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MM K WKE 1. Beilage zu Nr. 34. Sonnabend. 23. März 1912. WI»WWIWIWW»»WWkW HW» I II I« I«S»»W»MW«»W»»«W«»WWWWW!WW»W«WW«»MWW»WWWWWW»»»W«M»»WW»WW«W««WWWWW»»»»WW»W»»III«!I>«W»WNI»WM1«IV»M»W»»W»WM»»»WS Denksprüche für GeMÜt und BerVaus. Geh' ohne Stab nicht durch den Schnee Und ohne Steuer nicht zur See, Geh' vhn'. Gebet und GotteS Wort Niemals aus deinem Hause fort. Betrachtung zum Ssnntage Iudica. Hebr. 4, 24/25. Dieser aber daruni, daß er bleibet ewig lich, hat er ein unvergängliches Priester tum. Daher er auch selig machen kann immerdar, die durch ihn zu Gott kommen, und lebet immerdar und bittet sür sie. Das Volk der Sünder, das selig werden soll, braucht darum nur einen, der sich seiner annimmt und cs selig macht Dieser eine aber ist niemand anders als unser Heiland. Denn er lebt immer und bleibt in Ewigkeit Priester. Kein Tod kann ihn töten, nachdem er dem Tode die Macht genommen. Er lebt in der Kraft seines ewigen Lebens bei Gott. Darum ist und bleibt er der starke FelS und die Burg, dahin wir immer fliehen können. Kann er doch, eben weil er ewiglich lebt, immerfort selig machen. Das kann jeder an sich erfahren, der sich unselig fühlt auf der armen Erde, aber gern selig werden möchte und in Christo, dem Hohenpriester, seinen Erlöser und Ver söhner erkennt. Man kann es auch zu jeder Zeit erfahren. Denn sein Werk ruht nie, man mag kommen, wann man will. Stets bewahrheitet sich das Wort: „Wer zu mir ckommt, den werde ich nicht hinausstoben." Er lebt, um zu erretten, und im Himmel ist Freude über einen Sünder der Buße lut vor 99 Gerechten DaS ist ein Trost, den sich nicht bloß die große Gemeinde, sondern jede einzelne Seele aneignen kann. Denn sein Blut hat der Heiland für jeden vergossen, sein Opfer hat er für jeden gebracht, eine jede Seele hat er sich zum Eigentum e»kauft. Zu allen Zeiten und auf allen Stufen unseres Lebens können Wir auf ihn zählen. Er hilft unS jetzt, morgen, bis zum Tod, nach dem Tod. Deshalb können wir ruh'g und getrost sein. Er lebt immrrdar und bittet für die, die durch ihn zu Gott kommen. Der Herr ist mein Hirtel Mir wird nichts mangeln. Aus Sachsen. Wilsdruff, den 22. März Die Königliche Amtshauptmannschaft DreSVen-A und Dresdens, haben ein gemeinsames Verbot der so genannten Schiebe- und Apachentänze für alle öffentlichen Tanzstätten der beiden amtShauptmannschaftlichen Bezirke erlassen. — Von einem Auto tödlich überfahren wurde vorgestern abend auf der Hamburger Straße in Dresden die 68 Jahre alte Händlerin Auguste Sopart. Die Frau, die einen mit Waren beladenen Kinderwagen vor sich Herschob, wurde von einem Privatamomobil von hinten erfaßt und überfahren. Sie erlitt einen Schädel- und Genickbruch und verstarb augenblicklich. Die Polizei ver haftete den Chauffeur und beschlagnahmte das Automobil. Der „Pirnaer Anzeiger" meldet aus Schandau: Ein neuer Schiffstyp, ein mit Doppelschrauben als An- trieb ausgerüstetes Fahrzeug, lief dieser Tage auf der Schiffswerft von G. Schinke in Schandau vom Stapel. Der Kahn ist 55 Meter lang, 8 Meter breit und hat eine Tragfähigkeit von 6500 Zentnern. Die Triebkraft geben zwei Motore. In der Nacht zum Montag ist der auf dem Heim wege befindliche Restaurateur Karl Friedrich Heide aus dem Mtewalder Grunde kurz vor dem Abrahams grund bet Stadt Wehlen in den Grundbach gestürzt, wo er am Montag morgen als Leiche gefunden wurde. Wie sich daS Unglück zugctraM hat, konnte bisher nicht auf- geklärt