust in den Kriegskaffen festgestellt und ge funden. daß der Kamps beiden Parteien zusammen vier Millionen Mark gekostet hat. Stillegung eines rheinischen Kohlenbergwerks. An Juntersdorf bei Zülpich hat das Braunkohlenbergwerk der Gewerkschaft „Hamburg" in den letzten Tagen sämtlichen Arbeitern gekündigt, so daß der Betrieb am 13. d. M. still« gelegt sein wird. Das Werk war erst leit wenigen Jahren in Betrieb und hat stets mit erheblichen Zubußen gearbeitet. * Ein deutsches Luther-Heim soll in Greiz errichtet werden. Im Jahre 1883 wurde anläßlich des 400. Geburtstages Luthers eine allgemeine Geldsammlung eingeieitet mit dem Zweck, aus dem Erträgnis ein für alte, arbeitsunfähige und unbescholtene Personen jeder Konfession bestimmtes Alyl zu begründen. In zäher Ausdauer und unermüdlichem Sammel eifer ist der Fonds jetzt auf 173 62« Mark angewachsen. Da für das Heim in Greiz als Geschenk ein Grundstück von 23l)0 Quadratmetern vorhanden ist. soll mit der Errichtung der Baulichkeiten noch in diesem Jahre begonnen werden. , 4k Zur Lohnbewegung der rheinischen Winzer. In Hoch heim ist es zu einer Verständigung zwischen Weindergs besitzern und Winzern gekommen. Auch in anderen ober rheinischen Orten dürfte demnächst eine Einigung erzielt' werden. Inzwischen wurden aber trotz der stärkeren Beauf sichtigung der Weinberge wieder viele Weinstöcke bis zum Boden vollständig vernichtet. Namentlich wurde eine Wein bergsanlage am Drachenfels tm Rheingau hiervon bettoffen. Unter den Weingutsbesitzern herrscht grobe Aufregung. 4k Nock immer Exzesse streikender Bergarbeiter tu Eng land. Wegen der feindseligen Haltung, welche die noch streikenden Bergarbeiter im Kohlenrevier von Wigan gegen die enigen einnebmen, welche die Arbeit in den Schächten wieder ausgenommen haben, ist ein Kavallerie-Regiment nach Wigan abgesandt morden. Auch ein Uerie-Regiment hat Befehl erhalten, nach Wigan abzugehen. 4k Eine Viertelmillion für Krefeld. Der unlängst ver storbene Rentner Wintgens in Krefeld vermachte dieser Stadt eine Viertelmillion Mark für soziale Zwecke. 4c Zum Ende des englischen BergarbciterstreikS. Die englischen Bergarbeiter haben, nachdem durch den Beschluß der Nationalkonferenz der Bergarbeiter der Streik für beendet erklärt worden ist, auf den meisten Bergwerken die Arbeit wieder ausgenommen. Allerdings herrscht begreiflicher weise unter den Bergleuten vielfach noch Verstimmung, weil der mehr als fünfwöchige Streik ihnen zwar das Mindest lohngesetz gebracht, aber verschiedene andere Hoffnungen noch nicht erfüllt hat. Überall sind beim Wiederbeginn der Arbeit besondere Vorkehrungen gegen Unfälle nötig. Der größte Teil der pflichtgeförderten Kohlen geht an die Eisenbahnen, die all mählich den vollen Betrieb wieder anfnehmen. Ende dieser Woche werden voraussichtlich auch verschiedene Industrien in den Stand gesetzt lein, den Betrieb wieder aufzunebmen. 4k 2'/, Millionen für ein Kinderwital. Der dieser Tage in Wien verstorbene Privatier Joies Svitzberger hat sein ganzes Vermögen von etwa 2'/- Millionen Kronen der israelitischen Kultusgemeinde zur Errichtung eines inter konfessionellen Kinderspitals vermacht. 4k Zur Wiederaufnahme der Arbeit tn England. Die Zahl der bereits in die englischen Minen eingefahrenen Bergleute wird auf 200 000 beziffert. In Südwales, Nord england und Schottland weigern sich immer noch viele der Leute, wieder an die Arbeit zurückzukehren, bis die Forderungen der Maschinisten und anderer Hilfsarbeiter erfüllt sind. In verschiedenen Distrikten haben die Stteiker Beschlüsse gefaßt, ihre Führer zum Rücktritt aufzufordern. Eine solche Auf forderung ist auch an die Parlamentsmitglieder Wadsworth und Hall ergangen, die von der Sheffielder Organisation beschuldigt werden, das Interesse der Arbeiter nicht wahr« genommen zu haben. ^US ctem Gericktsfaal. Der Prozeß wegen der Mcthylalkö>holvergiftungen in Berlin wurde mit Fortführung der Beweisaufnahme fort gesetzt. Der Schankwirt Isaac, dessen Lokal in der Nähe des Berliner Asyls liegt, wird vernommen. Er bezog von Scharmach drei Ballons von zusammen 179 Liter. Den Sprit füllte er aus den Ballons sofort in zwei Fässer um und stellte durch Zusatz von Wasser ' Nordhäuser und spanischen Korn her. Essenzen wurden dazu nicht verwendet, nur nachher wurde er gefärbt. Frauen Durften das Lokal von Isaac nicht betteten, und dadurch ist e^ zu erklären, daß unter den Vergifteten sich keine Frauen befanden. Als der Zeuge nach Bekanntwerden der Todesfälle »Scharmach fragte, ob vielleicht bei dem ihm gesandten Sprit enne Verwechslung vorliegen könnte, gab Scharmach sofort zur; Antwort: „Ick werde mich doch keiner Nahrungsmittelverfiälschung schuldig machen", und erklärte dann nochmals, daß er nichts in den Sprit bineingetan habe. Es wird seitens lver Verteidigung dann beantragt, noch andere Methylalkoh.olfabrikanten zu laden. Dann wird die Verhandlung aus Älittwoch vertagt. 8 Die Verhandlung im Prozeß wegen de? Methylalkohol« Vergiftungen in Berlin brachte am Mittikoch insofern ein Novum, als die Staatsanwaltschaft auf Anregung der Ver teidigung alle diejenigen Fälle der Anklage fallen läßt, tn denen die Leichen der Asylisten nicht seznert worden sind. Trotzdem gestaltet sich die Äeweisaufnah me nicht einfacher, denn immer neue Zeugen und neue Sarchverständige solle« geladen werden. Donnerstag findet r eine VerhandlunS .statt; erst Fr-itag soll Lrr Prozeß fortges ührt werden.
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