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Schöffengericht Meißen verurteilte Meyer zu drei Monaten Gefängnis. Der Angeklagte legte hiergegen Berufung ein. Nach dem Ergebnisse der heutigen nichtöffentlichen Beweisaufnahme wurde Meyer nur der einfachen Belei digung für schuldig erkannt und deshalb mit 100 Mk. Geld strafe, eventuell einem Monat Gefängnis belegt. — Der in Lommatzsch wohnende Schänkwirt Karl Friedrich Ernst Fiedler erhielt von dem dortigen Schöffengericht wegen Ge stattung des Glücksspiels 100 Mark Geldstrafe, eventuell 20 Tage Gefängnis. Fiedler hat im Laufe dieses Som mers in seinem Gasthause „Drei Rosen" zu Lommatsch gestattet, daß Glasarbeiter das Glücksspiel „Tippen", „17 und 4", „Meine Tante, deine Tante" gespielt haben. Die von Fiedler eingelegte Berufung wurde als unbe gründet kostenpflichtig verworfen. — Zu der Ehe-Affäre im Hause des Prinzen Schönburg-Waldenburg meldet die „N. Fr. Pr.": Gegen das in der unglücklichen Ehe geborene Söhnchen haben die Anwärter des Schönburg-Waldenburgschen Fi deikommisses einen Prozeß anhängig gemacht, in welchen sie fordern, daß der kleine Prinz von der Erbberechtigung ausgeschloffen werde, weil der Prinz nach dem Einge ständnis der Prinzessin (!) nicht dem Schönburg- Waldenburgschen Blute entstammt. — Weiter wird über die Affäre berichtet: Einer der Rechtsanwälte des Prinzen Kiedrich von Schönburg-Waldenburg, Or. Gyurkovich, sendet den Budapester Zeitungen eine Darstellung des Ehescheidungsprozesses seines Klienten. Danach hat (wie schon mitgeteilt) der Prinz die Scheidungsklage sowohl bei dem Gerichtshof in Dresden als auch beim päpstlichen Stuhl eingereicht auf Grund des Ehebruches, den seine Gattin selbst bekennt, indem sie hierüber bei dem Notar Or. Eibels in Dresden eine Erklärung abgegeben hat. Als der Prinz sich von der ehelichen Untreue seiner Gemahlin überzeugt hatte, beschlossen beide in friedlicher Weise die Scheidung, und die tatsächliche Trennung erfolgte in freund schaftlichen Formen. Endlich wird nochmals darauf hin gewiesen, daß nicht die Prinzessin klage und daß alle Be hauptungen, sie sei übel behandelt worden usw., nicht wahr seien. — Dresden, 11. Dez. Sächs. Landtag. Die sächsische Zweite Kammer erledigte am Mittwoch eine Petition. Am Donnerstag fand die Besprechung der Eisen bahnunfälle bei Buchholz und Rothenkirchen auf Grund einer von dem Abgeordneten Dr. Kühlmorgen eingebrachten Besprechung statt. Er saug ein Loblied auf unsere Eisen bahnbeamten und kam dann auf die Unglücksfälle selbst. Ein großes Paket von Zeitungsausschnitten wurde entfaltet. Der Redner las lange, sehr lange, er sprach leise, immer leiser. Die Leute auf den überfüllten Tribünen hielten die Hände ans Ohr, um etwas zu erhaschen. Umsonst! Nur der Titel dieser und jener Zeitung drang hinauf bis zu ihnen. Plötzlich nahmen die Gedanken des Redners eine andere Wendung. Er erinnerte sich mit Schrecken des alten parlamentarischen Brauchs, der dem Abgeordneten die Pflicht auferlegt, bevor er etwas vorliest, den Präsi denten um Erlaubnis zu fragen. Er erbat diese Er laubnis nachträglich und freute sich, daß er sie er hielt. Der Präsident ergriff die willkommene Gelegen heit, den Redefluß etwas zu hemmen und um etwas lautere Sprechweise zu bitten, Or. Kühlmorgen will fahrte dieser Bitte und entfaltete ein zweites großes Paket mit Zeitungsausschnitten, „Rothenkirchen" über schrieben. Ein Moment banger Befürchtung doch er ging glücklich vorüber. Das Paket blieb unverlesen. Der Schluß der Interpellation, „ob die Regierung in der Lage ist, einwandsfreie, sachverständige Auskunft zu erteilen", wird in der Ueberzeugung, daß die Auskünfte, die vom sächsischen Regierungstisch kommen, alle einwands frei und sachverständig sind, mit der entschuldigenden Er klärung, daß hier in der Eile ein falscher Ausdruck ge wählt