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auch wehwütipe und sehnsüchtige Gedanken wieder wach. Jedenfalls sollte man die finnige Bedeutung solcher Stamm bücher nicht verkennen und ste den Konfirmanden nich vorenthalten, wenn ihr Streben nach dem Besitze eines solchen geht. DaS jugendliche Gemüt ik eine wunderlich Mischung aus romantischer Gefühlsschwärwerei und er wachendem Lebensernfi; deshalb soll man aber gerade in diesem Alter die Seele seines Kindes besonders eifrig studieren, und ihm seine küiurn Wünsche, solange ste stc auf solche Dinge, wie ein Stammbuch und dergleichen richten, gern erfüllen. Die rauhe Nüchternheit des Lebers lernt jeder noch früh genug kennen und den wenigste« bleibt ste erspart. — Hunde auf der Eiseubahn. Am 1. Apr tritt auf ollen deutschen Eisenbahnen eine neue Bestim mung in Kraft, die für weitere Kreise von Wert ist. Von diesem Tage an w-rden „Hunde jeder Größe" zur Be förderung als Gepäck zugelassen Bisher war diese Ver günstigung nur auf kleine Hunde und aus Jagdhunde be schränkt. — Gutes Schvhwerk ist jetzt die Hauptsache. Besonders bei Kindern sollte man sehr aus gute, warme Schube halten — schon darum, weil das junge Volk zu unachtsam ist, oft in der Patsche umherwatet, eavn aber nicht ans Ausziehen der durchnäßten Schuhe denkt Erst wenn die Erkältung da ik, wißen die Kinder, daß sie die feuchten, kalten Schuhe zu lange an deu Füßen behalten habe«! Durch Erkältungen der Füße find schon oft sehr schwere Erkrankungen des ganzen Körpers hervorgirufen worden. Mancher junge Mensch, der das „Reißen" be- kommt, hat vielleicht als Kind viele Erkältungen durchge- macht, auf die damals nichts gegeben wurde. Gar manche ErkLitunaskranLhktt geht aber auch mit dem Tod ab l Darum Vorsicht! — Wau« ssll mau Apfelsinen essen? In Spanien gibt es ein Sprichwort üoer den Genuß der Orangen: „Früh Gold, mittags Silber, abends Blei". Am dienlichsten find diese saftiges Früchte früh nüchtern, niemals aber sollte was sie als Nachtisch ver'prism, denn daun sind sie eher nachteilig als zuträglich. — Ist bas Inseriere« in einer Provinz zeiinng zu lener? Ein Berliner Konfektionshaus suchte einen Blusenkonsekttonär oder eine Direktr e: und hatte für das Gesuch in einer Berliner Tageszeitung dir Kleinig keit von 245 Mark zu bezahlen. DaS wird in der Pro» visz außerordentlich doch genannt werden, ist in Berliner Zeitungen aber nichts Ungewöhnliches, denn der Jnser- ttonkpreis beträgt in Berlin 60 bis 120 Pfg. für die Zeile. Eine Seite in einem weitverbreiteten Berliner Blatt kostet etwa 1000 Mark; in der SonntagSnummer »och mehr- Der Hinweis auf diese Preise muß gelegent lich eismal geschehen, damit man steht, wie billig man in Wirklichkeit in der Provinz inseriert. Vermischter. * Flitterwoche« ««b Unterseeboot. Es ist natürlich die eigenartige Laune eines amerikanischen Milli onärs, daß er seine Hochzeitsreise in einem Unterseeboot machen und seine Flitterwochen zum Teil unterhalb des Meeresspiegels des Stillen Ozeans verbringen will. Der eigenartige Hochzeiter ist der Colonel Fleming, ein sehr reicher Mas», der mit einer nicht minder reichen Dame Edith Glover, der Tochter eines Chicagoer GlMabrtkan- teu, am 15. März in den Stand der heiligen Ehe treten wird. Er hat es sich mehr als vier Millionen Mark kosten lasse«, um das erste Unterseeboot, das zum Ver gnügen eines Privatmannes konstruiert wird, erbauen zu lasse», denn bisher hatten dir Millionäre sich mir