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RiesenfeuerSbruuft. Aus Rangoon (Birma) wird gemeldet: Eine Riesenfeuersbrunst zerstörte am dortigen Hafen 45 Hollstapelplätze und acht Sägemühlen. Eine große Anzahl Holzhütten wurden bei dem Brande ein. geäschert; zahlreiche Personen haben ihren Tod in den Flammen gefunden. Schweres Automobilunglück. Aus Paris wird gemeldet: Im Walde von Fontainebleau stürzte am Sonntag ein Automobil in den Straßengraben und begrub die sieben Insassen unter sich Der Motor explodierte und eine Frau namens Janvier konnte nur als völlig verkohlte Leiche h rvorgezogen werden. Die übrigen sechs Reisenden erlitten schwere Verletzungen. Der Hochzeitszug iw Schneesturm. Aus Petersburg meldet der Draht: In der Nähe von Ko!o- griw (Gouv. Kostroma) ist ein Hochzeitszug von 13 Per» sonen während eines Schneesturms erfroren. Eisenbahuuuglück in Kanada. Ein Pullman- Wagen der kanadischen Nordbahn entgleiste bei der Sta tion Prince Albert im westlichen Kanada beim Passieren einer Brücke und stürzte aus einer Höhe von etwa 20 Metern in den Saskatschewanfluß. Man befürchtet, daß 10 Personen ertrunken sind; eine noch größere Anzahl Personen sind verletzt, mehrere darunter sehr schwer. Durch die Lupe. Ein Stückchen Zeitgeschichte in Versen. Nun hat der Bergmannsstreik begonnen, — der durch ganz England sich erstreckt, — es hat die Zahl der Streiktetlnehmer, — als wir sie lasen, uuS erschreckt, — man spricht von anderthalb Millionen — und wie bereits zu lesen war, — erscheint für Englands Industrien — der Schaden unberechenbar. — Schon hört man aus New Jork die Kunde, — daß drüben überm großen Teich, — die Bergarbeiter Lust verspüren, — nun ebenfalls zu streiken gleich, — und wie bei unS es sich verhält — ist auch noch nicht ganz klargestellt. — Englands Regierung müht sich eifrig, — daß es im Parlament gelingt, — ein neues Lohngesetz zu schaffen, — das einen Mtndestlohn bedingt, — man hofft hierdurch von Staates wegen — den Streik noch einmal beizulegen. — In China sind, wie oft schon früher, — die Europäer arg bedroht, — es wird in Tientsin und Peking — ein baldiges Ein- greifen not, — Schanghai, so las man, stand in Flammen, — Aufruhr durchtobt den ganzen Staat, — es halten alle Europäer — zu schleun'ger Heimkehr sich parat. — Bon Tripolis die neuste Kunde — hat uns erfreut und auch betrübt, — mit Freude lasen wir die Nachricht, — daß es vielleicht jetzt Frieden gibt, — bedauerlich erscheint indessen — der Umstand, daß Italien doch — in diesem Frieden einen Streifen — der Küste soll erhalten noch. — Auf Rußlands ständiges Betreiben — scheint in Italien man bereit, — sich mit der Küste zu begnügen — und dann zu enden diesen Streit. — Frankreich und Spanten werden friedlich — sich um Marokko einigen jetzt, — man hofft, es werden Hoheitsrechte — von keiner Seite mehr verletzt, — und so erscheint mit einem Schlage — nun- mehr gelöst auch diese Frage. — Ein Spielprozeß wird in Berlin jetzt — vor de« Gerichten abgerollt, — er zeigt unS manche bösen Bilder — von jenem wüsten Kampf ums Gold. — Um tausende ward rasch erleichtert — ein jeder Zeuge, den man hört, — doch hört mau kaum, daß sich ein Leser — ob solchen Spiclbrtrugs