sei, zurückgenommen. Die Interpellation war beendet. Sie hatte ihren Zweck erfüllt: Or. Rüger hatte Gelegen heit, gegen die von verschiedenen Seiten erhobenen Vor, würfe, namentlich gegen diejenigen der Presse, Stellung zu nehmen. Die Geschichte des Buchholzer Unglückes wurde noch einmal aufgefrischt. Das Fazit war, daß der Stationsschreiber Reinhardt allein der Schuldige ist. Der Einwand, daß der Unfall vermieden worden wäre, wenn die Beamten ein Gymnasium oder eine Realschule besucht hätten, wurde präzis widerlegt. Die Bemerkung, daß man doch nicht an jede Weiche einen Geheimrat stellen könne, veranlaßte das Haus zu fröhlicher Heiterkeit. Mit einer eingehenden und überzeu genden Darlegung über die hohe Sicherheit des Be triebes schloß der Minister. Alles war frohen Mutes über den Erfolg der Interpellation, und gerührt, wie man war, wandte sich die allgemeine Teilnahme dem unglücklichen verurteilten Reinhardt zu. Man bat um seine Begnadi gung und Wiederanstellung. Finanzminister Or. Rüger versprach, für beides eiuzutreten. Alles verlief so schön, daß Abg. Kühlmorgen am Schluffe sogar der Ausein andersetzung das Epitheton „fröhlich" beilegen zu können glaubte. Einen Wermutstropfen träufelte in diesen Freuden becher allerdings Abg. Schulze, der diese Bezeichnung für seine Person entschieden zurückwics. — Dresden, 10. Dez. Der soeben vom Schwur- gericht von schwerer Anklage freigesprochene hiesige Frauen« arzt Herr Or. msä. Planer hatte mit seiner Gattin eine Erholungsreise nach San Remo angetreten. Diese Reise hat jedoch eine recht unliebsame Unterbrechung erlitten, da Frau Or. Planer infolge hochgradiger Aufregung im Zuge einen Schlaganfall erlitt, von dem sie sich erst nach län gerer Bemühung ihres Gatten und eines anderen im Zuge befindlichen Arztes wieder etwas erholte. — Dresden. In die Lotteriekollektion von Viktor Bischoff, an der Frauenkirche 22, ist am vorgestrigen Ziehungstage der zweite Hauptgewinn der Völkerschlacht denkmals-Lotterie im Betrage von 10000 Mark auf die Nummer 21195 gefallen. Der glückliche Gewinner ist ein hiesiger Stadtgendarm. — Dresden. Auf Einladung des Königlichen Fi nanzministeriums begaben sich Mittwoch nachmittag die Mitglieder der beiden Ständekammern nach der Meißner Porzellanmanufaktur zur Besichtigung eines aus Platten hergestellten Musterstückes zur Erneuerung des Fürsten zuges an der Augustusstraße in Dresden. Die Herren fuhren mit einem 1 Uhr 40 Minuten vom hiesigen Haupt bahnhof abgehenden Sonderzug nach Meißen-Triebischtal und benutzten denselben Zug in der fünften Stunde zur Rückkehr nach Dresden. Se. Exzellenz Herr Staatsmiuister Or. Rüger sowie mehrere hohe Beamte nahmen an der Besichtigung teil und gaben die nötigen Erklärungen ab- — Der aus Niederplanitz bei Zwickau mit30000 Mark Sparkassengelbern flüchtig gewordene Kassierer Colditz ist in Genua verhaftet worden. — Leipzig, 7. Dezember. Welch' eine Riesenanlage der künftige Leipziger-Zentralbahnhof, an dessen Vollendung nicht blos die sächsische Geschäftswelt interessiert ist, re präsentieren wird, zeigen folgende Zeilen: Die Fläche des Personenbahnhofs wird96000 qm umfassen; er wird 300 m breit 320 m lang werden, also noch einmal so groß sein, als der Augustusplatz, der bekanntlich einer der umfangreichsten Plätze Europas ist. Er erhält 26 Gleise mit einem 20 m breiten Quersteig. Die Postpaketanlage wird in ihrer Verladehalle nicht weniger als 32 Gleise zählen. Die Gesamtkosten betragen 130 Millionen Mk.; Preußen und Sachsen zahlen davon je 53 Millionen, Leipzig 17^ Millionen Mk.; auch die Postverwaltung wird noch einen erheblichen Anteil beitragen müssen. Die Bauzeit ist auf 12 Jahre berechnet. Bis HM 1997 wird das Areal für den Hauptbahnhof freigelegt, auch werden die Arbeiten für die Rangierbahnhöfe und die Verbindungsgleise fertig sein; 1910 wird