werden. Der Schiffer Wilhelm Strache aus MedergrunV, der aus den Fahrzeuge der Schönpriesener Petroleum- Raffinierte beschäftigt war, verschwand vor drei Jahren spurlos und sein Verbleib konnte nicht ermittelt werden. Nun hat ein auf dem Sterbelager liegender Gastwirt in Schönpriesen bekannt, daß der junge Mann vor drei Jahren nicht durch Selbstmord endete, sondern von einem Verwandten des Gastwiris ermordet wurde, und daß er an einer bestimmten Stelle im Garten deS Gasthauses vergraben wurde. Der Gastwirt bezeichnete auch noch den Täter und besten Helfershelfer. Die Nachgrabungen im Garten bestätigten die Wahrheit der Aussagen des Schwererkrankten; die Leiche deS Strache wurde tat sächlich gefunden. Die Behörde hat nun die weiteren Erhebungen eingeleitet. Für das „Annaberger Wochenblatt" in A««aberg waren im Februar d I 50 Jahre verflossen, seitdem eS sein tägliches Erscheinen aufnahm. Gegründet wurde daS Blatt 1807. Bet einer Streitigkeit zwischen jungen Leuten in einem Gasthofe in Schletta« (Erzgebirge) wurde der 21 Jahre alte Lonis Grund vom Tode ereilt. Grund war bei der Balgerei auf den Fußboden zu liegen ge- kommen. Mit Entsetzen bemerkten seine Gegner, daß er sich nicht wieder erhob. Der herbeigerufene Arzt stellte Herzschlag fest, hervorgerufen durch die Aufregung und den reichlichen AlkohoUenuß. Ein seltenes Brautpaar befindet sich in Neugers dorf. ES ist dies der 1826 in Neusalza geborene Ein wohner Gebauer, ein Greis von 86 Jahren, der mit seiner langjährigen Wirtschafterin, die 72 Lenze zählt, demnächst in den Stand der Ehe zu treten gedenkt. Aurze Lhvsnik. Verhaftung eines Rechtsanwalt-. Großes Aufsehen erregt in Lübben in der Lausitz die Verhaftung des Rechtsanwalts und Notars Gerhard Schlaeger, der eine sehr ausgedehnte Klientel besaß. Der Verhaftete ist 45 Jahre alt. Er wurde dem GsrichtsgefängniS in Kottbus zugeführt. Wie ermittelt wurde, hat der V r- haftete eine ganze Reihe ihm übergebener Mündelgelder sowie Gelder seiner Mandanten unterschlagen uno für sich verbraucht. Er war auch Vorsitzender des Lübbener Kriegerveretns und verwaltete dessen Kaste. Das Ver mögen des Vereins im Betrage von über 5000 Mark hat er ebenso für sich verwendet. Schlaeger hatte eine umfangreiche Praxis; sein Einkommen bezifferte sich auf 20—30000 Mark pro Jahr. Zu welchen Zwecken der unredliche Rechtsanwalt die veruntreuten Gelder ver wendet hat, steht noch nicht fest; in seinem Wohnorte lebte er ziemlich bescheiden; er fuhr jedoch mehrmals in der Woche nach der Reichshauplstadt, angeblich in Ge schäften. Schlaeger siedelte erst 1908 nach Lübben über, wo er die Praxis eines verstorbenen Kollege» übernahm. Vorher war er in Berlin ansässig Nach oberflächlicher Schätzung dürfte eS sich, wie dem „Berl. Lok.-Anz." ge» meldet wird, bei d-» unterschlagenen Summen um nicht Lenjg-r alS 100000 Mark handeln. Ein !« Tokio. Im StadtVE Aoshiwara ist Großfeuer ausgebrochen, das nw m^ge des Windes schnell verbreitet. 700 Häuser und viele Warenhäuser sind bereits vernichtet Aoshiwara, daS sich im Nordosten der Stadt befindet, ist das staatlich über wachte Quartier der Prostituierten. DaS Stadtviertel wurde schon wiederholt von Schadenfeuern heimgesucht. Im vorigen Jahre erst wütete dort ein Riesenbrand, der von den zum Teil leicht gebauten Häusern über 1000 in Schutt und Asche legte. Bombenexplosto«. Aus Oporto meldet der Draht: Am Dienstag nachmittag explodierten einige Bomben in vier Häusern deS Stadtviertels Mirgatza, »o sie