empört, — was schadets, ob die Spielerratten, — empfindliche Ver luste hatten? — Wen erst der Spielerteufel hat, — der steht für uns auf jenem Blatt — des Haushaltsbuches nns'rer Erden, — wo die steh'«, „die nicht alle werden'. Aunft, Wissenschaft und Liteeatne. WochemSpielplan Ver Dresdner Theater. Residenztheater: Sonntag (10. März) Madame Sans Gsne, Montag (11. März) Ich oder Du, Diens tag und Freitag Suzetta, Mittwoch und Donnerstag Der unsterbliche Lump, Sonnabend, Sonntag (17. März) und Montag (18. März) Ein Königreich m. b. H. Anfang abends 8 Uhr. Außerdem Sonntag (10. März) und Sonn tag (17. März) Polnische Wirtschaft, Mittwoch und Sonn« abend Der Edelweißkönig. Anfang nachmittags '/»4 Uhr. Viktoria-Salon: Täglich Spezialitäten-Vorstellung u. a. „Der Amerikaner", origineller Verwandlungs-Sketch, ausgeführt von Willi und Dora Margwill, R Mälzer, der bekannte brillante Humorist mit neuem Repertoire, 10 TransylvantaS (10 jugendliche Damen), 4 Langinos (1 Dame, 3 Herren, equilibr. Excentrics) und das übrige große März-Programm. Anfang täglich abends 8 Uhr, außerdem Sonntags nachmittags 4 Uhr. Amtlicher Bericht über die am Donnerstag, den 29. Februar 1912, nachmittags V-7 Uhr stattgefundene öffentliche Sitzung des Stadtgemeinderaies zu WilSdruff. Entschuldigt fehlen die Herren Stadtrat Gönne und Stadtverordneter Bertholdt. Vorsitzender: Der unterzeichnete Bürgermeister. 1. Kenntnis nimmt man a) von dem Dankschreiben des Herr« Amtshauptmann Frhr. von Oer für den aus Sparküssinmitteln dem Vereine ländliche Wohlfahrtspflege bewilligten Betrag; b) von der Einladung deS hiesigen JüngliogsveretnS zu seinem am 3. März dss. I. statt findenden Stiftungsfeste; c) von der Einladung des Evan gelischen Arbeitervereins zu der am 9., 10. und 11. März d. I. hier stattfiodenden Landeshauptversammlung; 6) da von, daß Herr Alfred Müller mit dem Kaufpreise für ein Stück Gemeindeland am Aufgange zum Kirschberg einverstanden ist und endlich e) davon, daß die Erneuerung der Schrift am Wettiudeukmal einen Kostenaufwand von 19,54 Mark erfordert. Man vrrwilltgt diesen Betrag und beschließt weiter, die Schrift soweit angängig nach hauen zu lasten. 2. DaS im unteren Park gewonnene Holz soll für das Rathaus und die Schule verwendet, eventuell soll das vorhandene Nutzholz anderweit verkauft werden. 3. Kenntnis wird genommen von den nach dem Be- schlusse vom 12. Februar d. I. erfolgten Aenderungen des OrtSstatutSentwurfS für hiesige Stadt und erklärt man sich damit einverstanden. 4. Zu dem Baugesuche des Herrn Robert Geißler werde« dem Vorschläge der Bavpolizeideputation gemäß Bedingungen nicht gestellt. 5. Mit der zunächst auf ein Jahr vorgesehenen Re- Vision der Akkumulatorenbatterie im hiesigen Elektrizitäts- werke durch die Akkumulatorenfabrik Hagen in Westfalen erklärt man sich einverstanden. Der hierfür geforderte Betrag von 60 Mark wird verwilligt, vorausgesetzt, daß dieser erst nach erfolgter Rivtfion gezahlt wird. 6. Die Stadtkassenrechnung aufs Jahr 1910 wird nach erfolgter Prüfung und vorbehältlich der Erledigung der gezogenen Erinnerungen für richtig gesprochen. Hier auf geheime Sitzung. Der Bürgermeister. Kahlenberger. Marktbericht. Dresdner