der erste, und zwar der preußische Teil des Empfangsgebäudes, 1914 der gesamte Bau vollendet sein. Der Vorsprung der preußischen Verwaltung kommt daher, daß diese bereits seit 1900 Areal erworben hat und deshalb mit den Vor arbeiten eher beginnen konnte. Die Abfertigung dec preußischen Züge erfolgt links, die der sächsischen rechts vom Hauptemgang. Es können ganze Züge zwischen der Hofer und Berliner, der Dresdener und der Magdeburger Linie durchgefühlt werden; auch ist die Durchführung mittels des preußischen Reservegleises von jedem sächsischen auf jedes preußische Gleis ermöglicht. — Zwei Schulkinder aus Reuth i. V., die am Dienstag abend nicht nach Hause kamen, wurden gestern am Schneeberg erfroren aufgefuvden. — Colmnitz, 9. Dezember. Ein Einwohner des Oberdorfes suchte vorgestern seinem Leben durch Erhängen ein Ende zu bereiten. Der zufällig hinzukom mende Hauswirt vereitelte aber diese Absicht, indem er den bereits in der Schlinge Hängenden abschnitt. Nach kurzer Zeit hatte sich der Lebensmüde soweit erholt, daß er sich in seine Wohnung begeben konnte. Nach einigen Minuten erschien er wieder auf der Bildfläche, aber nicht etwa, um den gefaßten Entschluß, aus dem Leben zu scheiden, nochmals auszuführen, sondern — um sich in dem nahen Kaufmannsladen zu begeben und seinen inzwischen rege gewordenen Hunger durch einen marinierten Hering zu stillen. — Penig, 7. Dezember. Bei den Stadtverordneten« wählen wurden die vier sozialdemokratischen Kandidaten (2 ansässige und 2 unansässige) gewählt. Die Sozial demokraten haben nunmehr die Majorität im Kollegium. Penig ist derzeitig die einzige Stadt Sachsens, die sich „rühmen" kann, eine sozialdemokratische Mehrheit im Kol legium zu haben. — In Eckersbach bei Zwickau stieß das einjährige Kind des Bergarbeiters Schulze eine mit heißem Kaffee gefüllte Kanne um und verbrühte sich derart, daß es seinen Wunden erlegen ist. Geschäftliches. Der heutigen Auflage dieses Blattes liegt ein Prospekt der Firma H. Jyrch, Potschappel, bei. Herr Jyrch ist bereits seit 17 Jahren als tüchtiger, strebsamer Ge schäftsmann bekannt und bürgt deshalb schon der Name für gut preiswerte Ware und Reellität. Das Prospekt zeigt eine so große Auswahl in Waren, daß wohl ein jeder Käufer das von ihm gewünschte finden wird. Auch in diesem Jahre sei angesichts des vor uns liegenden Weihnachtsfestes nicht versäumt, die Aufmerksamkeit aller Welt auf die Erzeugnisse der altrenommierten Kakao-, Chokoladen- L Konfitüren-Fabrik von Petzold L Aul horn A. G., Dresden, zu lenken und immer wieder aufs neue zu betonen, daß jedermann seine Interessen am besten durch Einkäufe bei dieser hochansehnlichen Firma wahrt. Die Wcihnachtsausstellungen genannter Firma sind in sämtlichen ihrer Verkaufsstellen seit einigen Tagen eröffnet. Man findet dort neben ausgezeichneten billigen Artikeln die feinsten Fabrikate der Branche, wie ausge zeichnete Chokoladen, Konfitüren, Marzipansachen, aparte moderne Bonbonnieren aus Porzellan, Glas, Gold-Jmita- tion, Holz, Pappe usw., hochfeine Präsent- k Frühstücks körbchen, Knallbonbons, Pfefferkuchen und wie die Sachen alle heißen, in sehr umfangreicher und wirklich gediegener Auswahl vertreten. Als Spezialitäten für den Weihnachts tisch werden wohl am meisten aber Edda-Chokolade, Alpeumisch - Chokolade, Fondant - Chokolode überhaupt sämtliche der vorzüglichen dünnflüssigen Speise-Chokoladen genannter Firma, andererseits auch deren hervorragend feine garantiert reine, leichtlösliche Kakao-Pulver, unter denen wieder „Aulhorns Nährkakao" besonders gekenn zeichnet sei, gewählt werden. Sämtliche Fabrikate der Firma Petzold L Aulhorn sind stets frisch und werden aus nur besten Rohmaterialien hergestellt. MMspichsm der Iresdner Kaier. Königliches Opernhaus. Sonnabend, 12. Dezember. 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