LuxuS- jachten über dem Wasser begnügt und den großen Staates das kostspielige Vorrecht gelaffen, ihre Flotte mit Unter- waflerschiffen auSzurüsteu In der amerikanischen tech nischen Rundschau „Tde Engeneeriug World" wird dem Lvxusunterseeboot des Colonels eine eisgeLende Besprechung gewidmet. Das Schiff, das den Namen „The MysteriouS" führt, hat einen Gehalt von 600 Tons und eine Mann schaft von fünfzehn Seeleuten. Außerdem werden sich «eben Herrn und Frau Fleming noch ein Arzt, sechs «äste, die die Hochzeitsreise witmache», ein Koch mit seinem Gehilfen, ein Haushofmeister, em K-a m wiener, eine Kammertrau und ein Mä'chen lür oll s ,n Boro befinden. Das Heim, i« dem die jr»u- E U u e sich häuslich eisrichten werde», b steht aus U m eläUWiM Schlafzimmer, einem Eßraum, in dem bq mr acht Personen g-deckr we der kann, ei- em Salon, Raag-z mmri, Bibliothck, Badezimmer und Ai klk'de aum Du Gäste haben drei Schlafzimmer zur VenWuu-, j des um Lase, zimmer. K'p iä md Arzt haben ih^e >.»nkn Kabinen „Der Gehe mrnsvolle" Hal bereits in O^klana in Kol sornien die Tau e eupmoften und d.rcv ka-z Fahrle seine Seetüchtig n bewiesen D Räume st > au» daS luxuriöseste etntzeUchl-t und bewnd s ist- App r me>ts des Ehepaares str-d wahre Schmuck ästche E ganz und modernem Komis l Auf ritchl wel>> > ?ne I m« vermählten v reichten u offen, wenn st um A >nd ihre Hochzeit in di« kühlen Wo nn beS Meeres leuche M> Glover, die eine gioße Mastktteuubtn >ft hm na Smo ihren Flügel, und auch ihre Getue und ih e Hane wt-d ste milnehmen, um musikalische Soiree» mster v-m Waffe zu veranstalten Nur- werven die Hoch; ils etie-veu tret- lich nicht beständig Vie Dcte des Me-re- aut ihr-r Fahrt aufsuchen, sondern das Sch ff macht, wie jedes Untersee boot, einen großen T-st des We^es an der One-fläche des Wassils; as Saiff Hal ewen viel geringer n Tief gang als die Unterseeboote ter Kriegsmarine, die sich nur wenig über das Wasser erheben Die große und ge räumige Kommanbob ücke gewährt Reum ür angenehme Spaziergänge Auch die Schnelligkeit ms LuraSsahrzeugtS ist größer als g-wöünl'ch und alle Sicherheitamaßregeln find i« um affender Weise getroff n, um vie Möglichkeit eines Unglück s völlig auszutch Ute». „Der Geheimnis volle" wird von San Franzikco auS feixe Ruse antret«», und zwar begibt er sich nach dem Golf von Monterey, wo der Colonel ein schönes Schloß uas eine p-achtvolle Besitzung fern Eigen nennt M ß Glover aber kann stolz versichern, daß ste eine Hochzeitsreise macht, wie keine ihrer Freundinnen, und es wird das Glück ihrer Flitter wochen erhöhen, w-na ste dem Kapitän den Befehl gibt )ie Luken zu schließen und 25 - 30 Meter ln die Tiefe hinabzutauchen. Dann kann ste sich tn der tiefen Stille und Einsamkeit an den Flügel setze« und im strahlenden Lichte ihres SalonS die Gäste zu eisern Wimen Kon,er um sich vereinen Amtlicher Bericht über die am Donnerstag, den 15. Februar 1912, nachmittags Vz7 Uhr stattgefundene öffentliche Sitzung des Stadtgemeinderates zu WilSdruff Vorsitzender: Der unterzeichnete Bürgermeister. Entschuldigt fehlen die Herren Stadtrat Goerue und Slädtrat Dr. jur. Kronfeld. 1. Kenntnis mmmt man a) von dem Davkschreibr« der Herren Ratshilfsmbester für die ihnen bewilligte Gehaltserhöhung; d) davon, daß Herr Gutsbesitzer Paul Geißler sich den Bedingungen, die wegen Legung der Wasserleitung nach seinem Grundstücke gestrllt worden sind, unterworfen hat. Die von ihm hinterlegte Sicherheit von 600 Mark wird ols genügend anerkannt. 