Produktenbörse am 4. März 1912 Wetter: Verändert. Stimmung: Ruhig. Preise in Mart. Um 2 Uh: wurde amtlich notiert: Weizen, weiger —, brauner, neuer (74—78 Kilo) —,—, do. neuer (79—80 Kilo) 206—207, do. neuer (76—78 Kilo) 201—LOS, russischer rot 240—244, do. russischer weiß —, Kansas , Argentinier 243—246, Australischer —Manitobc 242—245. Nogqen,sächsischer neuer(72—7S Kilo) 180-186, do. do. (72 bis 7S Kilo) 183-189, do. feuchter (68-69 Kilo) preußische neuer —,—, russischer 195—197. Gerste, sächsische neue 213—215 schlesische 221—226, Posmer 221—226, böhmische 236—241, Futtergerst« 176—179. Hafer, sächsischer alter —,—, do neuer 206—209, beregnet« —,—, schles. alter —,—,do. neuer 206—209, ms. loco 202—205. Mais, Cinquantine alter —,—, neuer 175—182, Rundmais, gelb 183—186, do. neuer 170—178, am. Mixed-Mais 180—183 Laplata gelb —,—, do. neu feucht —. Erbsen I9S—205. Wicken 230—240. Buchweizen, in ländischer 218—225, do. fremder 215—228. Oelsaaten, Winterraps, scharf trocken , do. trocken —, do. feucht —. Leinsaat, feiw 385—363, mittlere 335—345, Laplata 348—350, Bombay —. Mdg rrsfmiert 68. Rapskuchen (Dresdner Marken) lange 13,50, runde —. Leinkuchen (Dresdner Marken) I 22 50, II 23,00. Malz 38,00-37,00. Weizenmehl (Dresdner Marken): Kaiseranszug 36,00-36,50, Grießlrr- auszug 35,00-33,50, Semmelmehl 34,00-34,50, Bäckermundmehl 32,50—33,00, Grießlermundmehl 24,50—25,50, Pohlmehl 20,00 «i« 21,00. Roggenmehle (Dresdner Marken): Nr. 0 28,00-28,50, Nr. 0/1 27,00—27,80, Nr. 1 26,00—26,50, Nr. 2 23,50—24,50, Nr. 3 21,OS bis 22,M, Futtermehl 16,20—16,60. Weizenkleie (Dresdner Mark«) 1460-^-1480^'60' bl"? 13,80—14,20. Roggenlleie (DresdnerMack») Marktpreise am 1. Mä>z. Kartoffeln hiesige, 80 Kilogramm 6,00, Heu im Gebund 80 Kilogramm 5,30—5,60, Roggenstroh (Flegcldmfch, Schock 37,00 dis 40,00. Dresdner Schlachtvtehmarkt am 4. März 1912. Auftrieb: 273 Ochsen, 251 Bullen, 244 Kalben und Kühe, 390 Kälber, 606 Schafe und 2470 Schweine, zusammen 4243 Stück. Di« Preise sür 80 Kilogramm Lebend- reip. Schlachtgewicht' waren in Marl nachstehend verzeichnete: Ochsen: 1. s) vollfleischige, ausgemästete höchst« Schlachtwertes bis zu 6 Jahren 47—80 resp. 90—96, b) Oesterreich« desgl. —resp. ,— Schlachtgew., 2. junge fleischige, nicht ausgem., ältere ausgemästete 40—44 resp. 77—84, 3. mäßig genährte junge, gut genährte ältere 34—39 resp. 73—77 und 4. gering genährte jeden Alt«« 28—34 resp. 70—74. Bullen: 1. vollfleischige, ausgewachsene höchst« Schlachtwertes 47—80 resp. 88—89, 2. vollfleischige, jüngere 41—48 resp. 77—83, 3. mäßig genährte jüngere und gut genährte älter« 34—40 resp. 72—76 und 4. gering genährte —resp. —. Kalben und Kühe: 1. vollfleischige ausgemästet« Kalbm höchsten Schlacht wertes 48—48 resp. 82—90, 2. vollfleischtg« ausgemästete Kühe höchsten Schlachtwertes bis zu 7 Jahren 37—43 resp. 73— 81, 3. Wer« ausgemästete Kühe und gut entwickelt« jüngere Kühe und Kalb« 31—34 resp. 68—70, 4. gut genährte Kühe und mäßig genährte Kalben 27—30 resp. 68—67 und 5. gering genährte Kühe und Kalb« 23—26 resp. 60—63 Schlachtgewicht. Kälber: 1. Doppellender 86—90 resp.115—120, 2. besteMast- u. Saugkälber 56—60 resp. 96—100, 3. mittl. Mast- u. gute Saugkälber, 80—65 resp. 88—95 u. 4. ger. Saugkälber 44—48 resp. 82—86. Schase: 1. Mastlämmer und jüngere Mast hammel 44 —46 resp. 87—90, 2. ältere Masthammel 33—36 resp. 76—81 und 3. müßig genährte Hammel und Schase (Merzschase) — biS — resp. —. Schweine: 1. s) vollfleischige der feineren Raff« und deren Kreuzungen im Alter bis zu I?