hergestellt waren. Vier Tote wurden aus den Trüm mern hervorgezogen. Ein Verdächtiger wurde verhaftet. Die Häuser sind beträchtlich beschädigt worden. Die Zahl der Verwundeten beträgt sieben. Nachträglich sind auS den Trümmern wieder zwei KindeSleichen und Teile menschlicher Körper hervorgezogen worden. Die Zahl der Toten ist nunmehr auf sieben gestiegen. Vermutlich liegen noch mehrere Opfer unter den Trümmern. Eine 2V-Miüto«e«-Ltift««g. Aus London wird gemeldet: Das Testament de« kürzlich verstorbenen Lord Wandsworth bestimmt, daß sein gesamtes Ver mögen, über 20 Millionen Mark, zur Stiftung einer Er ziehungsanstalt für englische Waisen aller Konfessionen verwendet werde. Ein Dampfer mit 27 Man« «ntergegan-en» Aus Raykjavik (Island) wird gemeldet: Der isländische Fischdampfer „Gejr" ist mit seiner gesamten Besatzung von 27 Mann untergegangen. Damit sind über achtzig Frauen, Kinder und Greise ihrer Ernährer beraubt. Dyxamitattentat. Aus Dunmore (Pensyloanien) Wird gemeldet, daß dort ein Haus durch eine Dynamit bombe in die Luft gesprengt wurde. Acht Personen find getötet worden. Eine Grubenkatastrophe i« Oklahoma. AuS Mac Curtin (Oklahoma) wird gemeldet: In der hiesigen San-Bois-Kohlengrube ereignete sich eine furchtbare Ex plosion. Nach den bisherigen Feststellungen nimmt man an, daß 105 Bergarbeiter den Tod gesunden haben. Vier Leichen, die geborgen wurden, waren derart ver brannt, daß ihre Rekognoszierung durch ihre Angehörigen nicht möglich war. Die Explosion ereignete sich im ersten Stollen der Grube. Die Grube geriet alsbald in Brand und dichte Rauchwolken verhinderten zunächst jede Rettungsaktion. Erst nach mehreren Stunden konnte die erste Leiche geborgen werden. — Eine in Fort Smith eingetroffene Meldung besagt: Die Bergwerks^achverstän- Unrecht Gut. Kriminalroman von Reinhold Ortmann. 5j (Nachdruck verboten.) „So darf ich mich Ihnen als Ihren Mieter vorstellen. Dr. Runge, Arzt. — Ich würde nicht versäumt haben, dieser selbstverständlichen Pflicht schon vorhin bei meinem Einzuge Zu genügen. Aber die alte Frau, mit der ich wegen des Quartiers verhandelt hatte, erklärte auf meine Anfrage ziemlich kategorisch, es läge nicht in Ihren Wünschen, mit den Mietern in Berührung zu kommen, und ich würde es während der Dauer meines Aufenthalts ausschließlich mit ihr zu tun haben." Die junge Witwe hatte noch immer mit ihrer Verlegen heit zu kämpfen. Dieser Berliner Arzt benahm sich ohne Zweifel durchaus höflich und korrekt, aber in der Gemessen heit seiner Rede und noch mehr in dem beinahe finsteren Ausdruck seiner Züge war etwas, das ihr ein starkes Un behagen, ja, eine Regung der Furcht verursachte. „Es kann sich dabei nur um ein Mißverständnis handeln, Herr Doktor," sagte sie unsicher. „Die Wirt schafterin hatte von mir selbstverständlich keinen Auftrag, derartiges zu äußern. Ich bitte Sie vielmehr, sich mit etwaigen Wünschen oder Beschwerden stets ohne weiteres an mich zu wenden." „Dank für die Erlaubnis, Frau Römhild! — Sie ist eine sehr — nun, sagen wir: eine sehr energische Dame, Ihre Wirtschafterin." „Sie hat ihre Eigenheiten, das kann ich nicht in Abrede stellen. Aber es wäre sehr liebenswürdig, wenn Sie ein wenig Nachsicht mit ihr hätten, Herr Doktor! Denn ihre Vorzüge sind viel bedeutender als ihre Schwächen. Sie ist fast ihr ganzes Leben hindurch in der Familie meines ver storbenen Gatten bedienstet gewesen, und sie hat während dieser langen Zeit unzählige Beweise einer wahrhaft rührenden Treue und