2 Dem Verein Kolontalkriegerdank wird eine Uater- tützung von 10 Mark virwilligt. 3. Einverstanden erklärt man sich, daß die Schank konzession des Herr« Rich, öennewis auch auf das an die Gaststube anstoßende Zimmer ausgedehnt wird. 4. Von der Errichtung eines Arbeitsnachweises in stestger Stadt wird abgesehen. 5. Mit der Au'hedung deS Pachtverhältnisse- über )gs alte Schulgebäude seitens der Stadtzemeinde mit dem Schulvorstande erklärt man sich einverstanden. 6. Mit Errichtung eines Kiudeshorts in der alten Schule von Ostern 1912 ab eikläit man üch einverstanden. )er Schulverstand soll ersucht werden, die Parterrelokali- täten nach der vorliegenden Zeichnung etnrichten zu lasten. Im Anschluß hieran regt Herr Apotheker Tzschaschel die Einrichtung von Wohnungen tn der 1. Etage an. Ler Bürgermeister. Kahlenb.erger. ttn- LiteralAE. W»<ve«'Tpie»pla« der Dresdner Theater. Op rovaus: Dienstag 5. Sivfoniekonzert Serien, Mittwoch Keschloff -, Donnerstag Samson und Dalila, Fi eilug und Sonntag Louise, Sonrabeud Das Rheingold, Mo- ta« Boccaccio. Schauspielhaus: Dienstag Judith, Mittwoch Ge- chlofs Dounersr, g (für die M ltwoch Abonnenten des 6 Mä z) D r heil g Hain, Freitag Gudrun. Sonnabend Einsame Menschen Sonntag (zum ersten Male) Die Er ziehung zur Eve Latchens Geburtstag, Montag (auf allerhöchsten Befedl) Ochello. Zentral-Tveater: Dienstag, Donnerstag, Freitag, Sonnad.ns und Sonntag Eva, Mittwoch Tragödie der Erde. Anfang abends 8 Uhr. Außerdem Mittwoch Tragödie »er Erd Sonntag Die moderne Eva. Anfang nachmittags '/,4 Ugr. Viklo ia Salon: Täglich Spezialitäten-Vorstellung u. a. „Der Amerikaner", origineller V-rwandlungS-Sketch, auSgesührt von Willi und Dora Margwill. R Mälzer, der bekannte brillante Humorist mit neuem Repertoire, 10 TrassyivavtaS (10 jugendliche Damen), 4 LasginoS (1 Dame. 3 Herren, cqmlibr. Excentr cs) und daS übrige große März Programm. Anfang täglich abends 8 Uhr, außerdem Sonntags nachmittags 4 Uvr. Rätsel-Ecke. Vexierbild. Ach, da ist ja ein Bauernjunge, der muß wir de« Weg zeigen aus diesem verwünschten Walde. Homonym. ES trägt'- der Fuchs durch Wald und Hain, DaS ist gew ß kein Jägerlatein. Auch kannst Du wissen damit dein Feld, Und deinem Sohn wird's nützlich sei», Wenn er's zur richten Zeit erhält. Gleichklang-Scherre Statt der Striche find gleichlautende Wörter vo« ver schiedener Bedeutung zu setzen (z. B. knappe, Knappe). V. Der Waidmann wurde —, daß ihm daS — entgangen. Als der Schnee — fiel, legte sich der — zum Sterben. Seine Miene wurde sogleich —, als er noch einige — in der Tasche fand. Wie der Sträfling auf seiner — die lange — von verschlossenen Häuser« steht, — er mörderlich. 5. Ich schlieg Euch täglich in mein —, wen« Ihr mir meine Freiheit —. Lösungen in nächster Nummer- Der Rurier des Rönigs. Erzählung aus dem Jahre 1813 von Friedrich Thieme. 21s (Nachdruck verboten.) „ »Wenn die Ihrigen mich aufnehmen? Bin ich sicher dort?" »Ich wohne nur mit meinem Großvater zu- sammen, von dem haben Sie nichts zu befürchten. . as ist ein Franzosenfeind, wie es keinen zweiten im Sachsen gibt. Haben wir doch vor Jahren leweren Verlust durch die Welschen erlitten. Glauben Sie überhaupt nicht, daß das sächsische Volk den iSremden geneigt ist! Wir würden uns ihnen nicht ^verbinden, wenn es nach uns ginge, und unsere in de" riehen ungern genug für Napoleon ( . 