/. Jahren 49—50 resp. 65 bis 66, 2. d) FetpchweMe 50—82 resp. 6S—68, 3. fleischige 45—47 resp. 62—64 4. gering entwickelte 43—44 resp. 60—61 und 5. Sau« und Eber 44—47 resp. 89—62. Ausnahmspreise über Notiz. Uut« dem Auftrieb befanden sich — Rinder und — Schase österreichisch-un garischer Herkunft Geschäftsgang in Rindern schlecht, in Kälbern mittel und in Schasen flott, in Schweinen dagegen langsam. Vieh aus dem Bcobachtungsgebtel etwa 2 Mark unter Notiz. Unverkauft sind flehen geblieben 5 Ochsen, 10 Bullen, 1 Kuh, — Kälber, — Schase und 17 Schweine. Dresdner Kchlachtviehpreise. Auftrieb: Ochsen 6, Bulle» 3, Kalben und Kühe 1204, Kälber —, Schafe 78, Schweine 1839, zusawmen 3130 Stück. Preise pro 50 Kilogramm Lebend- resp. Schlacht gewicht: Ochsen, Bullen, Kalben und Kühe Montagspreise; beste Mast- und Saugkälber 58—62 resp. 98—102, mittlere Mast- und gute Saugkälber 52—57 resp. 90 biS 97 und geringe Kälber 46—50 resp. 84—88 Mk. gut. — Schafe Montagspreise. Schweine: Vollfleischige der feineren Raffen und deren Kreuzungen im Alter biS zu 1^4 Jahr 50-51 resp. 66-67, Frttscbwrine 42-54 resp. 68—70, fleijchizr 48—50 rrsp. 65-67, gering ent- wickelte 45—47 resp. 62—64 und Sauen und Eber 46—49 resp. 61—64 Mk , gut. — Uebertzänder: — Ochse«, — Bulle, — Kühe, — Schafe, — Kalben sowie 4 Schwede. Markt-Bericht. Freitag, den 8. März 1912. Am heutige» Markttage wurden 78 Stück Ferkel eingedrückt. Preis pro Stück, je «ach der Größe «ne Qualität, 15-24 Mark. Hautausschliige Geschwüre krsnzeichnen das Bemühen der Natur, die im Blute be findlichen Unreinigkeiten auszuscheiden. Rei«e Haut hat ««r derjenige, welcher reines »lut hat. Folglich ist in solchen Fällen eine BlutreinigungSkur not wendig und die best bekannte wird durch Dr. Wegener'- Tee erzielt. Die Wirkung ist eine rasche, angenehme und nachhaltige. Dr. Wegener's Tee besteht aus edlen Kräutern und kostet Mk. 1,5V das Paket, in Apotheken erhältlich. Wo nicht vorrätig, wende man sich an die Ferromau- ganingesellschaft, Kronprinzenstratze 55, Frank- furt a. M. «« Der Kurier des Königs. Erzählung aus dem Jahre 1813 von Friedrich Thieme. 24) (Nachdruck verboten.) »Herrgott im Simmel!" rief Gretchen erschrocken. Eine Ahnung der Wahrheit Weg in ihr auf und das Herz des Horchers an der Tür Hub mächtig ru klopfen an. Wenn das empörte Mädchen in ihrem Zorn oder ihrer Angst um den Geliebten ihn verriet? Sollte er fliehen oder bleiben? Jetzt zu fliehen, wo das Dorf von Verfolgern wimmelte, wäre Wahnsinn gewesen — so entriegelte er, als der Nachbar das arme Mädchen allein gelaffen hatte, rasch die Tür, warf sich vor ihr auf die Knie und flehte in ergreifenden Worten um ihre Verzeihung. »Edles, herrliches, mutiges Mädchen, vergeben Sie mir — verraten Sie mich nicht! Ich tat es in äußerster Nos und weil ich wußte, es würde ihm nichts geschehen — o, zürnen Sie mir nicht, Margarete!" Sie