Anhänglichkeit gegeben." Dr. Runge erwiderte nichts. Und der Gesprächsstoff, der ihnen zur Verfügung stand, schien erschöpft. Margarete Römhild erwartete, daß der Doktor sich verabschieden und seinen Weg fortsetzen würde. Aber er blieb zu ihrer Ver wunderung neben der Bank stehen, und jetzt war er es, der beharrlich zu den langsam verblassenden Abendwölkchen jen seits des Flusses hinüber sah. „Es ist sehr hiUch hier", nahm er nach einem längeren Schweigen wieder das Wort, und seine Rede klang merk würdig abgehackt, wie die eines Mannes, der sich gegen ein inneres Widerstreben zum Sprechen zwingt. „Und die Villa „Waldfrieden" hat, wie mir scheint, eine besonders bevor zugte Lage. Haben Sie noch nicht daran gedacht, Frau Römhild, daß diese günstigen Umstände sich vielleicht besser ausnützen ließen als durch eine auf wenige Wochen oder Monate beschränkte Vermietung an Sommerfrischler?" Verwundert hatte sie aufgeblickt. „Nein, an eine andere Ausnützung habe ich nie gedacht. Aber ich verstehe auch nicht —" „Man könnte zum Beispiel ein Privat - Sanatorium aus dein Hause machen. Ich gestehe Ihnen offen, daß ich die Reise in diese Gegend nur unternommen habe, nm mich nach einem geeigneten Platz sür die Errichtung einer solchen Anstalt umzusehen. Und ich habe bis jetzt nichts gefunden, das mir passender schiene als die Villa „Waldfricden"." Das anfängliche Befremden der jungen Frau ver wandelte sich in offenkundige Bestürzung. „Oh, dann wollen Sie mich vielleicht ausmieten, Herr Doktor? — Und ich war so glücklich, diese Zufluchtsstätte gefunden zu haben." „Beruhigen Sie sich — mit einer derartigen Absicht trage ich mich durchaus nicht. Ein gemietetes Haus könnte für die von mir projektierte Gründung überhaupt nicht in Betracht kommen. Denn die unerläßlichen Umbauten und kostspieligen Einrichtungen setzen notwendig die vorherige Erwerbung des Grundstücks voraus. Und dazu reichen meine verfügbaren Mittel bei weitem nicht aus. Aber wir könnten das Unternehmen vielleicht gemeinschaftlich durch führen. Wenn Sie das Haus kauften und die Kosten des Umbaus trügen, glaube ich Ihnen ans dem Betriebe des Sanatoriums eine glänzende Verzinsung Ihres Kapitals verbürgen zu können." Während dieser hastigen Darlegung hatte er die, zu der er sprach, nicht ein einziges Mal angesehen, und er starrte noch immer auf die jetzt zu schwarzen Klumpen gewordene» Wölkchen, während er ihrer Antwort harrte. Und diese Antwort ließ nicht lange aus sich warten. „Ihr Vorschlag wäre gewiß sehr verlockend, Herr Doktor; aber Sie müssen sich damit doch wohl an den Besitzer der Villa wenden. Denn ich bin eine arme Frau, die sozusagen von der Hand in den Mund lebt. Und ich besitze nicht so viel Hunderte als Zehntanscnde nötig wären, um Ihren Plan zur Ausführung zn bringen." Die Wirkung, die ihre mit ruhigem Freimut abgegebene Erklärung ans den Dr. Runge hcrvorbrachte, war eine höchst sonderbare. Mit einer raschen Bewegung kehrte er der jungen Fran sein Gesicht wieder zu, und der finstere Ernst >var wie iveggewischt aus seinen Zügen. „Dann wäre es also müßig, weiter darüber zu reden," sagte er in gam verändertem, fast heiterem Ton. „Und ich werde schon nach etwas anderem Umschau halten müssen. — nst es ^hnen übrigens in Ihrer leichten Kleidung nicht nm dien' Zeit ein wenig kühl hier draußen, Frau Römhild? Die Hcrbstnebel, die nach Sonnenuntergang in den Fluß tälern anfsteigen, pflegen zarteren Konstitutionen wenig zu träglich zu sein." (Fortsetzung folgt.)