9. Kapitel. EstäMaen"^^^^ fand es reizend, mit dem Tnbett 2 ru plaudern. Ein Gefühl der ,E Re? n M^ "is er es seit seiner Abreise k-inRut^ empfunden. Dankbar teilte und trank Milch aus emem noch nicht völlig geleerten Kruge Auk -wmal b-s Blut in Ln-n Ab-r». .Seim Sie dort. Gretchen - Iran- Msche Reiter. Mut!" rief sie ihm zu, obwohl ihr Herz pochte und ihre Hände zitterten. „Sie sind mein Bruder Karl, unser Name ist Muller, wem, Sie es nicht schon wissen, mein Großvater ist der Schulze Müller." „Vielleicht lassen sie uns unangefochten vorbei", «Werte Felix und fügte innerlich den Wunsch hinzu, Hist Freiwilliger Vertreter möge mcht bereits m Feindes Hand und der Feind durch ihn in Besitz einer Beschreibung seiner Person in ihrem neuen Zustande sein. Wenn dies der Fall, war er ver loren. Aber es war wohl kaum möglich, tröstete er sich. „Gucken Sie nicht weg, das möchte auffallen", raunte Margarete ihm zu. „Die Welschen sind ein mißtrauisches und eitles Volk. Sehen Sie hin, als ob Sie sich für die Uniformen interessierten, aber bitte, recht unbefangen." Felix versuchte dem gescheiten Rate zu folgen, als sie sich gleich darauf den Reitern, deren sie wohl ein Dutzend zählten, Seite an Seite befanden. Die Soldaten schauten das hübsche Mädchen an und tauschten in französischer Sprache einige Scherze aus, einige nahmen sich sogar die Freiheit, ihr galante Bemerkungen zuzurufen. Gretchen lachte, und Felix zog ehrerbietig seine Mütze. Sie hofften bereits, jedem Examen entgangen zu sein, da zwang ein lautes „Halt" des Führers der kleinen Schar sie zum Stehen. Gretchen hielt unverzüglich still und harrte mit bebendem Herzen des sich nähernden Franzosen. Dieser, ein Offizier, ritt dicht an den Wagen heran, grüßte höflich und fragte in ziemlich fließendem Deutsch nach dem Woher und Wohin. Felix entgegnete, sie führen seit Jahren tag täglich mit Milch bis zur Bergschettke und zurück. „Das Milchgretchen kennt ja weit und breit jedes Kind", setzte Gretchen rasch hinzu. „Ich hoffe nicht, daß Sie uns etwas zuleide tun, Herr!" Der Offizier verneinte mit lächelnder Gebärde. „Nein, nein, mein schönes Kind — nur einige Fragen will ich mir erlauben. Habt Ihr nicht auf Eurer Fahrt einen Herm gesehen, zu Fuß oder im Wagen, der so aussieht?" Damit las er das Signalement des Hauptmanns ab, wie es bis vor einigen Stunden der Wirklichkeit entsprach. Gretchen sann nach. „Schlitten und Wagen haben wir wohl mehrere > gesehen", sagte sie, „aber natürlich haben wir die! Darittsitzenden nicht so genau beobachtet. Ja doch", unterbrach sie sich plötzlich und gab sich einen Klaps! an die Nase, „saß nicht ein einzelner Herr in einem Schlitten, an dem wir vor einer Stunde gleich am! Eingang des Waldes vorüberfuhren?" „Ich habe ihn nicht weiter angesehen!" erwiderte Felix. „Ach, du Dummkopf", rief Gretchen ärgerlich, „du siehst zuletzt den halben Tag nicht mehr. Sie müssen es ihm nicht übel nehmen, Herr", wandte" sie sich an den Fragenden, „er ist ein bißchen beschränkt." „Um so mehr Verstand haben Sie, schönes Kind", j äußerte galant der Offizier. „Wie heißen Sie?" „Margarete Müller." „Danke Ihnen." Er wollte hinwegreiten, wandte sich aber noch! einmal um. „Haben Sie wohl einen Trunk Milch für uns übrig — gegen Bezahlung natürlich?" beeilte er sich! hinzuzusetzen. „Karl, dort der Krug ist noch gefüllt", rief Gretchen gebieterisch ihrem Bruder zu, „gib her!" Karl streckte langsam seine Hand nach dem Kruge aus, da stieß die muntere Bäuerin sie auch schon aul dem Wege. . (Fortsetzung folgt.) j