nahm ihre Hand von den blauen Augen und zeigte ihre Tränen. »Warum mich so betrügen", sagte sie vorwurfs voll. „Sie haben mir weh getan — sehr weh, und ihm auch, den ich liebe." Man hörte Geräusch, LaS immer lauter wurde. — „Ich bin verloren", rief er verzweifelnd, »alles umsonst, waS ich getan, geopfert." In diesem kritischen Moment fand die Jungfrau all ihren Mut wieder. „Noch nicht", rief sie entschlossen. »Gehen Sie hinüber, riegeln Sie zu, — niemand ahnt Ihre An« itvesenbeit — ich verrate Sie nicht." „Und Ihr Großvater?" »Liegt oben und schläft — er weiß nichts — eilen Siel" Felix kehrte in sein Versteck zurück. Gretchen öffnete daS Fenster, um zu sehen, was es gebe. Sie erblickte ihren Geliebten, der, die Hände auf den Rücken gebunden, von mehreren französischen Soldaten, deren einige mit Laternen versehen waren, über den Hof geführt wurde. Ein Offizier ging voran. Zahl reiche Neugierige drängten sich hinterher. Ein Soldat schloß die Hoftür, um die Menge hinauszusperren. „Was gibt es?" rief die junge Bäuerin zum Fenster heraus. — „Offnen Sie", rief eine rauhe Stimme. Gretchen gehorchte und die Franzosen stellten sich mit ihrem Gefangenen im Zimmer auf. Ein Mann in bürgerlicher Kleidung, der Dolmetscher des Fremden, redete das zitternde Mädchen an: „Sind Sie Margarete Müller?" „Ja", stammelte das Mädchen. „Kennen Sie den hier?" „O Gott — ob ich ihn kenne? Franz, mein Franz!" Bitterlich schluchzend umfaßte sie ihn mit ihren Armen, der Offizier zog sie zurück. „Lassen Sie das jetzt", rief der Dolmetscher, »wir haben nicht Zeit, Ihren Gefühlsäußerungen ruzuschauen." »Was gibt es — was wird mit ihm geschehen?" »Antworten Sie auf meine Fragen, Jungfer. Wie heißt dieser Mensch?" »Franz Buder, Herr." »Und ist Ihr Geliebter?"— .Mein Bräutigam, ja." „Ich glaube, dieses Faktum steht nunmehr ohne Zweifel", wandte sich der Dolmetscher an den Offizier. — Dieser nickte. „Man braucht ihn nur genau zu betrachten oder reden zu hören, so glaubt man ihm ohne weiteres, daß er kein preußischer Hauptmann ist. Die Frage ist nur, ob er in der Tat zu der Kleiderkomödie gezwungen worden ist oder freiwillig oder gegen Be zahlung in dieselbe gewilligt hat." „O, sicher ist er gezwungen worden", schluchzte Margarete. „Nie hätte Franz freiwillig das getan, Ihr Herren, niemals." Sie war jetzt ganz Weib, ganz Liebende. „Wenn wir nur den Kutscher ausfindig machen könnten, der ihn gefahren haben soll", sagte der die Verhandlung leitende Dolmetscher und richtete die Frage an den Gefangenen, ob er denn gar nicht wisse, wer der Führer gewesen und wo er heimisch sei. Franz schlug ängstlich die Augen empor und er widerte: „Ich weiß es nicht. Auf der Landstraße befahl er mir, den Schlitten zu verlassen, und glitt dann pfeilschnell davon." „Ist das die Wahrheit?" „Ja, beim heiligen Gott im Himmel." „Franz lügt nicht", sagte Gretchen eifrig. „Und wenn es doch der Fall wäre? Oder wenn das Gegenteil nicht erwiesen werden kann?" Gretchen stieß einen lauten Schrei aus. »Wenn es nicht erwiesen werden — o Gott — dann — muß er sterben?" Der Dolmetscher zuckte die Achseln. „Im Kriege macht man mit einem der Spionage Verdächtigen wenig Federlesens." (Fortsetzung folgt.) i